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Deutsche Warenkunde- und Technologie-Tage - DGWT

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TAGUNGSBERICHTE<br />

zung von Glück <strong>und</strong> Konsum, die ihm die Medien jahrelang eingehämmert haben, ließen seine Kauflust zum<br />

Rad im Wachstumsgetriebe der Ökonomie werden, das Kauferlebnis <strong>und</strong> die sich um Waren rankenden<br />

Geschichten sind vielfach wichtiger als die Qualität der Ware selbst – wozu dann <strong>Warenk<strong>und</strong>e</strong>?<br />

Die Strategie der Integrierten Produktpolitik<br />

Zunehmend zeigte sich, dass dieses Perpetuum mobile aus Konsumieren <strong>und</strong> Produzieren seine Grenzen hat.<br />

Zunächst wurden die Unternehmen als Umweltverschmutzer entlarvt – die danach einsetzende Einführung<br />

von Umwelt- <strong>und</strong> Qualitätsmanagementsystemen hat zumindest in unseren Breiten zu beachtlichen Erfolgen<br />

<strong>und</strong> vor allem auch zu Innovationen geführt (was den Anforderungen nicht standhielt oder zu teuer war, wurde<br />

auch gegen Osten verlagert).<br />

Um das Jahr 2000 wurde die Umweltpolitik von der Prozessorientierung auf eine systemorientierte Betrachtung<br />

des gesamten Lebenszyklus von Produkten umgestellt – damit avancierte das Produkt zum Mittelpunkt<br />

der europäischen Umweltpolitik (Integrierte Produktpolitik) 2 . Unternehmen sollen ihr Angebot auf intelligente<br />

Produkte, die den K<strong>und</strong>ennutzen optimieren <strong>und</strong> die Lebensqualität erhöhen, konzentrieren, die Produkte sollen<br />

umwelt- <strong>und</strong> sozialverträglich hergestellt werden, die Hersteller werden zunehmend zur Übernahme der<br />

Verantwortung für negative Auswirkungen ihrer Produkte über den gesamten Lebenszyklus sowie zu deren<br />

Rücknahme bzw. Entsorgung verpflichtet (Autos 3 , Elektronikprodukte 4 , Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln<br />

5 , etc.).<br />

Lebenszyklusanalysen wurden zum vorherrschenden Instrument, um die (Umwelt-)Qualität von Produkten zu<br />

beurteilen. Da dies aber oft zu aufwändig ist, sollen sinnvoller Weise nur die wesentlichen Belastungen<br />

erkannt <strong>und</strong> bewertet werden. Beides erfordert umfassendes Warenwissen, <strong>und</strong> auch wenn Experten solche<br />

Untersuchungen durchführen, um sie zu verstehen <strong>und</strong> danach zu handeln, ist ein Gr<strong>und</strong>verständnis im kaufmännischen<br />

Unternehmensbereich angebracht.<br />

Konsumenteninformation<br />

Auch der Konsument wird in die Pflicht genommen: sein Lebensstil, sein Umgang mit Produkten, seine Verschwendung<br />

(allein 30-40 % der Lebensmittel, davon 25 % noch nicht abgelaufen, landen im Müll 6 ) werden<br />

angeprangert. Doch es hat offenbar noch der in jüngerer Zeit einsetzenden Klimadiskussion bedurft, damit dies<br />

tatsächlich allgemein bekannt wurde. Geiz sei nun nicht mehr geil – liest man in der Presse 7 , gefragt seien<br />

Qualität, Service <strong>und</strong> Moral.<br />

Endlich scheint das anzukommen, was man bereits in der Agenda 21 nachlesen kann: “promote patterns of<br />

consumption and production that reduce environmental stress and will meet the basic needs of humanity;<br />

...develop a better <strong>und</strong>erstanding of the role of consumption and how to bring about more sustainable consumption<br />

patterns” 8 <strong>und</strong>, wozu die Aarhus-Konvention ihre Unterzeichnerstaaten aufgefordert hat: „den<br />

Verbrauchern geeignete Produktinformation zu geben, damit sie eine sachk<strong>und</strong>ige, am Umweltschutz orientierte<br />

Auswahl treffen können“ 9 .<br />

Der im Juni 2008 veröffentlichte Aktionsplan der Europäischen Kommission zu Nachhaltigkeit in Konsum<br />

<strong>und</strong> Produktion 10 betont verstärkt die Förderung der Nachfrage nach nachhaltigeren Produktionstechnologien<br />

<strong>und</strong> Produkten, die ständige Verbesserung der Umweltperformance von Produkten über den Lebenszyklus <strong>und</strong><br />

die Unterstützung einer besseren Auswahl durch Händler <strong>und</strong> Konsumenten. Dies soll erreicht werden durch<br />

2<br />

Grünbuch zur integrierten Produktpolitik , KOM (2001) 68<br />

3<br />

Richtlinie 2000/53/EG des Europäischen Parlaments <strong>und</strong> des Rates vom 18. September 2000 über Altfahrzeuge<br />

4<br />

Richtlinie 2002/96/EG des Europäischen Parlaments <strong>und</strong> des Rates vom 27. Januar 2003 über Elektro- <strong>und</strong> Elektronik<br />

Altgeräte Richtlinie 2002/95/EG des Europäischen Parlaments <strong>und</strong> des Rates vom 27. Januar 2003 zur Beschränkung der<br />

Verwendung bestimmter gefährlicher Stoffe in Elektro- <strong>und</strong> Elektronikgeräten<br />

5<br />

Verordnung (EG) Nr. 1830/2003 des Europäischen Parlaments <strong>und</strong> des Rates vom 22. September 2003 über die<br />

Rückverfolgbarkeit <strong>und</strong> Kennzeichnung von genetisch veränderten Organismen <strong>und</strong> über die Rückverfolgbarkeit<br />

von aus genetisch veränderten Organismen hergestellten Lebensmitteln <strong>und</strong> Futtermitteln sowie zur Änderung<br />

der Richtlinie 2001/18/EG<br />

Verordnung (EG) Nr. 178/2002 des Europäischen Parlamentes <strong>und</strong> des Rates zur Festlegung der allgemeinen<br />

Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Anforderungen des Lebensmittelrechts, zur Errichtung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit<br />

<strong>und</strong> zur Festlegung von Verfahren zur Lebensmittelsicherheit<br />

6<br />

Rötzer, Florian: Verschwendung als Lebensstil. In: Telepolis, 16.04.2005<br />

7<br />

Die Presse. 28.07.2007<br />

8<br />

UN Konferenz für Umwelt <strong>und</strong> Entwicklung, RIO 1992 Kapitel 4.7.<br />

9<br />

UN - ECE Konvention über den Zugang zu Informationen, die Öffentlichkeitsbeteiligung an Entscheidungsverfahren <strong>und</strong> den<br />

Zugang zu Gerichten in Umweltangelegenheiten 1998<br />

10<br />

EU Aktionsplan für Nachhaltigkeit in Produktion <strong>und</strong> Verbrauch <strong>und</strong> für eine nachhaltige Industriepolitik . MEMO/08/507.<br />

Brüssel, 16. Juli 2008<br />

FORUM WARE 36 (2008) NR. 1 - 4<br />

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