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Über den Autor Holger Galuschke - FinanzBuch Verlag - Management

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Teil III<br />

Zwei Handelsstrategien<br />

und Programm-Muster<br />

für tradesignal und<br />

Omega-TradeStation<br />

zum Nachbauen


<strong>Über</strong> <strong>den</strong> <strong>Autor</strong> Björn Borchers<br />

Ledig, 26 Jahre,<br />

Bankkaufmann,<br />

Stu<strong>den</strong>t der Betriebswirtschaftslehre mit <strong>den</strong><br />

Schwerpunkten Controlling, Wirtschaftsprüfung<br />

und Wirtschaftsinformatik<br />

Bereits während seiner Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Volksbank Stadthagen eG wurde<br />

ihm bald klar, dass sein Platz an <strong>den</strong> internationalen Börsenplätzen sein sollte. Neben dem<br />

anschließendem Studium der BWL konzentrierte er sich auf <strong>den</strong> Handel von Derivaten. <strong>Über</strong><br />

Praktika in <strong>den</strong> Bereichen Equity Derivatives und Equity Research konnte er zudem bereits Erfahrungen<br />

bei unterschiedlichen Investmenthäusern sammeln. Aus seinen eigenen Handelserfahrungen<br />

heraus erstellte er eine Tradingstrategie »Mr.Weit«, für die er beim Deutschen Landesverband<br />

der IFTA New York, der VTAD e.V. unter <strong>den</strong> besten Drei <strong>den</strong> Award bekam. Der<br />

Umgang mit Zahlen habe im Handel einen festen Platz, meint der junge Banker, und um besonders<br />

die Verluste möglichst klein zu halten, so meint er weiter, habe er von Anfang an konsequent<br />

auf Money und Risk <strong>Management</strong> gesetzt. Wichtig sei vor allem die Kombination von<br />

Technischer Analyse mit diesen Metho<strong>den</strong>, da hier der größte Hebel für eine stabile Performance<br />

liege. Bei <strong>den</strong> Einstiegs- und Ausstiegssignalen sollten Trader eher auf klassische Varianten<br />

zurückgreifen und das Momentum innerhalb von Trends nutzen.


248 – Nowacki Tradingwelten<br />

2007 wurde er als Preisträger des VTAD AWARD für praxistaugliche Handelsstrategien geehrt.<br />

Die Jury urteilte im März 2007: »... gebührt Björn Borchers für seine »Mr .Weit-Strategie«, die mit wenigen<br />

Signalen dem geduldigen Mittelfrist-Investor entgegen kommt, der 3 . Platz im Wettbewerb .«<br />

Heute stellt er uns seine Weiterentwicklung der prämierten Methode »Mr.Weit II« vor.<br />

Am wichtigsten ist für Borchers der Handel mit Trends. Er beschreibt <strong>den</strong> sinnvollen Einsatz der<br />

für ihn wichtigsten Indikatoren, die als Standardtools in <strong>den</strong> meisten gängigen Chartprogrammen<br />

vorhan<strong>den</strong> sind. Vor allem aber kommt es ihm auf die Stabilität eines Handelssystems an,<br />

und es gelingt ihm, auch dem Anfänger Mut zu machen, sich dem Thema Handelssysteme zu<br />

öffnen und sich mit konzeptionellen emotionslosen Handelsentscheidungen zu befassen.<br />

Als Abschluss seiner Ausführungen liefert er vier Beispiele und Anleitungen auf Basis der weit<br />

verbreiteten Internet-Plattform von http://www.tradesignal.com/online/ für <strong>den</strong> DAX-Handel<br />

zum Nachbauen und Testen. Die Signale können selbstverständlich auch mit Anlage- und Hebelzertifikaten<br />

umgesetzt wer<strong>den</strong> .


1. »Bessere Handelsergebnisse<br />

mit Trendfiltern«<br />

1.1 Das Trendkonzept<br />

1.1.1 Wie ist ein Trend aufgebaut?<br />

Um geeignete Handelsstrategien mit Trendfiltern zu entwickeln, muss zunächst der konkrete<br />

Aufbau von Trends untersucht wer<strong>den</strong>. Nach der Definition des Trendkonzepts besteht ein Aufwärtstrend<br />

aus höheren Hochs und höheren Tiefs. Der Abwärtstrend besteht demnach aus niedrigeren<br />

Hochs und niedrigeren Tiefs. Der regelkonforme Verlauf wird in Abbildung 1 dargestellt.<br />

Nach dem Trendkonzept ist zudem zwischen mehreren Ebenen innerhalb eines Trends zu unterschei<strong>den</strong>.<br />

Dies ist in Bezug auf <strong>den</strong> Trendfilter und für die Auswahl der Parametereinstellung<br />

nicht unwichtig. So wird ein langfristiger Trend, beispielsweise im Wochenchart, als primärer<br />

Trend bezeichnet. Im Tageschart kann jedoch zu gleicher Zeit ein entgegengesetzter Trend vorliegen.<br />

Dieser wird dann als sekundärer Trend bezeichnet. Ebenso ist in der letzten Stufe im<br />

Stun<strong>den</strong>chart wieder der Trend aus dem Wochenchart vorhan<strong>den</strong>. Diese Bewegung in der<br />

kleinsten Zeiteinheit oder kürzesten Betrachtung ist dann der tertiäre Trend.<br />

Entschei<strong>den</strong>d für das Trading ist vor allem die Erkennung von Trends. Diese kann auf unterschiedliche<br />

Weise erfolgen. Diskretionäre Händler verwen<strong>den</strong> für die Visualisierung häufig<br />

Trendlinien. Dabei wer<strong>den</strong> markante Tiefs in einem Aufwärtstrend beziehungsweise markante<br />

Hochs in einem Abwärtstrend miteinander verbun<strong>den</strong>. Je steiler diese Trendlinien verlaufen,<br />

desto dynamischer ist der Trend. Die Stärke des Trends ist für <strong>den</strong> erfolgreichen Handel nicht<br />

unwesentlich.<br />

Die zweite Möglichkeit zur Erkennung von Trendphasen wird in nächsten Kapitel beschrieben.<br />

Hierbei wer<strong>den</strong> anstatt diskretionärer Hilfsmittel statistische beziehungsweise technische Indikatoren<br />

verwendet. Die Umwandlung in mathematische Formeln in der Form von Indikatoren<br />

hat <strong>den</strong> Vorteil, dass sich die verschie<strong>den</strong>en Ausprägungen miteinander vergleichen lassen. So<br />

kann die Art eines Trends zwischen verschie<strong>den</strong>en Basiswerten signifikant bestimmt wer<strong>den</strong>.<br />

Zudem bietet die Nutzung von mathematischen Formeln die Möglichkeit zum Test auf Basis von<br />

vergangenen oder simulierten Daten. Der Trader kann so bereits vorher die Reaktion einer Handelsstrategie<br />

auf verschie<strong>den</strong>e Marktphasen testen.


250 –Nowacki Tradingwelten<br />

Abb . 1: Konstruktion eines Aufwärtstrends<br />

1.1.2 Welches sind die Vorteile von Trendfiltern?<br />

Es gibt mehrere Möglichkeiten einen Trend zu handeln. Beim klassischen Trendhandel wer<strong>den</strong><br />

Trends über Trendlinien oder Indikatoren ausfindig gemacht. Beim Beginn eines Trends geht der<br />

Trendtrader eine Position ein und versucht diesem dann so lange wie möglich zu folgen.Typisch für<br />

diesen Handelsstil sind viele kleine Verluste und wenige große Gewinne, die die Verluste ausgleichen<br />

sollen. Die Schwierigkeit bei diesem Stil ist, dass während der trendlosen Phasen der Drawdown<br />

ausgehalten wer<strong>den</strong> muss. So muss der Trader während der profitablen Zeiten das nötige<br />

Durchhaltevermögen besitzen. Ebenso gibt es auf <strong>den</strong> meisten Märkten wenige Signale, so dass die<br />

Möglichkeit zum Testen von Handelsstrategien nicht in ausreichendem Maß gegeben ist.<br />

Der Handel mit Trendfiltern bietet gegenüber dem klassischen Trendhandel mehrere Vorteile.<br />

Zum einen wer<strong>den</strong> Trades erst nach dem Beginn eines Trends eingegangen. Denn die Trenderkennung<br />

dient für nur als Filter, die eigentlichen Signale wer<strong>den</strong> erst durch die sogenannten<br />

Subsysteme generiert. Daher wird diese Technik allgemein auch als »Trendcutting« bezeichnet.<br />

Der vorhan<strong>den</strong>e Trend wird über die Subsysteme durchschnitten. Da sich die Trends in gewisser<br />

Weise bereits etabliert haben, fällt die Trefferquote im Vergleich zum klassischen Trendhandel<br />

häufig deutlich höher aus. Des Weiteren bieten sich meistens deutlich mehr Handelsmöglichkeiten,<br />

da durch das Cutting innerhalb eines Trends mehrere einzelne Trades eingegangen wer<strong>den</strong>.<br />

Dies verbessert auch die Fähigkeit zum Testen von Handelsstrategien. Durch häufigere Trademöglichkeiten<br />

ist die Datenmasse, welche für entsprechende Backtests zur Verfügung steht,<br />

wesentlich höher.


Teil III Bessere Handelsergebnisse mit Trendfiltern von Björn Borchers –251<br />

Welcher Trend liegt vor ?<br />

Aufwärtstrend Abwärtstrend<br />

LONG-Entry Subsystem SHORT-Entry Subsystem<br />

EXIT des Subsystems EXIT des Subsystems<br />

Abb . 2: Entscheidungsweg bei Trendfiltersystemen<br />

1.1.3 Was ist bei der Entwicklung von Trendfiltersystemen zu beachten?<br />

Einer der Hauptfehler bei der Entwicklung von Handelssystemen ist die sogenannte <strong>Über</strong>optimierung.<br />

Dabei wer<strong>den</strong> beispielsweise die Indikatorparameter an <strong>den</strong> Verlauf des Basiswerts<br />

angepasst. Dies ergibt zwar im Backtest eine schöne Equitykurve, das System wird aber in der<br />

realen Anwendung keine Gewinne produzieren, da es nicht stabil ist.<br />

Wichtig für die Entwicklung von stabilen Trendfiltersystemen ist unter anderem die standardisierte<br />

Anwendung der Parameter. Dazu sollten für jede Art der Indikatoren gleiche Werte verwendet<br />

wer<strong>den</strong>. So sollte zum Beispiel für eine langfristige Einstellung der Parameter 200 benutzt<br />

wer<strong>den</strong>. Für eine mittelfristige Einstellung bietet sich die Parametereinstellung von 50 an.<br />

Eine kurzfristige Einstellung ließe sich über die Parametereinstellung 5 abbil<strong>den</strong>.<br />

Weiterhin sollte ein stabiles Trendfiltersystem auf verschie<strong>den</strong>en Märkten eine ähnliche Equitykurve<br />

produzieren. Wenn ein erstelltes Handelssystem nur auf einem bestimmten Markt angemessene<br />

Erträge produziert, dann sollte die jeweilige Umgebung dieses Basiswerts genau untersucht<br />

wer<strong>den</strong>. In diesem Fall kann es sein, dass im Vergleich zu <strong>den</strong> anderen getesteten<br />

Underlyings ein sehr volatiler Trend vorliegt. Dann ist daraus zu schließen, dass das System bei<br />

gleichmäßig verlaufen<strong>den</strong> Trends Probleme hat. Diese Analysen sind für <strong>den</strong> realen Handel unerlässlich.<br />

Ein umfassendes Modell kann daraus natürlich nicht entwickelt wer<strong>den</strong>, allerdings<br />

liefern die Backtests häufig eine Erklärung für aufgetretene Drawdowns. Dies kann für <strong>den</strong> psy-


252 –Nowacki Tradingwelten<br />

chologischen Umgang mit diesen schwierigen Phasen sehr hilfreich sein. Nützlich sind dabei<br />

auch sogenannte Out-of-Sample-Tests. Ein System wird beispielsweise zuerst aus <strong>den</strong> Daten der<br />

ersten Hälfte des Jahrs 2007 entwickelt und anschließend mit <strong>den</strong> Daten der zweiten Hälfte des<br />

Jahrs getestet.<br />

Eins der wichtigsten Themen ist zudem die Trackingfähigkeit des Handelssystems, welches man<br />

als Trader entwickeln möchte. Nachdem ein Handelssystem erstellt wurde, sollte ein historischer<br />

Chart ausgesucht wer<strong>den</strong>, bei dem eine glatte und steigende Performancekurve erwartet wird.<br />

Wenn dies im Backtest der Fall ist, dann erhält der Trader eine erste Indikation, dass das entwickelte<br />

Handelsystem auch die erwartete Reaktion auf eine bestimmte Marktphase zeigt. Sollte<br />

dies jedoch nicht der Fall sein, muss der Grund für diese Abweichung herausgefun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>.<br />

So können über einen Backtest potenzielle Fehlentwicklungen vor dem realen Handel korrigiert<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

Wichtig bei der Auswertung der unterschiedlichen Backtests ist ein Vergleich der Kennzahlen<br />

aus dem Performancereport. Eine der wichtigsten ist hierbei der sogenannte Profit Factor. Dieser<br />

beschreibt, wie das Verhältnis zwischen <strong>den</strong> Gewinnen und Verlusten bei einer Strategie<br />

aussieht. Je größer dieser Wert ist, desto größer ist die Chance auf eine steigende Performancekurve.<br />

Dieser Profit Factor sollte zwischen unterschiedlichen Basiswerten nicht zu sehr abweichen.<br />

Ebenso ist die Trefferquote eine wichtige Kennzahl. Der Profit Factor wird hingegen als<br />

Erwartungswert bezeichnet und sollte größer als eins sein. In diesem Fall ist der Erwartungswert<br />

eines Handelssystems positiv und deutet auf die Profitabilität eines Traders hin. Und dies ist<br />

schließlich das hauptsächliche Ziel beim Trading.<br />

1.1.4 Wie lassen sich Trendfiltersysteme noch verbessern?<br />

Die grundlegende Möglichkeit zur Verbesserung von Handelssystemen ist die Erhöhung der<br />

Stabilität. Meistens sind Handelssysteme mit wenigen Inputs am stabilsten. Trendfilterssysteme<br />

entsprechen genau dieser Heransgehensweise. Bei dem Trendfilter gibt es nur einen Indikator,<br />

und bei <strong>den</strong> Subsystemen sollten die enthaltenen Parameter ebenfalls möglichst klein gehalten<br />

wer<strong>den</strong>. Jede Anpassung an <strong>den</strong> Verlauf eines Basiswerts kann die Stabilität eines Handelssystems<br />

gefähr<strong>den</strong>.<br />

Die in diesem Kapitel vorgestellten Handelsstrategien enthalten keine Komponenten des Money<br />

und Risk <strong>Management</strong>s. Somit handelt es sich bei diesen Systemen nur um Rohsysteme. In<br />

der Regel sollte jedem Entry und jedem Exit ein Money <strong>Management</strong> hinzugefügt wer<strong>den</strong>. Im<br />

diesem Bereich liegt nämlich der eigentliche Hebel für eine Verbesserung der Performance. Die<br />

Basisanwendung ist zum Einstieg sehr gut geeignet und recht einfach zu handeln. Dabei wird<br />

ein maximaler Verlust für einen Trade festgelegt. Bei der genauen Festlegung sollten Trader sich<br />

an der aktuellen Average True Range (ATR) des jeweiligen Basiswerts orientieren. Dieser Betrag


Teil III Bessere Handelsergebnisse mit Trendfiltern von Björn Borchers –253<br />

sollte bei konservativen Tradern nicht mehr als 0,5 bis 1% des verfügbaren Kapitals betragen.<br />

Fortgeschrittene Trader können bei einer ausreichen<strong>den</strong> Kapitaldecke auch zu Weiterentwicklungen<br />

wie zum Beispiel der Kelly-Formel greifen.<br />

Zudem wer<strong>den</strong> die hier vorgestellten Handelsstrategien nur auf jeweils einen Basiswert angewendet.<br />

Der wahre Vorteil dieser Handelsssysteme wird erst bei einem Porfolio deutlich. Dazu<br />

sollten unterschiedliche Handelsstrategien auf unterschiedlichen Basiswerten mit unterschiedlichen<br />

Zeitrahmen kombiniert wer<strong>den</strong>. Die einzelnen Equitykurven vermischen sich in diesem<br />

Fall, und so wer<strong>den</strong> die Drawdowns von bestimmten Systemen durch die Gewinne von einem<br />

anderem Handelssystem kompensiert. Die Performance des gehandelten Portfolios wird somit<br />

deutlich gleichmäßiger, und die Schwankungen zwischen Ertrag und Verlust wer<strong>den</strong> geringer.<br />

Ebenso wie auch bei der Entwicklung der Systemideen sollten hier ganz unterschiedliche Basiswerte<br />

in mehreren Kombinationen ausprobiert wer<strong>den</strong>.<br />

1.1.5 Die Mr. Weit-Strategie II<br />

Der Name »Mr. Weit« steht für Minimal Risk With Entrys In Trends. Dies soll deutlich machen,<br />

worum es bei <strong>den</strong> Komponenten der Strategie geht. Es sollen Signale generiert wer<strong>den</strong>, die in<br />

einen soli<strong>den</strong> Trend einsteigen und dadurch ein geringeres Risiko für <strong>den</strong> Anleger darstellen. Im<br />

Ursprung ist die Strategie für <strong>den</strong> Wochenchart konzipiert wor<strong>den</strong>. Doch die nun hier veröffentlichte<br />

zweite Version von Mr. Weit lässt auch einen besseren Einsatz in <strong>den</strong> unteren Zeitebenen<br />

zu.<br />

Entwickelt wurde diese Trendfilterstrategie für <strong>den</strong> VTAD Award 2007. Wichtig ist, dass auch mit<br />

einem relativ einfachen Aufbau eines Handelssystems profitables Trading möglich ist. Die Mr.<br />

Weit-Strategie arbeitet mit nur zwei Indikatoren: einem Trendfolger, welcher <strong>den</strong> vorliegen<strong>den</strong><br />

Trend i<strong>den</strong>tifiziert, und einem Oszillator, welcher als Subsystem die entsprechen<strong>den</strong> Signale in<br />

Abhängigkeit von der Trendrichtung gibt.<br />

Im zweiten Kapitel wer<strong>den</strong> die jeweiligen Trendfilter für Mr. Weit II für verschie<strong>den</strong>e Zeitebenen<br />

vorgestellt. Im dritten Kapitel folgt dann die Beschreibung des Subsystems von Mr. Weit, und im<br />

letzten Kapitel wird die zusammengesetze Mr. Weit-Strategie II in verschie<strong>den</strong>en Zeitrahmen<br />

und mit unterschiedlichen Variationen getestet.


254 –Nowacki Tradingwelten<br />

1.2 Die Trendfilter<br />

1.2.1 Einführung in Trendfolgende Indikatoren<br />

Die meisten Arten von Indikatoren basieren auf mathematischen oder statistischen Metho<strong>den</strong>,<br />

mit <strong>den</strong>en im Rahmen einer Zeitreihenanalyse der jeweilige Basiswert untersucht wird. Als Datenmaterial<br />

können nicht nur die gehandelten Kurse, sondern auch Umsatzvolumina oder die<br />

Differenz aus Bid- und Ask-Kurs genommen wer<strong>den</strong>. Häufig wer<strong>den</strong> auch Differenzen zwischen<br />

zwei Underlyings oder sogenannte Ratios unter die Lupe genommen.<br />

Die Trendfolge-Indikatoren sind in der Welt der Indikatoren neben <strong>den</strong> Oszillatoren die größte<br />

Gruppe. Diese zeichnen sich häufig dadurch aus, dass die zu Grunde liegen<strong>den</strong> Berechnungen<br />

eine Glättung enthalten. Diese Komponente sorgt dafür, dass viele kleinere Bewegungen herausgefiltert<br />

wer<strong>den</strong> und nur der »große« Trend angezeigt wird. Durch diese Eigenschaft laufen<br />

diese Indikatoren allerdings immer <strong>den</strong> Kursen des Basiswerts ein wenig hinterher. Ein Trendwechsel<br />

im Underlying wird im Indikator so erst mit einer zeitlichen Verzögerung dargestellt.<br />

1.2.2 Gleitende Durchschnitte<br />

Die Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitte gehören zu <strong>den</strong> einfachsten und ältesten Indikatoren, die in der<br />

Technischen Analyse verwendet wer<strong>den</strong>. Bei einem einfachen Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitt mit der<br />

Parametereinstellung 200 wer<strong>den</strong> einfach die jüngsten 200 Kurse addiert und das Ergebnis<br />

durch 200 geteilt. Die Berechnung wird nach jedem Handelstag weitergeführt. Als Daten wer<strong>den</strong><br />

meistens Schlusskurse benutzt.<br />

Neben dem einfachen Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitt gibt es noch weitere Metho<strong>den</strong> zur Berechnung.<br />

Die zweitgebräuchlichste Variante ist der exponentielle Gleitende Durchschnitt. Bei dieser<br />

Methode wer<strong>den</strong> die jüngst gehandelten Kurse höher als die weiter zurückliegen<strong>den</strong> Kurse gewichtet.<br />

So kann dieser Durchschnitt schneller auf mögliche Trendwechsel reagieren. Allerdings<br />

kann es bei Seitwärtsphasen auch häufiger zur Anzeige von Trendwechseln kommen, was zu<br />

vermehrten Fehlsignalen führen kann. In der Abbildung 3 wer<strong>den</strong> die verschie<strong>den</strong>en Metho<strong>den</strong><br />

verglichen, um die unterschiedlichen Reaktionen bei verschie<strong>den</strong>en Marktphasen zu verdeutlichen.<br />

Bei der Verwendung von Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitten gibt es ebenfalls mehrere Möglichkeiten.<br />

Eine Variante besteht in der Betrachtung der Lage der Kurse zu einem Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitt.<br />

Wenn sich die aktuellen Kurse über dem Durchschnitt befin<strong>den</strong>, so kann vom Trader ein Aufwärtstrend<br />

unterstellt wer<strong>den</strong>. Liegen die Kurse allerdings unter dem Durchschnitt, so wird umgekehrt<br />

ein Abwärtstrend vermutet.


Teil III Bessere Handelsergebnisse mit Trendfiltern von Björn Borchers –255<br />

Abb 3: Vergleich von Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitten mit unterschiedlicher Berechnung<br />

Bei <strong>den</strong> vorgestellten Trendfolgesystemen in Abschnitt 4 wird jedoch eine andere Methode angewandt.<br />

Hier wird auf <strong>den</strong> jeweiligen Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitt der Indikator Rate of Change<br />

angewendet, womit die aktuelle Steigung des Durchschnitts berechnet wird. Bei einer positiven<br />

Steigung befindet sich der Basiswert im Aufwärtstrend, bei einer negativen Steigung gibt es einen<br />

Abwärtstrend. In der Abbildung 4 wird deutlich, wie zutreffend diese Methode die jeweilige<br />

Situation im DAX wiedergibt. Der Chart wurde auf Tagesbasis erstellt, und der Gleitende Durchschnitt<br />

wurde über 200 Tage berechnet.<br />

Der Vorteil dieser Methode ist, dass sich sie sich auf fast alle Zeitrahmen und mit vielen Parametern<br />

umsetzen lässt. Daher ist die Anwendung je nach Ausgestaltung des Subsystems äußert<br />

flexibel. So kann auch ein kurzfristiger Trendfilter mit dieser Technik umgesetzt wer<strong>den</strong>. Dazu<br />

muss nur ein kurzer Parameter verwendet wer<strong>den</strong>. Dafür bieten sich in der Regel Einstellungen<br />

von 10 oder 20 an.


256 –Nowacki Tradingwelten<br />

Abb 4: Darstellung der Rate of Change bei einem Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitt<br />

1.2.3 MACD<br />

MACD ist die Abkürzung für Moving Average Convergence Divergence. Gerald Appel hat <strong>den</strong><br />

MACD 1979 vorgestellt, und seit jener Zeit hat sich dieser Indikator zu einem der beliebtesten<br />

Instrumente der Technische Analyse entwickelt. Selbst in <strong>den</strong> grundlegensten Büchern wird auf<br />

die Standardanwendung dieses Trendfolgers eingegangen. Die Basis für die Berechnung dieses<br />

Indikators bil<strong>den</strong> zwei exponentielle Gleitende Durchschnitte. Dabei wird der kürzere EMA vom<br />

längeren EMA subtrahiert. Das Ergebnis bildet die MACD-Linie. Um diese Linie wird dann zusätzlich<br />

ein weiterer exponentieller Gleitender Durchschnitt gelegt, welcher als Trigger dient. Die<br />

Standardeinstellung beim MACD ist (26/12/9).<br />

In der Standardanwendung wird hierbei immer bei Signalen durch <strong>den</strong> Trigger eine neue Position<br />

eingegangen. Bei einem Kauf muss der Trigger die MACD-Linie von unten nach oben schnei<strong>den</strong>.<br />

Für die Eröffnung einer Short-Position muss hingegen der Trigger die MACD-Linie von<br />

oben nach unten schnei<strong>den</strong>. Diese klassische Anwendung eignet sich für <strong>den</strong> Einsatz in der Tradingpraxis<br />

allerdings nur bedingt. Je nach Marktphase kann es bei dieser Handelsstrategie zu


Teil III Bessere Handelsergebnisse mit Trendfiltern von Björn Borchers –257<br />

längeren Drawdowns kommen. Eine der Verbesserungsmöglichkeiten, die von Gerald Appel<br />

genannt wur<strong>den</strong>, war die Beachtung von Bandbreiten. Erst außerhalb bestimmter Marken sollten<br />

seiner Meinung nach Signale umgesetzt wer<strong>den</strong>. Eine rein mechanische Bestimmung ist<br />

hierbei allerdings schwierig, da sich die Niveaus des MACD mit dem Stand des Basiswerts ändern<br />

und so von Basiswert zu Basiswert unterschiedlich sind.<br />

In Bezug auf die Anwendung als Trendfilter bietet sich die Standardanwendung aber für kurzfristige<br />

Ausbruchssysteme an. Auf Basis von Tagesdaten kann die Lage des Trigger zu MACD-Linie<br />

als Filtertechnik verwendet wer<strong>den</strong>. Befindet sich der Trigger oberhalb der MACD-Linie und ist<br />

der Wert der MACD-Linie positiv, so wird einen Tick oberhalb des gestrigen Tageshochs ein Kaufauftrag<br />

platziert. Wenn der Basiswert dann über dieses Niveau steigt, kommt der Trader automatisch<br />

in eine Long-Position. Wenn sich der kurzfristige Trend drehen sollte, wird dieser Punkt in<br />

der Regel nicht mehr erreicht, und es wird auch kein Trade eingegangen. Der Ausstieg kann über<br />

einen Trailing Stop, per Tagesschluss oder auch über die Kombination von Kursziel und Stop erfolgen.<br />

Abb 5: Darstellung des MACD im DAX auf Wochenbasis


258 –Nowacki Tradingwelten<br />

Für eine ein bisschen längerfristige Anwendung als Trendfilter eignet sich die Betrachtung der<br />

Lage des MACD zu seiner Nulllinie. Befindet sich die MACD-Linie über null, wird ein Aufwärtstrend<br />

angenommen, befindet sich diese Linie unter null, liegt ein Abwärtstrend vor. Gegenüber<br />

der Standardanwendung bietet diese Handelsstrategie <strong>den</strong> Vorteil, dass auch längere Positionen<br />

möglich gemacht wer<strong>den</strong>. Wie in der oberen Abbildung deutlich wird, wer<strong>den</strong> die entsprechen<strong>den</strong><br />

Marktphasen recht gut wiedergegeben. Diese Systematik lässt sich zusätzlich auch als<br />

Trigger in Kombination mit längerfristigen Trendfiltern verwen<strong>den</strong>.<br />

1.2.4 Channels<br />

Die Channel-Indikatoren oder auch Bänder zeichnen sich durch eine wesentliche Eigenschaft<br />

aus. Sie bestehen aus mindestens zwei Linien, welche oberhalb und unterhalb des Basiswertes<br />

gelegt wer<strong>den</strong>. Als Ausgangspunkt für die Berechnung dient in der Regel wieder ein Gleitender<br />

Durchschnitt. Ausgehend von dieser Basis wer<strong>den</strong> dann mit einem festgelegten Abstand die<br />

bei<strong>den</strong> weiteren Linien gezeichnet. Für die Festlegung des Abstands kommen Maße wie Standardabweichung<br />

oder auch Average True Range in Frage.<br />

Für die Verwendung als Trendfilter eignen sich hier besonders die sogenannten Envelopes. Bei<br />

diesen Bändern dient ein Gleitender Durchschnitt als Basis. Für die Konstruktion der bei<strong>den</strong> anderen<br />

Bänder wird dann dieser Durchschnitt um einen festgelegten Prozentsatz nach oben beziehungsweise<br />

nach unten verschoben. Eine klassische Standardanwendung bezüglich der Parameter<br />

gibt es nicht. Allerdings wer<strong>den</strong> häufig 20 Tage für <strong>den</strong> Moving Average und 3%für die<br />

Verschiebung genannt.<br />

Für die Anwendung als Trendfilter wird nun die Lage der Kurse des Basiswerts zu <strong>den</strong> Envelopes<br />

betrachtet. Befin<strong>den</strong> sich die Kurse oberhalb der Envelopes, wird ein Aufwärtstrend angenommen,<br />

befin<strong>den</strong> sie sich unterhalb, wird ein Abwärtstrend unterstellt. Sollte sich die Kurse längere<br />

Zeit in <strong>den</strong> Envelopes aufhalten, ist von einem Seitwärtsmarkt auszugehen, bei dem eine normale<br />

Trendstrategie nicht funktioniert. Diese Eigenschaft ist ein Vorteil gegenüber reinen Gleiten<strong>den</strong><br />

Durchschnitten als Trendfilter.<br />

Neben <strong>den</strong> Envelopes kann auch der Keltner-Channel für diese Methode für das Filtern von<br />

Trends verwendet wer<strong>den</strong>. Der Unterschied zu <strong>den</strong> Envelopes besteht in der Art der Bänderberechnung.<br />

Basis ist hier jedoch wieder ein Gleitender Durchschnitt. Für diese Daten wird<br />

allerdings ein Durchschnittspreis aus Hoch, Tief und Schlusskurs bestimmt. Für <strong>den</strong> Abstand<br />

zu diesem Durchschnittspreis wird dann die durchschnittliche Handelsspanne festgelegt. Diese<br />

kann auch mit einem weiteren Faktor multipliziert wer<strong>den</strong>. Diese Spanne wird dann zum<br />

Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitt addiertbeziehungsweise vonihm subtrahiert. Beider Interpretation<br />

als Trendfilter bietet sich jedoch eine andere Methode an. So wird ein Aufwärtstrend angenommen,<br />

wenn die Steigung des Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitts positiv ist und sich die Kurse über


Teil III Bessere Handelsergebnisse mit Trendfiltern von Björn Borchers –259<br />

Abb 6: Darstellung des Keltner-Channel mit 1,5-facher Standardabweichung<br />

dem unteren Band bewegen. Analog dazu wird ein Abwärtstrend angenommen, wenn die<br />

Steigung des Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitts negativ ist und sich die Kurse unter dem oberen Band<br />

bewegen.<br />

1.2.5 Relative Strength Levy<br />

Die Relative Stärke nach Levy (RSL) wird in der Regel nicht für die Trendanalyse einzelner Basiswerte<br />

herangezogen. Vielmehr wird dieser Indikator häufig als Vergleichsmaßstab zwischen<br />

verschie<strong>den</strong>en Märkten genommen. Je größer der Wert des RSL ist, desto größer ist auch die<br />

derzeitige »relative« Stärke des Basiswerts. Grundsätzlich bedeutet ein Wert über 1, dass eine<br />

höhere Relative Stärke vorliegt. Bei einem Wert unter 1 ist die Relative Stärke kleiner. Robert<br />

Levy wollte bei der Entwicklung einen Maßstab für das Momentum suchen. Hierfür wurde<br />

dann einfach der Quotient aus dem aktuellen Kurs und einem Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitt gewählt.


260 –Nowacki Tradingwelten<br />

Für die Anwendung des RSL-Indikators als Trendfilter gilt das gleiche Prinzip. So wird bei einem<br />

RSL-Wert über 1 ein Aufwärtstrend angenommen und bei einem RSL-Wert unter 1 ein Abwärtstrend<br />

unterstellt. Durch das herausgefilterte Momentum sind auch erweiterte Variationen <strong>den</strong>kbar.<br />

So könnte je nach Niveau des RSL-Werts auch die Positionsgröße angepasst wer<strong>den</strong>, welche<br />

bei einem Signal des Subsystems generiert wird. So könnte bei einer steigen<strong>den</strong> Relativen Stärke<br />

die Positiongröße erhöht wer<strong>den</strong>, um von <strong>den</strong> steigen<strong>den</strong> Kursen mehr zu profitieren. Natürlich<br />

wird in diesem Fall auch das Gesamtrisiko erhöht, so dass jeder Trader anhand seiner eigenen<br />

Einstellung eine Anwendung prüfen muss.<br />

Abb 7: Darstellung der Relativen Stärke nach Levy<br />

1.2.6 Trendfilter der Mr. Weit-Strategie II<br />

Bei der Mr. Weit-Strategie II wird als Trendfilter die Steigung eines Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitts verwendet<br />

(Rate of Change). Die grundlegende Anwendung dieser Methode wurde bereits im Kapitel<br />

2.2. beschrieben. Im Vergleich zur Mr. Weit-Strategie I kann mit diesem Trendfilter eine stabilere<br />

Anwendung auch in kürzeren Zeiteinstellungen als dem Wochenchart erfolgen.


Teil III Bessere Handelsergebnisse mit Trendfiltern von Björn Borchers –261<br />

Auf dem Wochenchart empfiehlt sich eine Parametereinstellung von 52. Diese Wahl ergibt sich<br />

als logischer Filter, da so die Kurse des vergangenen Jahres berücksichtigt wer<strong>den</strong>. Entsprechend<br />

zu dieser Einstellung sollte bei dem Tageschart der klassische Parameter 200 ausgewählt<br />

wer<strong>den</strong>. Wichtig für diese Wahl eines geeigneten Parameters ist immer, dass der wesentliche<br />

Trend korrekt angezeigt wird. Die zweite Anforderung an einen geeigenten Parameter ist die<br />

möglichst zeitnahe Abbildung von Trendwen<strong>den</strong>. Gerade in <strong>den</strong> Jahren 2000 und 2003 spielte<br />

beim DAX dieser Faktor eine wesentliche Rolle. Bei <strong>den</strong> bei<strong>den</strong> vorgeschlagenen Einstellungen<br />

für <strong>den</strong> Wochen- und <strong>den</strong> Tageschart wer<strong>den</strong> die bei<strong>den</strong> Bedingungen hinreichend berücksichtigt.<br />

Für die Einstellung bei der Rate of Change wird in jedem Fall der Parameter 10 gewählt.<br />

Bei dem Handel auf <strong>den</strong> Stun<strong>den</strong>chart gelten hingegen ein wenig andere Gesetze. Hier muss je<br />

nach Basiswert die Entscheidung der richtigen Einstellung getroffen wer<strong>den</strong>. Wenn die Entwicklung<br />

auf dem Stun<strong>den</strong>chart von DAX und beispielsweise EUR/USD betrachtet wird, so lassen<br />

sich hier unterschiedliche Verlaufsmuster erkennen. Die Eigenschaften müssen dann auch in die<br />

Wahl des Trendfilters und dessen Parameter einfließen.<br />

1.3 Die Subsysteme<br />

1.3.1 Einführung Subsysteme<br />

Die Subsysteme sind der wichtigste Bestandteil eines Trendfiltersystems. Allein dieser Teil der<br />

Handelsstrategie erzeugt das eigentliche Signal und ist somit auch für die Performance ausschlaggebend.<br />

Wie <strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> Seiten zu entnehmen ist, kann das Subsystem ganz unterschiedlich<br />

strukturiert sein. Generell ist der Phantasie keine Grenze gesetzt. Allerdings sollte auf<br />

einige wesentliche Dinge beim Einsatz geachtet wer<strong>den</strong>. So muss das Subsystem innerhalb von<br />

Trends eine positive Entwicklung vorweisen können. Sollte das Subsystem diesen Test nicht bestehen,<br />

kommt ein Einsatz innerhalb eines Trendfiltersystems nicht in Frage. Vorteilhaft ist es<br />

dabei immer, wenn der Verlauf des Basiswerts getrackt wird, ohne dass der Verlauf zu direkt<br />

nachgebildet wird. Diese Eigenschaft kann jedoch bei jedem Indikator beziehungsweise jeder<br />

Parametereinstellung manuell überprüft wer<strong>den</strong>. Hierfür muss das Subsystem lediglich ohne<br />

<strong>den</strong> Filter gela<strong>den</strong> und getestet wer<strong>den</strong>. Wichtig ist hierbei, für jede Richtung einzeln zu testen,<br />

also das Setup für Long und für Short getrennt zu behandeln. Innerhalb von Aufwärtstrends<br />

muss dabei die Equitykurve der Handelsstrategie ansteigen. Positiv wäre es in diesem Zusammenhang<br />

natürlich, wenn der Rückgang bei einem entgegen gesetzten Verlauf schwächer ist,<br />

da so die <strong>Über</strong>gangsphase zwischen <strong>den</strong> Trends mit kleineren Drawdowns gemeistert wer<strong>den</strong><br />

kann. Natürlich müssen auch hier die Ratschläge aus 1.3. beachtet wer<strong>den</strong>: die Einstellung immer<br />

auf verschie<strong>den</strong>en Märkten testen und durch Out of Sample Tests prüfen, ob sich der gewünschte<br />

Verlauf nicht nur bei einer bestimmten Einstellung einstellt.


262 –Nowacki Tradingwelten<br />

1.3.2 Unterschiedliche Zeitrahmen<br />

Das Subsystem bei einer Trendfilterstrategie muss nicht zwangsläufig im gleichen Zeitrahmen<br />

wie der Trendfilter angewandt wer<strong>den</strong>. Bei der Nutzung von unterschiedlichen Zeitebenen kann<br />

sogar der gleiche Indikator bei oft gleichen Parametern beibehalten wer<strong>den</strong>. Der Vorteil dieser<br />

Strategie ist, dass kleinere Trendänderungen im untergeordneten Zeitrahmen herausgefiltert<br />

wer<strong>den</strong>, da der Trader in diesem Fall immer dem Haupttrend aus dem übergeordneten Zeitrahmen<br />

folgt. Inder Abbildung 8ist diese Strategie mit dem MACD umgesetzt wor<strong>den</strong>. Der Chart<br />

zeigt <strong>den</strong> DAX von August 2006 bis Juli 2008. Der obere Teil zeigt <strong>den</strong> DAX auf dem Wochenchart,<br />

und der untere Chart stellt <strong>den</strong> DAX auf der Basis von Tagesdaten dar. Analog ist auch der MACD<br />

im unterenTeil der Abbildung angeordnet.Als Filter dienthierbei die Unterscheidung zwischen<br />

kleiner beziehungsweise größer null beim MACD. Dies gilt sowohl für <strong>den</strong> Trendfilter, als auch für<br />

das Subsystem. Auf dem Wochenchart wurde somit bis zum Februar 2008 ein Aufwärtstrend angezeigt.<br />

Bei einer Anwendung ohne das Subsystem wäre der starke Verlust aus dem Januar gehandelt<br />

wor<strong>den</strong>, da die Position erst später aufgelöst wor<strong>den</strong> wäre. Das Subsystem hat jedoch<br />

Abb 8: Darstellung des MACD auf Wochen- und Tagesbasis


Teil III Bessere Handelsergebnisse mit Trendfiltern von Björn Borchers –263<br />

bereits bei der Marke von 7700 Punkte das Signal zum Ausstieg gegeben. Auf Basis des Einstiegsignals<br />

aus dem Dezember 2007 musste so nur ein kleiner Verlust realisiert wer<strong>den</strong>.<br />

1.3.3 Kurzfristige Parametereinstellungen<br />

Bei der Anwendung eines trendfolgen<strong>den</strong> Indikators als Trendfilter kann als Subsystem der gleiche<br />

Indikator verwendet wer<strong>den</strong>. Um dies im gleichen Zeitrahmen möglich zu machen, wird<br />

eine kürzere Einstellung bei <strong>den</strong> Parametern genutzt. So wer<strong>den</strong> mehrere Signale mit der gleichen<br />

Methode generiert. Bei dieser Art von Subsystemen lassen sich so mit dem Filter von längerfristigen<br />

Trends auch kurzfristige Trend nutzen.<br />

Im Beispiel der Abbildung 9 wurde der TRIX-Indikator mit zwei verschie<strong>den</strong>en Parametereinstellungen<br />

in <strong>den</strong> Chart gela<strong>den</strong>. Der TRIX mit der Einbeziehung der jüngsten 50 Handelstage zeigt<br />

Abb 9: Darstellung des TRIX mit unterschiedlichen Parametern


264 –Nowacki Tradingwelten<br />

hierbei einen längeren Trend an, der sich meistens über mehrere Monate erstreckt. Beim zweiten<br />

TRIX wird mit einer Einstellung von zehn Tagen gearbeitet. Innerhalb des angezeigten Aufwärtstrends<br />

von Mitte 2006 bis Ende 2007 hat der kürzere TRIX mehrere Möglichkeiten für Trades<br />

in der Richtung des übergeordneten Trends generiert.<br />

1.3.4 Oszillatoren<br />

Neben <strong>den</strong> Trendfolgern gehören die Oszillatoren zu der größten Gruppe der technischen Indikatoren.<br />

Der Begriff kommt ursprünglich aus der Elektrotechnik und steht für Schwingung. Die<br />

meisten dieser Indikatoren wer<strong>den</strong> in einer Bandbreite formalisiert, die häufig Werte von 0 bis<br />

100 annehmen können. Dabei wer<strong>den</strong> zudem Extrembereiche definiert, in <strong>den</strong>en eine Umkehr<br />

beim Basiswert wahrscheinlich wird. So wird bei einem Wert von 0 bis 20 bei einem Oszillator<br />

häufig von einem überverkauften Zustand im Basiswert gesprochen. Die gemessene Geschwin-<br />

Abb 10: Darstellung des DSS Bressert im DAX


Teil III Bessere Handelsergebnisse mit Trendfiltern von Björn Borchers –265<br />

digkeit der Abwärtsbewegung nimmt hierbei häufig ab. Ohne einen Trendfilter ist die Anwendung<br />

von Oszillatoren allerdings nur selten profitabel.<br />

Der DSS Bressert gehört in dieser Gruppe zu <strong>den</strong> geeignetesten Indikatoren. DSS steht hierbei<br />

für Double Smoothed Stochastic. Für die Berechnung wird zuerst eine einfache Stochastik auf<br />

<strong>den</strong> Basiswert berechnet. Anschließend wird das Ergebnis exponentiell geglättet und mit 100<br />

multipliziert. Auf diesen Wert wird dann wieder die Stochastik angewandt. Auch dieses Ergebnis<br />

wird wieder exponentiell geglättet und mit 100 multipliziert. Einer der Vorteile ist in jedem Fall,<br />

dass auch bei einem bestehen<strong>den</strong> Trend der DSS Bressert in <strong>den</strong> entgegengesetzten Extrembereich<br />

eintaucht, um ein entsprechendes Signal zu liefern. Wenn also durch <strong>den</strong> Trendfilter ein<br />

Aufwärtstrend i<strong>den</strong>tifiziert wurde, muss sich der DSS Bressert im Wertebereich zwischen 0 und<br />

20 aufhalten, um ein passendes Signal zu generieren.<br />

1.3.5 Kursziel und Stop<br />

Nicht in jedem Fall muss ein Indikator für <strong>den</strong> Einstieg beziehungsweise Ausstieg aus einer Position<br />

ausschlaggebend sein. Indem diese bei<strong>den</strong> Entscheidungen über ein Kursziel und einen<br />

Stop getroffen wer<strong>den</strong>, wird diese Entscheidung dem Markt überlassen. Wichtig ist hierbei, dass<br />

ein geeignetes Maß für <strong>den</strong> richtigen Abstand gewählt wird. Zudem sollte das Verhältnis zwischen<br />

Ziel und Stop mindestens bei 2:1 liegen, so dass ein entsprechendes System auch bei einer<br />

Trefferquote von weniger als 50 % profitabel gehandelt wer<strong>den</strong> kann. Immer wenn ein Trend<br />

durch <strong>den</strong> Trendfilter angezeigt wird, kommt es zur Eröffnung eines Trades. Wenn eine der bei<strong>den</strong><br />

Marken erreicht wird und der Trend weiterhin intakt ist, wird diese Prozedur wiederholt.<br />

Gegebenenfalls können natürlich auch ein Indikator für <strong>den</strong> Einstieg genutzt und für <strong>den</strong> Ausstieg<br />

ein Kursziel und ein Stop verwendet wer<strong>den</strong>.<br />

Für die Bestimmung des Abstandes zu Kursziel und Stop eignet sich die sogenannte Average<br />

True Range. Dabei wird die durchschnittliche Handelsspanne der vergangenen x Handelstage<br />

berechnet. Wenn es zu einer Marktphase mit vielen langen Tagen kommt, so wird der Abstand<br />

zu Ziel und Stop automatisch größer. Der Stop sollte in der Regel mindestens eine ATR vom aktuellen<br />

Kursniveau entfernt platziert wer<strong>den</strong>. Das Kursziel sollte je nach eigener Präferenz zwei<br />

bis drei ATR vom derzeitigen Kurs entfernt gesetzt wer<strong>den</strong>.


266 –Nowacki Tradingwelten<br />

Abb 11: Darstellung der Average True Range (ATR)<br />

1.3.6 Das Subsystem der Mr. Weit-Strategie II<br />

Als Subsystem dient bei der Mr. Weit-Strategie II ein Oszillator. Bei der Entwicklung wurde auf<br />

Grund seiner vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der DSS Bressert ausgewählt. Die genaue Beschreibung<br />

des Indikators ist bereits in Kapitel 2.4 erfolgt. Im Vergleich zu der Mr. Weit-Strategie<br />

I wurde nicht der Indikator ausgetauscht, wohl aber das Triggerniveau. Während bei der ursprünglichen<br />

Version je nach Situation die Indikatorwerte 20 und 80 eine Rolle gespielt haben,<br />

wird bei der Mr. Weit-Strategie II nur der Indikatorwert 50 für die Ein- und die Ausstiege verwendet.<br />

Bei der Smoothing-Einstellung wird immer der Parameter 3 genutzt.<br />

Generell bietet sich bei der Wahl des Parameters bei der Zeiteinstellung immer ungefähr ein<br />

Viertel der Einstellung des Trendfilters an. Auf dem Wochenchart wird daher der Parameter<br />

zwölf empfohlen, da dies die vergangenen drei Monate berücksichtigt. Zudem wer<strong>den</strong> bei der<br />

Mr. Weit Strategie II die Komponenten Stop Loss und Profit Target eingesetzt, was sich bei der<br />

Equitykurve positiv bemerkbar macht.


Teil III Bessere Handelsergebnisse mit Trendfiltern von Björn Borchers –267<br />

1.4 Fertige Trendfiltersysteme<br />

1.4.1 Die Mr. Weit Strategie II Classic im DAX auf Wochenbasis<br />

Bestandteile<br />

Trendfilter: Exponentieller Durchschnitt mit Rate of Change<br />

Subsystem: DSS Bressert<br />

Basiswert: DAX<br />

Zeiteinheit: Wochenchart<br />

Systembeschreibung<br />

Als Trendfilter fungiert bei dieser Handelsstrategie ein exponentieller Durchschnitt mit einer<br />

Einstellung von 52 Wochen. Auf diesen Durchschnitt wird der Indikator Rate of Change mit einem<br />

Parameter von zehn berechnet. Wenn die Rate of Change über Null ist, wird ein Aufwärtstrend<br />

angenommen. Sollte die Rate of Change unter Null sein, wird ein Abwärtstrend im Basiswert<br />

unterstellt.<br />

Als Trigger wird bei diesem Handelssystem der DSS Bressert eingesetzt. Wenn der DSS Bressert<br />

innerhalb eines Aufwärtstrends <strong>den</strong> Wert 50 überschreitet wird eine Longposition eröffnet. Entgegengesetzt<br />

dazu wird bei einem vorhan<strong>den</strong>en Abwärtstrend beim Unterschreiten des Wertes<br />

50 eine Short-Position eröffnet. Der Zeitparameter wird mit zwölf ausgewählt, der Smoothing-<br />

Parameter mit drei.<br />

Der Exit des Subsystems erfolgt in diesem Beispiel über ein Profit Target sowie über einen Stop<br />

Loss. Die Entfernung dieser bei<strong>den</strong> Module erfolgt über die Average True Range (ATR). Hier wer<strong>den</strong><br />

die letzten zwölf Wochen in die Berechnung des Indikators miteinbezogen. Bei dem Stop<br />

Loss wird die ATR mit dem Faktor 1,5 multipliziert, beim Profit Target liegt dieser Faktor bei 4,5.<br />

Zudem ist auch ein Ausstieg aus einer Position über <strong>den</strong> DSS Bressert möglich. Bei einem Aufwärtstrend<br />

erfolgt das Signal, wenn der Wert von 50 unterschritten wird. Bei anderem Abwärtstrend<br />

wird die Position verlassen, wenn der DSS Bressert über 50 steigt.


268 –Nowacki Tradingwelten<br />

Code<br />

Inputs:<br />

Value1( 0 ), // Prüfungswert bei der Rate of Change<br />

Value2( 50 ), // Wert des DSS Bressert<br />

XAveragePrice( Close ), // Der Durchschnitt wird auf <strong>den</strong> Schlusskurs berechnet<br />

XAveragePeriod( 52 ), // Der Parameter für <strong>den</strong> Durchschnitt (52 Wochen)<br />

RateofChangePeriod( 10 ), // Der Parameter für die Rate of Change<br />

Price( Close ), // Der DSS Bressert wird auf <strong>den</strong> Schlusskurs berechnet<br />

Period( 12 ), // Der Parameter von <strong>den</strong> DSS Bressert (12 Wochen)<br />

Smooth( 3 ); // Die Glättung des DSS Bressert<br />

// Der DSS Bressert wird zur Vereinfachung als Variable deklariert<br />

Variables:<br />

DSSB;<br />

DSSB = DSSBressert( Price, Period, Smooth );<br />

// Die Bedingung für <strong>den</strong> Einstieg bei einem Aufwärtstrend<br />

If RateofChange( XAverage( XAveragePrice, XAveragePeriod ), RateofChangePeriod ) > Value1<br />

AND DSSB Crosses Over Value2 AND Close > XAverage( XAveragePrice, XAveragePeriod ) Then<br />

Buy ( "LONG-IN" ) Next Bar At Market;<br />

// Der Long-Ausstieg über <strong>den</strong> DSS Bressert<br />

If DSSB Crosses Under Value2 Then<br />

Sell ( "LONG-OUT" ) Next Bar At Market;<br />

// Die Bedingung für <strong>den</strong> Einstieg bei einem Abwärtstrend<br />

If RateofChange( XAverage( XAveragePrice, XAveragePeriod ), RateofChangePeriod ) < Value1<br />

AND DSSB Crosses Under Value2 AND Close < XAverage( XAveragePrice, XAveragePeriod )Then<br />

Short ( "SHORT-IN" ) Next Bar At Market;<br />

// Der Short-Ausstieg über <strong>den</strong> DSS Bressert<br />

If DSSB Crosses Over Value2 Then<br />

Cover ( "SHORT-OUT" ) Next Bar At Market;<br />

// Stop Loss und Profit Target wer<strong>den</strong> in die Strategie integriert<br />

SetProfittarget(4.5*AvgTruerange(12));<br />

SetStoploss(1.5*AvgTruerange(12));


Equitykurve<br />

Teil III Bessere Handelsergebnisse mit Trendfiltern von Björn Borchers –269<br />

Abb . 12: Equitykurve der Mr . Weit Strategie II Classic im DAX auf Wochenbasis<br />

Performancereport (01.01.1997 bis 31.12.2008)<br />

Total Net Profit 5999,52<br />

Gross Profit 9840,97<br />

Gross Loss (3520,79)<br />

Profit Factor 2,80<br />

Percent Profitable 52,94%<br />

Average Winning Trade 546,72<br />

Average Losing Trade (225,97)<br />

Average Ratio 2,42<br />

Time in Market 38,46%


270 –Nowacki Tradingwelten<br />

1.4.2 Die Mr. Weit Strategie II Dynamic im DAX auf Wochenbasis<br />

Bestandteile<br />

Trendfilter: Exponentieller Durchschnitt mit Rate of Change<br />

Subsystem: DSS Bressert<br />

Basiswert: DAX<br />

Zeiteinheit: Wochenchart<br />

Systembeschreibung<br />

Als Trendfilter fungiert bei dieser Handelsstrategie ein exponentieller Durchschnitt mit einer<br />

Einstellung von 52 Wochen. Auf diesen Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitt wird die Rate of Change mit<br />

dem Wert zehn berechnet. Wenn die Rate of Change über Null ist, wird ein Aufwärtstrend angenommen.<br />

Sollte die Rate of Change unter Null sein, wird ein Abwärtstrend im Basiswert unterstellt.<br />

Im Gegensatz zum vorherigen Handelssystem wird hier bei einem Signal des Trendfilters<br />

eine Basisposition gekauft.<br />

Als Subsystem wird bei diesem Handelssystem der DSS Bressert eingesetzt. Wenn der DSS Bressert<br />

innerhalb eines Aufwärtstrends <strong>den</strong> Wert 50 überschreitet wird eine Longposition eröffnet.<br />

Entgegengesetzt dazu wird bei einem vorhan<strong>den</strong>en Abwärtstrend beim Unterschreiten des<br />

Wertes 50 eine Short-Position eröffnet. Der Zeitparameter wird mit zwölf ausgewählt, der<br />

Smoothing-Parameter mit drei.<br />

Wie auch bei der Classis-Variante erfolgt der Exit des Subsystems über ein Profit Target sowie<br />

über einen Stop Loss. Die Entfernung dieser bei<strong>den</strong> Module erfolgt ebenfalls über die Average<br />

True Range (ATR) und es wer<strong>den</strong> die letzten zwölf Wochen in die Berechnung des Indikators miteinbezogen.<br />

Bei dem Stop Loss wird die ATR mit dem Faktor 1,5 multipliziert, beim Profit Target<br />

liegt dieser Faktor bei 4,5. Die Bedingungen für einen Exit über <strong>den</strong> DSS Bressert sind ebenfalls<br />

mit der Classis-Strategie i<strong>den</strong>tisch.


Code<br />

Teil III Bessere Handelsergebnisse mit Trendfiltern von Björn Borchers –271<br />

Inputs:<br />

Value1( 0 ), // Prüfungswert bei der Rate of Change<br />

Value2( 50 ), // Wert des DSS Bressert<br />

Price( Close ), // Der Durchschnitt wird auf <strong>den</strong> Schlusskurs berechnet<br />

Period( 52 ), // Der Parameter für <strong>den</strong> Durchschnitt (52 Wochen)<br />

ChangePeriod( 10 ), // Der Parameter für die Rate of Change<br />

BressertPrice( Close ), // Der DSS Bressert wird auf <strong>den</strong> Schlusskurs berechnet<br />

BressertPeriod( 12 ), // Der Parameter von <strong>den</strong> DSS Bressert (12 Wochen)<br />

Smooth( 3 ); // Die Glättung des DSS Bressert<br />

// Die Indikatoren wer<strong>den</strong> zur Vereinfachung als Variablen deklariert<br />

Variables:<br />

XAVG,<br />

RATECHANGE,<br />

DSSB;<br />

XAVG = XAverage( Price, Period );<br />

RATECHANGE = RateofChange( XAVG, ChangePeriod );<br />

DSSB = DSSBressert( BressertPrice, BressertPeriod, Smooth );<br />

// Kauf der Basisposition bei einem Aufwärtstrend<br />

If RATECHANGE > Value1 Then<br />

Buy ( "LONG-MA" ) 1 Share Next Bar At Market;<br />

// Verkauf einer Basisposition bei einem Abwärtstrend<br />

If RATECHANGE < Value1 Then<br />

Short ( "SHORT-MA" ) 1 Share Next Bar At Market;<br />

// Bedingung für <strong>den</strong> Kauf des Subsystems in einem Aufwärtstrend<br />

If DSSB Crosses Over Value2 AND RATECHANGE > Value1 Then begin<br />

Buy ( "LONG-DSSB" ) 1 Share Next Bar At Market;<br />

// Profit Target in einem Aufwärtstrend<br />

If Close > (PositionEntryPrice + 4.5*AvgTrueRange(12)) then<br />

Sell ( "PT-LONG" ) From Entry( "LONG-DSSB" ) Next Bar At Market;<br />

// Stop Loss in einem Aufwärtstrend<br />

If Close < (PositionEntryPrice - 1.5*AvgTrueRange(12)) then<br />

Sell ( "SL-LONG" ) From Entry( "LONG-DSSB" ) Next Bar At Market;<br />

// Bedingung für <strong>den</strong> Verkauf des Subsystems in einem Aufwärtstrend<br />

If DSSB Crosses Under Value2 Then<br />

Sell ( "SELL-DSSB" ) From Entry( "LONG-DSSB" ) Next Bar At Market;<br />

End;<br />

// Bedingung für <strong>den</strong> Verkauf des Subsystems in einem Abwärtstrend<br />

If DSSB Crosses Under Value2 AND RATECHANGE < Value1 Then begin<br />

Short ( "SHORT-DSSB" ) 1 Share Next Bar At Market;<br />

// Profit Target in einem Abwärtstrend<br />

If Close < (PositionEntryPrice - 4.5*AvgTrueRange(12)) then<br />

Cover ( "PT-SHORT" ) From Entry( "SHORT-DSSB" ) Next Bar At Market;<br />

// Stop Loss in einem Abwärtstrend<br />

If Close > (PositionEntryPrice + 1.5*AvgTrueRange(12)) then<br />

Cover ( "SL-DSSB" ) From Entry( "SHORT-DSSB" ) Next Bar At Market;<br />

// Bedingung für <strong>den</strong> Rückkauf des Subsystems in einem Abwärtstrend<br />

If DSSB Crosses Over Value2 Then<br />

Cover ( "COVER-DSSB" ) From Entry( "SHORT-DSSB" ) Next Bar At Market;<br />

End;


272 –Nowacki Tradingwelten<br />

Equitykurve<br />

Abb . 13: Equitykurve der Mr . Weit Strategie II Dynamic im DAX auf Wochenbasis


Teil III Bessere Handelsergebnisse mit Trendfiltern von Björn Borchers –273<br />

1.4.3 DRS im DAX auf Wochenbasis<br />

Bestandteile<br />

Trendfilter: Relative Strength Levy<br />

Subsystem: Relative Strength Levy<br />

Basiswert: DAX<br />

Zeiteinheit: Wochenchart<br />

Systembeschreibung<br />

Die Funktion des Trendfilters übernimmt bei dem DRS-System der Indikator „Relative Strength<br />

Levy“. Die Einstellung soll 52 betragen, um die letzten 52 Wochen beim DAX zu berücksichtigen.<br />

Wenn der RSL einen Wert oberhalb von eins ausgibt wird ein Aufwärtstrend im DAX angenommen.<br />

Bei einem RSL-Wert unterhalb von eins ist der Trendfilter nicht aktiv, so dass keine Positionen<br />

eingegangen wer<strong>den</strong> können.<br />

Das Subsystem wird ebenfalls durch <strong>den</strong> Indikator „Relative Strength Levy“ augefüllt. Die Einstellung<br />

liegt in diesem Fall jedoch bei vier, so dass die Kurse der letzten vier Wochen betrachtet<br />

wer<strong>den</strong>. Wenn der RSL über eins steigt, so wird eine Long-Position eröffnet. Der Ausstieg erfolgt<br />

über eines von drei möglichen Varianten. So wird die Position wieder geschlossen, wenn der<br />

Wert des RSL mit einer Parametereinstellung von zwölf unter eins fällt.<br />

Zudem wird ein Verkauf vorgenommen, wenn Profit Target oder Stop Loss erreicht wer<strong>den</strong>. Die<br />

Basis ist hier die Average True Range der letzten zwölf Wochen, welche beim Profit Target mit<br />

fünf multipliziert wird und beim Stop Loss mit dem Faktor 2,5 multipliziert wird.<br />

Code<br />

// Bedingung für <strong>den</strong> Einstieg in eine Long-Position<br />

If RSL(Close,52) > 1 AND RSL(Close,4) crosses over 1 then<br />

Buy next bar at market;<br />

// Bedingung für <strong>den</strong> Ausstieg aus einer Long-Position<br />

If RSL(Close,12) crosses under 1 then<br />

Sell next bar at market;<br />

// Stop Loss und Profit Target wer<strong>den</strong> in die Strategie integriert<br />

SetProfittarget(5*AvgTruerange(12));<br />

SetStoploss(2.5*AvgTruerange(12));


274 –Nowacki Tradingwelten<br />

Equitykurve<br />

Abb . 14: Equitykurve des Handelssystems DRS im DAX auf Wochenbasis<br />

Performancereport (01.01.1995 bis 31.12.2008)<br />

Total Net Profit 4970,17<br />

Gross Profit 7946,74<br />

Gross Loss (2976,57)<br />

Profit Factor 2,67<br />

Percent Profitable 60,53%<br />

Average Winning Trade 345,51<br />

Average Losing Trade (198,44)<br />

Average Ratio 1,74<br />

Time in Market 44,97%


Teil III Bessere Handelsergebnisse mit Trendfiltern von Björn Borchers –275<br />

1.4.4 Relative One im DAX auf Wochenbasis<br />

Bestandteile<br />

Trendfilter: Exponentieller Durchschnitt<br />

Subsystem: Relative Strength Index<br />

Basiswert: DAX<br />

Zeiteinheit: Wochenchart<br />

Systembeschreibung<br />

Der Trendfilter bei dieser Strategie wird über die Lage der Schlusskurse des DAX gegenüber einem<br />

exponentiellen Durchschnitts mit einer Einstellung von 52 definiert. Liegt der jeweiligen<br />

Schlusskurs unter dem EMA, so wird grünes Licht für die Signale des Subsystems gegeben. Position<br />

wer<strong>den</strong> auf der Long-Seite nicht eröffnet.<br />

Das Subsystem besteht aus dem Relative Strength Index, welcher nicht mit dem Relative<br />

Strength Levy verwechselt wer<strong>den</strong> sollte. Die Eigenschaften der bei<strong>den</strong> Indikatoren sind durchaus<br />

unterschiedlich. Die Parametereinstellung des RSI wird mit eins eingegeben. Um einen<br />

möglichst hohen Kurs für einen Wiedereinstieg in einen bestehen<strong>den</strong> Abwärtstrend zu fin<strong>den</strong>,<br />

wird eine entsprechende Position bei der <strong>Über</strong>schreitung des Wertes 50 beim RSI vorgenommen.<br />

Der Exit dieser Handelsstrategie erfolgt ausschließlich über die Module Profit Target und Stop<br />

Loss. Die Basis bildet wiederum die Average True Range (ATR), welche im Fall des Profit Target<br />

mit vier multipliziert wird und bei dem Stop Loss mit der doppelten ATR angegeben wird.<br />

Code<br />

// Bedingung für <strong>den</strong> Kauf einer Short-Position in einem Abwärtstrend<br />

If Close < XAverage(Close, 52) AND RSI(Close, 1) crosses over 50 then<br />

Short next bar at market;<br />

// Stop Loss und Profit Target wer<strong>den</strong> in die Strategie integriert<br />

SetProfittarget(4*AvgTruerange(12));<br />

SetStoploss(2* AvgTruerange(12));


276 –Nowacki Tradingwelten<br />

Equitykurve<br />

Abb . 15: Equitykurve des Handelssystems Relative One im DAX auf Wochenbasis<br />

Performancereport (01.01.2000 bis 31.12.2008)<br />

Total Net Profit 5517,97<br />

Gross Profit 7017,33<br />

Gross Loss (1499,36)<br />

Profit Factor 4,68<br />

Percent Profitable 66,67%<br />

Average Winning Trade 1169,55<br />

Average Losing Trade (499,79)<br />

Average Ratio 2,34<br />

Time in Market 39,86%


<strong>Über</strong> <strong>den</strong> <strong>Autor</strong><br />

<strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong><br />

45 Jahre, verheiratet, zwei Kinder,<br />

Dipl. Wirtschaftsingenieur,<br />

Technischer Market Analyst Energy<br />

Seine Karriere begann vor mehr als 25 Jahren mit einem der modernsten Computersysteme, die<br />

es für die Bankenwelt seinerzeit zu kaufen gab: der Omega Tradestation. Mit dieser Kursmaschine<br />

wurde es möglich, in der Programmiersprache »easy language« nicht nur Handelssysteme zu<br />

programmieren, sondern auch deren Stabilität und Performance zu testen. Seine berufliche<br />

Laufbahn setzte <strong>Galuschke</strong> dann als Produktmanager »Technische Analyse« bei einem führen<strong>den</strong><br />

Anbieter von Echtzeit-Finanzinformationssystemen fort und betreute die Regionen<br />

Deutschland, Österreich und die Schweiz. Später verantwortete <strong>Galuschke</strong> die Region Zentralund<br />

Osteuropa.<br />

»Märkte ändern sich, aber man weiß eben vorher nie, wann! Und wenn es ums Geld geht, sollte man<br />

ein System haben, welches der Sicherheit des eingesetzten Kapitals höchste Priorität einräumt«, ist<br />

der Techniker überzeugt .<br />

Er gehört zu <strong>den</strong> ältesten Fördermitgliedern des VTAD e. V. und war bereits 1992 bei <strong>den</strong> ersten<br />

Seminaren in der Regionalgruppe München und Frankfurt als Referent aktiv.<br />

Jetzt ist er für einen multinationalen Energiekonzern für die Technische Analyse der Strom-, Öl-,<br />

Gas-, Kohle-, CO 2- und Frachtmärkte zuständig. In enger Zusammenarbeit mit <strong>den</strong> Energiehänd-


278 – Nowacki Tradingwelten<br />

lern entwickelt er darüber hinaus maßgeschneiderte Handelssystemansätze und berät die<br />

Händler im täglichen Tradingbusiness.<br />

Wenn ein Mann mit solcher Erfahrung »back to the Roots« für <strong>den</strong> Einsatz von einfachen Handelssystemen<br />

im privaten Bereich unter Verwendung eines überschaubaren Regelwerks und<br />

Money <strong>Management</strong>s plädiert, macht das Mut, tiefer in die Welt der Indikatoren einzusteigen.<br />

Aber erwarten Sie bitte nicht, dass Sie jetzt alles über alle Indikatoren erfahren. <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong><br />

wird Sie mit seinem persönlich bevorzugten Indikator im praktischen Einsatz bekannt machen<br />

und Ihnen eine Anleitung an die Hand geben, wie Sie sich selbst auf www.Tradesignalonline.de<br />

oder mit der Omega Tradestation ein praktikables System schaffen können.


2. Der richtige Umgang mit<br />

Indikatoren in derTechnischen<br />

Analyse am Beispiel des<br />

Parabolic-Time-/Price-Systems<br />

2.1 Standort der Indikatoren innerhalb der Metho<strong>den</strong>lehre<br />

der Technischen Analyse<br />

Der Begriff »Technische Analyse« steht heute für eine Vielzahl von einzelnen Disziplinen, die sich<br />

wiederum zum Teil in Unterdisziplinen aufgliedern. Im Lauf der vergangenen Jahrzehnte wur<strong>den</strong><br />

diese stetig weiterentwickelt. Einige Disziplinen erwuchsen dabei aus dieser Weiterentwicklung<br />

von einzelnen Methodiken selbst und wur<strong>den</strong> fortan als eigenständiges Regelwerk unter<br />

dem Dach der Technischen Analyse geführt. Wie im alltäglichen Leben häufig beobachtet, erfreuen<br />

sich einige Disziplinen einer gewissen Popularität, andere fristen eher ein Nischendasein.<br />

Die gängigsten Metho<strong>den</strong>blöcke innerhalb der Technischen Analyse sind:<br />

– Dow-Theorie<br />

– Formationen (Trendbestätigungs-/ Trendumkehrformationen)<br />

– Linien (Unterstützungs-/Widerstandslinien/Trendlinien/Trendkanäle)<br />

– Indikatoren (Trendfolge-Indikatoren/Overbought-/Oversold-Indikatoren)<br />

– Point & Figure<br />

– Candlestick<br />

Die Lehre der Technischen Analyse teilt sich wiederum in zwei Hauptanwendungsgebiete auf.<br />

Zum einen zeigt ein Regelwerk die Anwendung der jeweils betrachteten Methodik auf. Welche<br />

Werkzeuge stellt sie bereit, und wie wer<strong>den</strong> diese in Charts einbezogen? Zum anderen lassen<br />

sich aus dem Regelwerk bestimmte Normen aufstellen, nach <strong>den</strong>en der Analyst/Trader auf Basis<br />

dieser Methode Handelssignale definieren kann. Die Kombination mehrerer Handelssignale, um<br />

beispielsweise die Entry-Long-, Exit-Long-, Entry-Short und Exit-Short-Seite abzudecken, mündet<br />

in das Konstrukt eines Handelssystems.


280 –Nowacki Tradingwelten<br />

Solchen Handelssystemen sind von der Komplexität her kaum Grenzen gesetzt. So wer<strong>den</strong> üblicherweise<br />

mit <strong>den</strong> Entry-Long- und Entry-Short-Signalen korrespondierende Exit-Signale kombiniert,<br />

parallel dazu wer<strong>den</strong> Money <strong>Management</strong>- und Risk-<strong>Management</strong>-Signale hinzugefügt<br />

etc. Mehrere Entry-/Exit-Signale können eine Position entsprechend vergrößern oder wieder<br />

zurückfahren (Pyramiding).<br />

Handelssysteme lassen sich wiederum in solche unterschei<strong>den</strong>, die ein einzelnes Instrument<br />

handeln, beispielsweise <strong>den</strong> DAX-Future. Ein Handelsystem kann jedoch auch so ausgelegt wer<strong>den</strong>,<br />

dass mehrere Instrumente gehandelt wer<strong>den</strong>, zum Beispiel DAX-Future, FTSE-Future, S&P-<br />

Future und Nikkei-Future. Mehrere Instrumente können aber auch von mehreren unterschiedlichen<br />

Handelssystemen abgedeckt wer<strong>den</strong>. Am Ende mündet dies in ein Handelssystemportfolio,<br />

auf das entsprechende technische Money <strong>Management</strong>- und Risk-<strong>Management</strong>-Systeme sowie<br />

technische Portfolio-<strong>Management</strong>-Systeme 1 angewendet wer<strong>den</strong>.<br />

Die <strong>Über</strong>führung des reinen Regelwerks einer Disziplin in entsprechende Handelssysteme ist<br />

nicht immer unproblematisch. Als Beispiel sei die Formationentheorie genannt. Die Bedingungen<br />

für eine Kopf-Schulter-Formation sind hinreichend bekannt. Jedoch handelt es sich bei einer<br />

solchen Formation insbesondere um eine visuelle Situation innerhalb eines Charts. Die Frage<br />

stellt sich bei näherem Betrachten insofern, was genau erfüllt sein muss, damit eine<br />

Kopf-Schulter-Formation eindeutig definiert ist. So muss beispielsweise genau festgelegt sein,<br />

wie ausgeprägt die bei<strong>den</strong> Schultern beziehungsweise der Kopf sind, welchen Grad ein Swing-<br />

High 2 (beziehungsweise ein Swing-Low bei einer umgekehrten Kopf-Schulter-Formation) sein<br />

muss. Wie groß darf die vertikale (preisliche) Differenz zwischen dem Kopf und <strong>den</strong> jeweiligen<br />

Schultern höchstens sein, um diese hinreichend zu beschreiben? Das Gleiche gilt für die horizontale<br />

(zeitliche) Differenz zwischen <strong>den</strong> charakteristischen Merkmalen sowie der gesamten<br />

horizontalen (zeitlichen) Ausdehnung der Formation selbst. Oder welchen Neigungswinkel darf<br />

die Nackenlinie gerade noch haben, so dass die Formation als solche noch von einer wellenförmigen<br />

Struktur eines Trends unterschie<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> kann? Dies sind nur einige Fragen, die bei<br />

der eindeutigen programmtechnischen Beschreibung einer Kopf-Schulter-Formation zu klären<br />

sind. Verschie<strong>den</strong>e Ansätze, beispielsweise Fuzzy Logic, versuchen die I<strong>den</strong>tifizierung von Formationen<br />

unter Berücksichtigung verschie<strong>den</strong>er Unschärfegrade zu bewerkstelligen.<br />

1Mit Hilfe des Money <strong>Management</strong>s wird festgelegt, wie viel von einem gegebenen Kapital für eine Position verwendet<br />

wird . Hierdurch soll eine Risikodiversifizierung stattfin<strong>den</strong> . Unter dem Risk <strong>Management</strong> versteht man die Beurteilung<br />

des Risikos einer Position unter Heranziehung verschie<strong>den</strong>er Kennzahlen wie der Volatilität . Als Ergebnis des Risk<br />

<strong>Management</strong>s wer<strong>den</strong> die Stops einer Position entsprechend definiert und als Order aufgegeben . Unter Portfolio-<br />

<strong>Management</strong> versteht man die Festlegung der Märkte, in die investiert wird . Dies erfordert entsprechende Analysen a<br />

priori .<br />

2Unter einem Swing-High versteht der Technische Analyst einen markanten Höchstkurs einer Periode .Die Höchstkurse<br />

der vorangegangenen und der nachfolgen<strong>den</strong> Periode sind niedriger .In diesem Fall spricht man von einem Swing-<br />

High ersten Grades .Sind die Höchstkurse der bei<strong>den</strong> vorangegangenen und bei<strong>den</strong> nachfolgen<strong>den</strong> Perio<strong>den</strong> niedriger<br />

als der betrachtete Höchstkurs, spricht man von einem Swing-High zweiten Grades .Analog dazu wer<strong>den</strong> Swing-<br />

Lows definiert .


Teil III Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –281<br />

Neben <strong>den</strong> visuellen technischen Analysemetho<strong>den</strong> wie beispielsweise der Dow-Theorie, der<br />

Formationenlehre sowie Point & Figure- und Candlestickcharts haben sich innerhalb der Technischen<br />

Analyse solche Disziplinen durchgesetzt, die insbesondere auf mathematischen Modellen<br />

aufsetzen. Dies gerade vor dem Hintergrund, dass Rechnerleistung und Rechnerspeicher<br />

preiswert zu haben sind und immer höheren Anforderungen genügen. Die mathematischen<br />

Modelle entstammen dabei insbesondere der Statistik und Wahrscheinlichkeitslehre sowie ökonometrischen<br />

Verfahrensweisen. Somit sind auch hier wiederum der Komplexität nahezu keine<br />

Grenzen gesetzt.<br />

Mathematische Modelle haben in die Technische Analyse hauptsächlich in Form der technischen<br />

Indikatoren Einzug gehalten. Der wohl bekannteste technische Indikator ist der Gleitende<br />

Durchschnitt. Mit dem Einzug des Computers in die Technische Analyse wurde das Feld der<br />

technischen Indikatoren stetig weiterentwickelt. Heute dürfte deren Liste weit mehr als 200 umfassen.<br />

Die technischen Indikatoren lassen sich grob in drei Kategorien unterteilen:<br />

– Trendfolge-Indikatoren (beispielsweise Gleitende Durchschnitte)<br />

– Overbought-/Oversold-Indikatoren (beispielsweise RSI nach Welles Wilder)<br />

– sonstige Indikatoren (beispielsweise Beta-Faktor)<br />

Trendfolge-Indikatoren versuchen, möglichst frühzeitig einen Trend zu i<strong>den</strong>tifizieren und im<br />

weiteren Verlauf die Gültigkeit des Trends zu prüfen. Mit Hilfe von Overbought-/Oversold-Indikatoren<br />

oder auch <strong>Über</strong>kauft-/<strong>Über</strong>verkauft-Indikatoren soll die Qualität einer technischen Korrektur<br />

innerhalb eines Trends gemessen wer<strong>den</strong>. Liegt kein Trend vor, eignen sich Overbought-/<br />

Oversold-Indikatoren auch als Trading-Instrumente. Ein trendloser Markt ist in der Regel durch<br />

eine mehr oder weniger ausgeprägte Seitwärtsbewegung innerhalb einer Unterstützungs-/Widerstandszone<br />

geprägt. Der Test der Unterstützungslinie in Verbindung mit einer <strong>Über</strong>verkauft-<br />

Situation kann zu einem Kaufsignal, der Test der Widerstandslinie in Verbindung mit einer<br />

<strong>Über</strong>kauft-Lage zu einem entsprechen<strong>den</strong> Verkaufsignal führen. Mit <strong>den</strong> sonstigen Indikatoren<br />

sollen spezielle Situationen auf <strong>den</strong> Märkten überprüft wer<strong>den</strong>. So sollen zum Beispiel mit Ratio-<br />

Indikatoren die Differenzen zwischen zwei Instrumenten gemessen wer<strong>den</strong>. Solche Differenzanalysen<br />

(Spreadanalysen) sind beispielsweise auf <strong>den</strong> Futuresmärkten weit verbreitet.<br />

Technische Indikatoren lassen sich wiederum auf andere technische Indikatoren anwen<strong>den</strong>.<br />

Diese Praxis kommt beispielsweise dann zum Zug, wenn der grafische Verlauf eines Indikators<br />

sehr zerklüftet ist und daher geglättet wer<strong>den</strong> soll.<br />

Technische Indikatoren unterschei<strong>den</strong> sich ferner in ihrer Darstellungsart innerhalb des Charts.<br />

Indikatoren können zum einen direkt über <strong>den</strong> Kurschart des Instruments gelegt sein (Overlay-<br />

Chart). Die Skalierung solcher Indikatoren richtet sich dann in der Regel auch an der Skalierung<br />

des zu Grunde liegen<strong>den</strong> Instruments aus. Gleitende Durchschnitte gehören zu dieser Katego-


282 – Nowacki Tradingwelten<br />

rie. Andere Indikatoren wer<strong>den</strong> wiederum in einem separaten Chartfenster dargestellt. Deren<br />

Skalierung unterscheidet sich dann in der Regel von der des zu Grunde liegen<strong>den</strong> Finanzinstruments.<br />

Einige solcher Indikatoren sind normiert, deren Skalierung verläuft also innerhalb einer<br />

bestimmten Zone – beispielsweise zwischen 0 und 100. Der RSI nach Welles Wilder oder die Stochastics<br />

nach George Lane sind Beispiele für solche Indikatoren. Der Vorteil normierter Indikatoren<br />

liegt insbesondere in der Vergleichbarkeit bei Anwendung auf verschie<strong>den</strong>e Instrumente.<br />

Andere Indikatoren weisen Skalierungen auf, die sich vom Kursverlauf des Instruments ableiten.<br />

Der Oszillator oder das Momentum gehört zu dieser Kategorie. Diese zeigen Preisdifferenzen an.<br />

Diese Indikatoren sind insofern nicht unmittelbar vergleichbar bei Anwendung auf verschie<strong>den</strong>e<br />

Instrumente.<br />

Die vorangegangenen Beispiele geben einen ersten Einblick in die Vielfältigkeit der Anwendungsmöglichkeiten<br />

von technischen Indikatoren. Es scheint, als sei für jede Frage der passende<br />

Indikator verfügbar, beziehungsweise dass ein passender Indikator durch entsprechende Modifikation<br />

erstellt wer<strong>den</strong> könne. Und doch sind technische Indikatoren nicht unumstritten. Auf<br />

Grund ihrer vordergründig klaren Definition eignen sie sich hervorragend für die Integration in<br />

technische Handelssysteme. Nicht wenige Analysten/Trader haben aber mit der Anwendung<br />

von Handelssystemen, die auf technischen Indikatoren basierten, Lehrgeld zahlen müssen. Die<br />

Frage stellt sich, warum diese Indikatoren nicht immer die gewünschten Ergebnisse liefern. Es<br />

sei an dieser Stelle die Hypothese aufgeworfen, ob sich technische Indikatoren überhaupt für<br />

die Analyse beziehungsweise das Trading von Märkten eignen.<br />

2.2 Technische Indikatoren:<br />

statische Systeme angewendet auf dynamische Finanzmärkte?<br />

Formationen, beispielsweise eine Kopf-Schulter-Formation, bil<strong>den</strong> sich aus dem Kursverlauf heraus.<br />

Die Merkmale einer Kopf-Schulter-Formation sind die bei<strong>den</strong> Schultern in Form von zwei<br />

Swing-Highs. Der Kopf übertrifft, ebenfalls in Form eines Swing-High, das Niveau der bei<strong>den</strong><br />

Schultern. Wie weit der Kopf die Schulter überragt, lässt sich von vornherein nicht exakt definieren<br />

und ergibt sich im Wesentlichen aus der Struktur des vorangegangenen Trends. Das Gleiche<br />

gilt für die in der Regel auftreten<strong>den</strong> Abweichungen hinsichtlich der Niveaus der Schultern. Die<br />

Korrekturbewegungen nach der linken Schulter und dem Kopf bil<strong>den</strong> an ihren Tiefpunkten die<br />

Nackenlinie aus. Im Idealfall ist die Nackenlinie eine waagerechte Unterstützungslinie. Im Regelfall<br />

wird die Nackenlinie jedoch eine mehr oder weniger ausgeprägte Neigung haben. Eine<br />

Faustregel lautet, dass die Nackenlinie eine Neigung nicht größer als 15 Grad haben sollte. Am<br />

Ende wird sich die Gültigkeit einer Nackenlinie jedoch ebenfalls aus dem Chartverlauf heraus<br />

ableiten lassen, eine exakte Definition gibt es nicht und kann es auch nicht geben. <strong>Über</strong> wie viele<br />

Perio<strong>den</strong> darf sich eine Kopf-Schulter-Formation ausbil<strong>den</strong>? Auch hierfür gibt es keine exakte<br />

Definition. Letztlich hängt eine gültige Kopf-Schulter-Formation von vielen Faktoren ab. Der


Teil III Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –283<br />

Analyst/Trader wird hierzu immer die Formation im Zusammenhang mit dem vorangegangenen<br />

Trend sehen, <strong>den</strong> sie umkehren soll. Viele charakteristische Merkmale bleiben damit unscharf.<br />

Die programmtechnische Umsetzung einer Kopf-Schulter-Formation, beispielsweise als<br />

Bestandteil eines Handelssystems, bleibt damit problematisch. Das Bild einer Formation steht<br />

im direkten Zusammenhang mit dem Kursverlauf des zu Grunde liegen<strong>den</strong> Instruments. Die<br />

Formation ist damit dynamisch.<br />

Technische Indikatoren bestehen aus mehr oder weniger komplexen Formeln. Das einfachste<br />

Beispiel eines technischen Indikators, der Gleitende Durchschnitt, wird nach folgender Formel<br />

berechnet:<br />

n−1<br />

1 x + x + x + !<br />

+ x<br />

n− n− n−<br />

glD = ⋅ ∑x=<br />

i<br />

n<br />

n<br />

i=<br />

0<br />

1 2 3 0<br />

In der Regel wird der Gleitende Durchschnitt (Moving Average) auf der Basis des Schlusskurses<br />

eines Instruments berechnet. Es sind jedoch durchaus verschie<strong>den</strong>e Variationen üblich, beispielsweise<br />

der Mittelwert aus Höchst-, Tiefst- und Schlusskurs oder aus Eröffnungs-, Höchst-,<br />

Tiefst- und Schlusskurs. Die Basis eines Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitts können jedoch wiederum Werte<br />

eines anderen Indikators sein. Wird beispielsweise der Gleitende Durchschnitt zur Glättung<br />

eines anderen Indikators, etwa dem Momentum, herangezogen, wären die Basis die Daten des<br />

Momentums.<br />

Die Perio<strong>den</strong>länge (Zeitfenster) eines Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitts variiert ebenfalls. So sind der 38-<br />

Tage-, der 90-Tage- und der 200-Tage-Durchschnitt populär und wer<strong>den</strong> in der Fachpresse häufig<br />

zitiert. Der Analyst/Trader verwendet jedoch in der Regel eine Vielzahl von Perio<strong>den</strong>längen,<br />

was insbesondere vom Anlagehorizont abhängt.<br />

Das wesentliche Charakteristikum eines Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitts ist, dass er mit seinem Zeitfenster<br />

(der Perio<strong>den</strong>länge) über die Kurszeitreihe wandert (also gleitet). Die Anzahl der für die<br />

Berechnung des Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitts herangezogenen Perio<strong>den</strong> bleibt jedoch gleich. Mit<br />

jeder neuen Periode gibt es einen neuen Kurs x 0 im Zeitfenster. Der älteste Kurs x n-1 fällt dagegen<br />

aus dem Zeitfenster heraus. Der Wert des Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitts verändert sich, er gibt quasi<br />

<strong>den</strong> Schwerpunkt der Kurse innerhalb des Zeitfensters wieder. Die grafische Darstellung des<br />

Gleiten<strong>den</strong> Durchschnittes im Chart gibt somit die Veränderung des Schwerpunkts der jeweils<br />

betrachteten Anzahl von Perio<strong>den</strong> im Zeitfenster wieder. Ist der Gleitende Durchschnitt damit<br />

ein dynamischer Indikator, analog zur zitierten Kopf-Schulter-Formation?<br />

Sind die Parameter des Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitts, die Basis und die Perio<strong>den</strong>länge, einmal definiert,<br />

wer<strong>den</strong> diese in der Regel nicht mehr verändert. Der Wert des Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitts (=<br />

Schwerpunkt) wird sich damit zwar mit der Verschiebung des Zeitfensters ändern, die zu Grunde


284 –Nowacki Tradingwelten<br />

liegende Berechnungssystematik bleibt jedoch statisch. Die Basis und die Breite des Zeitfensters<br />

bleiben weiter gleich. Die Dynamik des zu Grunde liegen<strong>den</strong> Instruments bleibt damit jedoch<br />

unberücksichtigt. In der Dynamik eines zu Grunde liegen<strong>den</strong> Instruments geht beispielsweise<br />

die Volatilität ein, in der Dynamik spiegelt sich zum Beispiel auch das geänderte psychologische<br />

Verhalten der Marktteilnehmer während verschie<strong>den</strong>er Trendphasen wider. So ist häufig zu beobachten,<br />

dass sich die Marktteilnehmer während einer Aufwärtstrendphase anders verhalten<br />

als in einer Abwärtstrendphase.<br />

Welche Auswirkungen hat die Veränderung eines Parameters eines technischen Indikators auf<br />

seine Aussage?<br />

Am einfachen Beispiel des Gleiten<strong>den</strong> Durchschnittes soll dies demonstriert wer<strong>den</strong>.<br />

Die folgende Abbildung zeigt <strong>den</strong> Verlauf des DAX im Zeitraum November 2005 bis Mai 2006.<br />

Eine Periode stellt einen Tag dar. Die Kursdaten wur<strong>den</strong> mit einem Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitt geglättet.<br />

Als Basis wurde der Schlusskurs, als Breite des Zeitfensters neun Perio<strong>den</strong> verwendet.<br />

Abb 1: Einfacher Gleitender Durchschnitt vom Schlusskurs über neun Perio<strong>den</strong>


Teil III Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –285<br />

Die nächste Abbildung zeigt das gleiche Chartbild, jedoch wurde beim Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitt<br />

als Basis der Mittelwert aus Eröffnungs-, Höchst-, Tiefst- und Schlusskurs herangezogen. Die<br />

Breite des Zeitfensters bleibt unverändert bei neun Perio<strong>den</strong>.<br />

Abb 2: Einfacher Gleitender Durchschnitt vom Mittelwert aus Eröffnungs-/Höchst-/Tiefst-/<br />

Schlusskurs über neun Perio<strong>den</strong><br />

Im Ergebnis bleibt zunächst festzuhalten, dass sich der Verlauf des Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitts<br />

offensichtlich nur marginal verändert hat.<br />

In Abbildung 3 wird zusätzlich die Breite des Zeitfensters von neun auf 18 verändert.<br />

Gegenüber der vorangegangenen Abbildung zeigt der Verlauf des Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitts<br />

nun eine deutliche Veränderung. Offensichtlich hat die Variante des Parameters »Breite des Zeitfensters«<br />

einen ungleich größeren Einfluss auf <strong>den</strong> Verlauf im Chart als die des Parameters »Basis«.


286 –Nowacki Tradingwelten<br />

Abb 3: Einfacher Gleitender Durchschnitt vom Mittelwert aus Eröffnungs-/Höchst-/Tiefst-/<br />

Schlusskurs über 18 Perio<strong>den</strong><br />

Welche Auswirkungen hat dies auf <strong>den</strong> Analysten?<br />

Formationen (Chart Patterns) in der Technischen Analyse bil<strong>den</strong> sich in Abhängigkeit der internen<br />

Struktur des jeweiligen Markts, beispielsweise der jeweiligen Trendphase, aus. Daher ist die<br />

Ausprägung solcher Formationen unscharf. Die I<strong>den</strong>tifizierung einer Formation erfordert daher<br />

eine gewisse Erfahrung des Analysten und ist damit auch immer in gewissem Maß subjektiv.<br />

Technische Indikatoren sind zunächst statisch. Sie filtern eine bestimmte Marktkomponente<br />

heraus. Trendfolge-Indikatoren filtern die Trendkomponente heraus, Overbought-/Oversold-Indikatoren<br />

filtern die Schwingungen des Marktes, sei es innerhalb eines Trends oder innerhalb<br />

einer Seitwärtsbewegung, heraus.<br />

Mit Hilfe von Trendfolge-Indikatoren versucht der Marktteilnehmer in der Regel, <strong>den</strong> Beginn eines<br />

Trends möglichst frühzeitig zu erkennen. Anhand von bestimmten Normen, die vom jeweils


Teil III Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –287<br />

verwendeten Indikator abgeleitet wer<strong>den</strong> können, soll dann der Einstiegspunkt genau definiert<br />

sein. Das Ende eines Trends soll ebenfalls möglichst frühzeitig erkannt und für die Definition des<br />

Ausstiegspunkts herangezogen wer<strong>den</strong>. Die Frage lautet nun: Wann ist bei einem bestimmten<br />

Finanzinstrument, bei Verwendung einer bestimmten Periode (Stun<strong>den</strong>-, Tages- Wochenchart<br />

etc.) die Trendumkehr signifikant vollzogen?<br />

Abbildung 4 zeigt wieder <strong>den</strong> Tageschart des DAX vom November 2005 bis Mai 2006. Der Index<br />

befand sich zu diesem Zeitpunkt innerhalb eines intakten Aufwärtstrends. Das Tief Ende Oktober<br />

2005 markierte das Ende einer technischen (Abwärts-) Korrektur. Der Chart ist diesmal mit<br />

zwei Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitten geglättet. Beide benutzen die gleiche Basis, <strong>den</strong> Schlusskurs.<br />

Die Zeitfenster beider Gleitender Durchschnitte unterschei<strong>den</strong> sich voneinander. Der »rote«<br />

Gleitende Durchschnitt berechnet sich aus einem Zeitfenster von neun, der »blaue« aus einem<br />

Zeitfenster von 18 Perio<strong>den</strong>. Der rote Gleitende Durchschnitt folgt <strong>den</strong> Schwankungen des<br />

DAX daher schneller als der blaue, der die Schwankungen des DAX deutlich träger nachvollzieht.<br />

Auf Grund dieser unterschiedlichen Glättungsgrade kommt es zu Schnittpunkten. Befindet<br />

sich der »schnelle« Gleitende Durchschnitt oberhalb des »langsamen«, liegt eine Aufwärts-<br />

Abb 4: Zwei Gleitende Durchschnitte vom Schlusskurs über neun und 18 Perio<strong>den</strong>


288 –Nowacki Tradingwelten<br />

bewegung vor, umgekehrt eine Abwärtsbewegung. Schnittpunkte zwischen bei<strong>den</strong><br />

Durchschnitten signalisieren also einen Wechsel der Bewegungsrichtung, sei es innerhalb einer<br />

Korrektur oder eines Trends.<br />

Der DAX markierte am 28.10.2005 innerhalb der technischen Abwärtskorrektur ein neues Tief.<br />

Der »schnelle« Durchschnitt verläuft unterhalb des »langsamen«, was die Abwärtsbewegung<br />

bestätigt. Die nächste Periode befindet sich deutlich oberhalb der vorangegangenen, so dass<br />

sich ein Swing-Low ausbildete. Von einer signifikant vollzogenen Trendwende kann zu diesem<br />

Zeitpunkt sicherlich noch nicht die Rede sein. Der Verlauf der bei<strong>den</strong> Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitte<br />

hat sich nicht wesentlich verändert. Die folgende Periode bestätigt die zuvor begonnene Aufwärtsbewegung,<br />

der »schnelle« Gleitende Durchschnitt reagiert inzwischen und ist nach oben<br />

abgedreht. Der Abstand zu dem »langsamen« Durchschnitt ist kleiner gewor<strong>den</strong>. Die neue Aufwärtsbewegung<br />

wird in der Folge weiter bestätigt. Am 07.11.2005 wird ein Schnittpunkt der<br />

bei<strong>den</strong> Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitte angezeigt. Mit der oben beschriebenen Einstellung der bei<strong>den</strong><br />

Parameter Basis und Zeitfenster zeigen die bei<strong>den</strong> Durchschnitte also <strong>den</strong> Bewegungswechsel<br />

an. Vom Tief der vorangegangenen Abwärtskorrektur bis zum Schnittpunkt der bei<strong>den</strong><br />

Durchschnitte sind somit sechs Perio<strong>den</strong> vergangen. Diese Frist wird das Time Lag genannt und<br />

ist ein Charakteristikum eines je<strong>den</strong> Trendfolgesystems.<br />

Im Januar, März und April 2006 kommt es zu kleineren technischen (Abwärts-) Gegenbewegungen.<br />

Alle Gegenbewegungen dauern länger als sechs Perio<strong>den</strong>. Demzufolge zeigt das System<br />

»Zwei Gleitende Durchschnitte« jeweils Schnittpunkte an. In allen drei Fällen handelte es sich<br />

also um Fehlsignale. Erst der Schnittpunkt Anfang Mai 2006 markierte das Ende der vorangegangenen<br />

Aufwärtsbewegung richtig. Danach setze beim DAX eine ausgeprägte technische<br />

Abwärtskorrektur ein.<br />

Somit liegt die Vermutung nahe, dass die Parameter (Basis, Zeitfenster) die interne Struktur des<br />

DAX innerhalb dieses Zeitraumes nicht widerspiegeln. Denn, so scheint es, Gegenbewegungen<br />

in dem vorliegen<strong>den</strong> Ausmaß stellen noch keine Wechsel der übergeordneten Bewegungsrichtung<br />

dar.<br />

Die nächste Abbildung zeigt <strong>den</strong> gleichen Verlauf des DAX wie in der vorangegangenen Abbildung.<br />

Jedoch wur<strong>den</strong> die Zeitfenster der bei<strong>den</strong> Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitte verändert. Die Basis,<br />

der Schlusskurs, wurde beibehalten. Der »schnelle« Gleitende Durchschnitt berechnet sich aus<br />

einem Zeitfenster über 18 Perio<strong>den</strong>, der »langsame« über 36 Perio<strong>den</strong>. Die Zeitfenster wur<strong>den</strong><br />

hierbei insbesondere vor dem Hintergrund der Veranschaulichung, und nicht auf Basis einer<br />

detaillierten Analyse gewählt.<br />

Die kleineren technischen Abwärtsgegenbewegungen innerhalb des Aufwärtstrends des DAX<br />

führen bei <strong>den</strong> Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitten nicht mehr zu Schnittpunkten. Somit sind diese Fehlsignale<br />

herausgefiltert. Die Kehrseite der Medaille wird jedoch auch schnell deutlich: Die Wiederaufnahme<br />

des Aufwärtstrend ab dem 31.10.2005 wird mit einem markant längerem Time


Teil III Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –289<br />

Abb 5: Zwei Gleitende Durchschnitte vom Schlusskurs über 18 und 36 Perio<strong>den</strong><br />

Lag i<strong>den</strong>tifiziert. Erst nach 14 Perio<strong>den</strong> bildet sich der Schnittpunkt zwischen <strong>den</strong> bei<strong>den</strong> Durchschnitten<br />

aus.<br />

In der nächsten Abbildung wur<strong>den</strong> die Zeitfenster sehr schmal gewählt, der schnelle Durchschnitt<br />

wird mit einem Zeitfenster von drei Perio<strong>den</strong> berechnet, der langsame Gleitende Durchschnitt<br />

mit einem Zeitfenster von acht. Die Basis wurde wieder unverändert belassen.<br />

Anhand dieser Einstellungen wird der gegenläufige Effekt deutlich. Der Beginn der Fortsetzung<br />

des Aufwärtstrends wird sehr schnell angezeigt, der Schnittpunkt der bei<strong>den</strong> Durchschnitte bildet<br />

sich bereits nach zwei Perio<strong>den</strong> aus. Jede Gegenbewegung wird nun allerdings ebenfalls<br />

entsprechend schnell angezeigt. Dies kann zu einer Vielzahl von Fehlsignalen führen, die die<br />

Verbesserung der Performance des Traders auf Grund der frühzeitig signalisierten (echten)<br />

Trendwechsel mehr als egalisiert.<br />

Offenbar verhält sich das Trendfolgesystem »Schnittpunkt von zwei Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitten«<br />

zwischen zwei Extremen. Durch entsprechend schnelle Gleitende Durchschnitte (die Zeit-


290 –Nowacki Tradingwelten<br />

Abb 6: Zwei Gleitende Durchschnitte vom Schlusskurs über drei und acht Perio<strong>den</strong><br />

fenster sind also relativ schmal) wird der »echte« Beginn beziehungsweise die Fortsetzung des<br />

Trends sehr bald angezeigt. Gegenbewegungen, die <strong>den</strong> eigentlichen Trend jedoch noch nicht<br />

umkehren, führen aber zu Fehlsignalen, die die Performance relativ schnell in <strong>den</strong> negativen<br />

Bereich drehen können. Durch entsprechend langsame Gleitende Durchschnitte wird der »echte«<br />

Beginn beziehungsweise die Fortsetzung des Trends erst spät angezeigt. Besagte Gegenbewegungen<br />

wer<strong>den</strong> jedoch in der Regel herausgefiltert, so dass die Zahl von Fehlsignalen deutlich<br />

reduziert wird. Allerdings erfolgt auch dies auf Grund des größeren Time Lags auf Kosten der<br />

Performance. Die Bewegungen zu Beginn des Trends wer<strong>den</strong> nicht berücksichtigt. Zum Ende<br />

des Trends muss der Trader wieder Performance abgeben, da der Markt je bereits seit geraumer<br />

Zeit in die andere Richtung läuft.<br />

Offenbar bleibt dem Analysten/Trader nur der Mittelweg, der <strong>den</strong> »echten« Beginn des Trends<br />

noch hinnehmbar verzögert anzeigt, dafür aber auch die Zahl der Fehlsignale während Gegenbewegungen<br />

in Grenzen hält.


Teil III Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –291<br />

Bereits anhand dieser einfachen Beispiele wird das Dilemma technischer Indikatoren deutlich.<br />

Die Parameter, hier insbesondere die Zeitfenster, müssen so gewählt wer<strong>den</strong>, dass die interne<br />

Struktur des zu Grunde liegen<strong>den</strong> Finanzinstruments richtig widergespiegelt wird. Dies kann<br />

durch Ausprobieren, also die manuelle Veränderung der Parameter des Indikators und die visuelle<br />

<strong>Über</strong>prüfung im Chart, bewerkstelligt wer<strong>den</strong>, oder über entsprechende Optimierungen,<br />

die das Chartprogramm auf dem Computer ausführt. Beide Metho<strong>den</strong> sind grundsätzlich anwendbar<br />

und legitim. Beide Metho<strong>den</strong> unterliegen jedoch auch Grenzen, die der Analyst/Trader<br />

kennen muss, um die Ergebnisse entsprechend richtig interpretieren zu können. Dazu später<br />

mehr.<br />

Angenommen, mittels der einen oder anderen Methode wurde eine Kombination von Parametern<br />

gefun<strong>den</strong>, die dem Kompromiss »zeitnahe I<strong>den</strong>tifikation der Trendwechsel versus Vermeidung<br />

von Fehlsignalen bei Gegenbewegungen« entspricht. Bleibt diese Einstellung von nun an<br />

immer gleich? Was geschieht, wenn sich das Verhalten der Marktteilnehmer ändert? So könnte<br />

das durchaus beobachtete Phänomen, das sich die Marktteilnehmer während unterschiedlicher<br />

Trendphasen auch unterschiedlich verhalten, Einfluss auf die mitunter so mühsam gefun<strong>den</strong>en<br />

Parameter der Indikatoren haben. Wer<strong>den</strong> nicht beginnende Abwärts-Gegenbewegungen innerhalb<br />

eines Aufwärtstrends häufiger zunächst als bedeutungslos bewertet? Wer<strong>den</strong> nicht<br />

Aufwärts-Gegenbewegungen innerhalb eines Abwärtstrends bereits früh als der neue Aufwärtstrend<br />

gefeiert? Reagieren die Marktteilnehmer dann nicht auch entsprechend euphorisch<br />

oder pessimistisch? Neigen Marktteilnehmer während Aufwärtstrends dazu, erst später auszusteigen,<br />

selbst wenn die Technik vielleicht schon eingetrübt ist? Neigen Marktteilnehmer nicht<br />

dazu, während Abwärtstrends verzögert wieder einzusteigen, selbst wenn die Technik ein deutlich<br />

positiveres Bild zeigt? All das wird sich in der internen Struktur eines Markts widerspiegeln<br />

– und somit auch Einfluss auf die Parameter eines technischen Indikators haben.<br />

Der Analyst/Trader muss also die Parameter der verwendeten technischen Indikatoren genau<br />

kennen. Im Fall eines einfachen Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitts ist dies relativ einfach. Doch bei komplexer<br />

aufgebauten Indikatoren kann die genaue Wirkungsweise möglicherweise nicht ohne<br />

Weiteres offen gelegt wer<strong>den</strong>.<br />

Im Folgen<strong>den</strong> soll daher beispielhaft für <strong>den</strong> Indikator Parabolic-Time-/Price-System die Analyse<br />

des Indikators selbst aufgezeigt wer<strong>den</strong>.<br />

2.3 Analyse des Indikators »Parabolic-Time-/Price-System«<br />

Das Parabolic-Time-/Price-System wurde von Welles Wilder in seinem 1978 erschienen Buch<br />

»New Concepts in Technical Trading Systems« beschrieben. Wilder veröffentlichte in diesem<br />

Buch mehrere technische Indikatoren, die sich schnell zu <strong>den</strong> populärsten entwickelten. Hierzu<br />

zählen neben dem Parabolic-Time-/Price-System beispielsweise der Directional Movement In-


292 –Nowacki Tradingwelten<br />

dex, das Momentum-Konzept oder der Relative-Strength-Index (RSI). Die Beliebtheit von Wilders<br />

Indikatoren begründete sich hauptsächlich darin, dass er verschie<strong>den</strong>e Berechnungssystematiken<br />

berücksichtigte, die für diese Zeit völlig neu waren. Wilders Indikatoren dürften auch<br />

heute noch zu <strong>den</strong> am meisten verwendeten gehören, selbst wenn dank der fortgeschrittenen<br />

Computertechnik technische Indikatoren mit einer hohen Komplexität entwickelt wur<strong>den</strong>.<br />

Das Parabolic-Time-/Price-System ist als typisches Trendfolgesystem einzustufen. Ein Blick auf<br />

<strong>den</strong> Chart soll einen ersten Eindruck des grafischen Verlaufs des Indikators ermöglichen. Die<br />

nachfolgende Abbildung zeigt <strong>den</strong> Indikator im Chart des Euro/US-Dollar vom Januar bis Juli<br />

2007.<br />

Der Verlauf des Parabolic-Time-/Price-Systems unterscheidet sich bereits optisch vom Verlauf<br />

zum Beispiel eines Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitts. So wird der Indikator nicht als fortlaufende Linie<br />

im Chart abgebildet, sondern in Form von Punkten. Diese folgen auch keiner stetigen Linie wie<br />

etwa ein Gleitender Durchschnitt. Vielmehr kommt es an bestimmten Stellen zum Bruch der<br />

Abb 7: Das Parabolic-Time-/Price-System nach Welles Wilder


Teil III Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –293<br />

Kontinuität. Die Punkte verlaufen abwechselnd oberhalb des Charts, offenbar bei Aufwärtsbewegungen,<br />

oder unterhalb des Charts bei Abwärtsbewegungen. Der Wechsel von einer Aufwärts-<br />

in eine Abwärtsbewegung und umgekehrt führt sichtlich zum Bruch der Kontinuität des<br />

Indikators. Die Punkte zeigen einen ten<strong>den</strong>ziell parabolischen Verlauf. Anscheinend unterliegen<br />

die Punkte einer Beschleunigung. Auffällig ist, dass der parabolische Verlauf an bestimmten Stellen<br />

kurzzeitig unterbrochen wird. So im April 2007, als die Punkte in zwei Perio<strong>den</strong> seitwärts<br />

tendieren.<br />

Wie sieht nun das mathematische Konzept des Parabolic-Time-/Price-Systems aus, welche Bestimmungsfaktoren<br />

gibt es, und welche Parameter haben Einfluss auf <strong>den</strong> Verlauf des Indikators?<br />

Wie der Name des Indikators bereits vermuten lässt, integrierte Wilder in seinen Indikator eine<br />

Preis- und eine Zeitkomponente. Ein Gleitender Durchschnitt wird innerhalb eines Aufwärtstrends<br />

ten<strong>den</strong>ziell unterhalb des Charts verlaufen. Das gleiche Verhalten legt auch der Parabolic-Indikator<br />

an <strong>den</strong> Tag. Bei einem Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitt ist es nicht unüblich, dass der Indikator<br />

innerhalb eines Aufwärtstrends entgegen dem Trend läuft, also abwärts gerichtet ist.<br />

Wilder konstruierte seine Studie in der Weise, dass innerhalb eines Aufwärtstrends der Indikator<br />

nur aufwärts verlaufen kann. In bestimmten Ausnahmefällen kann der Indikator allenfalls seitwärts<br />

verlaufen. Das Gleiche gilt innerhalb eines Abwärtstrends. Hier kann das Parabolic-Time-/<br />

Price-System nur abwärts verlaufen beziehungsweise in bestimmten, genau abgegrenzten Ausnahmefällen<br />

seitwärts.<br />

Wilder schuf mit dem Parabolic-Time-/Price-System ein klassisches Trendfolgesystem. Daher<br />

kennt der Indikator nur einen Aufwärts- beziehungsweise Abwärtstrend. Ein Seitwärtstrend<br />

wird nicht betrachtet. Die Punkte im Chart stellen daher Stops dar. Diese folgen dem zu Grunde<br />

liegen<strong>den</strong> Trend. In einem Aufwärtstrend verlaufen die Stops unterhalb des Charts und wer<strong>den</strong><br />

sich in der Folge nur in Richtung des Aufwärtstrends bewegen (Ausnahme: kurzzeitig seitwärts).<br />

Umgekehrt verlaufen die Stops in einem Abwärtstrend oberhalb des Charts und bewegen sich<br />

auch hier wiederum nur in Richtung des Trends (Ausnahme: kurzzeitig seitwärts). Wann findet<br />

nun der signifikant vollzogene Trendwechsel statt? Wenn die Stops in einem Aufwärtstrend nur<br />

unterhalb des Kurscharts beziehungsweise in einem Abwärtstrend nur oberhalb verlaufen können,<br />

muss demzufolge ein Schnittpunkt des Kurses mit dem Stop der Trendwechsel sein. Der<br />

Schnittpunkt des Stops mit dem Kurs lässt sich daher auch als ein Handelssignal interpretieren.<br />

Wilder bezeichnete das Parabolic-Time-/Price-System daher auch als »True Reversal System«<br />

oder auch als »Stop and Reverse« System (SAR System).<br />

Wie integrierte Wilder die Zeit- und die Kurskomponente? Grundsätzlich bewegt sich der Stop<br />

mit jeder Periode ein Stück in Richtung des Trends weiter. Diese Charakteristik bezeichnete Wilder<br />

als die Zeitkomponente. In welchem Umfang sich der Stop in Richtung des Trends weiterbewegt,<br />

hängt allerdings vom Verlauf des Kurses ab. Diese Charakteristik bezeichnete Wilder als<br />

die Kurskomponente.


294 –Nowacki Tradingwelten<br />

Die Frage, in welchem Umfang sich der Stop in die Richtung des Trends bewegt, spielt bei diesem<br />

Indikator eine wichtige Rolle. Wilder baute in seinen Indikator eine Beschleunigung ein.<br />

Diese soll zu Beginn des Trends niedrig sein. Mit Fortdauer des Trends soll sie jedoch ansteigen,<br />

bis sie einen Maximalwert erreicht. Durch die Integration der Beschleunigung erhält der Indikator<br />

die Form einer Parabel. Diese diente Wilder wohl auch als Pate für die Namensgebung der<br />

Studie.<br />

Wenn ein Wechsel des Trends i<strong>den</strong>tifiziert wird, der Stop also <strong>den</strong> Kurs des zu Grunde liegen<strong>den</strong><br />

Instruments schneidet, wechselt der Indikator die Seite. Bei einem Wechsel von einem Aufwärtstrend<br />

in einen Abwärtstrend springt er von unterhalb nach oberhalb des Charts. Bei einem<br />

Wechsel von einem Abwärtstrend zu einem Aufwärtstrend umgekehrt. Wie bestimmt sich dann<br />

jedoch der erste Wert des Indikators nach einem Wechsel des Trends? Wilder führte hierzu <strong>den</strong><br />

Significant Point ein. Da das Parabolic-Time-/Price-System ein Trendfolgeindikator ist, kennt das<br />

System nur Aufwärts- und Abwärtstrends. Bevor der Wechsel von einem Aufwärts- zu einem<br />

Abwärtstrend vollzogen wird, muss der Aufwärtstrend an einer Stelle einen Höchstwert innerhalb<br />

des Aufwärtstrends erreicht haben. Genauso verhält es sich bei einem Abwärtstrend. Genau<br />

diese Höchst- bzw. Tiefstkurse während eines vorangegangenen Aufwärts- beziehungsweise<br />

Abwärtstrends bezeichnet Wilder als <strong>den</strong> Significant Point. Und dieser ist der Startwert des<br />

Parabolic-Time-/Price-Systems nach dem Wechsel des Trends.<br />

Wilder baute in seinen Indikator eine Beschleunigung ein. Gemeint ist hier diejenige der Stops.<br />

Mittels der Zeitkomponente bewegt sich der Stop mit jeder Periode ein Stück in Richtung des<br />

Trends. Die Beschleunigung des Stops bewirkt, dass das Ausmaß des »sich in Richtung des<br />

Trends bewegen« mit Fortdauer des Trends ansteigt. Zu Beginn des Trends wird die Beschleunigung<br />

einen niedrigen Wert haben. Wilder erkannte jedoch auch, dass eine zu große Beschleunigung<br />

relativ schnell zu Schnittpunkten mit dem Kurs und damit zu Handelssignalen führen wird.<br />

Dies veranschaulicht schon die grafische Darstellung einer Parabel, die bereits nach wenigen<br />

»Perio<strong>den</strong>« einen starken Anstieg anzeigt. Wilder legte daher fest, dass die Beschleunigung einen<br />

Maximalwert haben solle. Somit ist die Beschleunigung auf einen Anfangswert und einen<br />

Maximalwert begrenzt. Wie definiert Wilder die Erhöhung der Beschleunigung zwischen dem<br />

Anfangs- und <strong>den</strong> Maximalwert? Auch hier beschränkt er sich rein auf die Betrachtung des<br />

Trends an sich. Der Aufwärtstrend ist geprägt durch eine Aufwärtsbewegung. Innerhalb dieser<br />

muss es daher immer neue Höchstkurse geben. Umgekehrt muss es innerhalb einer Abwärtsbewegung<br />

daher immer neue Tiefstpunkte geben. Zu beachten ist hierbei, dass Wilder immer nur<br />

einen Trend isoliert betrachtet. Die Höchst- beziehungsweise Tiefstpunkte innerhalb der Aufwärts-<br />

und Abwärtsbewegungen wer<strong>den</strong> also nach jedem Trendwechsel wieder zurückgesetzt.<br />

Den Anstieg der Beschleunigung koppelte Wilder an genau die Charakteristik, die einen Trend<br />

ausmacht, nämlich neue Höchst- beziehungsweise Tiefstkurse. Somit wird die Beschleunigung<br />

um jeweils <strong>den</strong> Anfangswert erhöht, wenn innerhalb eines Aufwärtstrends ein neuer Höchstkurs<br />

notiert oder innerhalb eines Abwärtstrends ein neuer Tiefstkurs notiert wird. Somit kommt<br />

dem Anfangswert eine tragende Rolle zu, da die Beschleunigung und die Erhöhungsrate der<br />

Beschleunigung durch diese Vorgehensweise insbesondere von der gewählten Höhe des An-


Teil III Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –295<br />

fangswerts abhängen. Wilder schlägt im Übrigen vor, <strong>den</strong> Maximalwert der Beschleunigung auf<br />

das Zehnfache seines Anfangswerts zu legen.<br />

Somit sind fünf Parameter für das Parabolic-Time-/Price-System definiert:<br />

– Significant Point<br />

(ist der Startwert des Stops nach einem Wechsel des Trends)<br />

– Höchstkurs der aktuellen Periode<br />

(ist maßgeblich dafür, ob die Beschleunigung innerhalb eines Aufwärtstrends erhöht wird)<br />

– Tiefstkurs der aktuellen Periode<br />

(ist maßgeblich dafür, ob die Beschleunigung innerhalb eines Abwärtstrends erhöht wird)<br />

– Anfangswert der Beschleunigung<br />

(ist maßgeblich dafür, wie stark der Stop beschleunigt wird)<br />

– Maximalwert der Beschleunigung<br />

(hierdurch wird die Beschleunigung insgesamt begrenzt)<br />

Es ist daher bereits jetzt zu vermuten, dass das Parabolic-Time-/Price-System damit im Wesentlichen<br />

vom Anfangswert und vom Maximalwert der Beschleunigung abhängen wird. Die Höchstund<br />

Tiefstkurse, aus <strong>den</strong>en sich letztlich der Significant Point ableitet, wer<strong>den</strong> vom zu Grunde<br />

liegen<strong>den</strong> Instrument vorgegeben. Inwieweit es sinnvoll ist, diese Parameter der Studie zu modifizieren,<br />

sei zunächst dahingestellt. Allerdings könnten <strong>Über</strong>legungen angestellt wer<strong>den</strong>, in<br />

welchen Schritten die Erhöhung der Beschleunigung vonstatten gehen soll. Wilder schlug zwar<br />

vor, die Erhöhung an <strong>den</strong> Anfangswert der Beschleunigung zu koppeln, jedoch kann von dieser<br />

Vorgehensweise durchaus abgewichen wer<strong>den</strong>.<br />

Wie lauten die Formeln für das Parabolic-Time-/Price-System? Im Folgen<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> die Stops in<br />

der von Wilder vorgeschlagenen Terminologie »SAR – Stop and Reverse« genannt.<br />

Der erste Wert des SAR ist der Significant Point (SIP).<br />

SAR t = SIP<br />

Der Startwert des Systems nach einem Wechsel von einem Abwärtstrend zu einem Aufwärtstrend<br />

wird wie folgt berechnet:<br />

SAR t+1 = SIP + BF Anfang × (Höchstkurs Aufwärtstrend – SIP)<br />

Die Folgewerte des Systems während eines Aufwärtstrends wer<strong>den</strong> wie folgt berechnet:<br />

SAR t+1 = SAR t + BF t × (Höchstkurs Aufwärtstrend – SAR t )


296 –Nowacki Tradingwelten<br />

Der Startwert des Systems nach einem Wechsel von einem Aufwärtstrend zu einem Abwärtstrend<br />

wird wie folgt berechnet:<br />

SAR t+1 = SIP + BF Anfang × (Tiefstkurs Abwärtstrend – SIP)<br />

Die Folgewerte des Systems während eines Aufwärtstrends wer<strong>den</strong> wie folgt berechnet:<br />

SAR t+1 = SAR t + BF t × (Tiefstkurs Abwärtstrend – SAR t )<br />

Wilder schlägt vor, als Anfangswert der Beschleunigung <strong>den</strong> Faktor 0,02 zu verwen<strong>den</strong>.<br />

Richtlinie:<br />

»Der SAR darf die Spanne der vorangegangenen und der aktuellen Periode nicht schnei<strong>den</strong>!«<br />

Während eines Aufwärtstrends darf der SAR damit <strong>den</strong> Tiefstkurs der vorangegangenen und der<br />

aktuellen Periode nicht schnei<strong>den</strong>. Wenn der errechnete Wert des SAR <strong>den</strong> Tiefstkurs der vorangegangenen<br />

und/oder der aktuellen Periode schneidet, wird der niedrigere der bei<strong>den</strong> betrachteten<br />

Tiefstkurse als der neue Wert für <strong>den</strong> SAR herangezogen. Mit diesem wird in der Folge<br />

dann auch weitergerechnet.<br />

Während eines Abwärtstrends wird analog verfahren<br />

In dieser Richtlinie scheint ein Widerspruch zu liegen. Denn hat Wilder nicht selbst <strong>den</strong> Schnittpunkt<br />

des Kurses mit dem Stop als Signal für <strong>den</strong> Trendwechsel und damit als Handelssignal<br />

definiert? Die Lösung ist jedoch einfach. Endet die Periode, wird der Stop für die nächste berechnet.<br />

Der Vergleich des Stops erfolgt jedoch mit dem Höchst-/Tiefstkurs der aktuellen, also mit<br />

der soeben abgelaufenen und der vorangegangenen Periode. Insofern wird hier noch einmal<br />

ein wichtiges Charakteristikum des Parabolic-Time-/Price-System deutlich: Bei diesem Indikator<br />

wird der Wert für die nächste Periode bereits berechnet, bevor diese überhaupt beginnt. Beim<br />

Tageschart des Eurostoxx beispielsweise lässt sich der Wert für morgen bereits heute nach Handelsschluss<br />

berechnen. Der Wert, der heute berechnet wurde und für morgen gilt, verändert<br />

sich während des morgigen Verlaufs auch nicht mehr. Beim Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitt kann der<br />

erste Wert der neuen Periode erst dann berechnet wer<strong>den</strong>, wenn der Handel eröffnet hat und<br />

das erste Update über <strong>den</strong> Ticker gelaufen ist. Des Weiteren wird der Indikator mit jedem weiteren<br />

Update seinen aktuellen Wert ändern, wenn auch in der Regel nur marginal. Dies kann damit<br />

auch zur Folge haben, dass möglicherweise während des Verlaufs der Periode ein Handelssignal<br />

generiert wird (Schnittpunkt der bei<strong>den</strong> Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitte), dieses jedoch bis zum Ende<br />

der Periode wieder aufgelöst wird. Beim Parabolic-Time-/Price-System ist dies nicht möglich, da<br />

hier der Höchst-/Tiefstkurs betrachtet wird, der, wenn einmal notiert, nicht mehr niedriger/<br />

höher sein kann.


Teil III Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –297<br />

Durch diese Richtlinie kommt es im Verlauf des Parabolic-Time-/Price-Systems im Chart zu einem<br />

Knick in dem ansonsten parabolischen Verlauf.<br />

Berechnungsbeispiel:<br />

Anhand der Aufwärtsbewegung innerhalb des markierten Bereichs im Chart des DAX in Abbildung<br />

8 soll die Funktionsweise des Parabolic-Time-/Price-Systems erläutert wer<strong>den</strong>. Als Anfangswert<br />

der Beschleunigung wird nach Wilders Vorgabe 0,02 angesetzt. Der Maximalwert der<br />

Beschleunigung soll das 10-Fache des Anfangswerts betragen.<br />

Am 11.01.2007 setzte der DAX seine Aufwärtsbewegung nach einer vorangegangenen technischen<br />

Abwärtskorrektur wieder fort. Der Höchstkurs dieses Tages (6705,17 Punkte) schnitt <strong>den</strong><br />

SAR (6690,07 Punkte). Die vorangegangene Abwärtsbewegung erreichte ihren Tiefstkurs am<br />

10.01.2007 bei 6531,25 Punkten. Dies ist der Significant Point.<br />

Abb 8: Chartausschnitt für Berechnungsbeispiel Parabolic-Time-/Price-System


298 –Nowacki Tradingwelten<br />

Folgende Datensätze wer<strong>den</strong> für die »manuelle« Berechnung verwendet:<br />

Datum High Low<br />

11.01.2007 6695,74 6571,59<br />

12.01.2007 6705,17 6659,95<br />

15.01.2007 6746,30 6719,53<br />

16.01.2007 6746,63 6705,21<br />

17.01.2007 6732,31 6672,76<br />

18.01.2007 6737,98 6661,05<br />

19.01.2007 6754,55 6651,68<br />

22.01.2007 6766,57 6682,49<br />

23.01.2007 6704,36 6627,96<br />

24.01.2007 6759,95 6681,66<br />

25.01.2007 6771,42 6703,90<br />

26.01.2007 6731,36 6659,45<br />

29.01.2007 6739,50 6683,38<br />

30.01.2007 6801,27 6711,05<br />

31.01.2007 6805,09 6758,85<br />

01.02.2007 6874,77 6820,58<br />

02.02.2007 6904,88 6848,17<br />

05.02.2007 6891,13 6864,19<br />

06.02.2007 6906,68 6862,19<br />

07.02.2007 6924,46 6885,08<br />

08.02.2007 6918,04 6849,85<br />

09.02.2007 6928,98 6890,64<br />

12.02.2007 6892,03 6844,39


Teil III Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –299<br />

Berechnung Bemerkung<br />

12.01.2007<br />

SAR t = SIP = 6531,25<br />

SAR t+1 = SARt + BF × (High Trend – SAR t)<br />

= 6531,25 + 0,02 × (6705,17 – 6531,25)<br />

= 6534,73 (gilt für <strong>den</strong> 15.01.2007)<br />

15.01.2007<br />

SAR t+1 = SAR t + BF × (High Trend – SAR t)<br />

= 6534,73 + 0,04 × (6746,30 – 6534,73)<br />

= 6543,19 (gilt für <strong>den</strong> 16.01.2007)<br />

16.01.2007<br />

SAR t+1 = SAR t + BF × (High Trend – SAR t)<br />

= 6543,19 + 0,06 × (6746,63 – 6543,19)<br />

= 6555,40 (gilt für <strong>den</strong> 17.01.2007)<br />

17.01.2007<br />

SAR t+1 = SAR t + BF × (High Trend – SAR t)<br />

= 6555,40 + 0,06 × (6746,63 – 6555,40)<br />

= 6566,87 (gilt für <strong>den</strong> 18.01.2007)<br />

18.01.2007<br />

SAR t+1 = SAR t + BF × (High Trend – SAR t)<br />

= 6566,87 + 0,06 × (6746,63 – 6566,87)<br />

= 6577,66 (gilt für <strong>den</strong> 19.01.2007)<br />

Der Schnittpunkt des Höchstkurses mit dem<br />

SAR erfolgte am 11.01.2007. Der Stop wird<br />

immer für die folgende Periode bestimmt. Für<br />

<strong>den</strong> 12.01.2007 gilt daher der Significant<br />

Point als erster Wert.<br />

Die Periode des 12.01.2007 ist die erste<br />

Periode des Aufwärtstrends. Der Höchstkurs<br />

dieser Periode ist der erste Wert für die<br />

Variable »HighTrend«<br />

Der Höchstkurs dieser Periode ist zugleich der<br />

erste neue Wert für <strong>den</strong> Significant Point.<br />

Der Beschleunigungsfaktor zur ersten Periode<br />

des Aufwärtstrends ist der Anfangswert: 0,02.<br />

SAR t = 6534,73<br />

High Trend = 6705,17<br />

High t = 6746,30<br />

BF = 0,04 da High t > High Trend<br />

SIP = 6746,30<br />

SAR t = 6543,19<br />

High Trend = 6746,30<br />

High t = 6746,63<br />

BF = 0,06 da High t > High Trend<br />

SIP = 6746,63<br />

SAR t = 6555,40<br />

High Trend = 6746,63<br />

High t = 6732,31<br />

BF = 0,06 da High t BF = 0,10 da High t ><br />

High Trend<br />

SIP = 6766,57<br />

SAR t = 6566,87<br />

High Trend = 6746,63<br />

High t = 6737,98<br />

BF = 0,06 da High t < High Trend<br />

SIP = 6746,63


300 –Nowacki Tradingwelten<br />

Berechnung Bemerkung<br />

19.01.2007<br />

SAR t+1 = SAR t + BF × (High Trend – SAR t)<br />

= 6577,66 + 0,08 × (6754,55 – 6577,66)<br />

= 6591,81 (gilt für <strong>den</strong> 22.01.2007)<br />

22.01.2007<br />

SAR t+1 = SAR t + BF × (High Trend – SAR t)<br />

= 6591,81 + 0,10 × (6766,57 – 6591,81)<br />

= 6609,29 (gilt für <strong>den</strong> 23.01.2007)<br />

23.01.2007<br />

SAR t+1 = SAR t + BF × (High Trend – SAR t)<br />

= 6609,29 + 0,10 × (6766,57 – 6609,29)<br />

= 6625,02 (gilt für <strong>den</strong> 24.01.2007)<br />

24.01.2007<br />

SAR t+1 = SAR t + BF × (High Trend – SAR t)<br />

= 6625,02 + 0,10 × (6766,57 – 6625,02)<br />

= 6639,18 (gilt für <strong>den</strong> 25.01.2007)<br />

SAR t+1 = 6627,96 (gilt für <strong>den</strong> 25.01.2007)<br />

25.01.2007<br />

SAR t+1 = SAR t + BF × (High Trend – SAR t)<br />

= 6627,96 + 0,12 × (6771,42 – 6627,96)<br />

= 6645,18 (gilt für <strong>den</strong> 26.01.2007)<br />

SAR t = 6577,66<br />

High Trend = 6746,63<br />

High t = 6754,55<br />

BF = 0,08 da High t > High Trend<br />

SIP = 6754,55<br />

SAR t = 6591,81<br />

High Trend = 6754,55<br />

High t = 6766,57<br />

BF = 0,10 da High t > High Trend<br />

SIP = 6766,57<br />

SAR t = 6609,29<br />

High Trend = 6766,57<br />

High t = 6704,36<br />

BF = 0,10 da High t BF = 0,16 da High t ><br />

High Trend<br />

SIP = 6805,09<br />

SAR t = 6625,02<br />

High Trend = 6766,57<br />

High t = 6759,95<br />

BF = 0,10 da High t < High Trend<br />

SIP = 6766,57<br />

Achtung:<br />

SAR für <strong>den</strong> 25.01. schneidet das Low der<br />

Periode 24.01. bzw. 23.01. Neuer Wert für <strong>den</strong><br />

SAR: Low vom 23.01. (6627,96 Punkte).<br />

SAR t = 6627,96<br />

High Trend = 6771,42<br />

High t = 6759,95<br />

BF = 0,12 da High t > High Trend<br />

SIP = 6771,42


Teil III Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –301<br />

Berechnung Bemerkung<br />

26.01.2007<br />

SAR t+1 = SAR t + BF × (High Trend – SAR t)<br />

= 6645,18 + 0,12 × (6771,42 – 6645,18)<br />

= 6660,32 (gilt für <strong>den</strong> 29.01.2007)<br />

SAR t+1 = 6659,45 (gilt für <strong>den</strong> 29.01.2007)<br />

29.01.2007<br />

SAR t+1 = SAR t + BF × (High Trend – SAR t)<br />

= 6659,45 + 0,12 × (6771,42 – 6659,45)<br />

= 6672,89 (gilt für <strong>den</strong> 30.01.2007)<br />

SAR t+1 = 6659,45 (gilt für <strong>den</strong> 30.01.2007)<br />

30.01.2007<br />

SAR t+1 = SAR t + BF × (High Trend – SAR t)<br />

= 6659,45 + 0,14 × (6801,27 – 6659,45)<br />

= 6679,30 (gilt für <strong>den</strong> 31.01.2007)<br />

31.01.2007<br />

SAR t+1 = SAR t + BF × (High Trend – SAR t)<br />

= 6679,30 + 0,16 × (6805,09 – 6679,30)<br />

= 6699,43 (gilt für <strong>den</strong> 01.02.2007)<br />

01.02.2007<br />

SAR t+1 = SAR t + BF × (High Trend – SAR t)<br />

= 6699,43 + 0,18 × (6874,77 – 6699,43)<br />

= 6730,99 (gilt für <strong>den</strong> 02.02.2007)<br />

SAR t = 6645,18<br />

High Trend = 6731,36<br />

High t = 6771,42<br />

BF = 0,12 da High t < High Trend<br />

SIP = 6771,42<br />

Achtung:<br />

SAR für <strong>den</strong> 29.01. schneidet das Low der<br />

Periode 26.01. bzw. 25.01. Neuer Wert für <strong>den</strong><br />

SAR: Low vom 26.01. (6659,45 Punkte).<br />

SAR t = 6659,45<br />

High Trend = 6739,50<br />

High t = 6771,42<br />

BF = 0,12 da High t < High Trend<br />

SIP = 6771,42<br />

Achtung:<br />

SAR für <strong>den</strong> 30.01. schneidet das Low der<br />

Periode 29.01. bzw. 26.01. Neuer Wert für <strong>den</strong><br />

SAR: Low vom 26.01. (6659,45 Punkte).<br />

SAR t = 6659,45<br />

High Trend = 6801,27<br />

High t = 6771,42<br />

BF = 0,14 da High t > High Trend<br />

SIP = 6801,27<br />

SAR t = 6679,30<br />

High Trend = 6801,27<br />

High t = 6805,09<br />

BF = 0,16 da High t > High Trend<br />

SIP = 6805,09<br />

SAR t = 6699,43<br />

High Trend = 6805,09<br />

High t = 6874,77<br />

BF = 0,18 da High t > High Trend<br />

SIP = 6874,77


302 –Nowacki Tradingwelten<br />

Berechnung Bemerkung<br />

02.02.2007<br />

SAR t+1 = SAR t + BF × (High Trend – SAR t)<br />

= 6730,99 + 0,20 × (6904,88 – 6730,99)<br />

= 6765,77 (gilt für <strong>den</strong> 05.02.2007)<br />

05.02.2007<br />

SAR t+1 = SAR t + BF × (High Trend – SAR t)<br />

= 6765,77 + 0,20 × (6904,88 – 6765,77)<br />

= 6793,59 (gilt für <strong>den</strong> 06.02.2007)<br />

06.02.2007<br />

SAR t+1 = SAR t + BF × (High Trend – SAR t)<br />

= 6793,59 + 0,20 × (6906,68 – 6793,59)<br />

= 6816,21 (gilt für <strong>den</strong> 07.02.2007)<br />

07.02.2007<br />

SAR t+1 = SAR t + BF × (High Trend – SAR t)<br />

= 6816,21 + 0,20 × (6924,46 – 6816,21)<br />

= 6837,86 (gilt für <strong>den</strong> 08.02.2007)<br />

SAR t = 6730,99<br />

High Trend = 6874,77<br />

High t = 6904,88<br />

BF = 0,20 da High t > High Trend<br />

SIP = 6904,88<br />

SAR t = 6765,77<br />

High Trend = 6904,88<br />

High t = 6891,13<br />

BF = 0,20 da High t < High Trend<br />

SIP = 6904,88<br />

SAR t = 6793,59<br />

High Trend = 6904,88<br />

High t = 6906,68<br />

BF = 0,20<br />

Achtung:<br />

BFMax = 10 x BFBeginn, keine Erhöhung<br />

des Beschleunigungsfaktors<br />

SIP = 6906,68<br />

SAR t = 6816,21<br />

High Trend = 6906,68<br />

High t = 6924,46<br />

BF = 0,20<br />

Achtung:<br />

BFMax = 10 x BFBeginn, keine Erhöhung<br />

des Beschleunigungsfaktors<br />

SIP = 6924,46


Teil III Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –303<br />

Berechnung Bemerkung<br />

08.02.2007<br />

SAR t+1 = SAR t + BF × (High Trend – SAR t)<br />

= 6837,86 + 0,20 × (6924,46 – 6837,86)<br />

= 6855,18 (gilt für <strong>den</strong> 09.02.2007)<br />

SAR t+1 = 6849,85 (gilt für <strong>den</strong> 09.02.2007)<br />

09.02.2007<br />

SAR t+1 = SAR t + BF × (High Trend – SAR t)<br />

= 6849,85 + 0,20 × (6928,98 – 6849,85)<br />

= 6865,68 (gilt für <strong>den</strong> 12.02.2007)<br />

SAR t+1 = 6849,85 (gilt für <strong>den</strong> 12.02.2007)<br />

12.02.2007<br />

Während der Periode 12.02.2007 schneidet<br />

der Tiefstkurs (6844,39 Punkte) <strong>den</strong> SAR<br />

(6849,85 Punkte).<br />

SAR t = 6837,86<br />

High Trend= 6924,46<br />

High t = 6918,04<br />

BF = 0,20<br />

SIP = 6924,46<br />

Achtung:<br />

SAR für <strong>den</strong> 09.02. schneidet das Low der<br />

Periode 08.02. bzw. 07.02. Neuer Wert für <strong>den</strong><br />

SAR: Low vom 08.02. (6849,85 Punkte).<br />

SAR t = 6849,85<br />

High Trend = 6924,46<br />

High t = 6928,98<br />

BF = 0,20<br />

Achtung:<br />

BFMax = 10 x BFBeginn, keine Erhöhung<br />

des Beschleunigungsfaktors<br />

SIP = 6928,98<br />

Achtung:<br />

SAR für <strong>den</strong> 10.02. schneidet das Low der<br />

Periode 09.02. bzw. 08.02. Neuer Wert für <strong>den</strong><br />

SAR: Low vom 08.02. (6849,85 Punkte).<br />

Anhand dieses Berechnungsbeispiels lässt sich die »interne« Funktionsweise des Parabolic-<br />

Time-/Price-Systems sehr gut nachvollziehen. Insbesondere hinsichtlich der bereits eingangs<br />

behandelten grundsätzlichen Frage nach <strong>den</strong> Parametern des Indikators wurde deutlich, dass<br />

es auch hier Parameter gibt, die mehr oder weniger »gesetzt« sind und dass es aber auch Parameter<br />

gibt, die einen wesentlichen Einfluss auf <strong>den</strong> Verlauf des Indikators im Chart haben.


304 –Nowacki Tradingwelten<br />

2.4 Variation der Parameter des »Parabolic-Time-/Price-Systems«<br />

Zur Verdeutlichung sollen nachfolgend die Parameter des Parabolic-Time-/Price-Systems noch<br />

einmal aufgezeigt wer<strong>den</strong>:<br />

– Höchstkurs<br />

– Tiefstkurs<br />

– Anfangswert der Beschleunigung<br />

– Höchstwert der Beschleunigung<br />

– Significant Point<br />

Der Höchstkurs, der Tiefstkurs sowie der Significant Point wer<strong>den</strong> durch <strong>den</strong> Kursverlauf des zu<br />

Grunde liegen<strong>den</strong> Instrumentes vorgegeben. Eine Änderung erscheint möglich, jedoch hat bereits<br />

das Beispiel Gleitender Durchschnitt gezeigt, dass dies nur wenig Einfluss auf <strong>den</strong> Indikator<br />

zu haben scheint. Die wesentliche Stellschraube ist wohl die Beschleunigung selbst. Im vorangegangenen<br />

Beispiel wurde die Vorgabe von Welles Wilder für <strong>den</strong> Anfangswert der Beschleunigung<br />

0,02 verwendet. Wie wirkt sich nun eine Änderung dieser Vorgabe aus?<br />

Bei der Betrachtung des dem Berechnungsbeispiel zu Grunde liegen<strong>den</strong> Chartausschnitts fällt<br />

zunächst auf, dass der Beginn und das Ende der Aufwärtsbewegung durch technische Gegenbewegungen<br />

gekennzeichnet waren, die die übergelagerte Aufwärtsbewegung nur kurzzeitig<br />

unterbrachen und auch nicht annäherungsweise <strong>den</strong> Charakter einer (mehrwelligen) technischen<br />

Korrektur hatten.<br />

Vor dem Beginn der Aufwärtsbewegung lag eine betragsmäßig geringe technische Gegenbewegung<br />

vor. Infolgedessen lag der Significant Point relativ nah am Kurs, der, wie der Chart aufzeigt,<br />

im Wesentlichen innerhalb eines Tages durchlaufen wurde.<br />

Zum Ende der Aufwärtsbewegung lag der SAR auf Grund der bereits hohen Beschleunigungsrate<br />

sehr nahe am Kurs. Hier ist der Kurs schließlich in <strong>den</strong> Stop »hineingelaufen«.<br />

Wie verändert sich der Verlauf der Studie, wenn der Anfangswert der Beschleunigung beispielsweise<br />

halbiert, also auf 0,01 gesetzt wird? Der Maximalwert der Beschleunigung soll weiterhin<br />

auf das 10-Fache des Anfangswerts begrenzt sein. Abbildung 9 zeigt <strong>den</strong> entsprechen<strong>den</strong> Verlauf<br />

des Indikators im Chart.<br />

Die zunächst dargestellte und im Berechnungsbeispiel detailliert untersuchte Aufwärtsbewegung<br />

wird nun vom Parabolic-Time-/Price-System anders erfasst. Der signalisierte Beginn der<br />

Bewegung ist deutlich verschoben und liegt jetzt statt im Januar 2007 im Dezember 2006. Im<br />

Zug einer ausgeprägteren Seitwärtsphase wurde schließlich ein Signal ausgelöst, welches jedoch<br />

nach zwei Perio<strong>den</strong> wieder egalisiert wurde. Die Aufwärtsbewegung wurde bis weit über<br />

das ursprüngliche Ende fortgesetzt und erst mit Beginn der technischen Abwärtskorrektur im


Teil III Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –305<br />

Abb 9: Parabolic-Time-/Price-System – Anfangswert der Beschleunigung auf 0,01 reduziert<br />

März 2007 beendet. Somit scheint die Verringerung des Beschleunigungsfaktors eine ähnliche<br />

Auswirkung wie die Verbreiterung des Zeitfensters bei Gleiten<strong>den</strong> Durchschnitten zu haben.<br />

Ebenso scheint auch hier der Effekt zu Tage zu treten, dass der Beginn der Bewegung mit einem<br />

deutlich vergrößerten Time-Lag angezeigt wird.<br />

In der folgen<strong>den</strong> Abbildung wird der Anfangswert der Beschleunigung verdoppelt, von 0,02 auf<br />

0,04. Der Maximalwert der Beschleunigung bleibt wieder auf das 10-Fache seines Anfangswerts<br />

begrenzt.<br />

Wie sich schon vermuten lässt, ist nun der umgekehrte Effekt aufgetreten. Die Stops gehen bereits<br />

mit einer hohen Beschleunigung in die Bewegung. Die Vergrößerungsrate der Beschleunigung<br />

ist demzufolge ebenso hoch, so dass die Stops relativ schnell in <strong>den</strong> Chart laufen. Allerdings<br />

wird der Beginn der Bewegung schneller angezeigt, das Time-Lag also entsprechend<br />

verkürzt.


306 –Nowacki Tradingwelten<br />

Abb 10: Parabolic-Time-/Price-System – Anfangswert der Beschleunigung auf 0,04 erhöht<br />

Gerade bei einem hohen Anfangswert der Beschleunigung stellt sich daher die Frage, ob es<br />

noch einen Sinn ergibt, die Erhöhungsrate der Beschleunigung auf dem Anfangswert zu belassen<br />

oder hier die Stellschraube anzuziehen. In der Abbildung 11 wurde der Anfangswert der<br />

Beschleunigung auf 0,04 gesetzt. Der Maximalwert der Beschleunigung wurde mit dem 10-Fachen<br />

des Anfangswerts belassen, also 0,40. Die Erhöhungsrate der Beschleunigung wurde jedoch<br />

auf 0,01 gesetzt, so dass es 40 neuer Höchstkurse innerhalb eines Trends bedarf, dass der<br />

Maximalwert erreicht wer<strong>den</strong> würde.<br />

Hinsichtlich der auch im Berechnungsbeispiel betrachteten Aufwärtsbewegung zeigt sich nun,<br />

dass der Einstieg zum gleichen Zeitpunkt wie bei <strong>den</strong> ursprünglichen Einstellungen erfolgt, jedoch<br />

der Ausstiegszeitpunkt nach hinten verschoben wird. Somit scheint es, dass auch dieser<br />

Variante der Modifikation von Parametern durchaus Beachtung geschenkt wer<strong>den</strong> sollte.


Teil III Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –307<br />

Abb 11: Parabolic-Time-/Price-System – Anfangswert der Beschleunigung bei 0,04 – Änderung<br />

der Erhöhungsrate der Beschleunigung auf 0,01<br />

2.4.1 Programmtechnische Umsetzung des Parabolic-Time-/Price-System in<br />

Easy Language und Equilla<br />

Die meisten Software-Produkte auf dem Markt für Technische Analyse bieten eine Vielzahl von<br />

bereits vorgefertigten Werkzeugen an. Gerade technische Indikatoren eigenen sich in besonderer<br />

Weise für <strong>den</strong> Einsatz von computergestützter technischer Analyse, da diese in der Regel auf<br />

mehr oder weniger komplexen mathematischen Formeln basieren. Die Ausstattung dieser Software-Tools<br />

orientiert sich dabei am Anwender. Der eher fundamental orientierte Analyst/Trader<br />

wird in der Regel nur sehr einfache technische Werkzeuge zur grafischen Darstellung von<br />

Charts, Linien und/oder technischen Indikatoren benötigen. Diese wird er insbesondere in Ergänzung<br />

zur fundamentalen Einschätzung des zu Grunde liegen<strong>den</strong> Markts benötigen.


308 –Nowacki Tradingwelten<br />

Der ambitionierte technische Analyst/Trader wird jedoch auf eine möglichst ausgeprägte Detailtiefe<br />

der verschie<strong>den</strong>en technischen Werkzeuge besonderen Wert legen. Was die Verwendung<br />

von technischen Indikatoren anbetrifft, müssen zumindest die Parameter einsehbar und<br />

wie in der dargestellten Weise veränderbar sein. In <strong>den</strong> modernen Standardprogrammen ist dies<br />

auch weitestgehend realisiert. Allerdings beschränken sich die Modifikationsmöglichkeiten der<br />

technischen Indikatoren häufig auf die Standardparameter, so wie sie von <strong>den</strong> Schöpfern der<br />

einzelnen Studien vorgesehen sind. High-End-Programme wie TradeStation 2000i/TradeStation<br />

8.3 (www.tradestation.com/www.tradestation2000i.com) oder Tradesignal (www.tradesignal.<br />

com) enthalten eigene Programmiersprachen, die <strong>den</strong> Zugriff auf <strong>den</strong> Quellcode der einzelnen<br />

technischen Studien erlauben. Der erfahrene Anwender hat darüber hinaus die Möglichkeit,<br />

nicht nur <strong>den</strong> Quellcode der bereits implementierten technischen Studien zu modifizieren, sondern<br />

eigene technische Studien, das heißt Indikatoren, Handelssysteme etc. zu kreieren.<br />

TradeStation enthält die Programmiersprache Easy Language und war der Vorreiter für Programmiersprachen<br />

auf dem Gebiet der Technischen Analyse. InTradesignal ist die Programmiersprache<br />

Equilla implementiert.<br />

Abb 12: Parabolic-Time-/Price-System – Parameter in Tradesignal


Teil III Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –309<br />

In bei<strong>den</strong> Paketen sind das Parabolic-Time-/Price-System verfüg- und der Quellcode abrufbar.<br />

Die Struktur der dort bereits integrierten Indikatoren ist ähnlich. So ist der »Kerncode« der jeweiligen<br />

Indikatoren in sogenannten Funktionen (Functions) definiert. Diese Vorgehensweise bietet<br />

sich deswegen an, da das Parabolic-Time-/Price-System oder der jeweils betrachtete Indikator<br />

nicht nur im Chart dargestellt wer<strong>den</strong> soll, sondern eventuell auch noch als Bestandteil von<br />

Handelssystemen, PaintBar-Studien oder wiederum als Indikatoren innerhalb von anderen Indikatoren<br />

verfügbar sein soll. Damit nicht in jedem Fall der Code der Studie immer wieder vollständig<br />

geschrieben oder kopiert wer<strong>den</strong> muss, wird dieser nur einmal innerhalb einer Funktion<br />

eingeschrieben und kann in der Folge in andere Programme einfach durch Aufruf der Funktion<br />

übernommen wer<strong>den</strong>. Die Parameter, die, ohne <strong>den</strong> zu Grunde liegen<strong>den</strong> Quellcode zu verändern,<br />

modifiziert wer<strong>den</strong> sollen, wer<strong>den</strong> in bei<strong>den</strong> Programmpaketen »Inputs« genannt.<br />

Abb 13: Parabolic-Time-/Price-System – Parameter in TradeStation


310 –Nowacki Tradingwelten<br />

Tradesignal bietet dem Analysten/Trader bereits standardmäßig die Modifikation der Parameter<br />

(Inputs) »Anfangswert der Beschleunigung – AccStart«, Erhöhungsrate der Beschleunigung –<br />

AccInc« und »Maximalwert der Beschleunigung – AccMax« an (siehe Abbildung 12). TradeStation<br />

2000i offeriert standardmäßig nur <strong>den</strong> Parameter »Anfangswert der Beschleunigung – AF«<br />

zur Modifikation an. Die Erhöhungsrate und der Maximalwert der Beschleunigung sind im Code<br />

fest verdrahtet. (siehe Abbildung 13). Um die zusätzlichen Parameter ebenfalls zur Verfügung zu<br />

stellen, muss daher der Code der Funktion entsprechend erweitert wer<strong>den</strong>.<br />

Standardmäßig ist in TradeStation 2000i die Funktion Parabolic-Time-/Price-Systems wie folgt<br />

vorhan<strong>den</strong>:<br />

{*******************************************************************<br />

Description: Parabolic Stop and Reverse<br />

Provided By: Omega Research, Inc. (c) Copyright 1999<br />

********************************************************************}<br />

Inputs: AcclFact(NumericSimple);<br />

Vars: Pos(-1), SAR(Close), AF(.02), HighValue(High), LowValue(Low);<br />

IF CurrentBar =1THEN Pos =1<br />

ELSE<br />

IF CurrentBar >1THEN BEGIN<br />

IF High >HighValue THEN HighValue =High;<br />

IF Low HighValue[1] AND AF


Teil III Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –311<br />

IF SAR >Low THEN SAR =Low;<br />

IF SAR >Low[1] THEN SAR =Low[1];<br />

END<br />

ELSE BEGIN<br />

END;<br />

IF Pos[1] -1 THEN BEGIN<br />

SAR =HighValue;<br />

AF =AcclFact;<br />

LowValue =Low;<br />

HighValue =High;<br />

END<br />

ELSE BEGIN<br />

SAR =SAR[1] +AF*(LowValue -SAR[1]);<br />

IF LowValue


312 –Nowacki Tradingwelten<br />

Im nächsten Block wird definiert, wenn ein Trendwechsel erfolgen soll. Wenn das System long<br />

ist, also die Variable Pos <strong>den</strong> Wert 1 enthält und der Tiefstkurs der betrachteten Periode <strong>den</strong> Stop<br />

unterschreitet, wird der Variablen Pos der Wert -1 zugewiesen. Im anderen Fall, wenn der Höchstkurs<br />

der betrachteten Periode <strong>den</strong> Stop überschreitet, wird der Wert auf 1 gesetzt.<br />

Im nächsten Block wird die Long-Position abgearbeitet. Wenn der Wert der Variablen Pos vor<br />

einer Periode ungleich 1 war und jetzt 1 ist (die Zuweisung fand ja im vorangegangenen Programmblock<br />

statt) muss also ein Trendwechsel stattgefun<strong>den</strong> haben. Der Variablen SAR wird der<br />

Significant Point zugewiesen (enthalten in der Variablen LowValue). Der Variablen AF wird der<br />

Wert des inputs AcclFact zugewiesen. Die Inhalte der Variablen LowValue und HighValue wer<strong>den</strong><br />

mit dem aktuellen Höchst- und Tiefstkurs der betrachteten Periode überschrieben.<br />

Wenn der Wert der Variablen Pos vor einer Periode bereits 1 war und jetzt auch 1 ist, muss also<br />

bereits ein Aufwärtstrend vorliegen; die zuvor gemachten Zuweisungen zum Trendwechsel<br />

wer<strong>den</strong> jetzt übersprungen und der Wert des SAR anhand der vorn angegebenen Formeln berechnet.<br />

Die Bestandteile der Formeln wur<strong>den</strong> hier natürlich durch die entsprechen<strong>den</strong> Variablen<br />

ersetzt.<br />

Nach der Berechnung des neuen Werts für <strong>den</strong> Stop wird geprüft, ob ein neuer Höchstkurs innerhalb<br />

des Aufwärtstrends vorliegt. Wenn dies der Fall ist, wird der Variablen AF als neuer Wert<br />

die Summe aus dem »alten« Inhalt der Variablen AF und dem kleinsten der Werte »Inhalt des<br />

Inputs AcclFact« (beispielsweise 0,02) und der Differenz aus 0,2 minus dem »alten« Inhalt der<br />

Variablen AF zugewiesen. Ist beispielsweise der »alte« Wert der Variablen AF 0,08, würde die<br />

»Liste« die Werte 0,02 und 0,12 enthalten. Der kleinste Wert ist daher 0,02, und um genau diesen<br />

wird der »alte« Inhalt der Variablen AF (0,08) vergrößert, so dass der neue Wert 0,10 ist. Ist der<br />

»alte« Inhalt der Variablen bereits 0,2, enthält die »Liste« die Werte 0,02 und 0, somit würde der<br />

Maximalwert der Beschleunigung erreicht.<br />

In <strong>den</strong> letzten bei<strong>den</strong> Zeilen dieses Blocks wird nun noch verglichen, ob der Wert des SAR für die<br />

nächste Periode, <strong>den</strong> aktuellen Tiefstkurs und/oder <strong>den</strong> Tiefstkurs der vorangegangenen Periode<br />

schneidet. In diesem Fall wird der SAR auf <strong>den</strong> kleineren von bei<strong>den</strong> Werten gesetzt.<br />

Die programmtechnische Bearbeitung einer Abwärtsbewegung, die Variable Pos enthält in diesem<br />

Fall <strong>den</strong> Wert -1, ist analog zu betrachten.<br />

Um also <strong>den</strong> ursprünglichen Code um die Parameter Erhöhungsrate der Beschleunigung und<br />

Maximalwert der Beschleunigung zu erweitern, müssen diese Änderungen/Ergänzungen vorgenommen<br />

wer<strong>den</strong>:<br />

Die Inputs müssen um zwei weitere Einträge ergänzt wer<strong>den</strong>. Bei einer Funktion wer<strong>den</strong> die<br />

Anfangswerte nicht absolut angegeben, sondern nur der Typ der später aufzunehmen<strong>den</strong> Zahlen.<br />

In diesem Fall wird der Input nur eine bestimmte Zahl aufnehmen, beispielsweise 0,2. Der


Teil III Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –313<br />

Typ ist der »NumericSimple«. Die Namen der Inputs könnten beispielsweise sein: AcclStep und<br />

AcclMax.<br />

Als Nächstes müssen die Berechnungen innerhalb des Programms so geändert wer<strong>den</strong>, dass an<br />

<strong>den</strong> Stellen, an <strong>den</strong>en die neu verwendeten Parameter fest verdrahtet sind, die neuen Inputs<br />

eingefügt wer<strong>den</strong>. Dies ist in <strong>den</strong> bei<strong>den</strong> Zeilen der Fall, in <strong>den</strong>en der Beschleunigungsfaktor<br />

neu berechnet wird.<br />

Alt: IF LowValue < LowValue[1]AND AF< 0.2 THEN AF = AF + MiniList(AcclFact, (0.2-AF));<br />

Neu: IF LowValue < LowValue[1]AND AF< AcclMax THEN AF = MiniList(AF + AcclStep,<br />

AcclMax);<br />

Der geänderte/ergänzte Code der Funktion lautet also:<br />

Inputs: AcclFact(NumericSimple), AcclStep(NumericSimple),<br />

AcclMax(NumericSimple);<br />

Vars: Pos(-1), SAR(Close), AF(.02), HighValue(High), LowValue(Low);<br />

IF CurrentBar =1THEN Pos =1<br />

ELSE<br />

IF CurrentBar >1THEN BEGIN<br />

IF High >HighValue THEN HighValue =High;<br />

IF Low HighValue[1] AND AF


314 –Nowacki Tradingwelten<br />

IF SAR >Low THEN SAR =Low;<br />

IF SAR >Low[1] THEN SAR =Low[1];<br />

END<br />

ELSE BEGIN<br />

END;<br />

IF Pos[1] -1 THEN BEGIN<br />

SAR =HighValue;<br />

AF =AcclFact;<br />

LowValue =Low;<br />

HighValue =High;<br />

END<br />

ELSE BEGIN<br />

SAR =SAR[1] +AF*(LowValue -SAR[1]);<br />

IF LowValue


Teil III Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –315<br />

IF CurrentBar =1THEN BEGIN<br />

RefOpeningStop =High;<br />

RefPosition =-1;<br />

HH =High;<br />

LL =Low;<br />

END;<br />

RefTransition =0;<br />

HH =MaxItems(High, HH);<br />

LL =MinItems(Low, LL);<br />

IF RefPosition =1THEN BEGIN<br />

END<br />

IF Low HH[1] AND AccFactor = RefOpeningStop THEN BEGIN<br />

RefPosition =1;<br />

RefTransition =1;<br />

RefClosingStop =LL;<br />

HH =High;<br />

LL =Low;<br />

AccFactor =AccStart;<br />

RefOpeningStop =MinItems(RefClosingStop +<br />

AccFactor *(HH -RefClosingStop), Low, Low[1]);<br />

END


316 –Nowacki Tradingwelten<br />

END;<br />

ELSE BGIN<br />

RefClosingStop =RefOpeningStop;<br />

IF LL


Teil III Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –317<br />

Abb 14: Zusätzliche Parameter beim Parabolic-Time-/Price-System<br />

2.4.2 Das Parabolic-Time-/Price-System als Bestandteil von Handelssystemen<br />

In diesem Beitrag wurde das Parabolic-Time-/Price-System bislang insbesondere unter dem Aspekt<br />

der Verwendung als technischer Indikator betrachtet. Als technischer Indikator wird die<br />

Studie in direktem (grafischen) Zusammenhang mit dem zu Grunde liegen<strong>den</strong> Finanzinstrument<br />

betrachtet, wobei die Technische Analyse des Finanzinstruments im Vordergrund stand.<br />

Das Parabolic-Time-/Price-System gehört dabei zu <strong>den</strong>jenigen Indikatoren, die direkt über <strong>den</strong><br />

Kurschart gelegt wer<strong>den</strong>, ähnlich wie ein Gleitender Durchschnitt. Die Skalierung des zu Grunde<br />

liegen<strong>den</strong> Finanzinstruments und des technischen Indikators selbst ist gleich.


318 –Nowacki Tradingwelten<br />

Das Parabolic-Time-/Price-System gehört zur Kategorie der Trendfolgesysteme. Der Indikator<br />

zeigt an, ob sich der Markt in einem Aufwärts- oder in einem Abwärtstrend befindet. Einen Seitwärtstrend<br />

kennt die Studie nicht. Seitwärtsphasen wer<strong>den</strong> nach Möglichkeit in »kleinere« Aufwärts-<br />

und Abwärtsphasen gebrochen. Ganz allgemein ausgedrückt, zeigt das Parabolic-Time-/<br />

Price-System also nur Aufwärts- und Abwärtsphasen an, wie immer diese auch ausgeprägt sein<br />

mögen.<br />

Diese Charakteristik lässt sich in technische Handelssysteme überführen. Somit wird das Anwendungsspektrum<br />

des Parabolic-Time-/Price-Systems nun erweitert.<br />

Technische Handelssysteme zeichnen sich dadurch aus, dass sie auf Basis der klassischen technischen<br />

Analyse eines zu Grunde liegen<strong>den</strong> Finanzinstrumentes oder auch mehrerer Finanzinstrumente<br />

dem Analysten/Trader direkte Handelsanweisungen liefern. Die Basis für diese Handelsanweisungen<br />

generiert sich aus der Interpretation des Analyseinstruments, im hier<br />

behandelten Beispiel des Parabolic-Time-/Price-Systems. Bei diesem leitet sich die Interpretation<br />

aus <strong>den</strong> angezeigten Aufwärts- und Abwärtsphasen ab. Bei der Verwendung als Indikator<br />

wur<strong>den</strong> diese Phasen als Punkte oder Kreuze im Chart angezeigt. Der Wechsel der Stops von<br />

oberhalb zu unterhalb des Charts und umgekehrt signalisierte die vollzogene Trendwende.<br />

Auf Basis der klassischen Interpretation eines technischen Indikators, oder ganz allgemein ausgedrückt,<br />

einer technischen Analysemethode, definiert der Trader seine Handelsregeln. Zunächst<br />

gilt es, welcher Art Handelsregeln der Indikator beziehungsweise die Analysemethode<br />

eigentlich liefert. Grundsätzlich wird zwischen Entry-Long- und Entry-Short-Signalen sowie Exit-<br />

Long- und Exit-Short-Signalen unterschie<strong>den</strong>.<br />

Entry-Signale signalisieren in der Regel <strong>den</strong> Beginn einer Kursbewegung. Der Trader möchte<br />

<strong>den</strong> Beginn der Kursbewegung möglichst frühzeitig mit hinreichend hoher Wahrscheinlichkeit<br />

angezeigt bekommen. Diese Frage wurde bereits diskutiert, als das Phänomen der Time-Lags in<br />

Verbindung mit der Sensitivität bei technischen Reaktionen erörtert wurde. Entry-Signale wer<strong>den</strong><br />

hauptsächlich von Trendfolgesystemen wie dem Parabolic-Time-/Price-System generiert.<br />

Exit-Signale signalisieren in der Regel das Ende einer Bewegung. Dieses kann dabei mit dem<br />

unmittelbaren Beginn einer neuen Bewegung einhergehen, beispielsweise kann ein Aufwärtstrend<br />

direkt in einem Abwärtstrend übergehen. Es kann aber auch sein, dass dem Ende einer<br />

Bewegung zunächst keine neue Bewegung im Sinn eines Trendfolgesystems folgt. Zumindest<br />

könnte diese aus dem Chartbild heraus noch nicht wahrnehmbar sein. Wurde zum Beginn einer<br />

Aufwärtsbewegung also ein Entry-Long Signal gegeben, wird das Ende der Aufwärtsbewegung<br />

durch ein Exit-Long-Signal angezeigt. Bei einem unmittelbaren <strong>Über</strong>gang in einen neuen Abwärtstrend<br />

erfolgt nahezu zeitgleich mit dem Exit-Long Signal ein Entry-Short-Signal, zumindest<br />

wird dieses in zeitlicher Nähe folgen. Der Trader wird in diesem Fall nur kurze oder gar keine<br />

Zeit ohne offene Position auf dem Markt sein. Läuft der Markt allerdings nach der Aufwärtsbewegung<br />

in eine trendlose Seitwärtsphase, wobei streng genommen auch die Seitwärtsphase


Teil III Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –319<br />

ein Trend ist, könnte dem Exit-Long-Signal zunächst kein weiteres Signal folgen, so dass der Trader<br />

möglicherweise erst einmal keine offene Position auf (diesem) Markt hat. Bei Verwendung<br />

eines reinen Trendfolgesystems wird natürlich das Exit-Signal mit dem Entry-Signal des »neuen«<br />

Trends zusammenfallen.<br />

Exit-Long- und Exit-Short-Signale wer<strong>den</strong> hauptsächlich auf sogenannten überkauften oder<br />

überverkauften Märkten generiert. Solche Märkte liegen vor, wenn die vorausgegangene<br />

(Trend-) Bewegung zu einer <strong>Über</strong>hitzung geführt hat und eine technische Gegenbewegung<br />

beziehungsweise eine technische Korrektur sehr wahrscheinlich gewor<strong>den</strong> ist. Solche Marktzustände<br />

wer<strong>den</strong> in der Regel durch sogenannte Overbought-/Oversold Indikatoren angezeigt.<br />

Der Trader wird meistens alle vier dieser Signaltypen im Handelssystem unterbringen, um die<br />

grundsätzlichen Bewegungen des Markts abzudecken. Allerdings muss dies nicht heißen, dass<br />

ein Handelssystem aus genau einem Entry-Long-, einem Exit-Long-, einem Entry-Short- und einem<br />

Exit-Short-Signal bestehen muss. Der Trader könnte zum Beispiel auch mehrere Entry-<br />

Long- und Entry-Short-Signale definieren und diese auf seinen Markt anwen<strong>den</strong>. Grundsätzlich<br />

ist eine Kombination aus mehreren Entry-Long-, Exit-Long-, Entry-Short- und Exit-Short-Signalen<br />

<strong>den</strong>kbar.<br />

Der Trader wird sich in diesem Fall für oder gegen das sogenannte Pyramiding zu entschei<strong>den</strong><br />

haben. Unter Pyramiding wird der sukzessive Aufbau und/oder Abbau einer Position verstan<strong>den</strong>.<br />

Beispielsweise könnte der Trader auf Grund eines vorangegangenen Entry-Long-Signals<br />

bereits auf dem Marktinvestiertsein. Wiesoll sich das Handelssystem verhalten, wenn nun das<br />

gleiche Entry-Long-Signal noch einmal generiert wird? Oder wenn ein anderes Entry-Long-Signal,<br />

beispielsweise von einem anderen technischen Trendfolgesystem, generiert wird? Soll<br />

das Handelssystem zukaufen oder dieses Signal ignorieren, da es ja schon auf dem Markt investiert<br />

ist? Hat sich der Trader für die Anwendung des Pyramiding entschie<strong>den</strong>, wird das Handelssystem<br />

zukaufen, hat er sich dagegen entschie<strong>den</strong>, wird das Handelssystem dieses Signal ignorieren.<br />

Die sich hieraus ergebende Frage lautet dann natürlich: Wie viel soll <strong>den</strong>n das<br />

Handelssystem im Fall des Pyramidings zukaufen? Wur<strong>den</strong> beim ersten Signal zehn Futures-<br />

Kontrakte gekauft, sollen nun noch einmal zehn Kontrakte gekauft wer<strong>den</strong> oder nur fünf? Die<br />

gleiche Frage gilt es für die Short-Seite zu beantworten. Ist der Trader mit einer Position auf<br />

dem Markt engagiert, könnte das Prinzip des Pyramidings auch für das Schließen einer Position<br />

angewendet wer<strong>den</strong>. So könnte ein entsprechendes Exit-Signal die Position sofort vollständig<br />

glattstellen. Der Trader könnte jedoch auch die stufenweise Glattstellung seiner Position vornehmen<br />

lassen.<br />

Beim Pyramiding gilt es, vorher abschließend noch die Frage zu beantworten, ob das Aufstocken/Glattstellen<br />

einer Position grundsätzlich von allen Entry-/Exit-Signalen erfolgen darf, oder<br />

ob nur unterschiedliche Signale, beispielsweise von verschie<strong>den</strong>en Indikatoren, für eine Aufstockung/Glattstellung<br />

herangezogen wer<strong>den</strong> dürfen, nicht aber Signale vom ein und demselben<br />

Indikator.


320 –Nowacki Tradingwelten<br />

Hat sich der Trader über die Definition seiner Handelssignale und deren Verwendung entschie<strong>den</strong>,<br />

muss als Nächstes die Frage entschie<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>, wie das Handelssystem reagieren soll,<br />

wenn die Position in die Verlustzone fährt und dies durch die verwendeten originären Handelssignale<br />

nicht abgedeckt wird. Wie viel Prozent Verlust ist der Trader zu tragen bereit? Ab welchem<br />

Verlust, prozentual oder absolut, soll das Handelssystem die Position glattstellen? Diese<br />

Exit-Signale haben eigentlich nichts mit <strong>den</strong> Signalen zu tun, die der Trader originär über die<br />

technischen Studien definiert hat. Diese Risk-<strong>Management</strong>-Signale sollen dem Trader vor solchen<br />

Verlusten schützen, die nicht rasch genug durch die primären Handelssignale aufgefangen<br />

wer<strong>den</strong> wür<strong>den</strong>. Dem Grund nach handelt es sich hier also um Sekundärsignale. Der Trader wird<br />

bei der Definition der Sekundärsignale allerdings nicht nur die Verlustseite, sondern auch die<br />

Gewinnseite betrachten. So könnte ein weiterer Ansatz sein, dass die Position, zumindest teilweise,<br />

geschlossen wer<strong>den</strong> soll, wenn der Gewinn einen bestimmten relativen oder absoluten<br />

Wert erreicht hat (Profit Target Stop). Eine weitere Strategie für die Anwendung von Sekundärsignalen<br />

könnte sein, dass der Stop auf <strong>den</strong> Break-even gelegt wird. So wird zum Beispiel die Position<br />

geschlossen, wenn diese bereits in der Gewinnzone war (Stop-Aktivierungsschwelle) und<br />

ein Rücklauf des Markts beginnt. Das eingesetzte Kapital inklusive der Kosten soll dann abgesichert<br />

wer<strong>den</strong>. Der Trailing Stop ist ein Schleppzeiger, der hinter der Equity-Kurve läuft. Jedes<br />

Mal, wenn die Gewinnkurve weiter ansteigt, wird der Stop entsprechend nachgezogen und somit<br />

der Gewinn ebenfalls stufenweise abgesichert. Der Trailing Stop ähnelt daher dem Parabolic-Time-/Price-System.<br />

Nach der Definition der Risk-<strong>Management</strong>-Signale wird der Trader im nächsten Schritt dem Handelssystem<br />

einen bestimmten Kapitalstock zuweisen. Nur dieses Kapital ist für das Trading eines<br />

bestimmten Markts vorgesehen. Der Trader wird jedoch in der Regel nicht das gesamte Kapital<br />

auf einmal einsetzen, sondern nur einen Teil. Der Betrag, der pro Trade, auch unter Berücksichtigung<br />

eines möglichen Pyramidings, eingesetzt wer<strong>den</strong> soll, wird durch das Money <strong>Management</strong><br />

bestimmt. Dabei kann sich der Betrag durchaus ändern, beispielsweise in Abhängigkeit<br />

des Verlaufs der vorangegangenen Trades. Wird das zur Verfügung stehende Kapital verloren,<br />

führt dies in der Regel zum Sun-Setting des Handelssystems oder zu einem grundlegen<strong>den</strong> Review.<br />

In <strong>den</strong> vorangegangenen Ausführungen ist davon ausgegangen wor<strong>den</strong>, dass der Trader einen<br />

bestimmten Markt mit einem bestimmten Handelssystem traded. Es ist jedoch durchaus möglich,<br />

dass der Trader einen bestimmten Markt mit mehreren Handelssystemen abdeckt. In diesem<br />

Fall liegt ein horizontales Handelssystemportfolio vor. Für jedes einzelne Handelssystem<br />

sind die gleichen Festlegungen zu treffen, wie in <strong>den</strong> vorangegangenen Ausführungen beschrieben.<br />

Das Handelssystemportfolio muss jedoch seinerseits als ein Gesamthandelssystem<br />

betrachtet wer<strong>den</strong>. So ist beispielsweise zu definieren, wie das Money <strong>Management</strong> funktionieren<br />

soll, wenn eins der einzelnen Handelssysteme eine Outperformance gegenüber <strong>den</strong> anderen<br />

erwirtschaftet. Sollen in diesem Fall Gelder von unterdurchschnittlich profitablen Handelssystemen<br />

abgezogen wer<strong>den</strong> und diesem überdurchschnittlich profitablen Handelssystem<br />

zugeführt wer<strong>den</strong>?


Teil III Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –321<br />

Möglicherweise handelt der Trader mehrere Märkte mit mehreren Handelssystemen. In diesem<br />

Fall ist von einem vertikalen Handelssystemportfolio die Rede. Solche vertikalen Handelssystemportfolien<br />

weisen schließlich einen hohen Komplexitätsgrad auf. Trotzdem gelten auch hierfür<br />

die vorangestellten <strong>Über</strong>legungen.<br />

Das Parabolic-Time-/Price-System wurde zunächst als technischer Indikator betrachtet. Der<br />

Kerncode des Indikators wurde in einer Funktion definiert. Der Indikator wurde schließlich in<br />

einem eigenen Programm definiert, wobei es genügte, im Programmcode des Indikators die<br />

Funktion aufzurufen, so dass der Kerncode nicht noch einmal im Code des Indikators ausgeschrieben<br />

wer<strong>den</strong> musste. Lediglich die Inputs mussten noch einmal explizit genannt wer<strong>den</strong><br />

und die indikatorspezifischen Angaben wie die die Darstellungsweise im Chart.<br />

2.4.3 Das Parabolic-Time-/Price-System in <strong>den</strong> Programmiersprachen<br />

Easy Language und Equilla<br />

Die Definition des Parabolic-Time-/Price-Systems in einem Handelssystem ähnelt grundsätzlich<br />

dem Schema der Definition des Indikators. Anstelle der Darstellungsweise im Chart müssen nun<br />

die Handelsregeln definiert wer<strong>den</strong>. Das Parabolic-Time-/Price-System wird als Trendfolgesystem<br />

eingestuft. Insofern leiten sich aus der technischen Studie insbesondere Entry-Signale ab.<br />

Diese sind genau dann gegeben, wenn der Kurs <strong>den</strong> SAR schneidet. Zwei Vorgehensweisen ließen<br />

sich nun verfolgen: Zum einen könnte das Handelssystem genau zu dem Kursniveau des<br />

SAR long oder short gehen, zu anderen könnte das Handelssystem zur Eröffnung der dem<br />

Schnittpunkt folgen<strong>den</strong> Periode long oder short gehen. Das nachfolgende Easy-Language-Programm<br />

platziert eine Stop-Order, die ein Entry-Signal genau zu dem Kurs des SAR liefert:<br />

Inputs: AcclFact(0.02), AcclStep(0.02), AcclMax(0.2);<br />

Vars: SARValue(0);<br />

SARValue =NewParabolic(AcclFact, AcclStep, AcclMax);<br />

IF MarketPosition 1AND High = SARValue THEN<br />

Sell ("SARShort") Next Bar at NewParabolic(AcclFact, AcclStep, AcclMax) Stop;<br />

Der Equilla-Code eines Handelssystems, basierend auf dem Parabolic-Time-/Price-System, lautet:


322 –Nowacki Tradingwelten<br />

Meta:<br />

Synopsis("Parabolic Reversal System");<br />

Inputs:<br />

Start( 0.02, 0.0 ),<br />

Increment( 0.02, 0.0 ),<br />

Max( 1.0, 0.0 ),<br />

Bullish(LongEntry, ShortExit, NoBullishSignal) =LongEntry,<br />

Bearish(LongExit, ShortEntry, NoBearishSignal) =LongExit,<br />

Visuals( Active, Inactive) =InActive;<br />

Variables:<br />

RefClosingStop, RefOpeningStop, RefPosition, RefTransition;<br />

ParabolicSARCustom(Start, Increment, Max, RefClosingStop, RefOpeningStop, RefPosition,<br />

RefTransition);<br />

IF Bullish NoBullishSignal AND RefPosition =-1THEN<br />

IF Bullish =LongEntry THEN Buy Next Bar at RefOpeningStop Stop<br />

ELSE IF Bullish =ShortExit THEN Cover Next Bar at RefOpeningStop Stop;<br />

IF Bearish NoBearishSignal AND RefPosition =1THEN<br />

IF Bearish =LongExit THEN Sell Next Bar at RefOpeningStop Stop<br />

ELSE IF Bearish =ShortEntry THEN Short Next Bar at RefOpeningStop Stop;<br />

IF Visuals =Active THEN DrawSymbol( RefClosingStop, "SAR", SymbolCircle, 4);<br />

// *** Copyright SystemSoft GmbH ***<br />

// *** www.tradesignal.com ***<br />

Der Equilla-Code bietet dem Anwender die Unterscheidung, ob die Signale als Entry- oder als<br />

Exit-Signale zu behandeln sind. Die Anwendung als Exit-Signale könnte beispielsweise dann<br />

zum Tragen kommen, wenn die Stops des Parabolic-Time-/Price-Systems für Trailing Stops herangezogen<br />

wer<strong>den</strong>.<br />

2.5 Das Handelssystem Parabolic-Time-/Price-System<br />

Im nachfolgen<strong>den</strong> Beispiel wurde das Parabolic-Time-/Price-System als Handelssystem auf <strong>den</strong><br />

DAX angewendet. Der Anfangswert der Beschleunigung wurde auf 0,02, die Erhöhungsrate auf<br />

0,01 und der Maximalwert auf 0,2 gesetzt. Die Handelssignale wur<strong>den</strong> gemäß der klassischen<br />

Interpretation als Entry-Signale verwendet. Im Chart wird das Parabolic-Time-/Price-System als<br />

Indikator und als Handelssystem angezeigt. Was zunächst als selbstverständlich anmutet, muss<br />

bei der programmtechnischen Verwendung jedoch unterschie<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>. Aus grafischer Sicht<br />

wird der Indikator in der bekannten Punkteform, das Handelssystem durch entsprechende Pfeile<br />

angezeigt.


Teil III Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –323<br />

Abb 15: Handelssystem Parabolic-Time-/Price-System<br />

Die Pfeile, die die Handelssignale anzeigen, enthalten weitere Informationen. Zum einen zeigen<br />

die Pfeile die Richtung des Trades an, Entry-Long oder Entry-Short. Des Weiteren wird der Name<br />

des Signals angezeigt. Dies ist vor allem dann hilfreich, wenn mehrere Signale, beispielsweise<br />

mehrere Entry-Long-Signale, definiert sind und der Trader das Pyramiding aktiviert hat. Schließlich<br />

zeigt eine Zahl die Größe der Position an. Im vorliegen<strong>den</strong> Beispiel wurde der Index in der<br />

Stückzahl 1 (Future/ETF etc.) gekauft beziehungsweise verkauft.<br />

Zunächst soll der »grafische Verlauf« des Handelssystems untersucht wer<strong>den</strong>. Auf Grund der<br />

klassischen Anwendung als Trendfolgesystem muss das Handelssystem aktuell eine offene Position<br />

haben. Der Indikator zeigt einen Abwärtstrend an, demzufolge ist das Handelssystem short.<br />

Deutlich ist die Annäherung des Kurses an die Stops während der bei<strong>den</strong> technischen (Aufwärts-)<br />

Gegenbewegungen zu erkennen. Während der zweiten technischen (Aufwärts-) Gegenbewegung<br />

zog schließlich die Regel, dass der Stop für morgen nicht das Hoch der heutigen<br />

beziehungsweise des gestrigen Tags schnei<strong>den</strong> darf. Es kam zu einem Knick im Verlauf des Indi-


324 –Nowacki Tradingwelten<br />

kators. Das Entry-Short-Signal wurde relativ zeitnah zum »echten« Beginn der Abwärtsbewegung<br />

generiert. Die Periode vor dem Beginn des Abwärtstrends markierte <strong>den</strong> Significant Point.<br />

Da das Parabolic-Time-/Price-System als reines Trendfolgesystem verwendet wurde, erfolgte ein<br />

direkter Wechsel von einem Aufwärts- in einen Abwärtstrend.<br />

Die der aktuellen Abwärtsbewegung vorausgegangene Aufwärtsbewegung dauerte von Mitte<br />

März bis Mitte Mai 2008. Im Gegensatz zur aktuellen Abwärtsbewegung, liegen zwischen dem<br />

Ende der dieser Bewegung vorangegangenen Abwärtsbewegung und dem Entry-Long-Signal<br />

sechs Perio<strong>den</strong>. Es hat also wesentlich länger gedauert, bis das entsprechende Signal gegeben<br />

wurde. Allein aus der visuellen Betrachtung scheint die Ursache hierfür zum einen die relativ<br />

lange zeitliche Spanne zwischen der Periode mit dem Significant Point und zum anderen die<br />

relativ große Differenz zwischen dem Significant Point und dem Kursverlauf nach der Generierung<br />

des Entry-Long-Signals zu sein. Hierzu muss jedoch auch die dieser Aufwärtsbewegung<br />

vorangegangene Abwärtsbewegung untersucht wer<strong>den</strong>.<br />

Die der betrachteten Abwärtsbewegung vorangegangene Aufwärtsbewegung war im Grunde<br />

genommen eine Seitwärtsphase. Diese bildete sich nach einer dynamischen, starken Abwärtsbewegung<br />

aus. Auch hier wurde der relevante Significant Point zeitlich deutlich vor dem entsprechen<strong>den</strong><br />

Handelssignal ausgebildet. Auch hier ist die Differenz zwischen dem Significant Point<br />

und dem Entry-Long-Signal entsprechend groß. Da die betrachtete (Aufwärts-) Bewegung eher<br />

eine Seitwärtsbewegung war, bildeten sich innerhalb des »Trends« nur wenig neue Höchstkurse<br />

aus. Die Erhöhungen des Beschleunigungsfaktors fielen entsprechend spärlich aus. Der grafische<br />

Verlauf des Parabolic-Time-/Price-Systems ähnelt daher mehr einer Linie als einer Parabel.<br />

Die dieser »seitwärts verlaufenen Aufwärtsbewegung« vorangegangene Abwärtsbewegung<br />

verlief sehr dynamisch und erstreckte sich beim DAX über eine Kursspanne von mehr als 1600<br />

Punkten. Sehr deutlich ist der Anstieg der Beschleunigung der Stops festzustellen. Der Beginn<br />

der Abwärtsbewegung wurde durch <strong>den</strong> SAR zeitnah mit einem Time-Lag von zwei Perio<strong>den</strong><br />

angezeigt. Das Ende der Abwärtsbewegung wurde allerdings, trotz einer bis dahin stark angestiegenen<br />

Beschleunigung, mit einer Verzögerung von sieben Perio<strong>den</strong> relativ spät angezeigt.<br />

Vor dieser dynamischen Abwärtsbewegung scheiterte der DAX zweimal mit dem Ausbruch<br />

über <strong>den</strong> Widerstand bei 8063,83 Punkten und bildete eine M-Formation (Doppel-Top) aus. Der<br />

erste gescheiterte Ausbruch über <strong>den</strong> 8063,83-Punkte-Widerstand ging mit einem Entry-Long-<br />

Signal einher. Der Rücklauf zur 8063,83-Punkte-Marke mit dem erneuten Test dieses Widerstands<br />

ging ebenfalls mit einem Entry-Long-Signal einher. Der Test scheiterte, und der Kurs lief<br />

zurück auf etwa das Niveau des ersten Entry-Short-Levels. An dieser Stelle bildete sich schließlich<br />

das zweite und letztlich »echte« Entry-Short-Signal aus.<br />

Anhand dieser ersten kurzen visuellen Betrachtung lässt sich der handelssystemtechnische Charakter<br />

des Parabolic-Time-/Price-System schon sehr gut nachvollziehen. Insbesondere wurde<br />

ein erster Eindruck gewonnen, welchen Einfluss unterschiedliche Kursverläufe des zu Grunde


Teil III Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –325<br />

liegen<strong>den</strong> Finanzinstruments auf die Wirkungsweise des Handelssystems haben und wo offenkundig<br />

Schwachstellen liegen könnten. Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die Parameter<br />

zunächst willkürlich und nicht nach einer detaillierten Untersuchung des Charts des DAX<br />

gesetzt wur<strong>den</strong>.<br />

2.6 Analyse der Kennzahlen eines Handelssystems<br />

Eine detaillierte Analyse des Handelssystems lässt sich insbesondere durch Betrachtung der verschie<strong>den</strong>en<br />

Kennzahlen erreichen. Auch bei der Analyse des Handelssystems sei angemerkt,<br />

dass noch keine Optimierung vorgenommen wurde und dass die Ergebnisse auf Grund der willkürlich<br />

festgesetzten Parameter zustande kommen. Wichtig an dieser Stelle ist, einen Einblick zu<br />

vermitteln, wie die Analyse eines Handelssystems grundsätzlich vonstatten gehen könnte.<br />

Abb 16: Kennzahlen eines Handelssystems - All Trades


326 –Nowacki Tradingwelten<br />

2.6.1 Total Net Profit/Gross Profit/Gross Loss<br />

Welche Aussagen lassen sich von <strong>den</strong> Kennzahlen ableiten? Zunächst erwirtschaftet das Handelssystem<br />

einen Gewinn. Alle bislang geschlossenen Positionen brachten dem Trader insgesamt<br />

einen Profit von 2171,87 Punkten ein (Total Net Profit). Die offene Position liegt mit 635,04<br />

Punkten im Plus (Open Position P/L). Der Gesamtgewinn liegt jedoch bei 7929,26 Punkten. Hier<br />

zeigt sicht, eine hohe Differenz zum Total Net Profit, der zunächst aussagt, dass dem Gewinn<br />

über alle Positionen (Gross Profit) ein Verlust über alle Positionen (Gross Loss) von 5757,39 Punkten<br />

gegenübersteht.<br />

2.6.2 Total # of Trades/Number Winning Trades/Number Losing Trades/Percent<br />

Profitable<br />

Das System hat insgesamt 92 Trades getätigt (Total # of Trades). Hiervon waren 42 Trades profitabel<br />

(Number Winning Trades), 50 Trades brachten einen Verlust ein (Number Losing Trades).<br />

Insgesamt waren also nur 45,65% der Trades profitabel (Percent Profitable).<br />

2.6.3 Largest Winning Trade/Average Winning Trade/Largest Losing Trade/<br />

Average Losing Trade/Ratio Avg Win/Avg Loss/Avg Trade (Win & Loss)<br />

Der höchste Gewinntrade brachte 863,09 Punkte ein (Largest Winning Trade). Der durchschnittliche<br />

Gewinntrade brachte 188,79 Punkte ein (Average Winning Trade). Der höchste Verlusttrade<br />

verlor 323,57 Punkte (Largest Losing Trade). Der durchschnittliche Verlusttrade verlor 115,15<br />

Punkte (Average Losing Trade). Hieraus ergibt sich ein Verhältnis zwischen durchschnittlich erwirtschafteten<br />

Gewinn zu durchschnittlich erlittenen Verlust von 1,64 (Ratio Avg Win/Avg Loss).<br />

Durchschnittlich brachte jeder der 92 Trades einen Gewinn von 23,61 Punkten ein (Avg Trade<br />

(Win & Loss)).<br />

2.6.4 Max Consec Winners/Avg # Bars in Winners/Max Consec Losers/<br />

Avg # Bars in Losers<br />

Die maximale Anzahl von aufeinander folgen<strong>den</strong> Gewinntrades ist fünf (Max Consec. Winners).<br />

Durchschnittlich dauerte ein Gewinntrade 23 Perio<strong>den</strong> (Avg # Bars in Winners). Die maximale


Teil III Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –327<br />

Anzahl von aufeinander folgen<strong>den</strong> Verlusttrades ist fünf (Max Consec. Losers). Durchschnittlich<br />

dauerte ein Verlusttrade sieben Perio<strong>den</strong> (Avg # Bars in Losers).<br />

2.6.5 Max Intraday Drawdown/Account Size Required/Profit Factor/<br />

Return on Account<br />

Der größte Einbruch in der Performance während der gesamten Handelsdauer führte zu einem<br />

Rücklauf der Gewinnkurve um 1343,60 Punkte (Max Intraday Drawdown). Bei der Berechnung<br />

dieser Kennzahl wird auch der Tiefstkurs (Long-Position) oder der Höchstkurs (Short-<br />

Position) einer Periode betrachtet, da diese <strong>den</strong> maximalen Verlust darstellen, daher der<br />

Ausdruck Intraday. Da der Maximum Intraday Drawdown statistisch gesehen auch gleich zu<br />

Beginn der Handelsperiode hätte auftreten können, müsste das Depot zu Beginn des Handels<br />

mindestens 1343,60 Punkte an Liquidität aufweisen (Account Size Required). Der Maximum<br />

Intraday Drawdown und die Account Size Required müssen in diesem Beispiel gleich groß<br />

sein, da ja nur ein Kontrakt gehandelt wurde (Max # Contracts Held) und Margin und Spesen<br />

nicht berücksichtigt wur<strong>den</strong>. Der Profit-Faktor ergibt sich aus dem Verhältnis Gross Profit zu<br />

Gross Loss. Der Return on Account ergibt sich aus dem Net Profit und der Account Size Required.<br />

2.7 Unterscheidung zwischen Long- und Short Trades<br />

Die Kennzahlen des Handelssystems bezogen sich auf die Gesamtbetrachtung über alle Gewinn-<br />

und alle Verlusttrades. Interessant könnte nun die Frage sein, wie sich die Performance<br />

des Handelssystems darstellt, wenn das System nur Long- oder nur Short-Trades eingehen<br />

könnte.<br />

Die Betrachtung der Long-Trades zeigt ein insgesamt positiveres Bild. So steht hier einem Gross<br />

Profit von 5511,81 Punkten ein Gross Loss von 2112,19 Punkten gegenüber, was in einem Total<br />

Net Profit von 3399,62 Punkten mündet. Die Total Number of Trades muss natürlich 46 und damit<br />

die Hälfte der Total Number of Trades über alle Long- und Short-Trades. Ein pures Parabolic-<br />

Time-/Price-System Handelssystem ist immer in einer Position, und zwar abwechselnd long und<br />

short. 63% der Long-Trades waren profitabel. Obwohl die Long-Trades insgesamt die profitableren<br />

zu sein scheinen, ist der Largest Winning Trade nicht unter diesen zu fin<strong>den</strong>. Nur wenig Unterschied<br />

ist beim Average Winning Trade festzustellen. Dieser liegt in etwa auf dem Level, wenn<br />

alle Richtungen betrachtet wer<strong>den</strong>. Die Anzahl von aufeinander folgen<strong>den</strong> Gewinntrades ist mit<br />

sechs angegeben, gegenüber nur zwei aufeinander folgen<strong>den</strong> Verlusttrades. Der Maximum Intraday<br />

Drawdown ist mit 843,95 Punkten ein wenig niedriger als der Maximum Intraday Draw-


328 –Nowacki Tradingwelten<br />

Abb 17: Kennzahlen eines Handelssystems - Long-Trades<br />

down über alle Long- und Short-Trades. Demzufolge ist der Return on Account ebenfalls deutlich<br />

positiver als bei allen Trades.<br />

Die Betrachtung der Short-Trades zeigt ein ungünstigeres Bild. Der Total Net Profit ist mit minus1227,75<br />

Punkten negativ. Allerdings dürfte die gerade offene Position dazu beitragen, dass<br />

nach der Glattstellung die Statistik absolut gesehen ein bisschen besser aussehen wird. Allerdings<br />

wird sich die Percent-Profitable-Kennzahl nicht wesentlich durch diesen Trade verbessern.<br />

Nur 28% aller Short-Trades waren profitabel. Der Largest Winning Trade liegt allerdings im Bereich<br />

der Short-Trades. Wenn ein Short-Trade profitabel ist, erwirtschaftet er immerhin durchschnittlich<br />

185 Punkte, was insgesamt im Durchschnitt aller Trades liegt. Drei aufeinander folgen<strong>den</strong><br />

Gewinntrades stehen bis zu zehn aufeinander folgende Verlusttrades gegenüber. Auffällig<br />

ist der hohe Maximum Intraday Draw Down von mehr als 2400 Punkten.<br />

Ist aus diesen Kennzahlen zu schließen, dass das auf der Parabolic-Time-/Price-Studie basierende<br />

Handelssystem auf der Short-Seite generell schlechter abscheidet als auf der Long-Seite? Der


Teil III Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –329<br />

Abb 18: Kennzahlen eines Handelssystems - Short Trades<br />

Trader sollte sich hüten, allein hieraus voreilige Schlüsse zu ziehen. Betrachtet wer<strong>den</strong> muss in<br />

jedem Fall die Struktur der Trends, die in die Bewertung eingeflossen sind.<br />

In Abbildung 19 ist der dem Handelssystem zu Grunde liegende Verlauf des DAX einsehbar. Unschwer<br />

ist nun zu erkennen, dass sich der betrachtete Zeitraum insbesondere durch ausgeprägte<br />

Aufwärtstrendphasen auszeichnet. Ein »echter« Abwärtstrend ist nicht abgebildet. Abwärtsbewegungen<br />

zeichnen sich hier insbesondere als technische (Abwärts-) Korrekturen<br />

beziehungsweise technische (Abwärts-) Gegenbewegungen aus. Der Rücklauf des DAX zu Beginn<br />

des Jahres 2008 ist ebenfalls nicht als Abwärtstrend zu betrachten, da diesem die wellenförmige<br />

Struktur fehlt. Gleichwohl wurde hier der Largest Winning Trade erzielt.


330 –Nowacki Tradingwelten<br />

Abb 19: Struktur des Kursverlaufs, der in die Bewertung eingeht<br />

Da die Bewertung aller Trades in einem langfristigen Aufwärtstrend stattfand, müssen die Long-<br />

Trades besser dastehen als die Short-Trades. Daher ist ein direkter Vergleich beider Richtungen<br />

nur ein einem Umfeld sinnvoll, in dem einander Aufwärtstrends und Abwärtstrends in etwa die<br />

Waage halten. In allen anderen Fällen sind die Bewertung und der direkte Vergleich beider Richtungen<br />

in jedem Fall kritisch vorzunehmen.<br />

2.8 Bewertung der Kennzahlen einzelner Trades<br />

Nachdem das Handelssystem hinsichtlich seiner Kennzahlen als Ganzes untersucht wurde, sollen<br />

im Folgen<strong>den</strong> die einzelnen Trades näher begutachtet wer<strong>den</strong>. Da die Bewertung aller 92<br />

Trades <strong>den</strong> Rahmen dieses Beitrags sprengen würde, wer<strong>den</strong> nur die aktuellsten Trades, wie sie<br />

bereits in Abbildung 16 dargestellt wur<strong>den</strong>, hinsichtlich ihrer Kennzahlen untersucht.


Teil III Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –331<br />

Abb 20: Aktuelle Trades in der Bewertung<br />

In Abbildung 21 sind verschie<strong>den</strong>e Kennzahlen der jeweiligen Trades aufgeführt.<br />

In der ersten Spalte sind die Nummer und die Richtung des Trades aufgelistet.<br />

In der zweiten Spalte sind die Zeitpunkte des Entry und des Exit aufgelistet. Der Exit des einen<br />

Trades fällt dabei zeitgleich mit dem Entry der neuen Position zusammen. Wür<strong>den</strong> separate Exit-<br />

Signale definiert sein, wür<strong>den</strong> diese Signale in der Regel zeitlich auseinander driften.<br />

In der dritten Spalte sind der Entry- und der Exit-Kurs vermerkt. Auch hier fällt der Exit-Kurs der<br />

gerade geschlossenen Position mit dem Entry-Kurs der neuen Position auf Grund der speziellen<br />

Charakteristik des Parabolic-Time-/Price-Systems beziehungsweise eines reinen Trendfolgesystems<br />

zusammen. Mit der Definition von separaten Exit-Signalen wer<strong>den</strong> in der Regel auch verschie<strong>den</strong>e<br />

Exit- und Entry-Kurse notiert wer<strong>den</strong>.


332 –Nowacki Tradingwelten<br />

Abb 21: Kennzahlen von einzelnen Trades<br />

In der vierten Spalte sind die Anzahl von Aktien/Kontrakten der jeweiligen Position sowie der<br />

erwirtschaftete Profit vermerkt. In dem vorliegen<strong>den</strong> Beispiel wurde nur jeweils ein Kontrakt<br />

gehandelt. Daher wird in dieser Spalte bei der Angabe der Anzahl von Kontrakten auch immer<br />

nur eine 1 stehen. Allerdings könnte es auch sein, dass grundsätzlich eine Positionsgröße von<br />

beispielsweise 100 Aktien gehandelt wird oder das der Trader das Pyramiding anwendet, so dass<br />

unterschiedliche Positionsgrößen in dieser Spalte notiert wer<strong>den</strong>. Des Weiteren könnte es sein,<br />

dass der Trader nicht eine bestimmte Anzahl von Kontrakten handelt, sondern einen bestimmten<br />

Betrag. Soll beispielsweise immer der Betrag von 25 000 Euro eingesetzt wer<strong>den</strong>, wird die<br />

Positionsgröße vom Einstandskurs des zu Grunde liegen<strong>den</strong> Finanzinstruments abhängen.<br />

Der für <strong>den</strong> jeweiligen Trade angezeigte Profit kann sowohl negativ als auch positiv sein. Der<br />

Profit wird dabei in absoluten Kurseinheiten angezeigt. Im Chartausschnitt wird zunächst ein<br />

Entry-Long-Signal angezeigt. Dieser Trade wird in der Trade-Liste mit der Nummer 86 angezeigt.<br />

Obwohl allein die visuelle Betrachtung dieses Aufwärtstrends eine Kurspanne von etwa 500<br />

Punkten anzeigt, weist der Trade-Report einen Gewinn von knapp 34 Punkten aus. Der Grund


Teil III Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –333<br />

hierfür liegt in der Tatsache, dass das Entry-Long-Signal zeitlich betrachtet relativ nahe beim<br />

Beginn des Aufwärtstrends liegt, in diesem Fall wird das Signal bereits nach zwei Perio<strong>den</strong> ausgelöst.<br />

Allerdings befan<strong>den</strong> sich die Stops des vorangegangenen Abwärtstrends relativ weit<br />

weg vom Kurs, darüber hinaus war die Beschleunigung auf Grund erst weniger neuer Tiefstkurse<br />

innerhalb des Abwärtstrends erst wenig ausgeprägt. Dies führte dazu, dass das Signal zwar zeitnah<br />

ausgelöst wurde, der Aufwärtstrend jedoch bereits eine relativ große Kursspanne durchlaufen<br />

hatte. Die Performance des Trades #86 litt auch beim Exit-Signal. Die Verzögerung zwischen<br />

dem Ende des Aufwärtstrends und dem Signal betrug hier immerhin fünf Perio<strong>den</strong>. Auch hier<br />

machte sich der Umstand negativ bemerkbar, dass der Kurs bereits eine relativ große Kursspanne<br />

bis zur Auslösung des Signals durchlaufen hatte.<br />

Die Trades #87 und #88 wur<strong>den</strong> innerhalb der Ausbildung einer M-Formation ausgelöst. Trade<br />

#87 signalisierte einen neuen Abwärtstrend. Nahezu mit dem Signal drehte der Kurs nach oben<br />

ab. Trade #88 wurde durch ein Entry-Long-Signal eingeleitet, das konsequenterweise nach der<br />

Wiederaufnahme der Aufwärtsbewegung ausgelöst wurde. Wie schon beim Trade #87 drehte<br />

der Markt jedoch just in dem Moment wieder nach unten ab, als die Position eröffnet wurde.<br />

Beide Trades brachten dem Investor damit einen Verlust von etwa 300 Punkten ein. Trade #89<br />

ergab sich nahezu spiegelbildlich zu Trade #87. Nachdem der Markt erneut nach unten abdrehte,<br />

wurde das erneute Entry-Short-Signal auf dem annähernd gleichen Kursniveau wie Trade #87<br />

gegeben. In der Folge bestätigte sich schließlich die Abwärtsbewegung (Durchbruch durch die<br />

Nackenlinie der M-Formation), die darüber hinaus sehr dynamisch verlief. Dieser Trade wurde<br />

schließlich der mit dem höchsten Profit (Largest Winning Trade). Der Trade #90 brachte dem<br />

Händler erneut einen Verlust ein, da sich der angezeigte Aufwärtstrend nicht bestätigte. Der<br />

Verlust aus Trade #90 wurde durch einen Gewinn aus Trade #91 kompensiert. Trade #92 deckte<br />

einen ausgeprägten Aufwärtstrend ab und erwirtschaftete einen überdurchschnittlichen Gewinn<br />

(Average Winning Trade - All Trades: 189 Punkte/Average Winning Trade – Long Trades: 190<br />

Punkte). Trade #93 bezeichnet die gerade offene Position, die am 21.05.2008 zu einem Kurs von<br />

7057 Punkten eingegangen wurde. Der Stop lag am 27.06.2008 bei 6661 Punkten, so dass ein<br />

(ebenfalls überdurchschnittlicher) Gewinn von 396 Punkten bereits abgesichert war.<br />

Die fünfte Spalte zeigt <strong>den</strong> prozentualen Gewinn/Verlust an und wie sich der kumulierte Profit<br />

über die gesamte Frist bis zum Zeitpunkt des jeweiligen Trades entwickelte. Nach Trade #92 wird<br />

ein kumulierter Profit von 2172 Punkten angezeigt. Dies ist der Total Net Profit aus der Performance-Summary<br />

- All-Trades-Liste.<br />

Abbildung 22 zeigt eine grafische Darstellung des Profits aller Trades:<br />

Bei der Betrachtung der Trades #1 bis etwa #75 fällt auf, dass die Verlusttrades zunächst fast ausschließlich<br />

innerhalb eines Bands 0 bis -200 Punkte liegen. Allerdings ändert sich dieses Verhalten<br />

ab etwa Trade #75. Hier liegen mehrere Verlusttrades deutlich unterhalb der -200-Punkte-<br />

Marke. Die Gewinntrades zeigen demgegenüber ein von Anfang an volatileres Bild. Die<br />

Ausschläge sind hier deutlicher. Trade #74 und Trade #89 liegen weit außerhalb der »normalen«


334 –Nowacki Tradingwelten<br />

Abb 22: Profits aller Trades<br />

Range der Gewinntrades und wer<strong>den</strong> daher als Outlier bezeichnet. Die blaue Linie knapp oberhalb<br />

der Nullachse kennzeichnet <strong>den</strong> durchschnittlichen Gewinn pro Trade und liegt bei 23,61<br />

Punkten. Diese Kennzahl ist auch in der Performance Summary Total Trades abgebildet.<br />

Abbildung 23 zeigt die Entwicklung der Gewinntrades.<br />

Der durchschnittliche Gewinntrade liegt bei 188,79 Punkten und wird in der Grafik durch eine<br />

waagerechte blaue Linie angezeigt. Die meisten Gewinntrades liegen innerhalb der Bandbreite<br />

0 bis 400 Punkte. Zwei Gewinntrades erwirtschafteten etwa 500 Punkte, zwei brachten ein Plus<br />

von etwa 670 und 860 Punkten. Letztgenannte wer<strong>den</strong> statistisch gesehen also Outlier bezeichnet.<br />

Abbildung 24 zeigt die Entwicklung der Verlusttrades.


Teil III Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –335<br />

Abb 23: Entwicklung der Gewinntrades<br />

Der durchschnittliche Verlusttrade liegt bei minus 115,15 Punkten und wird in der Grafik ebenfalls<br />

durch eine waagerechte blaue Linie angezeigt. Die meisten Gewinntrades liegen innerhalb<br />

der Bandbreite 0 bis etwa minus 130 Punkte. Aus dem Rahmen fällt zunächst lediglich der Trade<br />

#1, der mit etwa minus 265 Punkten zu Buche schlägt. Erst ab Trade #75 fällt der Verlust deutlich<br />

höher aus und bewegt sich um die Minus-300-Punkte-Marke. Allerdings fallen in diese Phase<br />

auch die bei<strong>den</strong> Outlier-Gewinntrades.


336 –Nowacki Tradingwelten<br />

Abb 24: Entwicklung der Verlusttrades<br />

2.8.1 Run-Up/Drawdown eines Trades<br />

Die sechste Spalte zeigt <strong>den</strong> Run-up und <strong>den</strong> Drawdown eines Trades an. Der Run-up eines Trades<br />

gibt das maximale Gewinnpotenzial eines Trades an. Bei Trade #86 wurde bereits angemerkt,<br />

dass der erwirtschaftete Gewinn relativ klein im Verhältnis der Spanne ausfiel, die der<br />

Aufwärtstrend durchlief. Der Beginn des Aufwärtstrends, der durch die Periode mit dem Significant<br />

Point des vorangegangenen Abwärtstrends angezeigt wird, weist einen Tiefstkurs von<br />

7444,62 Punkten aus. Das Ende des Aufwärtstrends, der durch die Periode mit dem Significant<br />

Point, angezeigt wird, weist einen Höchstkurs von 8117,79 Punkten aus. Hieraus ergibt sich ein<br />

theoretisches Kurspotenzial von 673,17 Punkten. Der Trade #86 zeigt einen Einstiegskurs von<br />

7755,30 Punkten an. Somit wur<strong>den</strong> vom theoretischen Kurspotenzial bereits 310,68 Punkte<br />

nicht ausgenutzt. Ausgehend vom Einstiegskurs von 7755,30 Punkten liegt das Kurspotenzial<br />

schließlich bei 362,49 Punkten. Diese Differenz ergibt sich aus dem Höchstkurs innerhalb des<br />

Aufwärtstrends, nämlich die Periode mit dem für <strong>den</strong> nachfolgen<strong>den</strong> Trade maßgeblichen Significant<br />

Point und dem Einstiegskurs. Dieses auf Basis des Einstiegskurses maximal mögliche<br />

Gewinnpotenzial eines Trades wird als Run-up bezeichnet. Im Fall des Trades #86 wird ein Runup<br />

von 362,49 Punkten errechnet. Wie bereits weiter oben angemerkt, wurde mit dem Trade


Teil III Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –337<br />

letztlich ein Gewinn von 39 Punkten realisiert. Trade #89, der <strong>den</strong> Largest Winning Trade mit 863<br />

Punkten Gewinn markierte, zeigt einen Run-up von 1399 Punkten an. Dies ist abermals ein Indiz,<br />

dass vom maximal möglichen Gewinnpotenzial wieder deutlich abgegeben wurde. Lediglich<br />

bei Trade #92 liegt der Run-up in der Nähe des realisierten Gewinns. Dies wird auch auf dem<br />

Chartbild deutlich. Das Exit-Signal wurde sowohl zeitnah als auch nahe am Level des Significant<br />

Point generiert.<br />

Abb 25: Grafische Entwicklung des Run-up<br />

Der Drawdown eines Trades gibt an, um wie viel Kurseinheiten der Markt gegen die Position<br />

gelaufen ist. Der Trade #86 weist einen Drawdown von 25,86 Punkten aus. Bei der ersten Begutachtung<br />

des Chartbildes scheint der Markt jedoch gar nicht gegen die Position gelaufen zu sein.<br />

Bei der näheren Betrachtung ergibt sich jedoch folgendes Bild: Der SAR für die Periode, in der<br />

Signal generiert wurde, lag bei 7729,00 Punkten. Der Markt eröffnete bei 7755,30 Punkten und<br />

somit bereits oberhalb des Stops. Somit geht das Handelssystem zum Eröffnungskurs long. Der


338 –Nowacki Tradingwelten<br />

Tiefstkurs dieser Periode lag bei 7729,44 Punkten. Die Differenz aus Einstiegs- und Tiefstkurs<br />

dieser Periode beträgt somit 25,86 Punkte, der Drawdown. Im Vergleich zum Run-up dieses Trades<br />

ist der Drawdown also relativ gering. Ein anderes Bild ergibt sich im Trade #87. Das Entry-<br />

Short-Signal wurde bei 7794,13 Punkten generiert. Der Tiefstkurs dieser Periode lag bei 7777,40<br />

Punkten. Die Differenz beträgt also 16,73 Punkte. Dies war zugleich der Run-up dieses Trades.<br />

Mit der nächsten Periode lief der Markt sofort gegen <strong>den</strong> Trade. Die Aufwärtsbewegung setzte<br />

sich fort, so dass kurz vor dem Ende ein Höchstkurs von 8073,99 Punkte notiert wurde. Die Periode,<br />

die zur Ausbildung des zweiten Tops der M-Formation führte, eröffnete bei 8045,97 Punkten.<br />

Der SAR dieser Periode lag bei 8091,37 Punkten. Der DAX setzte seine Aufwärtsbewegung<br />

weiter fort und schnitt schließlich <strong>den</strong> SAR. Ein Entry-Long-Signal wurde generiert. Der Einstiegskurs<br />

ist gleichzeitig der höchste Höchstkurs innerhalb des »Abwärtstrends«. Die Differenz<br />

zum Einstiegskurs liegt bei 297,24 Punkten – der Drawdown des Trades #87. Bei Trade #93, die<br />

gerade offene Position, wurde das Entry-Short-Signal bei 7056,96 Punkten generiert. Noch während<br />

dieser Periode stieg der Kurs bis auf 7151,38 Punkte an. Somit ergab sich bereits in der<br />

ersten Periode der Short-Position ein Drawdown von 94,43 Punkten oder ein Verlust von 1,34%.<br />

Abb 26: Grafische Entwicklung des Drawdown


Teil III Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –339<br />

In der Folge lief der DAX jedoch mit der Position, eine kurze Aufwärtsgegenbewegung ließ die<br />

Performance des Trades noch einmal kurz in die roten Zahlen laufen, der in der ersten Periode<br />

notierte Drawdown wurde jedoch nicht mehr erreicht. Bis Ende der betrachteten Periode baute<br />

der DAX schließlich einen Run-up von 708,92 Punkten auf, das etwa 7-Fache des Drawdowns<br />

dieses Trades.<br />

2.8.2 Entry Efficiency/Exit Efficiency<br />

Die siebte Spalte der Analyse der einzelnen Trades gibt Aufschluss über die Entry- und die Exit-<br />

Efficiency. Mit Hilfe dieser bei<strong>den</strong> Kennzahlen soll eine Aussage getroffen wer<strong>den</strong>, wie nahe der<br />

Einstiegskurs am bestmöglichen Einstiegsniveau des Trades lag und wie nahe der Ausstiegskurs<br />

am bestmöglichen Ausstiegslevel des Kursverlaufs innerhalb des Trades lag. Die Perio<strong>den</strong>, zu<br />

<strong>den</strong>en das Entry- und das Exit-Signal generiert wur<strong>den</strong>, wer<strong>den</strong> dabei in die Berechnung der<br />

Entry- und der Exit-Efficiency einbezogen.<br />

Die Entry-Efficiency wird nach der folgen<strong>den</strong> Formal berechnet:<br />

High Trend - Entry<br />

EntryEfficiencyLong = × 100<br />

High Trend - Low Trend<br />

High Trend - Entry<br />

EntryEfficiencyShort =100 - × 100<br />

High Trend - Low Trend<br />

Die Exit-Efficiency wird nach der folgen<strong>den</strong> Formal berechnet:<br />

Exit - Low Trend<br />

ExitEfficiencyLong = × 100<br />

High Trend - Low Trend<br />

Exit - Low Trend<br />

ExitEfficiencyShort =100 - × 100<br />

High Trend - Low Trend<br />

Wie berechnen sich beide Kennzahlen für Trade #86? Die Entry-Price des Trades #86 liegt bei<br />

7755,30 Punkten. Da sich der Markt sofort in Richtung der Position bewegte, ist der niedrigste<br />

Kurs innerhalb des Trades der Tiefstkurs der Entry-Periode; in diesem Fall liegt er bei 7729,44<br />

Punkten. Der Exit-Price des Trades #86 liegt bei 7794,13 Punkten. Der höchste Kurs innerhalb des<br />

Trades liegt bei 8117,79 Punkten. Theoretisch hätte der Trade #86 also ein Gewinnpotenzial von


340 –Nowacki Tradingwelten<br />

81717,79 Punkten minus 7729,44 Punkten, im Ergebnis 388,35 Punkte. Bei näherer Betrachtung<br />

des Trade #86 im Chart fällt bereits auf, dass sich das Entry-Long-Signal sehr nahe am niedrigsten<br />

Kurs innerhalb des Trades befindet. Insofern müsste die Entry-Efficiency hier einen guten<br />

Wert erreichen, also nahe bei 100 % liegen. Das Exit-Long-Signal erfolgte jedoch erst mit einer<br />

relativ großen zeitlichen Verzögerung zum eigentlichen Höchstkurs innerhalb des Trades #86. Es<br />

steht daher zu erwarten, dass die Exit-Efficiency des Trades #86 einen relativ schlechten Wert,<br />

wahrscheinlich deutlich unter 50% erhalten wird.<br />

High Trade#86 - Entry Trade#86<br />

EntryEfficiency Trade#86 = × 100<br />

High Trade#86 - Low Trade#86<br />

8117,79 - 7755,30<br />

= × 100<br />

8117,79 - 7729,44<br />

362,49<br />

= × 100<br />

388,35<br />

= 93,34%<br />

Exit Trade#86 - Low Trade#86<br />

ExitEfficiency Trade#86 = × 100<br />

High Trade#86 - Low Trade#86<br />

7794,13 - 7729,44<br />

= × 100<br />

8117,79 - 7729,44<br />

64,69<br />

= × 100<br />

388,35<br />

= 16,66%<br />

Wie erwartet, weist der Trade #86 eine sehr gute Entry-Efficiency, aber eine schlechte Exit-Effiiciency<br />

auf.<br />

Sehr gute Werte zeigt beispielsweise Trade #92 an. Das Entry-Long-Signal wurde bei einem Kurs<br />

von 6550,14 Punkten generiert. Zwei Perio<strong>den</strong> später wurde innerhalb des Trades während einer<br />

kurzen Abwärtsgegenbewegung ein Tiefstkurs von 6429,62 Punkten notiert, der theoretisch<br />

günstigste Einstiegskurs innerhalb des Trades. Zwei Perio<strong>den</strong> nach der Ausbildung des höchsten<br />

Kurses innerhalb des Trades bei 7231,86 Punkten wurde das Exit-Long-Signal bei 7056,95<br />

Punkten generiert. Somit errechnet sich eine maximale Gewinnspanne von 802,24 Punkten innerhalb<br />

des Trades. Der Trade #92 erzielte letztlich einen Gewinn von 506,81 Punkten. Die Entry-<br />

Efficiency lag bei Trade #92 bei 84,98%, die Exit-Efficiency bei 78,20%.


Teil III Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –341<br />

Bei Trade #87, der Ausbildung des zweiten Tops der M-Formation, fallen diese bei<strong>den</strong> Kennzahlen<br />

erwartungsgemäß schlecht aus. Das Entry-Short-Signal wurde bei 7794,13 Punkten, das Exit-<br />

Short-Signal bei 8091,37 Punkten generiert. Der Tiefstkurs des »Abwärtstrends« bildete sich zur<br />

gleichen Periode aus, an der das Entry-Short-Signal generiert wurde, und liegt bei 7777,40 Punkten.<br />

Der Höchstkurs des »Abwärtstrends« liegt in der gleichen Periode, in der das Exit-Short-Signal<br />

generiert wurde. Hier gilt es jedoch zu beachten, dass der Stop ein wenig unterhalb dieses<br />

Höchstkurses liegt. In diesem Sonderfall darf daher nicht der Höchstkurs der Periode herangezogen<br />

wer<strong>den</strong>. Der Höchstkurs, der für die Berechnung der Entry-/Exit-Efficiency herangezogen<br />

wird, ist in diesem Fall der SAR bei 8091,37 Punkten. Für <strong>den</strong> Trade #87 ergibt sich damit eine<br />

Entry-Efficiency von 5,33% und eine Exit-Efficiency von 0%.<br />

Exit Trade#87 - Low Trade#87<br />

ExitEfficiency Trade#87 = 100 - × 100<br />

High Trade#87 - Low Trade#87<br />

8091,37 - 7777,40<br />

= 100 - × 100<br />

8091,37 - 7777,40<br />

= 100 - 100<br />

= 0%<br />

Die Abbildungen 27 und 28 zeigen die Entwicklung der Entry- und der Exit-Efficiency aller<br />

Trades an. Bei <strong>den</strong> Entry-Efficiencies zeigt die waagerechte blaue Linie einen Durchschnittswert<br />

von 59% an. Dieser Wert ist recht passabel, da über 50 % liegend. Die Anzahl von Trades mit einer<br />

Entry-Efficiency im Bereich von 0 bis 10% ist relativ gering, jedoch ist auch hier wieder ein<br />

vermehrtes Auftreten ab Trade #65 zu beobachten. Deutlich schlechter präsentieren sich die<br />

Exit-Efficiencies. Die waagerechte blaue Linie zeigt einen Durchschnittswert von 27% an, also<br />

deutlich unter 50%. Nahezu durchgängig treten Exit-Efficiencies von 0%auf. Bei <strong>den</strong> Exit-Signalen<br />

besteht an diesem Handelssystem Handlungsbedarf.<br />

Die achte Spalte des Trades-Report gibt die Total-Efficiency an. Sie lehnt sich an das Konzept der<br />

Entry- und Exit-Efficiency an und gibt Aufschluss darüber, wie stark der jeweils betrachtete Trade<br />

das Gewinnpotenzial ausgenutzt hat.


342 –Nowacki Tradingwelten<br />

Abb 27: Entwicklung der Entry-Efficiency


Teil III Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –343<br />

Abb 28: Entwicklung der Exit-Efficiency<br />

2.8.3 Total-Efficiency<br />

Die Total-Efficiency wird nach <strong>den</strong> folgen<strong>den</strong> Formeln berechnet:<br />

Exit Trade - Entry Trade<br />

TotalEfficiencyLong = × 100<br />

High Trade - Low Trade<br />

Entry Trade - Exit Trade<br />

TotalEfficiencyShort = × 100<br />

High Trade - Low Trade<br />

Der Trade #86 weist eine sehr gute Entry-Efficiency von 93,34% auf. Allerdings fällt die Exit-Efficiency<br />

mit 16,66 % recht mager aus. Die Total-Efficiency des Trades #86 errechnet sich mit 10 %<br />

und fällt damit ebenfalls entsprechend niedrig aus.


344 –Nowacki Tradingwelten<br />

Exit Trade#86 - Entry Trade#86<br />

TotalEfficiency Trade#86 = × 100<br />

High Trade#86 - Low Trade#86<br />

7794,13 - 7755,30<br />

= × 100<br />

8117,79 - 7729,44<br />

= 10%<br />

Der Trade #92 weist mit einer Entry-Efficiency von 84,98% und einer Exit-Efficiency von 78,20%<br />

recht gute Werte auf. Dies bestätigt sich auch in der Total-Efficiency, die einen Wert von 63,17%<br />

erreicht und damit deutlich über 50% liegt.<br />

Trade #87 weist eine Entry-Efficiency von 5,33% und eine Exit-Efficiency von 0% auf. Entsprechend<br />

negativ ist hier auch die Total-Efficiency mit minus 94,67%:<br />

Entry Trade#87 - Exit Trade#87<br />

TotalEfficiency Trade#87 = × 100<br />

High Trade#87 - Low Trade#87<br />

7794,13 - 8091,37<br />

= × 100<br />

8091,37 - 7777,40<br />

= - 94,67%<br />

Abbildung 29 zeigt die Entwicklung der Total-Efficiency über alle Trades. Die waagerechte blaue<br />

Linie zeigt eine durchschnittliche Total-Efficiency von minus 15% an. Wie bereits die Untersuchung<br />

der Entry- und Exit-Efficiencies gezeigt hat, dürfte hier insbesondere der schlechte Wert<br />

bei <strong>den</strong> Exit-Efficiencies ausschlaggebend sein. Eine Verbesserung der durchschnittlichen Exit-<br />

Efficiency dürfte sich deutlich positiv auf die Total-Efficiency auswirken.


Teil III Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –345<br />

Abb 29: Entwicklung der Total-Efficiency<br />

2.8.4 Maximum Adverse Excursion<br />

Eine weitere wertvolle Kennzahl bei der Bewertung der Trades eines Handelssystems ist die Maximum<br />

Adverse Excursion. <strong>Über</strong>setzt bedeutet der Ausdruck etwa »Maximale Negative Bewegung«.<br />

Die Maximum Adverse Excursion ist der maximale Drawdown, <strong>den</strong> ein Trade während<br />

seiner Lebensdauer aufweist. Diese Kennziffer wurde bereits weiter vorn unter der Kennziffer<br />

Drawdown untersucht. In einer Long-Position ist die Maximum Adverse Excursion der niedrigste<br />

Tiefstkurs, in einer Short-Position ist die Maximum Adverse Excursion der höchste Höchstkurs.<br />

Die Technik der Maximum-Adverse-Excursion-Untersuchung wurde von John Sweeny in <strong>den</strong> späten<br />

90er-Jahren entwickelt und veröffentlicht. Der Grundgedanke der Maximum Adverse Excursion<br />

ist die Untersuchung aller Trades hinsichtlich ihres Drawdowns. Dabei wer<strong>den</strong> alle Trades in<br />

zwei Gruppen kategorisiert, die Gewinn- und die Verlusttrades. Hinsichtlich der Entwicklung der<br />

Gewinntrades können zwei Situationen eintreten. Der Trade wird eröffnet, läuft sofort in die Gewinnzone<br />

und wird mit einem Gewinn glattgestellt. Ein Drawdown wird nicht gemessen. Der<br />

Trade könnte jedoch auch eröffnet wer<strong>den</strong> und läuft während seiner Lebensdauer mehr oder<br />

weniger tief in die Verlustzone, bevor der Trade mit einem Gewinn glattgestellt wird.


346 –Nowacki Tradingwelten<br />

In einem Scatter-Diagramm wer<strong>den</strong> schließlich die Gewinn- und die Verlusttrades eingetragen.<br />

Die X-Achse zeigt die Drawdowns des jeweiligen Trades an, die Y-Achse zeigt <strong>den</strong> Gewinn beziehungsweise<br />

<strong>den</strong> Verlust des jeweiligen Trades an. In Abbildung 30 sind die Gewinntrades als<br />

grüne, nach oben zeigende Dreiecke, und die Verlusttrades als rote, nach unten zeigende Dreiecke<br />

eingetragen. Diejenigen Trades, die nach der Eröffnung sofort in die Gewinnzone gelaufen<br />

sind und auch in der Folge keinen Drawdown aufgebaut haben, sind in dieser Grafik nicht enthalten.<br />

Auffällig ist nun, dass der Drawdown der überwiegen<strong>den</strong> Mehrzahl aller Gewinntrades nicht<br />

höher als etwa 100 Punkte ist. Tatsächlich liegt der durchschnittliche Drawdown bei knapp 95<br />

Punkten. Fünf Gewinntrades liegen hinsichtlich ihres Drawdowns im Bereich zwischen etwa 100<br />

bis 140 Punkten. Hierzu gehört auch der Largest Winning Trade #89, der einen Drawdown von<br />

139,58 Punkten aufweist. Ein Trade weist schließlich einen Drawdown von ein wenig mehr als<br />

200 Punkten auf, schloss jedoch mit einem Gewinn von etwa 375 Punkten ab. Bei der Betrachtung<br />

der Verlusttrades folgt nun im Umkehrschluss, dass ab einem Drawdown von etwa 140<br />

Punkten nicht mehr damit zu rechnen ist, dass der Trade noch einmal in die Gewinnzone kom-<br />

Abb 30: Maximum Adverse Excursion


Teil III Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –347<br />

men wird. Setzt man also einen Stop bei 140 Punkten, wären elf Trades mit diesem Verlust glattgestellt<br />

wor<strong>den</strong> und ein über die 140 Punktemarke hinausgehender Verlust von 1227 Punkten<br />

»erspart« geblieben. Hiervon muss der Gewinntrade (367 Punkte) in Abzug gebracht wer<strong>den</strong>.<br />

Somit bleibt eine »Ersparnis« von 860 Punkten.<br />

2.8.5 Maximum Favorable Excursion<br />

Ein Pendant zur Maximum Adverse Excursion ist die Maximum Favorable Excursion. <strong>Über</strong>setzt<br />

bedeutet der Ausdruck etwa »Maximale positive Bewegung«. Sie ist der maximale Run-up, <strong>den</strong><br />

ein Trade während seiner Lebensdauer aufweist. Diese Kennzahl wurde bereits weiter vorn untersucht.<br />

In einer Long-Position ist die Maximum Favorable Excursion der höchste Höchstkurs, in<br />

einer Short-Position ist die Maximum Favorable Excursion der niedrigste Tiefstkurs. Wie die Maximum<br />

Adverse Excursion wurde die Technik der Maximum Favorable Excursion von John<br />

Sweeny entwickelt. Der Grundgedanke der Maximum Favorable Excursion ist die Untersuchung<br />

aller Trades hinsichtlich ihrer Run-ups. Dabei wer<strong>den</strong> wieder alle Trades in zwei Gruppen kategorisiert,<br />

die Gewinn- und die Verlusttrades. Hinsichtlich der Entwicklung der Gewinntrades können<br />

zwei Situationen eintreten. Der Trade wird eröffnet, läuft sofort in die Verlustzone und wird<br />

mit einem Verlust glattgestellt. Ein Run-up wird nicht gemessen. Ein Trade könnte während seiner<br />

Lebensdauer jedoch mehr oder weniger weit in die Gewinnzone gelaufen sein, bevor der<br />

Trade dann doch noch mit einem Verlust glattgestellt wer<strong>den</strong> muss. Die entschei<strong>den</strong>de Frage<br />

bei der Maximum Favorable Excursion Technik ist nun: Gibt es möglicherweise eine Schwelle bei<br />

<strong>den</strong> Run-ups der einzelnen Trades, ab der mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Verlusttrade mehr<br />

zu erwarten ist?<br />

Wie bei der Maximum Adverse Excursion Technik wer<strong>den</strong> alle Gewinn- und Verlusttrades, die<br />

während ihrer Lebensdauer einen Run-up aufweisen, in ein Scatter-Diagramm eingetragen. Die<br />

X-Achse zeigt die Run-ups der jeweiligen Trades, die Y-Achse zeigt <strong>den</strong> Gewinn beziehungsweise<br />

<strong>den</strong> Verlust der jeweiligen Trades an. In Abbildung 31 sind die Gewinntrades wieder als grüne,<br />

nach oben zeigende Dreiecke, und die Verlusttrades als rote, nach unten zeigende Dreiecke eingetragen.<br />

Diejenigen Trades, die nach der Eröffnung sofort in die Verlustzone gelaufen sind und<br />

auch in der Folge keinen Run-up aufgebaut haben, sind in dieser Grafik nicht enthalten.<br />

Auffällig ist, dass es tatsächlich eine Run-up-Schwelle zu geben scheint, ab der ein Trade nicht<br />

mehr in die Verlustzone zu laufen scheint beziehungsweise ab der ein Trade nicht mehr mit einem<br />

Verlust glattgestellt wer<strong>den</strong> wird. Diese Run-up-Schwelle befindet sich im vorliegen<strong>den</strong><br />

Fall bei etwa 200 Punkten. Der durchschnittliche Run-up aller Trades liegt bei etwa 210 Punkten.<br />

Ab etwa 100 Punkten Run-up vermengen sich Verlust- und Gewinntrades. Bis zur Run-up-<br />

Schwelle von etwa 250 Punkten kommt es durchaus noch vor, dass der Trade mit einer »schwarzen<br />

Null« glattgestellt wird. Ab 200 Punkten Run-up tendieren die Trades jedoch aufwärts, so<br />

dass sich der Gewinn sukzessive von der Null wegbewegt. Die Mehrzahl der Gewinntrades liegt


348 –Nowacki Tradingwelten<br />

im Bereich zwischen 200 und 500 Punkten Run-up. Fünf Trades liegen im Bereich zwischen 500<br />

und 800 Punkten Run-up. Hier wird jedoch auch deutlich, dass diese Trades einen großen Teil<br />

ihres Run-ups wieder abgeben müssen. Ausnahme ist ein Trade, der bei einem Run-up von etwa<br />

800 Punkten am Ende mit knapp 700 Punkten wieder glattgestellt wird. Der Largest Winning<br />

Trade zeigt sich als »einsamer Wanderer« am rechten Rand des Diagramms. Auch hier wird deutlich,<br />

dass ein Großteil des Run-ups wieder abgegeben wer<strong>den</strong> musste. Zusätzlich wird die Outlier-Charakteristik<br />

deutlich.<br />

Das Wissen um die Maximum Favorable Excursion Schwelle könnte beispielsweise für das Pyramiding<br />

genutzt wer<strong>den</strong>. Wenn mit hinreichend hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen ist,<br />

dass der Trade ab einer bestimmten Schwelle in der Gewinnzone verbleiben wird, könnte ein<br />

Zukauf der Position <strong>den</strong> Gewinn des Handelsystems entsprechend erhöhen.<br />

Abb 31: Maximum Favorable Excursion


Teil II Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –349<br />

2.8.6 Optimierung von Handelssystemen<br />

In <strong>den</strong> vorangegangenen Beispielen wurde auf Basis eines technischen Indikators ein entsprechendes<br />

Handelssystem entwickelt. Die Parameter wur<strong>den</strong> dabei nach eigenem Ermessen initial<br />

eingestellt. Wichtig in diesem Stadium war die Untersuchung, wie sich das Handelssystem insgesamt<br />

verhält. Hierzu wurde eine Reihe von Kennzahlen herangezogen, die die Performance<br />

des Handelssystems besser einschätzen lassen. Die Parameter wur<strong>den</strong> daher in der Folge nicht<br />

mehr verändert.<br />

Im Fall des Parabolic-Time-/Price-Systems waren die Parameter Anfangswert der Beschleunigung<br />

mit dem Wert 0,02, die Erhöhungsrate der Beschleunigung mit dem Anfangswert 0,01 und<br />

die maximale Beschleunigung mit dem Anfangswert 0,02. Die Bewertung der Kennzahlen zeigte<br />

deutlich die Stärken und die Schwächen des Systems auf. Insbesondere scheint Handlungsbedarf<br />

auf der Exit-Seite zu bestehen. In einem nächsten Schritt lassen sich nun die Parameter<br />

manuell anpassen und die Veränderung der Performance anhand der Kennzahlen überprüfen.<br />

Ein komfortabler Schritt ist jedoch, diese Arbeit dem PC zu überlassen und eine automatische<br />

Optimierung vorzunehmen. Die häufigsten angewendeten Optimierungsmetho<strong>den</strong> sind die<br />

Lineare Optimierung und die Optimierung auf Basis genetischer Algorithmen.<br />

Bei der Linearen Optimierung wird für die zu überprüfen<strong>den</strong> Parameter eine Bandbreite vorgegeben<br />

und festgelegt, in welchen Schrittweiten die Bandbreiten durchlaufen sollen. Der PC errechnet<br />

dann für jede der möglichen Kombinationen innerhalb der Bandbreiten die Performance<br />

des Handelssystems und sortiert am Ende die Ergebnisse jeder Kombination nach einem<br />

vom Analysten/Trader vorgegebenen Filterkriterium. In der Regel wird dies der Profit sein. Jedoch<br />

sind auch andere Filter, beispielsweise der Drawdown, <strong>den</strong>kbar. Der Vorteil der Linearen<br />

Optimierung ist, dass der Analyst/Trader die Auswahl der Kombinationen durch die individuelle<br />

Festlegung der Bandbreiten steuern kann.<br />

Die genetische Optimierung leitet sich aus der Evolutionstheorie ab. Hier fallen solche Kombinationen<br />

aus der Optimierung heraus, die für die gesuchte optimale Kombination keine Bedeutung<br />

mehr haben. Der Vorteil dieser Methode liegt in der Tatsache, dass im Vergleich zur Linearen<br />

Optimierung deutlich mehr Kombinationsmöglichkeiten in der gleichen oder auch weniger<br />

Zeit untersucht wer<strong>den</strong> können. Der Analyst/Trader hat jedoch keine Möglichkeit mehr, die<br />

möglichen Kombinationen einzugrenzen. Das System optimiert sich schließlich so lange, bis der<br />

Analyst/Trader die »Stoptaste« betätigt.<br />

2.9 Fazit<br />

Dieser Beitrag hat gezeigt, dass die Anwendung von technischen Indikatoren dem Analysten/<br />

Trader ein breites Spektrum an Werkzeugen an die Hand gibt. Mit Hilfe von technischen Indika-


350 –Nowacki Tradingwelten<br />

toren aus unterschiedlichen Kategorien können die Komponenten der internen Struktur eines<br />

Markts herausgefiltert wer<strong>den</strong>. Die Vorteile von technischen Indikatoren sind die in der Regel<br />

eindeutige Interpretation und die sich hieraus abzuleiten<strong>den</strong> Handelsregeln. Doch genau hier<br />

liegen auch Fallstricke, die dem Analysten/Trader manch herbe Enttäuschung bereiten können.<br />

Es wurde bereits Eingangs erwähnt, dass technische Indikatoren in der Regel auf Basis von mathematischen<br />

Formeln erstellt wer<strong>den</strong>, die für sich gesehen zunächst einmal statische Systeme<br />

darstellen. Finanzmärkte sind jedoch dynamische Systeme, deren interne Strukturen sich fortlaufend<br />

ändern können. Dies liegt in der sich ständig ändern<strong>den</strong> Psychologie der Marktteilnehmer<br />

begründet. Diese verhalten sich in Aufwärtstrendphasen anders als in Abwärtstrendphasen.<br />

Marktteilnehmer reagieren auf Nachrichten einmal euphorisch, dann wieder mit tiefer<br />

Niedergeschlagenheit und meistens entkoppelt vom fundamentalen Umfeld. Alle diese Einflussfaktoren<br />

wirken sich auf die interne Struktur der Märkte aus, was sich am ehesten an der<br />

steigen<strong>den</strong> oder fallen Volatilität erkennen lässt.<br />

Ein technischer Indikator mit einem einmal eingestellten Parameterset wird auf solche Änderungen<br />

der internen Struktur nicht reagieren können. Das Parameterset wurde vielleicht perfekt<br />

für eine Aufwärtstrendphase eingestellt. In Seitwärts- oder in Abwärtstrendphasen wird dieser<br />

Indikator dann in der Regel Schwächen zeigen. Ein technischer Indikator kann aber ein starker<br />

Verbündeter des Analysten/Traders sein, wenn er zumindest ansatzweise dynamisch gehandhabt<br />

wird.<br />

Dies beginnt zunächst mit dem genauen Studium, welche Interpretation der technische Indikator<br />

eigentlich zulässt. Der Analyst/Trader sollte sich mit dem mathematischen Konzept sehr intensiv<br />

auseinandersetzen. Das Beispiel des Parabolic-Time-/Price-Systems hat gezeigt, wie viele<br />

Facetten durch die intensive Auseinandersetzung mit dem mathematischen Konzept sichtbar<br />

wer<strong>den</strong> und welche Stellschrauben der der Analyst/Trader überhaupt hat, wenn der Indikator<br />

dem Praxistest unterzogen wer<strong>den</strong> soll.<br />

Im nächsten Schritt kann dann der Indikator auf <strong>den</strong> Markt angewendet wer<strong>den</strong>. Der Analyst/<br />

Trader sollte sich in der Folge die Zeit nehmen, <strong>den</strong> Indikator zunächst einfach mit dem Markt<br />

laufen zu lassen und sein Verhalten in verschie<strong>den</strong>en Marktphasen zu studieren und zu dokumentieren.<br />

Bereits hier erinnert sich der Analyst/Trader in der Regel wieder an die verschie<strong>den</strong>en<br />

Aspekte, die der <strong>Autor</strong> des Indikators bei dessen Definition hat einfließen lassen. Nach einer<br />

gewissen Zeit wird der Analyst/Trader ein sehr gutes Gefühl dafür bekommen, wie der Indikator<br />

»funktioniert«, wo seine Stärken und Schwächen sind.<br />

Mit dieser Erfahrung beginnt der Analyst/Trader die Parameter zu verändern, indem er insbesondere<br />

die i<strong>den</strong>tifizierten Schwächen des Indikators angeht. In der Regel deutet eine notwendige<br />

Veränderung der Parameter auf eine Änderung der internen Struktur des Markts hin. Eine mathematisch<br />

noch genauere Untersuchung des Indikators erfolgt schließlich durch die <strong>Über</strong>führung<br />

des Indikators in ein technisches Handelssystem. Die Basis für die Handelsregeln ist die Interpre-


Teil III Der richtige Umgang mit Indikatoren ... – von <strong>Holger</strong> <strong>Galuschke</strong> –351<br />

tation des Indikators. Häufig bieten Softwarelösungen in diesem Bereich bereits entsprechend<br />

definierte Handelssysteme an, die direkt auf <strong>den</strong> Markt angewendet wer<strong>den</strong> können. Wichtig ist<br />

immer, die Ergebnisse des Handelssystems einer kritischen Würdigung zu unterziehen. Am Beispiel<br />

eines Handelssystems auf Basis des Parabolic-Time-/Price-Systems wurde in diesem Beitrag<br />

aufgezeigt, welche Möglichkeiten dem Analysten/Trader hier offen stehen. Die bloße Betrachtung<br />

des Profits, <strong>den</strong> ein Handelssystem erwirtschaftet, reicht bei weitem nicht aus.<br />

Zunächst sollte sich der Analyst/Trader natürlich die Kennzahlen des Handelssystems an sich<br />

betrachten. Hier spielen neben dem Gesamtprofit weitere Kennzahlen eine wichtige Rolle. Wie<br />

sieht es mit der Maximum-Consecutive-Losers-Zahl aus? Bei fünf oder mehr aufeinander folgen<strong>den</strong><br />

Verlusttrades könnte es schwer fallen, dem Handelssystem weiter zu folgen. Den sechsten<br />

Trade macht man dann vielleicht entnervt nicht mehr mit, und genau da beginnt wieder eine<br />

Serie von Gewinntrades. Was nützt dem Analysten/Trader ein Handelssystem, das insgesamt<br />

einen or<strong>den</strong>tlichen Profit abwirft, die Drawdowns dazwischen jedoch in der Praxis nicht durchzuhalten<br />

sind? Wie ist das Verhältnis zwischen Largest-Winning-Trade und Average-Winning-<br />

Trade? Eine große Differenz zwischen bei<strong>den</strong> Kennzahlen deutet auf einen oder mehrere Outlier<br />

hin, die die eigentliche Performance ausmachten. Der Rest der Trades war eventuell eher beschei<strong>den</strong>.<br />

Die Betrachtung der Gesamtübersicht eines Handelssystems reicht jedoch immer noch nicht<br />

aus. Wie ist die Struktur der einzelnen Trades? Welche Drawdowns und welche Run-ups weisen<br />

die einzelnen Trades auf? Welche Entry-, Exit- und Total-Efficiencies wer<strong>den</strong> erzielt? Gerade bei<br />

der Betrachtung der Kennzahlen der einzelnen Trades wer<strong>den</strong> die Stärken und die Schwächen<br />

eines technischen Indikators deutlich. Bei der visuellen Betrachtung der Performance eines Handelsystems<br />

wird sich der Investor häufig auf <strong>den</strong> Profitchart beschränken. Jedoch eröffnen sich<br />

dem Analysten/Trader bei der grafischen Darstellung der Maximum Adverse Excursion und der<br />

Maximum Favorable Excursion neue Sichtweisen in der Handhabung des Handelssystems.<br />

Am Ende dieses Entwicklungsprozesses wird der Analyst/Trader verschie<strong>den</strong>e Parametersets für<br />

verschie<strong>den</strong>e Marktphasen entwickelt und <strong>den</strong> Trigger für die Veränderung der Parametersets<br />

festgelegt haben. Dies kann wiederum über andere Indikatoren geschehen, beispielsweise der<br />

Volatilität, oder in <strong>den</strong> Programm-Code des Indikators integriert wer<strong>den</strong>, wie der Vidya-Indikator<br />

nach Tushar Chande. Der Analyst/Trader wird in der Folge jedoch einen quasi-dynamischen<br />

technischen Indikator verwen<strong>den</strong>.<br />

1 Mit Hilfe des Money <strong>Management</strong>s wird festgelegt, wie viel von einem gegebenen Kapital für<br />

eine Position verwendet wird. Hierdurch soll eine Risikodiversifizierung stattfin<strong>den</strong>. Unter dem<br />

Risk-<strong>Management</strong> versteht man die Beurteilung des Risikos einer Position unter Heranziehung<br />

verschie<strong>den</strong>er Kennzahlen wie der Volatilität. Als Ergebnis des Risk <strong>Management</strong>s wer<strong>den</strong> die<br />

Stops einer Position entsprechend definiert und als Order aufgegeben. Unter Portfolio-<strong>Management</strong><br />

versteht man die Festlegung der Märkte, in die investiert wird. Dies erfordert entsprechende<br />

vorherige Analysen.


352 – Nowacki Tradingwelten<br />

2 Unter einem Swing-High versteht der technische Analyst einen markanten Höchstkurs einer<br />

Periode. Die Höchstkurse der vorangegangenen und der nachfolgen<strong>den</strong> Periode sind niedriger.<br />

In diesem Fall spricht man von einem Swing-High ersten Grades. Sind die Höchstkurse der bei<strong>den</strong><br />

vorangegangenen und bei<strong>den</strong> nachfolgen<strong>den</strong> Perio<strong>den</strong> niedriger als der betrachtete<br />

Höchstkurs, spricht man von einem Swing-High zweiten Grades. Analog dazu wer<strong>den</strong> Swing-<br />

Lows definiert.

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