MAGAZIN - Deutscher Bridge-Verband e.V.
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Sport<br />
Highlights<br />
Das White-House-Turnier in Amsterdam<br />
■ Sabine Auken<br />
Entgegen der allgemeinen<br />
Auffassung wirddie Regentschaft<br />
im„Weißen Haus“ nicht<br />
durch die amerikanischen Präsidentschaftswahlenentschieden.<br />
Stattdessen findet jedes<br />
Jahr im Februar die neue Krönung<br />
in der Lisbaanpad 45 in<br />
Amsterdam statt, wo sich 16<br />
hochkarätige Teams zum Spitzen-<strong>Bridge</strong><br />
über drei Tage treffen.<br />
Auch dieses Jahr gelang es<br />
MaxAbrams und Herman Drenkelford,<br />
die besten internationalen<br />
<strong>Bridge</strong>spieler für das<br />
„WhiteHouse“,das mehrereniederländische<br />
<strong>Bridge</strong>clubs beherbergt,<br />
zu begeistern. Sie<br />
brachten es fertig, eines der<br />
populärsten internationalen<br />
<strong>Bridge</strong>-Turniereins Leben zu rufen<br />
und gleichzeitig niederländischen<br />
Spitzenspielern eine<br />
exzellente Möglichkeit zu bieten,<br />
ihr <strong>Bridge</strong>spiel gegen Experten<br />
aus der ganzen Welt zu<br />
testen. Zweifelsohne spielt ihre<br />
kontinuierliche Unterstützung<br />
keine geringe Rolle dabei, dass<br />
die niederländischen Teams seit<br />
Jahren international hervorragende<br />
Leistungen aufzuweisen<br />
haben.<br />
Dieses Jahr bildeten Daniela<br />
v. Arnim und ich ein Team mit<br />
Michael Elinescu und Entscho<br />
Wladow, die seit vielen Jahren<br />
die Stützen des deutschen<br />
Open-Teams bilden. Das Feld<br />
wurde in zwei Gruppen zu je<br />
achtTeams geteilt,indenen ein<br />
„Round Robin“ gespielt wurde.<br />
Nur die zwei Bestplatzierten jeder<br />
Gruppe hatten die Chance,<br />
um den Titelzukämpfen.<br />
In Runde 2spielten wir gegen<br />
Apolinary Kowalski und<br />
Piotr Tuszynski aus Polen, die<br />
ein Team mit Peter Fredin aus<br />
Schweden und Jan Jansma aus<br />
Holland bildeten. Wenn man<br />
sich überlegt,dass unsereTeam-<br />
Kollegen vor vielen Jahren aus<br />
Rumänien und Bulgarien hergezogen<br />
sind, waren also nicht<br />
weniger als sechs Nationen bei<br />
diesem Match vertreten. Offen-<br />
sichtlich bringt <strong>Bridge</strong> Nationen<br />
zusammen.<br />
Dieser Schmelztiegel verschiedener<br />
Nationalitäten<br />
brachte es dann auch fertig,beeindruckende<br />
127 IMPsingerade<br />
mal 14 Boards umzusetzen,<br />
hier sind zwei der Übeltäter:<br />
Teiler N, Gefahr keiner<br />
♠K10 7<br />
♥ –<br />
♦ KB10 862<br />
♣D762<br />
♠B954<br />
♥854<br />
♦43<br />
♣A10 93<br />
N ♠D<br />
W O♥KD10<br />
976<br />
♦A75<br />
S ♣KB4<br />
♠ A 8632<br />
♥AJ32<br />
♦D9<br />
♣85<br />
West Nord Ost Süd<br />
Kowalski Sabine Tuszynski Daniela<br />
– 1 ♥ 1 ♠<br />
2 ♦ 1) 3 ♠ 4 ♦ –<br />
5 ♦ alle passen<br />
1) Non-forcing<br />
Ich musste ein Ausspiel gegen<br />
5 ♦ finden. Was wäre Ihre Wahl<br />
gewesen? Die Reizung betrachtet,<br />
erschien es unwahrscheinlich,<br />
dass wir mehr als einen Pik-<br />
Stich und mein ♣ Ahatten. Egal<br />
ob mein Partner das ♠ Abesaß<br />
oder nicht, ein Pik-Ausspiel würde<br />
uns keinen zusätzlichen Stich<br />
einbringen. Aus meiner Sicht<br />
hatteOst eine KürzeinPik,denn<br />
mit einem Double hätte ersicherlich<br />
ein kompetitives Kontra<br />
dem 4♦-Gebot vorgezogen.<br />
Ein Coeur-Stich würdewahrscheinlich<br />
nicht laufen, denn<br />
das war die lange Farbe des<br />
Dummies.Treffschien die beste<br />
Möglichkeit für uns zu sein, einen<br />
dritten Stich zu entwickeln.<br />
Da Wests 2♦-Gebot non-forcing<br />
gewesen war, würde die starke<br />
Hand auf den Tisch kommen.<br />
Vielleichtkönnte ich den Alleinspieler<br />
über die wahre Position<br />
des ♣ Atäuschen, wenn ich unter<br />
diesem ausspielte? Diese<br />
Schlussfolgerungen erschienen<br />
mir einfach zu plausibel,und so<br />
spielteich ♣ 10 aus.<br />
Mein Herz schlug schneller,<br />
als beim Dummy ♣ KB4 erschien.<br />
War dies die Traumver-<br />
teilung? Würdeder Alleinspieler<br />
♣ Beinsetzen und Daniela sowohl<br />
♣ Dals auch ♠ Aproduzieren,<br />
so dass wir den Kontrakt<br />
einmal schlagen könnten? Aber<br />
der Alleinspieler machte meine<br />
Hoffnungen schnell zunichte,<br />
indem er den König vom Dummy<br />
nahm (wie konnte er das unterdiesen<br />
Umständen erraten?),<br />
zwei Runden Trümpfe zog und<br />
dann den Kontrakt claimte.Ach<br />
ja, er hatteselbst die ♣ D.<br />
Es schien nichts verloren zu<br />
sein, aber am anderen Tisch<br />
schätzten unsere Team-Kollegen<br />
die Situation falsch ein und<br />
verloren in demselben Kontrakt<br />
einen Stich an die ♦ D, ein Verlust<br />
von10IMPs. Sicherlich hätte<br />
der Alleinspieler an unserem<br />
Tisch den Stand der Trümpfe<br />
niemals falsch eingeschätzt,<br />
würdedoch niemand mit einem<br />
potenziellen Trumpfstich klein<br />
unter einem Ass ausspielen. So<br />
hatte mein wohldurchdachtes<br />
Ausspiel ein unvorhersehbar<br />
schlechtesErgebnis.<br />
Die nächste Austeilung<br />
brachte ein neues Abenteuer:<br />
Teiler O, Gefahr N/S<br />
♠A10 963<br />
♥D3<br />
♦10 9<br />
♣AK10 2<br />
♠ 75<br />
♥952<br />
♦A7654<br />
♣B64<br />
N ♠KD4<br />
W O♥AK874<br />
♦KB3<br />
S ♣D7<br />
♠ B 82<br />
♥B10 6<br />
♦ D 82<br />
♣9853<br />
West Nord Ost Süd<br />
Kowalski Sabine Tuszynski Daniela<br />
1 ♥ 1) –<br />
1 ♠ – 2 ♥ 2) –<br />
2 ♠ – 4 ♠ –<br />
4 SA 3) – 5 ♠ 4) –<br />
6 ♠ alle passen<br />
1) Polnisch-Treff,entweder nat. oder 18+HCP<br />
2) mind. 5er-Coeur, 18 HCP<br />
3) Roman Key-Card Blackwood<br />
4) 2 Keycards +Trumpfdame<br />
Unglaublich! Wieder mussteich<br />
ausspielen und dabei hatte ich<br />
ganz entschieden ein Déjà-vu-<br />
Gefühl. Wieder schaute ich auf<br />
ein Ass und sollte durch einen<br />
starken Dummy ausspielen. Es<br />
gibt Zeiten, in denen Entscheidungen<br />
nicht nur mit dem Verstand,<br />
sondern zueinem großen<br />
Teil auch mit dem Gefühl<br />
getroffen werden.<br />
Wenn es in diesem Fall richtig<br />
wäre,mein Asszuunterspielen<br />
und ich täte es nicht, würden<br />
meine Gegner mich wieder<br />
belächeln wie bei der vorigen<br />
Austeilung. Aus meiner Sicht<br />
hatteich keine andereMöglichkeit,<br />
als unter dem ♦ Aauszuspielen.<br />
Ich trautekaum meinen<br />
Augen, als der Dummy herunterging<br />
und ich auf fast die gleichen<br />
Karten in Karo blickte wie<br />
zuvor in Treff: ♦ KB3.<br />
Der Alleinspieler sah argwöhnisch<br />
auf meine ♦ 5, und<br />
jetzt wusste ich, dass ich diesmal<br />
ins Schwarze getroffen hatte.<br />
Daniela hielt die ♦ D. Würde<br />
der Alleinspieler den Test bestehen?<br />
Schließlich orderte er ein<br />
kleines Karo vomDummy, Daniela<br />
gewann ihre Dame und<br />
spielte Karo zumeinem Ass zurück,<br />
was den Kontrakt einmal<br />
schlug.<br />
Sowie Danielas Karo-Rückspiel<br />
auf dem Tisch gelegen<br />
hatte, rief der Alleinspieler: „Ich<br />
wusste es! Ich war mir zu 90%<br />
sicher, dass du wieder unter<br />
dem Ass ausgespielt hast!“ Worauf<br />
sein Partner trocken erwiderte:<br />
„90% sind besser als<br />
50%.“<br />
Jedenfalls wurden wir diesmal<br />
mit 14 IMPs belohnt, denn<br />
unsere Team-Kollegen gewannen<br />
ihren Schlemm am anderen<br />
Tisch. Wir haben zwar das Turnier<br />
nicht gewonnen, aber wir<br />
hatten eine Menge Spaß!<br />
Und wer errang in diesem<br />
Jahr den Titel? Nicht besonders<br />
überraschend ein paar der „üblichen<br />
Verdächtigen“: Niemand<br />
geringerer als Maria-Teresa Lavazza,<br />
Norberto Bocchi, Giorgio<br />
Duboin, Agustin Madala, Antonio<br />
Sementa und Guido Ferrara.<br />
Es ist in der Tat ein erstklassig<br />
besetztes Turnier. ■<br />
DerDBV<br />
im Internet:<br />
www.bridge-verband.de<br />
20 September 2008