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Die Burgergemeinde Bern - Burgerbibliothek Bern

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korps 1824 von ihren Pflichten im Feuerlöschwesen<br />

der Stadt <strong>Bern</strong> entbunden wurden und sich damit<br />

auch ihrer Feuerspritzen entledigen konnten.<br />

In der Armenpflege, welche den Gesellschaften<br />

verblieb, sollte es in der Restauration zu Spannungen<br />

mit der Stadtregierung kommen, die an diejenigen<br />

der Helvetik gemahnten. Schuld daran war ein<br />

vom Stadtrat wohl als Folge des Hungerjahres 1817<br />

erlassenes Dekret, das am 16. November 1818 die<br />

Ausschüttung von Geldern aus dem bürgerlichen<br />

Armengut an die Gesellschaften neu regelte. Es verpflichtete<br />

diese unter anderem, sofern sie eine finanzielle<br />

Unterstützung aus dem Armengut für ihre<br />

Gesellschaftsarmen wünschten, von nun an nicht<br />

nur wie bisher den Armenetat, sondern zusätzlich<br />

auch noch den Bestand ihres Stubenguis der Stadtregierung<br />

zur Kenntnis zu bringen. Daran entzündete<br />

sich ein «mehrjähriger Zwist», indem einige<br />

Gesellschaften die neue Forderung der Stadtregierung<br />

nach Deklarierung des Gesellschaftsvermögens<br />

«als unbefugte Einmischung in die Angelegenheiten<br />

der Gesellschaft» ablehnten. Wie schon in<br />

der Helvetik griffen sie in der Auseinandersetzung<br />

zu den seit der Mediation ausdrücklich verbotenen<br />

Mitteln der Zusammenkünfte von Deputierten und<br />

der gemeinsamen Absprachen. Ihren «Mangel an<br />

Zutrauen ... gegen die Stadt-Behörde» beantwortete<br />

der Stadtrat, indem er die Gesellschaften, welche<br />

ihm den Bestand ihres Stubengutes nicht bekanntgaben,<br />

alljährlich konsequent von der Liste der<br />

Geldempfänger aus dem bürgerlichen Armengut<br />

strich. Der Streit dauerte bis zum Ende der Restauration,<br />

und noch 1830 deklarierten bloss fünf Gesellschaften<br />

ihr Vermögen.<br />

Das Misstrauen einiger Gesellschaften gegen die -<br />

praktisch ausschliesslich patrizische - Stadtregierung<br />

kann als Ausdruck der Spannungen zwischen<br />

Patriziat und nichtpatrizischer Burgerschaft gedeutet<br />

werden, durch die sich die Zeit der Restauration<br />

auszeichnete. Sie kam auch in den Bittschriften von<br />

Gesellschaften zum Ausdruck, welche diese am<br />

Ende der Restauration, gleich vielen Gemeinden<br />

und Privatleuten der Landschaft, der Kantonsregierung<br />

einsandten. Von den zehn Gesellschaften, die<br />

dies taten, beobachtete nur die Gesellschaft zum<br />

Distelzwang den «Schwindelgeist der Zeit... mit Unruhe<br />

und Besorgnis», während acht die Forderungen<br />

der nichtpatrizischen Bürgerschaft zu den ihren<br />

machten. <strong>Die</strong> Gesellschaften traten also am Schluss<br />

der Restauration in ihrer Mehrheit für eine Umgestaltung<br />

der politischen Verhältnisse ein.<br />

An neuester Literatur wurde konsultiert:<br />

Braun, Rudolf: Das ausgehende Ancien Regime in der<br />

Schweiz. Göttingen; Zürich, 1984.<br />

Capitani, Frangois de: Adel, Bürger und Zünfte im <strong>Bern</strong><br />

des 15. Jahrhunderts. <strong>Bern</strong>, 1982.<br />

Derselbe: <strong>Die</strong> <strong>Bern</strong>er Zunft zum Mittellöwen von der Reformation<br />

zur Revolution. <strong>Bern</strong>, 1985. (Geschichte der<br />

<strong>Bern</strong>er Zunft zu Mittellöwen. 2.)<br />

Junker, Beat: Geschichte des Kantons <strong>Bern</strong> seit 1798. 1:<br />

Helvetik, Mediation, Restauration. <strong>Bern</strong>, 1982.<br />

Zahnd, Urs Martin: <strong>Die</strong> Bildungsverhältnisse in den bernischen<br />

Ratsgeschlechtern im ausgehenden Mittelalter.<br />

<strong>Bern</strong>, 1979.<br />

Derselbe: <strong>Die</strong> <strong>Bern</strong>er Zunft zum Mittellöwen im Spätmittelalter.<br />

<strong>Bern</strong>, 1984. (Geschichte der <strong>Bern</strong>er Zunft zu<br />

Mittellöwen. 1.)<br />

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