MAGAZIN - Deutscher Bridge-Verband e.V.

Sport
Sie sind gefragt!
Turnierleiterentscheidungen aus der Finalrunde
Inden folgenden drei Problemen
geht esumTurnierleiterentscheidungen,
mit denen das
deutsche Open-Team in der Finalrunde
konfrontiert wurde.
Testen Sie sich selbst, bevor Sie
den Artikel weiter untenauf der
Seitelesen. AlsHinweis sind relevante
Paragraphen angegeben,
die Sie für Ihre Entscheidung
benutzen sollten. Dabei
gelten schon die neuen Regeln
(TBR 2007).
Problem 1
VII-9, TBR §45C4
♠ B
♥ –
♦ D
♣D 3
12
♠ D
♥ –
♦ KB4
♣–
N ♠K
W O♥–
♦10
S ♣A 9
♠–
♥–
♦952
♣7
In einem SA-Kontrakt spielt Süd
♦ 2aus der Hand,West legt ♦ D,
Südsagt„Bube“,verbessertsich
aber nach 1-2 Sekunden in „König“,
bevor der Tisch oder Ost
etwas zugegeben haben. O/W
rufen die Turnierleitung.
Lassen Sie die Änderung zu
oder muss ♦ B gespielt werden?
Problem 2
XI-19, TBR §68-71
♠D
♥KD6
♦–
♣–
♠97
♥74
♦–
♣–
N ♠ –
W O♥
–
♦ –
S ♣KB86
♠–
♥B10 8
♦ D
♣–
Süd spielt einen Coeur-Kontrakt,bei
dem Ost bereits in der
Bridge und kein Pardon
Das DBV-Open Team in Pau – 2. Teil: Finalrunde
■ Helmut Häusler
Sonntag,22. Juni
Heute beginnt das eigentliche
Turnier, nachdem die Vorrunde
in der ersten Woche nur dazu
diente,die 18 Mannschaftenzu
ermitteln, die jetzt, inder zweiten
Woche, umTitel, Medaillen
und die Qualifikation für die
kommende Bermuda Bowl und
den Champions Cup 2008 und
2009 spielen.
In jeder der beiden Vorrundengruppen,
die nach den
Ergebnissen der letzten drei
Europameisterschaften eingeteilt
wurden, hatten sich die
sieben am höchsten gesetzten
plus zwei weitereTeams qualifiziert.
Das Ergebnis der Vorrunde
schält aber nicht automatisch
Favoriten für die
Finalrunde heraus, dabereits
qualifizierte Teams es gegen
Ende etwas lockerer angehen
konnten. Beeindruckend dennoch
die Leistung der Schweden,
die gegen starke Konkurrenz
in der Vorrundengruppe
B einen Schnitt von fast 20
Siegpunkten pro Kampf erspielten,
während die nächst
besten Teams – in beiden
Gruppen – gerade einmal auf
18 Siegpunkte kamen. Wir belegten
mit einem Schnitt von
17,3 Siegpunkten Platz 5 in
der schwererenB-Gruppe.
In der Finalrunde startenalle
Teams von Null an. Es werden
17 Kämpfe zuje20Boards gespielt.
Das Programm ist anstrengender
als in der Vorrunde,
denn jetzt gibt es nur noch
starke Gegner und es wird bis
aufs Messer um jeden Siegpunkt
gekämpft. Was dies für
ersten Trumpfrunde nicht bedient
hat (West hatte ♥ KD96).
Danach wurde kein Trumpf
mehr gespielt und folgende
Endposition erreicht, in der Süd
zwei Stiche beansprucht. O/W
rufen die Turnierleitung. Geben
Sie dem Claim statt oder gestehen
Sie Südnur einen Stich zu?
Problem 3
XII-19,Teiler S, Gefahr O/W,TBR §25
Süd
♠ 10
♥ AK10 876
♦A
♣AKDB4
West Nord Ost Süd
2 ♣ 1)
– 2 ♠ 2) – 3 ♥ / 4 ♥
–
1) Semi- oder Partieforcing
2) 0-3, 5er-Pik
Nach obiger Reizung werden Sie
von West gerufen, der mit Süd
zusammen auf einer Screenseite
sitzt und Süds Änderung von
3 ♥ in 4 ♥ nicht akzeptieren
möchte. Sie befragen Süd, der
Ihnen folgendes mitteilt.
Süds 2♣-Eröffnung ist mehrdeutig,
entweder ausgeglichen
mit 19-20 oder 25-26, beliebiges
die deutsche Mannschaft im
Einzelnen bedeutet, erfahren
Sie auf den nächsten Seiten.
Wenn Sie sich zuvor in die Rolle
eines Turnierleiters versetzen
möchten, können Sie zunächst
die Fragen oben auf der Seite
beantworten.
1. Runde gegen Island
14:16 (44-47)
Elinescu – Wladow und Piekarek
– Smirnov starten gut und
führen nach 8 Boards bereits
mit 37-1, doch am Ende steht
eine knappe Niederlage zu Buche.
2. Runde gegen Frankreich
23:7 (65-28)
Nachdem ich für die zweite
Runde die gleiche Aufstellung
am Computer eingegeben
habe, kommt Wladow mit dem
dringenden Wunsch, ab jetzt
auf Ost spielen zu wollen. Bisher
war alles einfach, Wladow auf
West und Elinescu auf Ost,doch
Semiforcing, Partieforcing in
Coeur oder eine stehende Oberfarbe
mit 8-9 Stichen. Übliche
Antwort ist ein Relais mit 2 ♦,
nach dem der Eröffner sein Blatt
beschreibt,indiesem Falle 2SA
= Semi- oder Partieforcing in
Coeur.
Verbessern erlaubt?
Inder aktuellen Hand bietet Nord
aber 2 ♠, zum Spielen gegenüber
ausgeglichenen 19-20. Süd
will in dieser unklaren Situation
2SAnicht riskieren, auch nicht
3 ♥, da Partner diese passen
könnte.Nach langem Überlegen
will er jegliche Schlemmambitionen
mit einem Sprung in 4 ♥
begraben, legt aber aus Versehen
3 ♥ auf den Schlitten. West
passt sofort, wonach Süd, bevor
er den Schlitten auf die andere
Screenseite schiebt, bemerkt,
dass dort janur 3 ♥ liegt, die er
nun in die beabsichtigten 4 ♥
verbessernmöchte.
Lassen Sie die Änderung zu
oder muss 3 ♥ bleiben? ■
als Kapitän muss man auch flexibel
sein. Ob der gegnerische
Kapitän die Änderung zulassen
würde? Kein Problem, denn vor
allem er will etwasändern, da er
aus Versehen zwei Spieler aus
verschiedenen Paaren aufgestellt
hat, für die gar keine gemeinsame
Konventionskarte
eingereicht wurde. Wladows
Einstand auf Ost ist hingegen
suboptimal, als er im ersten
Board 2♠ verliert, doch das
Board ist ausgeglichen, da Piekarek
– Smirnov imClosed 3 ♠
einmal schlagen. Am Screen ist
jedoch noch die ursprüngliche
Aufstellung zu sehen, woraufhin
Elinescu dem BBO-Scorerzu
verstehen gibt, dass nicht er,
sondern Wladow auf Ost sitzt!
Am Ende gibt es nach dem 25:3
aus der Vorrunde wieder einen
hohen Sieg gegen die Gastgeber.
Nach dem ersten Spieltag
liegen wir mit 37 SP auf Platz 6,
hinter England (46), Schweden
(45), Bulgarien (41), Norwegen
(41) und Russland (39).
September 2008