MAGAZIN - Deutscher Bridge-Verband e.V.

Technik
Dieneuen Turnier-Bridge-Regeln
Teil 1: Änderung der Revokestrafen
■ Matthias Schüller
Der Weltbridgeverband hat
Ende letzten Jahres eine
komplett überarbeiteteVersion
der Turnier-Bridge-Regeln beschlossen.
Diese werden in
Deutschland am 1. September
2008 in Kraft treten. In diesem
und den folgenden Magazinen
werden wir Sie mit den wichtigsten
Regeländerungen vertraut
machen. Die komplette
Version der neuen Regeln finden
Sie bereits jetzt in deutscher
Übersetzung auf der DBV-
Homepage – wahlweise mit
oder ohne Markierung aller geändertenRegeln.
Revokes gehörenzuden Regelwidrigkeiten,
mit denen jeder
Turnierleiter oft zutun hat.
Die neue Version von§64 ATBR
wird daher eine der Änderungen
sein, die in der Praxis
am häufigsten vorkommen. Der
neue Regeltextlautet:
§64: Verfahren nach Vollendung
eines Revokes
A. Aufein Revoke folgende Rektifikation
Ist ein Revoke vollendet:
1. und wurde der Stich, in dem
das Revoke vorkam, vondem
schuldigen Spieler gewonnen,
wirdamEnde des Spiels
der Stich, in dem das Revoke
vorkam sowie irgendein
nachfolgender Stich, den die
schuldige Seite gewann, der
nicht-schuldigen Seite zugesprochen.
2. und wurde der Stich, in dem
das Revoke vorkam, nichtvon
dem schuldigen Spieler gewonnen,
wirdnach Spielende
ein Stich der nicht-schuldigen
Seite zugesprochen, sofern
die schuldige Seite diesen
oder irgendeinen nachfolgenden
Stich gewann.
Nr. 1ist inhaltlich unverändert.
Die gute Nachricht: Nr. 2ist auf
den ersten Blick einfacher geworden
als in den TBR 1997:
Dort gab es noch die Regelung,
dass auch dann zwei Stiche abgezogen
werden, wenn der
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schuldige Spieler zwar nicht
den Revokestich gewann, aber
spätereinen Stich mit einer Karte
machte, die er zum Revokestich
hätte zugeben können.
Dies fällt in den neuen TBR weg.
Die Strafstiche werden jetzt
nach folgendem einfachen
Schema abgezogen (natürlich
immer unterderVoraussetzung,
dass die schuldige Seiteabdem
Revokestich, aber inklusivedesselben,
überhaupt so viele
Stiche erzielt hat):
❍ Zwei Stiche Strafe, wenn der
schuldige Spieler den Revokestich
gewann (und zwar
dieser Spieler „persönlich“;
begeht der Alleinspieler ein
Revoke, während der Dummy
den Stich gewinnt, so
wurde der Stich nicht vom
schuldigen Spieler gewonnen).
❍ Ein Stich Strafe in allen anderenFällen
Wie bei den meisten guten
Nachrichten gibt es aber auch
eine Kehrseite. Dadurch, dass es
jetzt weniger Fälle gibt, indenen
die Zweistichstrafe angewandt
wird, muss der Turnierleiter
noch sorgfältiger als
vorher darauf achten, ob durch
diese technischen Abzüge der
Schaden, der durch das Revoke
entstanden ist,auch tatsächlich
ausgeglichen wird. Ist dies nicht
der Fall, muss §64CTBR angewandt
werden, d. h. der Score
wirdauf das Ergebnis korrigiert,
das ohne Revoke wahrscheinlich
erzielt worden wäre. Achtung:
Wie auch in den bisherigen
Regeln hat die
nicht-schuldige Seite nie einen
Anspruch darauf, besser dazustehen,
als wenn es kein Revoke
gegeben hätte. Das einzige,was
nie passieren darf, ist, dass die
Seite, die das Revoke begangen
hat, dadurch mehr Stiche erzielt
als ohne Regelverstoß.
Eine kleine,inder Praxis wohl
selten relevante Ergänzung gibt
es darüber hinaus noch in §64B
TBR, also der Liste der Fälle, in
denen keine Stichstrafen angewandt
werden. Es wurde jetzt
ausdrücklich der Fall hinzugenommen,
dass beide Parteien
im selben Boardein Revoke be-
Spieltechnik für
Fortgeschrittene
■ Helmut Häusler
Indieser Serie werden Ihnen
jeden Monat zwei Probleme
zu Alleinspiel oder Gegenspiel
präsentiert, zunächst ohne hilfreiche
Themenangabe,die es in
der Praxis am Tisch ja auch nicht
gibt. Zuden Problemen sei nur
so viel gesagt, dass es keine
exotischen Preisrätselaufgaben
sind und dass das zweite
schwieriger ist als das erste, zumindest
nach meiner Einschätzung.
Gehen Sie die Probleme
daher zunächst ganz unbefangen
an und machen Sie Ihren
Plan.
Sollten Sie zu einem Problem
gar keinen Zugang haben, finden
Sie vor der Auflösung als
Tipp ein Stichwort. Wenn Sie
mögen, können Sie mit diesem
Hinweis auf die Thematik einen
zweiten Anlauf machen, bevor
Sie die Lösung des Problems
nachlesen.
Lösungen auf Seite26
gehen. Ist dies der Fall, versuchen
Sie gar nichterst,fürbeide
Seiten Stichstrafen zu vergeben,
die sich dann teilweise wieder
gegenseitig aufheben; stattdessen
nehmen Sie Reizung
und Spiel bis zum ersten Revoke
als gegeben hin, und ab diesem
Punkt weisen Sie das Ergebnis
zu, das wahrscheinlich
erzielt worden wäre, wenn es
überhaupt keine Revokes gegeben
hätte. ■
Problem 1
Team, Teiler N, Gefahr keiner
♠AB
♥10 9872
♦943
♣AB5
N ♠ KD82
W O♥DB43
♦K10 87
S ♣3
West Nord Ost Süd
– – 1♠
– 2♥ – 2SA 1)
– 3 SA alle passen
1) 15-17
Gegen 3SA startet West mit
♣ 10 (Höchste der Sequenz
oder inneren Sequenz), der
Tisch gibt ♣ 5und der Experte
auf Süd gewinnt mit ♣ K. Es
folgt ♠ 3, West gibt ♠ 5und der
Tisch ♠ B. Wie planen Sie, den
Kontrakt zu schlagen?
Problem 2
Team, Teiler O, Gefahr N/S
♠A5
♥AD10 5
♦ K 872
♣B10 5
N ♠ B 10 9
W O♥432
♦A9643
S ♣A7
West Nord Ost Süd
– 1 ♠
– 2 ♦ – 2 ♥
– 4 ♥ alle passen
Gegen 4 ♥ spielt West ♣ 2
(Dritt- oder Fünfthöchste) aus,
der Tisch gibt ♣ 5, Sie gewinnen
mit ♣ A, Süd bedient ♣ 4. Wie
planen Sie das Gegenspiel? ■
September 2008