Das Werk - ernst wiechert im internet
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Ernst Wiechert - <strong>Das</strong> <strong>Werk</strong> Friedrich Bruns<br />
menbeet oder eine Handvoll Mehl. Sie lügen nicht, und ich habe nur zu<br />
sagen, ob sie gut sind oder schlecht. Sie können nicht sprechen, verstehst<br />
du? Ich sehe auf dich wie auf eine Roggenähre, und die Ähre ist taub. Wir<br />
sammeln hier keine tauben Ähren." Es ist die schlichte Weisheit des erdverbundenen<br />
Lebens, die das Urteil spricht, als ob die Landschaft selber spräche.<br />
Als er vorm Abschied noch einmal sein Kind gesehen und in dessen<br />
Augen denselben Spruch gelesen, fragt er sie: "Weshalb bist du so fern wie<br />
alles das? Wie das Kind und der Wald und jenes Tier?" (Im Wald ertönt der<br />
Brunftschrei eines Hirsches, der Lockruf des Lebens!) da sagt sie langsam:<br />
"Weil wir leben." Als er dann <strong>im</strong> ersten Morgen-lichte <strong>im</strong> Walde dem gewaltigen<br />
Hirsche gegenübersteht und die Büchse erhebt, da fällt die letzte<br />
Bestätigung des Urteilsspruches. Es ist ihm, als ob er die Büchse ins Antlitz<br />
der He<strong>im</strong>at erhebt, die sich in diesem Tier vor ihm verkörpert; von innerer<br />
Qual zerrissen, wirft er die Büchse herum, sein Gesicht wie von furchtbarem<br />
Schmerz zerrissen, und die Kugel zersplittert die Äste. Hermann Gieseking<br />
hat an der He<strong>im</strong>at gefrevelt, und nun zerbricht er an dem Urteil, das<br />
ihm die He<strong>im</strong>at spricht. Die einfache Linienführung, die Schlichtheit der<br />
sprachlichen Darstellung bezeugen: ein großer Epiker spricht hier, der aus<br />
tief erschütterter Seele sich zur Ruhe emporgeläutert hat. Der Dichter selber<br />
bekennt in dem vorangestellten Begleitwort, diese Novellen sind seines<br />
Blutes und stehen in sieben Spiegeln um die vier letzten Jahre seines<br />
Lebens. Merkwürdig schon, wie in allen das Thema des Krieges mitschwingt,<br />
den er nun endlich wie einen Baustein in sein <strong>Das</strong>ein eingeordnet<br />
hat. In den ersten drei Novellen schwingt die Nachwirkung des Krieges und<br />
seiner Folgen in steter Steigerung mit, dann in der vierten Novelle, die<br />
Schmerzensreiche, die unmittelbare unendlich leidvolle Auswirkung desselben<br />
in einer zartempfindlichen Frauenseele, da der Gatte in den Krieg zieht,<br />
als sie sich Mutter fühlt, dann <strong>im</strong> Kinderkreuzzug die grausame Verhärtung<br />
der Bauernseele der Not der eigenen Enkelkinder gegenüber (der einfache<br />
Schaferknecht bildet die für Wiechert so bezeichnende Kontrastgestalt),<br />
dann die Einkehr in die vom Menschen kaum berührte Natur (Der Wolf und<br />
sein Bruder). Und nun rundet sich der Kreis in der Schlußnovelle: Die<br />
Flucht ms Ewige. Sie ist das positive Gegenstück zum Silbernen Wagen, die<br />
unmittelbarste künstlerische Ausgestaltung des erschütterten Lebens, das<br />
sich in dunklem Drange und doch zielbewußt aus der Erschütterung zur<br />
ERNST WIECHERT Der Mensch und sein <strong>Werk</strong><br />
Eine Anthologie<br />
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