Mein Leben nach der ILB - Lernwerkstatt Brigittenau
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Der Newsletter <strong>der</strong> Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. 6 - April 2008<br />
Integrationskin<strong>der</strong>n bleibt –<br />
„verbunden mit den Rollen <strong>der</strong><br />
Integrationsaktivität <strong>der</strong> Normalen<br />
und <strong>der</strong> Integrationspassivität <strong>der</strong><br />
An<strong>der</strong>en“. Dazu Hinz: 9<br />
„Noch bedeutsamer erscheint jedoch,<br />
dass tradierte Sichtweisen in <strong>der</strong> Regel<br />
nur wenig revidiert werden: Das Kind mit<br />
son<strong>der</strong>pädagogischem För<strong>der</strong>bedarf, mit<br />
Special Educational Needs, mit Funktionsdiagnose<br />
ist primär - und das auch<br />
innerhalb integrativer Strukturen - das<br />
Kind mit Problemen, das ‚an<strong>der</strong>e‘ Kind,<br />
das funktionsgemin<strong>der</strong>te Kind, bei dem<br />
die tradierte Alltagstheorie <strong>der</strong> An<strong>der</strong>sartigkeit<br />
o<strong>der</strong> zumindest die Dominanz des<br />
An<strong>der</strong>sseins weiter besteht. Und je mehr<br />
dieses Kind an<strong>der</strong>s, also problematischer,<br />
schwächer, gemin<strong>der</strong>ter, defizitärer,<br />
... ist, desto weniger kann es<br />
integriert werden. Dieses Readiness-<br />
9 Hinz, Andreas (2003): Vom<br />
son<strong>der</strong>pädagogischen Verständnis <strong>der</strong><br />
Integration zum integrationspädagogischen<br />
Verständnis <strong>der</strong> Inklusion. Vortrag veröffentlicht<br />
von <strong>der</strong> GEW zum Thema Integrative<br />
Beschulung. Eine ähnliche Argumentation findet<br />
sich auch in Tervooren, Anja (2003): Pädagogik<br />
<strong>der</strong> Differenz o<strong>der</strong> differenzierte Pädagogik?<br />
Behin<strong>der</strong>te in Familie, Schule und Gesellschaft<br />
26, H.1, S. 26-36<br />
Modell findet sich nahezu durchgängig in<br />
allen integrationsorientierten Schulwesen<br />
mit unterschiedlichen Integrationsstufen<br />
10.<br />
Da Integration im Schulsystem in den<br />
letzten Jahren mit <strong>der</strong> Beibehaltung,<br />
wenn nicht Verfestigung dieser segregierenden<br />
Praxis innerhalb von Schulklassen<br />
einherging, plädieren nun viele<br />
PädagogInnen für eine generelle Verabschiedung<br />
des Integrationsbegriffs und<br />
für dessen Ersetzung durch den Begriff<br />
<strong>der</strong> „Inklusion“. Die Kritik bezieht sich<br />
dabei eben auf jene institutionalisierte<br />
Praxis von Integration, welche bezogen<br />
auf das jeweilige Schulalter von Kin<strong>der</strong>n<br />
das gemeinsame Lernen nichtbehin<strong>der</strong>ter<br />
und behin<strong>der</strong>ter Kin<strong>der</strong> und<br />
Jugendlicher in Regelschulklassen,<br />
erfor<strong>der</strong>lichenfalls mit fachlicher Unterstützung,<br />
meint. Demgegenüber soll <strong>der</strong><br />
Begriff <strong>der</strong> Inklusion auf eine Überwindung<br />
dieser Unterscheidung abzielen.<br />
Inklusion bedeutet aus Sicht <strong>der</strong> BefürworterInnen<br />
dieses neuen Begriffs daher<br />
eine weiterentwickelte Integration bzw.<br />
eine „Vertiefung des Integrationsge-<br />
10 vgl. Hinz 2003 – Fußnote 5.<br />
dankens" 11. Andreas Hinz, einer <strong>der</strong><br />
zentralsten Befürworter eines neuen<br />
pädagogischen Begriffs, bezeichnet<br />
Inklusion "als theoretischen Reflex eines<br />
geschärften Fokus angesichts einer<br />
konzeptionell verflachten und zunehmend<br />
problematischen Praxisentwicklung"<br />
12 von Integration.<br />
Was aber bedeutet nun „Inklusion“ und<br />
inwieweit stellt diese Konzeption tatsächlich<br />
eine Weiterentwicklung <strong>der</strong><br />
alten Integrationspraxis dar?<br />
Aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> BefürworterInnen steht<br />
Inklusion für die Auflösung <strong>der</strong> Dichotomie<br />
behin<strong>der</strong>t/nichtbehin<strong>der</strong>t. Anstelle<br />
<strong>der</strong> additiven Einbeziehung von „Integrationskin<strong>der</strong>n“<br />
in die Regelklasse soll<br />
inklusive Pädagogik die reale Vielfalt und<br />
Heterogenität wahrnehmen und als<br />
"Entwicklungsressource" für alle wert-<br />
11 Bintinger, Gitta / Wilhelm, Marianne (2001):<br />
Inklusiven Unterricht gestalten. Behin<strong>der</strong>te in<br />
Familie, Schule und Gesellschaft 24, S. 53<br />
12 Hinz, Andreas (2000), Vom halbvollen und<br />
halbleeren Glas <strong>der</strong> Integration - Gemeinsame<br />
Erziehung in <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland, in:<br />
Maren, H. und Ginnold, A. (Hrsg.) (2000),<br />
Integration von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung -<br />
Entwicklungen in Europa, Berlin, Luchterhand, S.<br />
230<br />
Seite 12