Hochgeschwindigkeitskameras im Physikunterricht
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3.1 Das Wiesnersche-Mechanikkonzept<br />
ein zweid<strong>im</strong>ensional-dynamisches Mechanikkonzept. Es stellt eine Weiterentwicklung des<br />
Jungschen Stoßratenkonzeptes, einem Mechanikkonzept, welches Ende der 60er Jahre von<br />
Walter Jung, Horst Reul und Hannelore Schwedes entwickelt wurde, dar. Der<br />
Schwerpunkt liegt auf der Dynamik und der vektoriellen Betrachtung von Geschwindigkeit<br />
� −→<br />
Stöße<br />
Δt<br />
und Kraft. Während bei Jung die Kraft � F = als Stoßrate über die eigenständige<br />
Größe −→<br />
Stoß= m · Δ�v eingeführt wird (vgl. [WTW + 10, Seite 7 – 8]), legen Wiesner et al.<br />
mehr Wert auf die Newtonsche Bewegungsgleichung, das heißt die integrale Form des zweiten<br />
Newtonschen Gesetzes in elementarisierter Form (Wiesnersches Kraftstoßkonzept):<br />
�F · Δt = m · Δ�v. (vgl. [WTW + 10, Seite 10]) (3.1)<br />
Diese Produktschreibweise ist für viele Schüler verständlicher und nachvollziehbarer. Außerdem<br />
hat sie einige Vorteile. So werden komplexe Bewegungen aus dem Alltag mit „Je<br />
[. . . ], desto [...]“ Formulierungen beschreibbar, ohne den Quotienten „Beschleunigung“<br />
(= Δv)<br />
einführen zu müssen.<br />
Δt<br />
Anhand des Schülertextes „Einführung in die Mechanik“ [HTW + 08], welcher <strong>im</strong> Rahmen<br />
der Forschungsarbeiten von Wiesner et.al. zur Dynamik <strong>im</strong> Mechanikunterricht entstanden<br />
ist, lassen sich die Kernpunkte und der Aufbau des WMK gut ablesen. So wird<br />
von Anfang an zwischen dem Tempo |�v| = Δs als Schnelligkeit eines Gegenstandes (vgl.<br />
Δt<br />
[HTW + 08, Seite 4]), Richtung und Ziel einer Bewegung (vgl. [HTW + 08, Seite 6 – 7]) und<br />
schließlich der Geschwindigkeit �v, welche sich aus dem Tempo und einer Richtung (durch<br />
„� “ repräsentiert) zusammensetzt (vgl. [HTW + 08, Seite 7]), unterschieden. Somit ist der<br />
Grundstein für eine mehrd<strong>im</strong>ensionale Betrachtung der Dynamik gelegt.<br />
Ein zentraler Begriff <strong>im</strong> WMK ist die durch einen Kraftstoß hinzugefügte Zusatzgeschwindigkeit<br />
Δ�v. Die Schülerinnen und Schüler lernen, dass sich die Endgeschwindigkeit �vE aus<br />
der vektoriellen Addition1 der alten Geschwindigkeit �vA und der Zusatzgeschwindigkeit<br />
Δ�v ergibt, also �vE = �vA +Δ�v.<br />
Die Newtonsche Bewegungsgleichung (3.1) wird anschließend Schritt für Schritt hergeleitet<br />
und besprochen, wobei <strong>im</strong>mer nur der Einfluss der verschiedenen Faktoren auf die<br />
Zusatzgeschwindigkeit Δ�v betrachtet wird. So wird die Kraft als eine Einwirkung auf den<br />
Körper betrachtet, welche eine Zusatzgeschwindigkeit zur Folge hat. Diese Einwirkung<br />
hat eine Einwirkungsrichtung und eine Einwirkungsstärke, welche zusammengesetzt die<br />
Kraft � F ergeben, wobei F = � �<br />
�<br />
�F� �<br />
� proprotional zum Tempo der Zusatzgeschwindigkeit ist.<br />
Die direkte Proportionalität von Einwirkungszeit Δt und dem Tempo der Zusatzgeschwindigkeit<br />
wird durch die höhere Endgeschwindigkeit �vE bei längerer Einwirkungszeit Δt bei<br />
gleicher Kraft � F veranschaulicht. Im letzten Schritt wird mit einfachen Beispielen die umgekehrte<br />
Proportionalität zwischen Masse m und Zusatzgeschwindigkeit Δ�v aufgeführt.<br />
All dies schließt mit der Newtonschen Bewegungsgleichung (3.1) ab. Neben der Proportionalität,<br />
die bei der Newtonsche Bewegungsgleichung gezeigt wurde, wird insbesondere<br />
darauf hingewiesen, dass die Richtung der Kraft � F und die Richtung der Zusatzgeschwindigkeit<br />
Δ�v gleich sind (vgl. [HTW + 08, Seite 20]).<br />
Der Einsatz von computergestützter Videoanalyse bietet sich bei diesem Mechanikkonzept<br />
an, da so der Ort, die Geschwindigkeit und die Zusatzgeschwindigkeit eines Zeitintervalles<br />
(Beschleunigung) best<strong>im</strong>mt und mittels Vektorpfeilen veranschaulicht werden können.<br />
1Die Endgeschwindigkeit kann man durch Ansetzen des einen Vektorpfeiles an die Spitze des anderen<br />
veranschaulichen.<br />
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