Rozmowa - Zbliżenia Interkulturowe
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<strong>Zbliżenia</strong> literackie<br />
wähnen (…), das Geheimnis um den verschollenen<br />
Liebhaber der Großmutter,<br />
den viele als Lump (…) erinnert hätten,<br />
all das und besonders die verkapselte Liebe<br />
der Großmutter habe sie dazu gebracht,<br />
als Kind schon, zuerst aus Trotz,<br />
dann aus Neigung diese schwierige und<br />
oft der Logik ferne Sprache zu erlernen,<br />
sie schließlich zu studieren und – seit<br />
dem Tod der Großmutter – die deutsche<br />
Literatur des neunzehnten Jahrhunderts<br />
zum Gegenstand ihres Studiums zu machen.“<br />
(WF, 421) Und aufgrund dieser<br />
Passion unterscheidet sie sich in ihrem<br />
Umgang mit Literatur denn auch grundlegend<br />
von Martina. Wo die eine Bildungs-Fragmente<br />
sammelt, stellt die andere<br />
Zusammenhänge her. Und wo die<br />
eine dem Sekundären verfallen ist, hat die<br />
andere sich dem Primären verschrieben.<br />
So ist es kein Wunder, daß die Archivisten<br />
am Ende zu dem Befund kommen:<br />
„Nicht ohne Neid müssen wir anerkennen,<br />
daß die Enkeltochter vom Holze des<br />
Großvaters war. Wie er, so hatte auch sie<br />
keine Mühe, aus anderer Zeit und wie<br />
vorgestrig zu sein. Sie entsprachen einander<br />
eingespielt (…) Damit konnte das<br />
Archiv nicht konkurrieren.“ (WF, 440)<br />
Damit spielen sie an auf jene synthetisierende<br />
Aufklärungsarbeit an Leben und<br />
Werk Fontanes, die Fonty und seine Enkeltochter,<br />
Muse und Lehrmeisterin mit<br />
44<br />
dem sprechenden Namen Madeleine im<br />
Dialog miteinander immer weiter vorantreiben:<br />
Sei es, daß sie über den „Unsterblichen“<br />
selbst, über die „vielen“ Figurenund<br />
„Motivverkettungen“ (WF, 441) in<br />
seinen Werken, über seine Zeit oder gar<br />
auf dieser Folie über ihre eigene Wahrnehmung<br />
von Geschichte und Gegenwart<br />
reden.<br />
Die besondere Aktualität des<br />
Grass’schen Romans mit seinen kritischen<br />
Kommentaren zur literarischen Öffentlichkeit<br />
hat übrigens kürzlich erst wieder ein<br />
Medienspektakel zum Thema Literatur<br />
bestätigt: In der ZDF-Sondersendung<br />
»Unsere Besten – Das große Lesen«<br />
(01.10.04) wurden die „beliebtesten 50<br />
Bücher der Deutschen“ von Johannes B.<br />
Kerner präsentiert. Eigentlich ging es<br />
dabei um Primärrezeption. Dennoch hat,<br />
insbesondere mit dem Auftritt des Großkritikers<br />
Helmuth Karasek, am Ende wieder<br />
einmal das Sekundäre triumphiert.<br />
Nur zwei seiner Äußerungen zu „unseren<br />
Besten“ möchte ich an dieser Stelle für<br />
sich sprechen lassen: „Die Übersetzung<br />
dieses Buches ist hervorragend.“ Und:<br />
„Ich möchte noch ein Argument für dieses<br />
Buch 26 sagen: Die Verfilmungen sind<br />
ganz groß!“<br />
26 Gemeint ist Tolkiens Romantriologie »Der<br />
Herr der Ringe«