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Rozmowa - Zbliżenia Interkulturowe

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sich scheiden, um das Mädchen heiraten<br />

zu können. Seine Familie versuchte vergeblich,<br />

ihn zur Vernunft zu bringen. Da<br />

heckten sie einen hinterhältigen Plan aus.<br />

Sie schickten einen alten Vetter nach<br />

Marienbad, der das Mädchen mit viel<br />

Geld bestach, auf die versprochene Ehe<br />

zu verzichten. Doch die Hochzeitszeremonie<br />

fand statt, während der erst nach<br />

dem Trauungskuss der alte Gerstel entdeckte,<br />

dass unter dem Schleier seine gute,<br />

alte Frau und nicht das Marienbader<br />

Mädchen steckte. Was will uns Wilkowitsch<br />

damit lehren? Wenn aus dem Abenteuer<br />

eine Moral zu ziehen ist, so ist es die, daß<br />

man den Gatten, und wenn er noch so alt und<br />

zahm wäre, nicht allein nach Marienbad reisen<br />

lasse. Auch die Gattin, eventuell die ganze Familie<br />

soll vorsichtshalber mitkommen!<br />

Er sammelte mehr Kurortanekdoten,<br />

nicht nur jüdische, die er sehr spritzig<br />

bearbeitete. Oft präsentierte er diese Anekdoten<br />

als lustige Erzählungen, wie z. B.<br />

in der Skizze „Von der Ziege, die keine<br />

Milch geben wollte“ in der „Jüdischen<br />

Volksstimme“ vom 10. 3. 1924. Es ist die<br />

Miroslava Kyselá: Armin Wilkowitsch<br />

Erzählung von einem unpraktischen<br />

Gelehrten, der in tiefste Not geriet. Damit<br />

er wenigstens Milch hatte, schenkten<br />

ihm seine Nachbarn eine Ziege. Er wusste<br />

aber offenbar nicht, dass die Ziege keine<br />

Milch gibt, wenn sie nicht ihr Bündlein<br />

Heu bekommt. Große Gelehrsamkeit genügt<br />

offenbar nicht, das alltägliche Leben<br />

zu meistern.<br />

Wilkowitsch brachte dem Leser nahe,<br />

was alte jüdische Sitten und Traditionen<br />

bedeuteten, und wie das jüdische Leben<br />

im Haus seiner Eltern sich vollzog, so wie<br />

er es als Kind noch miterlebt hatte. Er<br />

verfügte über eine bewundernswerte Fähigkeit,<br />

in seinen Feuilletons mit knappen,<br />

feinen Strichen die Landschaften seiner<br />

Jugend, jene litauischen und böhmischen<br />

Dörfer und ihre besonderen Stimmungen,<br />

wiederaufleben zu lassen.<br />

Nach 1938 verliert sich seine Spur. Es<br />

ist bisher nicht gelungen herauszufinden,<br />

wann und wo Armin Wilkowitsch gestorben<br />

ist, ob er das Elend des Zweiten Weltkriegs<br />

noch miterleben musste oder ob<br />

es ihm etwa erspart blieb.<br />

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