Rozmowa - Zbliżenia Interkulturowe
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Polityka i historia<br />
sozusagen Haftpaten, sich einzusetzen.<br />
Zudem schrieb Vasmer im Januar 1940<br />
auch an das Auswärtige Amt, was auch<br />
sein Berliner Kollege Westermann, Professor<br />
für Afrikanistik, tat. Vasmer konnte<br />
weitere, prominente Kollegen gewinnen,<br />
sich für die Freilassung zu verwenden,<br />
so u.a. Otto Hahn und Max von der<br />
Laue, wie auch – ohne Anspruch auf Vollständigkeit<br />
- die Professoren Karl von<br />
Frisch und Alfred Kühn, Johannes<br />
Stroux, Hasso Härlen und Heinrich<br />
Scholz. Den entscheidenden Schub verlieh<br />
den vielfältigen Interventionen möglicherweise<br />
das Engagement italienischer<br />
Diplomaten. Aus einem Gespräch, das<br />
Anfang Januar 1940 mit Mussolini zustande<br />
kam, wurde von dessen Empörung<br />
über die Verhaftung von Professoren berichtet.<br />
Die erste Freilassungswelle, im<br />
Februar 1940, setzte bald darauf ein. Italien,<br />
das damals noch nicht in den Krieg<br />
eingetreten war, als Bundesgenossen zu<br />
gewinnen, war für das Deutsche Reich<br />
höchst wichtig, so dass auch leichte Verstimmungen<br />
besser vermieden wurden.<br />
Die schließlich erreichten, ersten Freilassungen<br />
bedeuteten keine systematische<br />
Korrektur der Besatzungspolitik, insbesondere<br />
des Reichsicherheitshauptamtes<br />
unter Himmler und Heydrich. Es war<br />
nicht mehr als eine taktische Anpassung,<br />
um die internationale Öffentlichkeit ruhig<br />
zu stellen, was Anfang Juli 1941, nach<br />
dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion,<br />
die Erschießung von 25 Professoren<br />
der Universität Lemberg (Lwów/Lviv)<br />
durch die deutsche Sicherheitspolizei<br />
zeigte. Wilna und Lemberg waren die<br />
zwei der fünf polnischen Universitäten,<br />
die zunächst nicht in deutsche Hände<br />
gefallen waren. Diese Exekution wurde in<br />
50<br />
Polen geradezu als Fortsetzung der<br />
„Sonderaktion Krakau“ verstanden, nunmehr<br />
mit ungebremster Brutalität. 11<br />
Der Kontext: Deutsche Kriegsziele und<br />
Vernichtungspolitik in Polen<br />
Wie auch immer, die Freilassung der die<br />
Haft überlebenden Krakauer Professoren<br />
war gelungen. Nicht erst dieser Erfolg<br />
brannte die „Sonderaktion Krakau“ dem<br />
kollektiven Gedächtnis Polens tief ein,<br />
sondern schon die existenzielle Bedrohung<br />
polnischer Identität, die in der mit<br />
Kriegsbeginn sofort einsetzenden Verfolgung<br />
und Liquidierung polnischer Intellektueller,<br />
insbesondere sog. reichs- und<br />
deutschfeindlicher Elemente, erkennbar<br />
wurde. Für die erste Generalversammlung<br />
der Polnischen Akademie der Wissenschaften<br />
am 21. Juli 1945 hielt ihr Präsident,<br />
Prof. Stanisław Kutrzeba, ebenfalls<br />
Opfer der Sonderaktion Krakau, im<br />
Rückblick fest: „Noch gab es Illusionen,<br />
dass während der Kriegszeit weiter Vorschriften<br />
gelten! Dann kam der 6. November<br />
1939. Der Stoß, und es schien der<br />
Todesstoß zu sein, den die Deutschen der<br />
Jagiellonen-Universität und zugleich der<br />
Polnischen Akademie der Wissenschaften<br />
versetzten … Dies war der erste so<br />
brutale Schlag des Okkupanten gegen die<br />
Gesellschaft, und er löste deshalb sowohl<br />
in Polen wie im Ausland einen so starken<br />
Widerhall aus. Aber warum griff der<br />
Feind gerade diese Gruppe der Gesellschaft<br />
an? … Denn es ging nicht allein<br />
11 In Wroclaw (Breslau), dessen Universität die<br />
Tradition von Lemberg fortführt, findet man auf<br />
der Grundwaldzka-Straße, nahe den Universitätskliniken,<br />
eine Gedenktafel für die Ermordeten