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Das Werk - ernst wiechert im internet

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Ernst Wiechert - <strong>Das</strong> <strong>Werk</strong> Friedrich Bruns<br />

saß ganz regungslos, und Thomas glaubte zu sehen, wie das Wort in sie hineinfiel,<br />

tiefer und tiefer, wie in einen Brunnen, auf dessen Grund die Dämmerung<br />

ist und ein goldener Schein des Tages hoch oben." Seinen<br />

dichterischen Höhepunkt findet dieses Idyll genau in der Mitte des Buches,<br />

als das Kind in der Stunde des Pan zu Thomas auf die Insel rudert. Eine<br />

Traumvision von verklärter Schöne ersteht unmittelbar aus der Wirklichkeit,<br />

verläßt diese nie und mündet wieder in sie. Wer ähnliches in der deutschen<br />

Dichtung sucht, gehe zu Hölderlin.<br />

Zum Glück aber gesellt sich gerne das Leid: sie sind ein "Geschwisterpaar,<br />

unzertrennlich beide". Wie das Glück sucht sich auch das Leid die Stunde,<br />

da es sich frei entfalten kann. "Nun ist die Sonne unter, Kapitän", sagt Bildermann,<br />

Orlas treuer Bursche, als Marianne auf zwei Jahre fortgeht. "Nun<br />

müssen wir nach den Sternen steuern'', erwidert Thomas. "Aber die Sterne<br />

scheinen nur in der Nacht." Die letzten zehn Jahre waren hart für seinen<br />

Glauben gewesen, für den an die göttliche Weltordnung wie für den an die<br />

Menschen. Weder Mensch noch Gott tragen für ihn mehr das gleiche<br />

Gesicht. Bald nach Weihnachten kommt Frau von Orla schwerkrank auf die<br />

Insel, um dort zu sterben. In ihren Mundwinkeln sieht Thomas, "daß das<br />

Weinen ihnen <strong>im</strong>mer näher war als das Lachen". Er mit seinem schweren<br />

Ernst war nicht der geeignete Gatte dieses Kindes. Er trägt Schuld an diesem<br />

Schicksal. Recht und Unrecht sind unlösbar verflochten. Schuld ist<br />

schon in jeder Berührung des Lebens. Sie stirbt, und Thomas erkennt, daß<br />

man nicht "ohne Schuld in die Stille geht", und doch muß der Mensch diese<br />

Schuld auf sich nehmen, um sich selbst zu bewahren. Tragisches Lebensgesetz!<br />

Im Winter gräbt Bildermann ein Grab. Im Frühjahr gräbt der Förster<br />

ein zweites: der verstörte Sinn seiner Frau hatte so lange um den Feuerturm<br />

gekreist, worin ihr Sohn umgekommen, bis sie selbst <strong>im</strong> Brand der Scheune<br />

ihren Tod suchte. In einer Meuterei ereilt den jungen Grafen Perneins ein<br />

jäher, vorgeahnter Tod. Von ihm hat Thomas gelernt, daß der Mensch wie in<br />

der Liebe auch in der Weisheit verzichten lernen muß: unser Denken dringt<br />

nicht bis zur letzten Tiefe. Er hat Thomas' Blick auf das rätselhafte Ganze<br />

gelenkt: ob er wisse, daß das menschliche Herz <strong>im</strong> Brustkorb <strong>im</strong> gleichen<br />

Winkel aufgehängt sei, wie ihn die Ekliptik der Erde bildet. Er öffnet Thomas<br />

den Blick für das Wunder der Schöpfung in jedem Blütenblatt. Nun will<br />

Thomas den Blick soweit vorwärts senden, wie es uns gegeben ist, und dann<br />

ERNST WIECHERT Der Mensch und sein <strong>Werk</strong><br />

Eine Anthologie<br />

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