Deutsche Warenkunde- und Technologie-Tage - DGWT
Deutsche Warenkunde- und Technologie-Tage - DGWT
Deutsche Warenkunde- und Technologie-Tage - DGWT
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
92<br />
CONFERENCE REPORTS<br />
Hieran sollte die Berufsschule etwas ändern. Durch Problemorientierte <strong>Warenk<strong>und</strong>e</strong> wird den angehenden<br />
Verkäufern ihre gesellschaftliche Verantwortung bewusst. Sie unterstützt die Auseinandersetzung mit der<br />
Ware <strong>und</strong> verändert die Perspektive. Dann geht es beispielsweise nicht mehr darum, dem K<strong>und</strong>en möglichst<br />
schnell ein möglichst günstiges Angebot zu unterbreiten, sondern stattdessen ein wertvolles Angebot, welches<br />
den K<strong>und</strong>en eine lange Zeit zufrieden stellt <strong>und</strong> ihn somit davon abhält, es schon bald enttäuscht wegzuschmeißen.<br />
Nun lässt sich einwenden, diese Einstellung könne kurzfristig dem Geschäftserfolg schaden. Hier sollte die<br />
Berufsschule jedoch eine langfristige Perspektive vertreten: Ein „LOHAS“-Verkäufer mit umfassendem<br />
Warenwissen wird eine größere Freude an seinem Beruf entwickeln, dem (verantwortungsbewussten) Unternehmen<br />
länger loyal bleiben, gute K<strong>und</strong>en an das Geschäft binden <strong>und</strong> den Erfolg des Geschäfts erhöhen.<br />
Außerdem wird er seinen kleinen Beitrag zu Umweltschutz <strong>und</strong> Gerechtigkeit leisten <strong>und</strong> somit tatsächlich ein<br />
wenig „die Welt verbessern“.<br />
Zum Abschluss nun die schwierige Frage: Wie lässt sich Problemorientierte <strong>Warenk<strong>und</strong>e</strong> konkret unterrichten?<br />
Reinhard Löbbert hat in seinem Artikel „Anmerkungen zur <strong>Warenk<strong>und</strong>e</strong> im Warenverkaufsk<strong>und</strong>e-<br />
Unterricht“ viele mögliche Ansätze aufgezeigt. Mir liegen derzeit aber erst zwei Unterrichtseinheiten vor, die<br />
sich konkret mit Problemorientierter <strong>Warenk<strong>und</strong>e</strong> beschäftigen. Die erste Unterrichtseinheit thematisiert Formaldehyd<br />
in Möbeln im Rahmen eines Angebotsvergleiches. Die Auszubildenden treffen unterschiedliche Entscheidungen,<br />
je nachdem ob sie sich aktiv über den Giftstoff informieren oder nicht. In der zweiten Unterrichtseinheit<br />
wird ein Auszubildender mit geringen Job-Chancen von seinem Chef in der Probezeit zum<br />
Umetikettieren von Hackfleisch aufgefordert. Die damit verb<strong>und</strong>ene Dilemma-Situation wird erst richtig deutlich,<br />
wenn sich intensiv mit den möglichen Folgen <strong>und</strong> Gesetzestexten beschäftigt wird. Die abschließenden<br />
Diskussionen der Auszubildenden sind meist spannend <strong>und</strong> emotional.<br />
Es wäre wünschenswert, systematisch weitere geeignete Unterrichtseinheiten zur Problemorientierten <strong>Warenk<strong>und</strong>e</strong><br />
zu sammeln <strong>und</strong> diese anschließend allen Interessierten zur Verfügung zu stellen. Über Feedback,<br />
Anregungen <strong>und</strong> Unterrichtsmaterial freue ich mich.<br />
* Henrik J. Mühlenbein, BK Lindenstraße, Lindenstraße 78, 50674 Köln; muehlenbein@bkal.de<br />
FORUM WARE 36 (2008) 1 - 4