Das Werk - ernst wiechert im internet
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Ernst Wiechert - <strong>Das</strong> <strong>Werk</strong> Friedrich Bruns<br />
Kinopanoptikum der Großstadt in die östlichen Wälder treibt, durchhallt als<br />
Leitmotiv diese Dichtung, an deren Eingang der bei Nacht pflügende Bauer<br />
steht, da streikende Kommunisten die Naturordnung freventlich zerbrechen<br />
wollen. Der Acker und der Pflug, nur sie haben Bestand. "Der Mensch vergeht,<br />
der Wald vergeht. Aber der Acker bleibt, die Erde, Gott." (Der Wald, S.<br />
235) Und doch: von dieser ausgeglichenen ruhigen Reife ist der Dichter<br />
noch weit entfernt. Noch ist er der Diener, ja, der Knecht seiner Zeit. Seine<br />
Seele ist zerrissen von Liebe und Haß. <strong>Das</strong> bezeugt Der Totenwolf, der <strong>im</strong><br />
Jahre 1922 entstand, als die wirtschaftliche Misere <strong>im</strong>mer höher stieg und<br />
jede Sicherheit, die äußere materielle wie die innere seelische, aufzuheben<br />
drohte. "Es war eine große Zeit für alle, die die Herzen anzurühren vermochten,<br />
denn die Herzen hungerten nach Brot. Eine große Zeit für die Prediger<br />
der Liebe wie für die des Hasses, denn die Schalen standen <strong>im</strong> Gleichgewicht."<br />
(Rede an die deutsche Jugend, 1945. S. 3) Auch <strong>im</strong> Dichter standen<br />
in jenen Jahren die Schalen <strong>im</strong> Gleichgewicht. Und auch in seiner Dichtung.<br />
Ein tiefer Riß geht durch dieses Buch. <strong>Das</strong> gärende Chaos der Zeit spiegelte<br />
sich wieder in dem Vielerlei seiner Gestalten. Da ist der vorwärtsdrängende<br />
Held, der letzte Abkömmling eines sich auflösenden Geschlechtes, in dem<br />
sich noch einmal die Tugenden seiner östlichen Vorfahren von der Großmutter<br />
her zusammenballen. Die Signatur dieses Charakters aber ist chaotische<br />
Unruhe, wie eine aufgeregte Mischung widerstrebender unvereinbarer<br />
Elemente sie auslöst. Sein Losungswort ist Kampf. Von glühender Liebe für<br />
sein Volk verzehrt, sucht er das Heil <strong>im</strong> Haß und <strong>im</strong> Schwerte, nur um sich<br />
am Ende umsonst zu opfern. Daneben der Volksschullehrer, der, als er auf<br />
dem Schlachtfelde verblutet, das Vaterunser spricht und <strong>im</strong> Pfluge das Heil<br />
erblickt. Oder der stille Reg<strong>im</strong>entspfarrer, der bekennt, wie der sterbende<br />
Krieger am Ende doch nach seiner Mutter ruft und den Weg zum Kreuze findet.<br />
Oder die Worte, die des Helden Großmutter, eine der vielen großen<br />
Frauengestalten Wiecherts, zu der Geliebten ihres Enkels spricht, als dieser<br />
in den Krieg zieht: "Dann sage ich dir, daß Gott ihm mit seinen eignen Händen<br />
die Augen zudrücken und lächelnd bei ihm niedersitzen wird." (S. 140)<br />
Aber erhebt man die Frage, wo drückt sich die eigene Überzeugung des<br />
Dichters aus, so fragt man umsonst. <strong>Das</strong> Gottesbild ist verworren schwankend<br />
wie die Zeit selbst. Aber alle diese Menschen sind Gottsucher, wie es<br />
der Dichter selbst ist. Die schmale Wand, mit Rilke zu sprechen, die uns von<br />
ERNST WIECHERT Der Mensch und sein <strong>Werk</strong><br />
Eine Anthologie<br />
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