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Rozmowa - Zbliżenia Interkulturowe

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Wywiad<br />

Lehrerin, einen Arzt… Aber ich fahre<br />

nicht jedes Mal dorthin, um darüber anschließend<br />

etwas zu schreiben. Es gefällt<br />

mir, manchmal so unterwegs zu sein, aus<br />

dem Koffer oder aus dem Rucksack zu<br />

leben. Ich lerne neue Menschen kennen,<br />

neue Lebensbereiche, andere Sitten und<br />

Gebräuche. Es tut mir gut, hin und wieder<br />

aus dem deutschen Literaturbetrieb<br />

völlig herauszukommen, der mich ohnehin<br />

nicht sonderlich interessiert. Der<br />

Horizont öffnet sich, ich komme auf andere<br />

Gedanken und das führt auch dazu,<br />

dass sich – bildlich gesprochen – der<br />

Brunnen wieder füllt. Insofern kommt<br />

das auch meinem Schreiben zugute.<br />

Wie reagiert Ihre Familie auf Ihre<br />

schriftstellerische Arbeit und die damit<br />

verbundenen Pflichten und Probleme?<br />

Solange meine drei Kinder klein waren,<br />

hatte ich oft die Schwierigkeit, die berechtigten<br />

Ansprüche der Familie mit meiner<br />

schriftstellerischen Arbeit zu vereinbaren.<br />

Ich glaube, dass die Familie manchmal<br />

zu kurz kam, insbesondere wenn es<br />

irgendwelche ärgerlichen Umstände gab.<br />

Aber zeitweise habe ich mich sehr intensiv<br />

um meine Kinder gekümmert, jedenfalls<br />

mehrere Jahre lang, so dass die Arbeit<br />

zurückstehen musste und manches<br />

nicht geschrieben wurde, was ich gern<br />

geschrieben hätte. Inzwischen sind die<br />

Kinder erwachsen, das familiäre Umfeld<br />

hat sich verändert und ich kann sagen,<br />

dass ich sehr viel Freiraum habe.<br />

Wie sieht Ihr Alltag aus?<br />

Wenn ich zu Hause bin, arbeite ich regelmäßig<br />

am Schreibtisch, oft von mor-<br />

114<br />

gens bis abends und nicht selten auch am<br />

Wochenende. Natürlich gibt es Zeiten, in<br />

denen ich gar nicht arbeite; schließlich<br />

habe ich auch ein Leben jenseits der Literatur.<br />

Aber einen Roman, ein Rundfunkfeature,<br />

ein Hörspiel oder eine längere<br />

Erzählung zu schreiben, verlangt beharrliche<br />

Arbeit über Tage und Wochen.<br />

Und auch damit ist es noch nicht getan,<br />

denn schließlich muss das Geschriebene<br />

noch verkauft werden, damit es gedruckt<br />

wird und ein Honorar einbringt. Daneben<br />

war ich ab und zu als Herausgeber<br />

tätig, habe Bücher meiner Frau lektoriert<br />

und mich gelegentlich berufspolitisch<br />

engagiert; zum Beispiel war ich vier Jahre<br />

im Bundesvorstand des Verbandes<br />

deutscher Schriftsteller und drei Jahre im<br />

Rundfunkrat des Westdeutschen Rundfunks.<br />

Hinzu kommen die vielen Routinearbeiten:<br />

korrespondieren, telefonieren<br />

und mailen mit Verlagen und Redaktionen,<br />

Terminabsprachen für Lesungen<br />

und Vorträge, Recherchieren, Buchvorstellungen,<br />

Interviews, Diskussionsveranstaltungen,<br />

Korrekturfahnen lesen,<br />

Buchführung, Beantwortung von behördlichen<br />

Schreiben, Leserbriefen, Anfragen<br />

und so weiter. Gelegentlich gab es<br />

auch unangenehme Auseinandersetzungen.<br />

Beispielsweise hatte sich ein Kollege<br />

sehr umfangreich bei mir bedient und<br />

ich hatte ihm Plagiate vorgeworfen, was<br />

mir viel Ärger eingebrachte. Oder ich<br />

hatte über ein Kinderheim geschrieben,<br />

in dem Kinder misshandelt wurden, und<br />

wurde deswegen verklagt. Eine andere<br />

Klage kam von einem Bestsellerautor,<br />

der Romane über deutsche Soldaten im<br />

zweiten Weltkrieg geschrieben hat, und<br />

dem ich faschistoide Tendenzen vorge-

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