Rozmowa - Zbliżenia Interkulturowe
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Polityka i historia<br />
len als gezielter Versuch überschätzt wurde,<br />
die Deutschen der Kriegsgenerationen<br />
aus Täter- in Opferrollen zu manövrieren.<br />
Nicht selten müssen wir jedoch<br />
– lange vor jeglicher Einordnung<br />
und Deutung - überhaupt erst von einzelnen<br />
Ereignissen und Leiden unserer<br />
Kriegsgegner sehr konkret Kenntnis nehmen,<br />
so dass wir – mit einiger „nachholender“<br />
Empathie – in Zukunft besser<br />
unsere jeweiligen Empfindlichkeiten verstehen<br />
und tolerieren können. Das gilt<br />
eben für die Vorgänge der „Sonderaktion<br />
Krakau“ wie beispielsweise auch den Terrorangriff<br />
von StuKas auf Wieluń am frühen<br />
Morgen des 1. September 1939, der<br />
anders als die Beschießung der Westerplatte<br />
bei Danzig nicht als heroische Fanfare<br />
für den Kriegseintritt taugte. 2<br />
Vorgeschichte und Ablauf der Sonderaktion.<br />
An jenem 6. November 1939 also hatte<br />
der Rektor der Universität den Lehrkörper<br />
ins Collegium Novum geladen, um<br />
einen Vortrag des Sturmbannführers Bruno<br />
Müller, Leiter eines Krakauer SS-Einsatzkommandos,<br />
anzuhören, der darum<br />
ersucht hatte, die Professorenschaft über<br />
2 ca. 60 km östlich der damaligen deutschen<br />
Grenze von der Kreisstadt Groß-Wartenberg entfernt,<br />
Richtung Lodz, wurde die militärisch völlig<br />
bedeutungslose Kleinstadt Wieluń mit 20<br />
Tonnen Bomben zu 70% zerstört, dabei das vollbelegte<br />
Krankenhaus dem Erdboden gleichgemacht;<br />
die Zahl der Toten betrug insgesamt etwa<br />
1200. Dass es sich um einen Terrorangriff handelte,<br />
weiß man erst aus neueren Dokumentenfunden.<br />
Ein deutscher Historiker, in osteuropäischer<br />
Geschichte ausgewiesen, bekannte kürzlich,<br />
dass er nicht früher als 1995, von diesem<br />
Vorgang Kenntnis erhalten habe. Ein polnisches<br />
Guernica?<br />
46<br />
„Die Stellung des Dritten Reiches zu Wissenschaft<br />
und Universität“ unterrichten<br />
zu können. Auch die eher desinteressierten<br />
oder den Absichten der deutschen<br />
Zivilverwaltung misstrauenden Mitglieder<br />
des Lehrkörpers waren gekommen,<br />
weil der Rektor, Professor Lehr-Spławiński,<br />
sie ausdrücklich darum gebeten<br />
hatte, und sie ihn in dieser denkbar unklaren<br />
Situation nicht im Stich lassen<br />
wollten. Unklar war vor allem, ob die<br />
Universität den regulären Betrieb des<br />
neuen Studienjahrs würde aufnehmen<br />
können.<br />
Zu treffen war diese Entscheidung vor<br />
diesem Hintergrund: Anders als beispielsweise<br />
in Warschau waren die Universitätsgebäude<br />
von Kriegsschäden nicht betroffen.<br />
Denn Krakau, das über so gut wie<br />
keine Verteidigungsanlagen verfügte, hatte<br />
sich auf Beschluss des Stadtrates kampflos<br />
den am 6. September 1939 einrückenden<br />
deutschen Truppen ergeben. Überdies<br />
forderte am 11. September, während<br />
andernorts in Polen noch heftig gekämpft<br />
wurde, der Oberkommandierende<br />
der Wehrmacht, von Brauchitsch, die<br />
polnische Bevölkerung der bereits eroberten<br />
Landesteile auf, ihre normalen Tätigkeiten<br />
wieder aufzunehmen. Die Ernsthaftigkeit<br />
seines Appells unterstrich er<br />
mit der Zusicherung, die Normen des<br />
Internationalen Rechts einzuhalten. In<br />
der Zeit der deutschen Militärverwaltung,<br />
die bis zum 25. 10. 1939 andauerte, entwickelte<br />
sich in Krakau tatsächlich eine<br />
gewisse Normalität. Vor dem deutschen<br />
Angriff in Richtung Osten geflüchtete<br />
Bürger kehrten zurück, einige Schulen<br />
nahmen den Unterricht wieder auf, das<br />
Theater den Spielbetrieb, und der „Goniec<br />
Krakowski“ (Krakauer Bote) er-