S.1 Titel Aktuell (Page 1) - Gour-med
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se – im Alter von etwa 50 Jahren –<br />
neben Lipidablagerungen auch zu<br />
Kalkeinlagerungen kommt. Das Fortschreiten<br />
einer Atherosklerose kann<br />
aus der Verteilung der Kalkeinlagerungen<br />
und durch deren Quantifizierung<br />
mittels EBT (Elektronen-Strahl-Tomographie)<br />
sehr gut abgeleitet werden.<br />
Eine gewisse Verkalkung ist mit zunehmendem<br />
Alter ein natürlicher Prozess.<br />
So ist der übliche Kalkscore einer 64jährigen<br />
Frau 50 Agatston; 100 bedeutet<br />
schon ein um 20 % erhöhtes Risiko.<br />
Bei einem Score von über 1.000 ist<br />
das Einjahres-Ereignisrisiko 18 %.<br />
Scorewerte von bis zu 10.000 sind,<br />
laut Professor Erbel, keine Seltenheit.<br />
Eine Studie, die die Auswirkung einer<br />
cholesterinsenkenden Behandlung auf<br />
die Progression der koronaren Plaquebildung<br />
mittels Elektronstrahltomographie<br />
(EBT) untersucht, ist die<br />
EBEAT-Studie unter der Leitung von<br />
Professor Erbel. Die EBEAT-Studie ist<br />
eine Multizenterstudie mit Einschluss<br />
von 450 Hochrisiko-Patienten, die<br />
noch keinen Herzinfarkt hatten und bei<br />
denen mittels einer Herzkatheteruntersuchung<br />
eine hochgradige Einengung<br />
der Herzgefäße ausgeschlossen<br />
wurde. Diese Patienten werden im<br />
Rahmen der Studie in Einklang mit den<br />
gültigen Leitlinien therapiert. Entsprechend<br />
der Studienhypothese werden<br />
die Patienten nach dem Zufallsprinzip<br />
entweder mit 10 mg Atorvastatin pro<br />
Tag therapiert, oder aber der LDL-<br />
Spiegel wird mit 80 mg Atorvastatin<br />
täglich deutlich unter 100 mg/dl<br />
gesenkt. Zu Beginn der Therapie<br />
sowie nach Ablauf eines Jahres wird<br />
eine EBCT-Untersuchung durchgeführt,<br />
sodass die Progression der<br />
koronaren Kalkablagerungen als Maß<br />
der atherosklerotischen Plaquebildung<br />
analysiert werden kann.<br />
„Der Mensch ist so alt wie seine<br />
Gefäße! Und das EBT ist eine Methode,<br />
mit der man das Alter objektivieren<br />
kann.“ Für Professor Erbel ist das EBT<br />
derzeit die Methode mit der besten<br />
Aussagekraft für die Prognose des<br />
PHARMA NEWS<br />
Infarkt-Risikos. Das Risiko für einen<br />
Gefäßverschluss und damit für einen<br />
Infarkt geht von sogenannten instabilen<br />
Plaques aus. Durch die Apoptose<br />
der die Kappe der Plaques stabilisierenden,<br />
glatten Muskelzellen und<br />
durch Eiweiß abbauende Enzyme wird<br />
die Kappe, die das Atherom überdeckt<br />
ausgedünnt, bis sie schließlich einreißt.<br />
Zwar kann man durch die Bildgebung<br />
die instabile Situation der<br />
Kappe darstellen, man kann aber –<br />
wie bei einem Vulkan – nicht vorhersagen,<br />
wann sie aufbricht. Die Sensitivität<br />
moderner bildgebender Verfahren<br />
wie IVUS und EBT ist dann<br />
gefragt, wenn aus dem mengenmäßig<br />
größten Anteil der Bevölkerung diejenigen<br />
heraus gefiltert werden müssen,<br />
die nach gängigen Beurteilungskriterien<br />
ein mittleres Risiko – also 2 kausale<br />
oder 3 bis 4 mögliche Risikofaktoren<br />
– aufweisen, aber de facto<br />
Hochrisikopatienten sind.<br />
Anhand einer vergleichenden Übersicht<br />
zur KHK-Mortalität in verschiedenen<br />
Ländern unter Einbeziehung<br />
der jeweiligen Cholesterinwerte,<br />
demonstrierte Erbel die Relativität von<br />
entsprechenden Schwellenwerten<br />
und die offensichtliche Relevanz von<br />
Umweltfaktoren. So hat Schweden die<br />
gleiche Todesrate wie Deutschland,<br />
jedoch bei deutlich höheren Cholesterinwerten.<br />
Das individuelle Risiko<br />
ergibt sich aus bekannten Risikofaktoren,<br />
Genetik und Umweltbelastungen,<br />
so Erbel. Betrachtet man den Risikofaktor<br />
LDL-Cholesterin, so lässt sich<br />
das mit steigenden Cholesterinwerten<br />
einhergehende höhere Risiko darstellen.<br />
Es macht wenig Sinn, betonte<br />
Erbel, bei therapeutischen Interventionen<br />
zwischen Primär- und Sekundärprävention<br />
zu unterscheiden,. Für die<br />
Therapieentscheidung spielt lediglich<br />
das individuelle Risiko ein Rolle. Liegt<br />
das Herzinfarkt-Risiko über 20 %, so<br />
ist immer eine Behandlung und die<br />
Beeinflussung von Risikofaktoren<br />
angezeigt. Zur Risikobestimmung<br />
stehen neben den erwähnten bildge-<br />
Zurück zum Inhaltsverzeichnis<br />
benden Verfahren und der Anamnese<br />
aber auch einfachere, kostengünstigere<br />
Methoden zur Verfügung. So hat der<br />
Knöchel-Arm-Index (Verhältnis des<br />
Blutdrucks gemessen an der A. tibialis<br />
posterior oder dorsalis pedis zum Blutdruck<br />
an der A. brachialis) oder die<br />
Beurteilung der Intima-Media-Dicke<br />
mittels Ultraschall eine deutlich höhere<br />
Sensitivität und prognostische Aussagekraft<br />
als Angiographie oder Belastungs-EKG<br />
(Sensitivität um 60 %). Ein<br />
Patient mit einem Knöchel-Arm-Index<br />
unter 0,9 hat ein hohes Risiko. Bei<br />
einer Intima-Media-Dicke über ein<br />
Millimeter muss eine Atherosklerose<br />
behandelt werden, so Erbel.<br />
In seinem Fazit formulierte Erbel als<br />
Ziel der heutigen Medizin die Darstellung<br />
der präklinischen KHK: „Im<br />
Gegensatz zur Krebsfrüherkennung<br />
können wir beim Herzen präventiv<br />
intervenieren. Was zur KHK führt, ist<br />
bekannt. Nur die Information über ein<br />
potentielles Risiko ist aber zu wenig.<br />
Die Darstellung der Veränderungen am<br />
Herzen ist überzeugender als eine<br />
Aussage zum Risiko“.<br />
Weitere Informationen:<br />
Dr. Erich Rüth<br />
55291 Saulheim<br />
Telefon 06732-91730<br />
Fax 06732-917314<br />
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