Das Werk - ernst wiechert im internet
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Ernst Wiechert - <strong>Das</strong> <strong>Werk</strong> Friedrich Bruns<br />
ern und der einfachen Dorfbewohner noch wahr und echt ist. Da herrscht<br />
noch eine schlichte Lebensweisheit, die der innigen Naturverbundenheit<br />
entquillt. Aber der Blick dieses Bauern, des Oberlehrers Peter Holm, der die<br />
unmittelbare Verbundenheit mit dem schlichten Leben eingebüßt hat, ist<br />
getrübt. Und so begegnen wir schon in diesem Erstlingswerk einem jener<br />
leisen unaufdringlichen symbolischen Züge, die so bezeichnend sind für die<br />
Dichtung Wiecherts. Der gewesene Oberlehrer hat einer Kuh be<strong>im</strong> Kalben<br />
mit den eigenen Händen helfen müssen. Als die Arbeit getan und die Hände<br />
mit Bürste und Seife gereinigt, begießt er sie mit Eau de Cologne. Ein ironisches<br />
Lächeln umspielt seine Züge: er ist kein Bauer. Deshalb verliert er die<br />
Liebe der ihm treu dienenden Magd wegen eines Liebesabenteuers mit<br />
einer an einer verrotteten Ehe zerschellten Frau aus den sogenannten höheren<br />
Kreisen. Peter Holm hat den Sinn für das Echte und Wahre eingebüßt,<br />
die innere Sicherheit ist gestört. Er ist der Zuflucht, die ihm die He<strong>im</strong>at<br />
gewährte, nicht gewachsen, und so bleibt ihm nur die Flucht in den Tod.<br />
Es dürfte sich, ehe wir weitergehen, lohnen, die Etappen von Ernst Wiecherts<br />
Lebensweg zu übersehen. Der Vater war Förster in der weiten Landschaft<br />
Ostpreußens. Die Dörfer verschwinden in der Landschaft, von den<br />
weiten russischen Ebenen weht ein Hauch tiefster Einsamkeit. Wie die Dörfer<br />
verschwindet auch der Mensch in der Größe der Landschaft. Da ist Ernst<br />
Wiechert zu Hause wie Annette von Droste in der rein bäuerischen Landschaft<br />
Westfalens. Die bezeichnendste Gestalt der Dichtung Wiecherts ist<br />
der Bauer hinter seinem Pfluge. Er reißt die Scholle mit dem Pfluge auf, mit<br />
der Hand vertraut er ihr den Samen an, um schließlich das reife Getreide mit<br />
der Sense zu mähen. Sein Leben ist in den ewigen Kreislauf eingebettet, die<br />
Scholle selber ist ihm Geburtsschoß und Grab, und so sichtbare Gewähr der<br />
Ewigkeit. Zum Bauern gesellt sich der Fischer auf den weiten stillen Seen,<br />
der Förster als der Hüter der Wälder, und in einem der letzten <strong>Werk</strong>e des<br />
Dichters noch der Kohlenbrenner, dessen Leben sich abseits vom Menschen<br />
am Rande des Waldes vollzieht. Vollzieht, nicht abspielt! Alles durch<br />
waltet ein stiller feierlicher Ernst. Und wie sich das glühende Holz in Kohle<br />
verwandelt, das wird dem Kohlenbrenner, der nur ein Buch hat, die Bibel,<br />
von selber zum Sinnbild des menschlichen Lebens. Derselbe Läuterungs-<br />
ERNST WIECHERT Der Mensch und sein <strong>Werk</strong><br />
Eine Anthologie<br />
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