Unternehmen Österreich 01/2024
Das Magazin des Sozialdemokratische Wirtschaftsverbandes
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schwerpunkt europa<br />
EU startet Reform<br />
der <strong>Unternehmen</strong>ssteuer<br />
VERGÜNSTIGUNGEN. Vereinfachung und Fairness gegenüber multinationalen<br />
Konzernen soll die geplante Überarbeitung der <strong>Unternehmen</strong>sbesteuerung in<br />
Europa bringen. Europaabgeordneter Hannes Heide setzt sich für ein System<br />
ein, dass Klein- und Mittelbetrieben Vergünstigungen einräumt.<br />
Kleine und mittlere <strong>Unternehmen</strong> haben<br />
im Vergleich zu global agierenden<br />
Großkonzernen oft einen deutlichen<br />
Nachteil. Die Global Player nutzen<br />
häufig komplexe Steuerstrategien, um<br />
ihre Steuerlast zu minimieren. Sie operieren<br />
in Ländern mit niedrigeren<br />
Steuersätzen und haben die nötigen<br />
Ressourcen, um durch findiges<br />
Fachpersonal Steuerschlupflöcher<br />
auszunutzen. Das Europäische Parlament<br />
hat sich nun geeinigt, eine<br />
Reform der Besteuerung für <strong>Unternehmen</strong><br />
auf den Weg zu bringen,<br />
die auf verschiedenen Ebenen für<br />
mehr Fairness sorgen soll.<br />
Steuer für Großkonzerne<br />
„Viele kleine und mittlere <strong>Unternehmen</strong><br />
nagen noch an den Spätfolgen<br />
der Pandemie, zusätzlich belasten<br />
Ausfälle in den Lieferketten, der Ukrainekrieg<br />
und die hohe Inflation unsere europäischen Betriebe.<br />
Die Einführung der Mindeststeuer von 15 Prozent<br />
für millionenschwere <strong>Unternehmen</strong> ist ein guter<br />
Anfang, um mehr Gerechtigkeit zu schaffen, doch<br />
da muss noch mehr passieren“, fordert Europaabgeordneter<br />
Hannes Heide. Die globale Mindeststeuer<br />
ist mit Jahresbeginn in Kraft getreten und betrifft<br />
große Konzerne, die einen weltweiten Umsatz von<br />
zumindest 750 Millionen Euro haben. Darauf haben<br />
sich 138 OECD-Staaten geeinigt. In <strong>Österreich</strong> sind<br />
davon etwa 6500 Gesellschaften betroffen. Die EU<br />
nimmt mit dieser Initiative eine Vorreiterrolle ein<br />
und will dem Wettlauf nach unten, den sich Staaten<br />
bei der Besteuerung liefern, ein Ende setzen.<br />
Hohe Kosten für Steuerabwicklung<br />
„Um die Widerstandsfähigkeit der heimischen<br />
Um die Widerstandsfähigkeit<br />
der heimischen<br />
<strong>Unternehmen</strong><br />
zu erhöhen, muss der<br />
Verwaltungsaufwand<br />
durch vereinfachte<br />
Steuerregelungen<br />
beendet werden.“<br />
<strong>Unternehmen</strong> zu erhöhen, muss auch der hohe Verwaltungsaufwand<br />
durch vereinfachte Steuerregelungen<br />
beendet werden“, so Heide. Derzeit liegen die geschätzten<br />
Kosten für Klein- und Mittelbetriebe für die<br />
Einhaltung der Steuervorschriften bei etwa 30 % der<br />
gezahlten Steuern. Die EU-Kommission bringt mit<br />
dem neuen einheitlichen Regelwerk zur Bestimmung<br />
der Steuerbemessungsgrundlage<br />
von <strong>Unternehmen</strong>sgruppen, kurz<br />
BEFIT, eine starke Vereinfachung<br />
für grenzübergreifend arbeitende<br />
<strong>Unternehmen</strong>. Es wird mit Einsparungen<br />
bei den Befolgungskosten<br />
von bis zu 65 % gerechnet.<br />
Auch kleinere Gruppen können<br />
das Regelwerk optional anwenden.<br />
Der Wirtschaftsausschuss des Europäischen<br />
Parlaments fordert in<br />
einem Initiativbericht aber noch<br />
mehr und schlägt vor, durch die<br />
Vereinfachung von Rückerstattungsverfahren,<br />
Abzügen und Streitigkeiten den<br />
Verwaltungsaufwand, insbesondere für KMU, zu<br />
reduzieren.<br />
27 verschiedene Steuersysteme<br />
Das Europäische Parlament will zusätzlich Steuervergünstigungen<br />
für Klein- und Mittelbetriebe<br />
durchsetzen und die Mitgliedstaaten zur Reinvestition<br />
erhöhter Steuereinnahmen, etwa durch die gestiegenen<br />
Energiepreise, veranlassen. „Die Reformen<br />
und Regulierungspakete müssen so eingeführt werden,<br />
dass sich die heimischen <strong>Unternehmen</strong> rechtzeitig<br />
darauf vorbereiten können. Dazu ist eine klare<br />
Kommunikation notwendig“, betont Heide. Das Ziel<br />
ist eine harmonisierte Steuerbemessungsgrundlage<br />
für alle EU-Staaten, die den europäischen Binnenmarkt<br />
stärkt. „Nur so kann regionalen Betrieben und<br />
Gemeinden der Rücken gestärkt werden.“<br />
12 <strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 1 | <strong>2024</strong>