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MAGAZIN - Deutscher Bridge-Verband e.V.

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✂<br />

Fragen an den kleinen<br />

Turnierleiter<br />

■ Christian Farwig<br />

Dummyspielt eigenständig<br />

eine Karte<br />

Frage: Bei einem Clubturnier hat der<br />

Dummy indas Spielgeschehen eingegriffen,<br />

indem er eine Karte gespielt<br />

hat ohne Order des Alleinspielers.<br />

Dazu wurde der Turnierleiter<br />

nicht sofort gerufen, sondern erst etwasspäter.<br />

Welche Entscheidung muss der<br />

Turnierleiter in diesem Fall treffen?<br />

Antwort: Die Einschränkungen des<br />

Dummies regelt der §43der Turnierbridgeregeln.<br />

Hier steht unter anderem:<br />

„Der Dummy darf keinesfalls am<br />

Spiel teilnehmen“. Damit ist dem<br />

Dummy natürlich auch verboten, aus<br />

eigener InitiativeKartenzuspielen.<br />

Wenn der Dummy dagegen verstößt,<br />

gibt es fürden Turnierleiter zwei<br />

Dinge zu tun:<br />

Er kann nach §90Turnierbridgeregeln<br />

eine Verfahrensstrafe aussprechen.<br />

Das geht von einer Ermahnung<br />

bis hin zu Strafpunkten.<br />

Hier muss der Turnierleiter im Einzelfall<br />

entscheiden: Wenn der Alleinspieler<br />

eine 6er-Farbe von oben abzieht<br />

und der Dummy nach vier<br />

Runden in dieser Farbe die fünfte<br />

Karte selbstständig zieht, dann ist<br />

das zwar nicht regelkonform, aber<br />

Strafpunkte wären dafür keine angemessene<br />

Strafe. Wenn ein besonders<br />

penetranter Dummy aber versucht,<br />

dem Alleinspieler einen<br />

Spielablauf zu suggerieren, am besten<br />

noch nach Einsicht indie Karten<br />

des Gegners, dann sind Strafpunkte<br />

überaus angemessen. Das kann in<br />

besonders unethischen Fällen sogar<br />

bis zu einem Ausschluss vomTurnier<br />

gehen. Hier muss der Turnierleiter<br />

zwischen laxem Umgang mit den<br />

Regeln und unethischem Vorgehen<br />

unterscheiden.<br />

Alle Informationen, die der Alleinspieler<br />

aus den unerlaubten Aktionen<br />

des Dummies gewinnt, sind logischerweise<br />

unerlaubte Informationen.<br />

Wenn der Turnierleiter zum Schluss<br />

kommt, dass der Alleinspieler diese<br />

Informationen ausgenutzt haben<br />

könnte, soll er einen berichtigten<br />

Scorezuteilen.<br />

Ein Beispiel dafür:<br />

September 2008<br />

♠A2<br />

♥–<br />

♦–<br />

♣–<br />

♠KB<br />

♥–<br />

♦–<br />

♣–<br />

N ♠D4<br />

W O♥–<br />

♦–<br />

S ♣–<br />

♠76<br />

♥–<br />

♦–<br />

♣–<br />

In dieser Endposition spielt der Alleinspieler<br />

die ♠ 6, West legt klein und der<br />

Dummyziehtden König.Wenn es aus<br />

der Hand heraus nicht absolut zwingend<br />

ist, den König zu legen und der<br />

Bube eine hinreichend plausible Alternative<br />

darstellt, soll der Turnierleiterentscheiden,<br />

dass der Alleinspieler<br />

den Buben legen muss; auch wenn<br />

der Alleinspieler beteuert, er hätteohnehin<br />

den König gelegt.<br />

Ein anderes Beispiel:<br />

♠863<br />

♥–<br />

♦–<br />

♣–<br />

♠AKD10<br />

♥ –<br />

♦ –<br />

♣–<br />

N ♠B7<br />

W O♥–<br />

♦–<br />

S ♣–<br />

♠9542<br />

♥–<br />

♦–<br />

♣–<br />

Der Alleinspieler spielt klein aus der<br />

Hand,West legt klein und der Dummy<br />

auf Nord nimmt das Ass. Wieder eine<br />

Regelwidrigkeit, aber es wäre widersinnig<br />

vom Alleinspieler, den Schnitt<br />

zu machen und es gibt keine plausible<br />

Spielvariante zu der durch die unerlaubteInformation<br />

nahegelegten. Der<br />

Turnierleiter sollteesbei einer Ermahnung<br />

fürden Dummybelassen. Es sei<br />

denn, der Dummy hat vorher in die<br />

Karten des Gegners gesehen. In diesem<br />

Fall bliebe zwar auch der Score<br />

bestehen, aber abhängig vomTurnier<br />

und dem Vorwissen der Spieler sollte<br />

der Turnierleiter hier eine fühlbare<br />

Verfahrensstrafe, etwa 10% einesTops,<br />

verhängen.<br />

Allerdings: Der Turnierleiter sollte<br />

sofort gerufen werden. Durch verspätetes<br />

Rufen kann sich die unschuldige<br />

Seiteumdas Rechtauf eine Bestrafung<br />

bringen. Das muss der Turnierleiter allerdings<br />

im Einzelfall entscheiden. ■<br />

Technik<br />

Rezension zu:<br />

Turnierleitung,bitte!<br />

(Der kleine Turnierleiter II<br />

vonChristian Farwig)<br />

■ GunthartThamm<br />

Der Autor beantwortet 71Fragen zu<br />

häufig in Clubturnieren auftretenden<br />

Problemen, und zwar<br />

– ausführlich<br />

– leichtverständlich<br />

– kommentiert<br />

– und natürlich den Regeln entsprechend<br />

Die Fragen sind sinnvoll in vier Kapitel<br />

gegliedert<br />

– Allgemeines<br />

– Reizung<br />

– Spiel<br />

– Turnierdurchführung<br />

Diese Fälle wurden bereits im <strong>Bridge</strong><br />

Magazin abgedruckt.Wenn Sie es aber<br />

versäumt haben, die einzelnen Abhandlungen<br />

zu sammeln, gibt es jetzt<br />

die Komplettsammlung in sortierter<br />

und gebundener Form fürSpieler und<br />

(Club-)Turnierleiter, umbeim nächsten<br />

Turnier noch sicherer aufzutreten.<br />

Falls Sie zu den akribischen Sammlern<br />

gehören, die bereits alle Fälle archivierthaben,<br />

gibt es fürSie und andere<br />

als schon allein ausreichenden<br />

Kaufgrund das Kapitel 5, in dem die<br />

wichtigsten Änderungen der neuen<br />

Turnierregeln behandelt werden:<br />

Übersichtlich werden alter und neuer<br />

Regeltext gegenübergestellt und die<br />

sich daraus ergebenden Konsequenzen<br />

beschrieben und verdeutlicht<br />

(152 Seiten, alle in deutscher<br />

Sprache). ■<br />

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