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Rozmowa - Zbliżenia Interkulturowe

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Polityka i historia<br />

Kopf die Mütze mit dem Totenkopf, den<br />

Saal, und mit ihm kamen ein paar Unteroffiziere<br />

(entspr. SS-Dienstgrad „Scharführer“)<br />

in voller Montur, mit Karabinern<br />

auf der Schulter, die sich in der<br />

Nähe der Eingangstür aufstellten. Dieses<br />

Auftreten berührte alle etwas unangenehm,<br />

ich nahm jedoch an, das solle nur<br />

mehr Eindruck machen. Schließlich betrat<br />

Müller das Katheder und begann…<br />

seinen Vortrag mit der Begrüßung: Meine<br />

Damen, meine Herren (es waren auch<br />

drei Frauen da), und dann fuhr er gleich<br />

darauf fort, da es ein Missverständnis<br />

zwischen … der Bevölkerung der besetzten<br />

Gebiete und den Besatzungsbehörden<br />

gebe, habe er die Anweisung bekommen,<br />

dieses Missverständnis aufzuklären.<br />

Dies beziehe sich insbesondere<br />

auf die Universitätsbehörden, deren Auftreten<br />

unangemessen sei und sich in drei<br />

Vorwürfen fassen lasse, die nicht toleriert<br />

werden könnten.<br />

Sie lauteten mehr oder weniger so: 1)<br />

Sie haben die Universität eröffnet und Vorlesungen<br />

begonnen, ohne uns zu fragen. 2) Sie haben<br />

die Examenskommissionen gebildet und die Prüfungen<br />

abgehalten, ohne uns zu fragen. 3) Sie haben<br />

die wissenschaftlichen Institute eröffnet und<br />

die wissenschaftliche Arbeit begonnen, ohne uns<br />

zu fragen … Deshalb werden Sie alle verhaftet<br />

und ins Gefangenenlager gebracht.<br />

Verhaftet wurden 183 Personen, darunter<br />

auch einige, die sich nur zufällig im<br />

Gebäude aufhielten und nicht zum Lehrkörper<br />

der Universität gehörten, aber<br />

auch einige Professoren der Bergakademie<br />

und der Handelshochschule, die an<br />

diesem Morgen eigene Konferenzen im<br />

Collegium Novum abgehalten hatten.<br />

Die Verhafteten wurden zunächst in<br />

ein Krakauer Gefängnis verbracht, die<br />

48<br />

Nichtbetroffenen, darunter auch ein<br />

deutscher Professor, entließ man im Verlaufe<br />

der nächsten Tage. 171 Wissenschaftler,<br />

darunter die Rektoren der Universität,<br />

der Bergakademie und der Handelshochschule<br />

sowie der Präsident der Polnischen<br />

Akademie der Wissenschaften,<br />

wurden mit Zwischenstationen in Breslauer<br />

Gefängnissen 5 schließlich am 28.<br />

November 1939 dem Konzentrationslager<br />

Sachsenhausen, nördlich von Berlin,<br />

„überstellt“. Zunächst hatten gerade auch<br />

die Familien der Verhafteten angenommen,<br />

dass es sich um eine präventive<br />

Maßnahme im Sinne einer Geiselnahme<br />

handele, um nämlich von der Besatzungsmacht<br />

befürchteten Demonstrationen<br />

am polnischen Unabhängigkeitstag, dem<br />

11. November, zuvorzukommen – so wie<br />

schon der Senat der Universität vorbeugend<br />

den Vorlesungsbeginn vom 6. auf<br />

den 13. 11. verschoben hatte. Als die Verhafteten<br />

jedoch nach 2 oder 3 Tagen nicht<br />

entlassen wurden, vielmehr am 9. November<br />

aus Krakau verschwanden, und<br />

ihr weiteres Schicksal wochenlang ungewiss<br />

blieb, war jegliche Hoffnung auf eine<br />

nur zeitweilige Sanktion erloschen.<br />

12 der Professoren starben während<br />

der Lagerhaft, in den Wochen bis Ende<br />

Januar 1940; drei jüdische Professoren<br />

wurden in den Jahren 1940 bis 1942 in<br />

den Lagern Sachsenhausen, Mauthausen<br />

und Buchenwald ermordet. Auf internationalen<br />

Druck wurden am 8. Februar<br />

1940 einhundert der Professoren, die älter<br />

als 40 Jahre waren, nach Krakau entlassen;<br />

13 aus dieser Altersgruppe, die als<br />

deutschfeindliche Aktivisten eingestuft<br />

5 u.a. im Kletschkauer Gefängnis, in dem gegen<br />

Ende 1918 auch Rosa Luxemburg einsaß

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