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Mein Leben nach der ILB - Lernwerkstatt Brigittenau

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Der Newsletter <strong>der</strong> Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. 6 - April 2008<br />

Theoretische Annäherungen an den Integrations- und Inklusions-Begriff<br />

Integration wird in vielen gesellschaftlichen<br />

Bereichen – etwa im Schul- und<br />

Erziehungswesen, in Bezug auf den<br />

Status und die Position nichtösterreichischer<br />

Personengruppen o<strong>der</strong><br />

auf die Konstitution <strong>der</strong> EU etc. – so<br />

selbstverständlich verwendet, dass es<br />

den Anschein macht, als ob <strong>der</strong> Inhalt<br />

geklärt und präzise definiert sei. Zumeist<br />

ist allerdings genau das Gegenteil <strong>der</strong><br />

Fall: „Integration“ ist heute ein<br />

Sammelbegriff für unterschiedliche<br />

analytische und normative Konzepte, <strong>der</strong><br />

sich auf unterschiedliche soziale<br />

Einglie<strong>der</strong>ungsprozesse, auf verschiedenste<br />

gesellschaftliche Bereiche und<br />

soziale Gruppen o<strong>der</strong> Individuen<br />

beziehen kann. Darüber hinaus gibt es<br />

sowohl im alltagsweltlichen als auch im<br />

wissenschaftlichen und politischen<br />

Verständnis unterschiedliche Vorstellungen<br />

davon, was Integration praktisch<br />

bedeuten kann o<strong>der</strong> soll, worauf<br />

„integrative Maßnahmen“ o<strong>der</strong> Integrationsversuche<br />

also überhaupt abzielen<br />

und wie solche umzusetzen wären. Die<br />

Begriffsunklarheit wird seit einiger Zeit<br />

noch zusätzlich dadurch beför<strong>der</strong>t, dass<br />

sich zu dem ohnehin schon unscharfen<br />

Integrationsbegriff nun auch noch jener<br />

<strong>der</strong> „Inklusion“ dazu gesellt hat.<br />

Der folgende Beitrag versucht die<br />

Begriffe zu präzisieren sowie Vor- und<br />

Nachteile bei<strong>der</strong> Termini aus Sicht <strong>der</strong><br />

Verfasserin aufzuzeigen, indem auch<br />

Diskussionspunkte aus <strong>der</strong> Integrationstheorie<br />

in <strong>der</strong> Migrationsforschungs<br />

aufgegriffen werden. Dabei ist zu<br />

berücksichtigen, dass beide Begriffe je<br />

<strong>nach</strong> wissenschaftlicher Disziplin und<br />

gesellschaftlicher Domäne (z.B.<br />

Migration, Pädagogik, Sozialarbeit etc.)<br />

ihre je eigene Färbung erhalten haben.<br />

Da wir es bei <strong>der</strong> Integrativen<br />

<strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> mit einer sich<br />

„integrativ“ bezeichnenden und<br />

verstehenden Schule zu tun haben, ist<br />

insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Integrations- und<br />

Inklusionsbegriff im Umfeld von<br />

Pädagogik und Schulwesen von<br />

Interesse; jedoch soll auch <strong>der</strong> im<br />

Migrationsbereich debattierte Integrationsbegriff<br />

zur Sprache kommen, da die<br />

Diskussion in diesem Bereich meines<br />

Erachtens auch für den Schulbereich<br />

fruchtbar gemacht werden kann.<br />

1. Begriffserörterung von Integration<br />

Unter Integration (lat. integratio =<br />

Einbeziehung) wird generell <strong>der</strong><br />

Zusammenhalt von Teilen in einem<br />

„systemischen Ganzen“ bzw. sozialen<br />

Systemen verstanden 1 . Integration weist<br />

damit einen zweifachen Bezug auf: sie<br />

nimmt nämlich einerseits den<br />

Systemaspekt, d.h. auf den Zusammenhalt<br />

eines „Ganzen“ in den Blick;<br />

an<strong>der</strong>erseits die beteiligten Akteure bzw.<br />

Personen-/gruppen, die in diesem<br />

Gesamtgefüge teilnehmen. Mit dem<br />

deutschen Soziologen Hartmut Esser<br />

gesprochen lassen sich damit zwei<br />

Aspekte von „Integration“ benennen:<br />

1. die „Systemintegration“, also die<br />

Sichtweise auf das Gesamtgefüge,<br />

bezieht sich auf das generelle Funktionieren<br />

und die Reproduktionsfähigkeit<br />

des Systems und meint somit auch die<br />

1 Vgl. Esser, Hartmut (2000): Soziologie.<br />

Spezielle Grundlagen. Band 2: Die Konstruktion<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft. Campus Verlag. Frankfurt a. M.<br />

Seite 6

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