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Rozmowa - Zbliżenia Interkulturowe

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<strong>Zbliżenia</strong> literackie<br />

nistik-Studentin aus Köln. Die Ausgangssituation:<br />

Beide stehen in enger biographischer<br />

Verbindung zu Fonty, und so<br />

werden sie auch in den Roman eingeführt.<br />

Nathalie, Fontys lang verschwiegene<br />

illegetime Enkeltochter, die in deutlicher<br />

Anspielung auf Prousts »Suche nach<br />

der verlorenen Zeit« auch Madeleine genannt<br />

wird, hat im Ruderboot auf der<br />

Spree ihren Erstauftritt. Martina, die<br />

Tochter des korrupten West-Bauunternehmers<br />

mit dem sprechenden Namen<br />

Grundmann, der unmittelbar nach der<br />

Wende – Fonty sieht das gar nicht gerne<br />

– dessen Tochter Martha, genannt Mete,<br />

ehelichen wird, lernen wir bei Gelegenheit<br />

der Hochzeitsfeier in den Offenbach-<br />

Stuben kennen. Während Nathalie jedoch<br />

– „mal lebhaft burschikos, dann<br />

wieder still, ganz Ohr, dabei ungekünstelt<br />

naiv und dennoch von (…) mitteilsamer<br />

Klugheit“ (WF, 418) – von vornherein als<br />

Sympathieträgerin ausgewiesen ist, kann<br />

man sich angesichts ihrer Gegenspielerin<br />

Martina mit Fonty nur darüber wundern,<br />

„wieviel Selbstbewußtsein fröhlich auf<br />

Unwissenheit fußen kann“ (WF, 296).<br />

Kurzum: Die illegetime Enkelin und die<br />

qua Heirat legitimierte Stiefenkelin<br />

könnte man sich gegensätzlicher kaum<br />

denken. Zwar studieren sie beide die deutsche<br />

Sprache und Literatur – aber da fängt<br />

es schon an – ihre Motivation wie ihre<br />

Arbeitstechniken könnten unterschiedlicher<br />

nicht sein.<br />

Ich beginne mit Martina Grundmann.<br />

Auf der Ebene des Erzählstrangs<br />

‚Kommentare zur literarischen Öffentlichkeit‘<br />

kommt dieser Figur, die im Roman<br />

nur einmal – und zwar im Kapitel<br />

,Marthas Hochzeit’ – selbst zu Wort<br />

kommt, insofern eine zentrale Bedeutung<br />

42<br />

zu, als sie mit ihrem naiven Geplauder ein<br />

bezeichnendes Licht auf den universitären<br />

Betrieb und namentlich die Forschungs-<br />

und Lehrpraktiken der germanistischen<br />

Fakultät wirft. Unmittelbar<br />

nachdem der mißvergnügte Brautvater<br />

den soeben geschlossenen Ehebund seiner<br />

Tochter Martha mit dem Einheitsgewinnler<br />

Grundmann – nicht ohne Seitenblick<br />

auf die gerade vollzogene politische<br />

Wende – mit dem Wort »Schummelpackung«<br />

quittiert hat, bricht nämlich<br />

die Grundmann-Tochter das allerseits<br />

peinliche Schweigen und fördert<br />

dabei nicht minder Peinliches zutage.<br />

Völlig unbedarft aus dem Nähkästchen<br />

ihres Unialltags plaudernd, enthüllt die<br />

Kölner Germanistik-Studentin jetzt ungewollt<br />

eine akademische »Schummelpackung«<br />

nach der nächsten: angefangen<br />

von den „überfüllten Hörsälen“, die sie<br />

ihrem Tischnachbarn Fonty „in so drangvoller<br />

Enge ausmalte, daß für interessierte<br />

Zwischenfragen kein Platz blieb“ (WF,<br />

288) bis hin zu dem persönlichen Eingeständnis,<br />

bislang „so gut wie nichts vom<br />

Unsterblichen gelesen, doch immerhin<br />

die Faßbinder-Verfilmung von »Effi<br />

Briest« gesehen zu haben.“ (WF, 296)<br />

Aber es soll noch schlimmer kommen,<br />

denn mit dem Lesen von Originaltexten<br />

hält man sich laut Martina im Studium<br />

ohnehin schon längst nicht mehr auf:<br />

Allenfalls „Kurzfassungen“ (WF, 297)<br />

und „Sekundärliteratur kriegen wir mit,<br />

jedenfalls so viel, daß man den Durchblick<br />

hat“ und wenigstens die bekanntesten<br />

Autoren „einordnen kann, wie unser<br />

Prof sagt“ (ebd.). Und wenn man ihren<br />

redseligen Exkursen in die germanistische<br />

Fachwelt glauben darf, dann hat<br />

jetzt offenbar auch bei den Experten der

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