Deutsche Warenkunde- und Technologie-Tage - DGWT
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USABILITY<br />
KLANG STATT LÄRM: PERSPEKTIVEN EINER PSYCHOAKUSTISCHEN<br />
MARKTFORSCHUNG FÜR DIE GESTALTUNG DES GERÄUSCHKLANG-<br />
BILDES VON INDUSTRIEPRODUKTEN<br />
Friedrich E. Blutner*<br />
Die zunehmenden akustischen Komfortansprüche der Konsumenten, die Renaissance des Radios, die ständig<br />
wachsende Rolle des kommunikativen akustischen Kanals für die Multimedia-Landschaft, neue Entwicklungen<br />
in der Erschließung des Klangraums für die Kunst - das alles sind Hinweise dafür, dass wir uns auf einer<br />
Baustelle für die Entwicklung von So<strong>und</strong>-Sensibilitäten, hin zu einer neuen Kultur des Hörens befinden.<br />
Akustik als Gestaltungsfaktor für Industrieprodukte eröffnet eine Reihe neuer Möglichkeiten, um das heute<br />
sehr aktuelle Thema „Sinnlichkeit“ differenziert <strong>und</strong> konkret anzugehen. So<strong>und</strong> besitzt eine stark emotionale<br />
<strong>und</strong> ausgesprochen sinnliche Wirkung, läßt sich hervorragend kommunizieren <strong>und</strong> wird nachhaltig erinnert:<br />
Gründe, die dieses „Kino im Kopf“ nicht nur für Werbeleute interessant machen, sondern heute mehr <strong>und</strong><br />
mehr für den gesamten Produktentwicklungsprozeß von Bedeutung werden. So<strong>und</strong>engineering kann den<br />
Gesamterfolg eines Produkts über das Hörbarmachen von Produktqualitäten positiv beeinflussen.<br />
Die seit einigen Jahren in Gang gekommene Entwicklung des akustischen Designs hat eine Trendwende eingeleitet,<br />
die vergleichbar ist mit dem Aufbau des optischen Designs in den frühen 50er Jahren. 50 Jahre optisches<br />
Design haben den Industrieprodukten eine wohl kaum erwartete Fülle an kreativen Merkmalen verliehen.<br />
Die nächsten Jahrzehnte werden durch Innovationen des akustischen Designs bestimmt sein. Welchen<br />
Weg wird diese Entwicklung nehmen? Die moderne Marktforschung ist zweifellos in diese Szenarien eingeb<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> kann neue Entwicklungen maßgeblich mitgestalten.<br />
1 Klang als Designfaktor: Akustik, Psychoakustik <strong>und</strong> psychoakustische<br />
Marktforschung<br />
Auf dem Weg ins Zeitalter der multimedialen Information vollzieht sich ein von vielen bisher kaum beachteter<br />
Vorgang von großer Bedeutung: Das Primat des Sehens wird abgelöst von einer multisensorisch geprägten<br />
Kultur:<br />
Ohr<br />
Auge<br />
Auge & Ohr<br />
Primat des Hörens Primat des Sehens sehender <strong>und</strong><br />
hörender Mensch<br />
Funktionalität<br />
4. Jhd. v. Chr.<br />
Bauhaus 1920<br />
Kommunikation eines Industrieproduktes<br />
20 Jhd. n. Chr.<br />
Gestaltung der Form Gestaltung des Klangs<br />
So<strong>und</strong>engineering 1990<br />
Abbildung 1: Entwicklung der So<strong>und</strong>-Sensibilitäten <strong>und</strong> Kommunikation eines Industrieprodukts<br />
Im Gefolge dieser Entwicklung vollzieht sich auch eine Wandlung bezüglich der Kommunikation eines<br />
Industrieprodukts: Zur Funktionalität <strong>und</strong> Gestaltung der äußeren Form wird als dritte Dimension die Gestaltung<br />
des Klangs Einzug in den Alltag halten. Klang ist Teil der Ästhetik unseres Lebens.<br />
Der dominierende Ausdruck dieser sich gegenwärtig vollziehenden Entwicklung ist ihre psychologische<br />
Komponente. Der Entfremdung unserer maschinellen akustischen Umwelt wird die Entdeckung einer neuen<br />
Sinnlichkeit entgegengestellt: das Abenteuer eines ganzheitlichen sinnlichen Erlebens. Klang ist nicht nur<br />
FORUM WARE 36 (2008) NR. 1 - 4