Mein Leben nach der ILB - Lernwerkstatt Brigittenau
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Der Newsletter <strong>der</strong> Integrativen <strong>Lernwerkstatt</strong> <strong>Brigittenau</strong> Nr. 6 - April 2008<br />
zum Einsatz kommt. Normativ ist eine<br />
solche Sichtweise dann, wenn von den<br />
zu integrierenden Personen-/gruppen die<br />
Anpassung an bestimmte zumeist<br />
„kulturelle“ Normen gefor<strong>der</strong>t wird.<br />
„Integration“ meint hier dann also die<br />
Teilhabe an gesellschaftlichen Institutionen<br />
<strong>der</strong> nationalen Gesellschaft unter<br />
<strong>der</strong> Bedingung von spezifischen Formen<br />
<strong>der</strong> Assimilation. Demgegenüber stehen<br />
politische Integrationskonzepte seitens<br />
sozialwissenschaftlicher und Nicht-<br />
Regierungsinstitutionen, die an <strong>der</strong><br />
Aufrechterhaltung <strong>der</strong> „kulturellen Eigenständigkeit<br />
<strong>der</strong> MigrantInnen und<br />
Auslän<strong>der</strong>Innen festhält“ und sich damit<br />
dezidiert von Assimilation abgrenzt 4 . In<br />
diesem Verständnis bedeutet Integration<br />
Chancengleichheit unter den Prämissen<br />
<strong>der</strong> Solidarität und Selbstbestimmung<br />
und unter den Prinzipien <strong>der</strong> Demokratie,<br />
Liberalismus und Pluralismus (ebda.).<br />
Wesentlich für dieses sozialpolitische<br />
Integrationsverständnis ist, dass sie<br />
beide Aspekte von Integration in den<br />
Blick nimmt: auf <strong>der</strong> einen Seite wird<br />
seitens <strong>der</strong> zu integrierenden Personen-<br />
4 Vgl. Pelinka, Anton (2001): Kurzfassung <strong>der</strong><br />
Studie “Integrationsindikatoren: Zur<br />
Nachhaltigkeit von Integrationspolitik“.<br />
/gruppen die Einhaltung zentraler<br />
demokratiepolitischer und rechtsstaatlicher<br />
Prinzipien gefor<strong>der</strong>t; auf <strong>der</strong><br />
an<strong>der</strong>en Seite fokussiert es aber auch<br />
auf das Gesamtsystem, das ausreichend<br />
„Integrationsangebote“ bieten muss,<br />
denn erst dann kann darüber gesprochen<br />
werden, welche Integrationsleistungen<br />
die betreffenden Personen-<br />
/gruppen zu erbringen haben. Entsprechend<br />
dieses dualen Fokus hat<br />
Sozialintegration nicht nur Auswirkung<br />
auf die Akteure, son<strong>der</strong>n auch auf das<br />
Gesamtsystem. Wie die österreichischen<br />
IntegrationsforscherInnen Cinar, Hofinger<br />
und Waldrauch feststellen, muss<br />
dem<strong>nach</strong> eine Integrationspraxis scheitern,<br />
welche „die Hauptbeweislast, ob<br />
Integration tatsächlich stattfindet“, den<br />
betroffenen Personengruppen zuweist 5 .<br />
Wenn die genannten VertreterInnen<br />
dieses sozialpolitischen Integrationskonzepts<br />
zwar die Sozialintegration von<br />
MigrantInnen im Auge haben, so lässt<br />
sich dieses Konzept jedoch auch auf den<br />
5 Cinar, Dilek/ Hofinger, Christoph/ Waldrauch,<br />
Harald (1995): Integrationsindex. Zur rechtlichen<br />
Integratin von Auslän<strong>der</strong>Innen in ausgewählten<br />
europäischen Län<strong>der</strong>n. IHS, Reihe<br />
Politikwissenschaft Nr 25, S. 7f.<br />
Schulbereich anwenden, denn auch hier<br />
stellen sich zunehmend jene Integrationsmaßnahmen<br />
als fruchtbar heraus, die<br />
mit einer Verän<strong>der</strong>ung des Schulsystems<br />
einhergehen, bei <strong>der</strong> Integration also<br />
mehr als die Einbeziehung von sog.<br />
„Integrationskin<strong>der</strong>n“ in das Regelsystem<br />
bedeutet. Wie sich weiter unten zeigen<br />
wird, wird im Schulbereich in diesem<br />
Zusammenhang jedoch zunehmend<br />
nicht mehr <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Integration,<br />
son<strong>der</strong>n jener <strong>der</strong> Inklusion herangezogen.<br />
Von diesem sozialpolitischem Verständnis<br />
von Integration, das sich explizit von<br />
Assimilation abgrenzt, lässt sich wie<strong>der</strong>um<br />
ein theoriegeleiteter Integrationsbegriff<br />
unterscheiden, <strong>der</strong> Integration<br />
nicht im Gegensatz zu Assimilation<br />
denkt, son<strong>der</strong>n bei dem Assimilation als<br />
eine Son<strong>der</strong>form bzw. eine spezifische<br />
Art und Weise <strong>der</strong> Sozialintegration<br />
gesehen wird. Fe<strong>der</strong>führend bei diesem<br />
Integrationsverständnis im deutschsprachigen<br />
Raum ist <strong>der</strong> schon erwähnte<br />
Soziologe Hartmut Esser. Ohne hier<br />
näher auf das theoretische Gebäude von<br />
Esser eingehen zu können, soll hier nur<br />
darauf hingewiesen werden, dass er<br />
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