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Multiperspektivische Unternehmensmodellierung: Theoretischer ...

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Handlungsspielräume möglichen Unabwägbarkeiten ausgeschlossen werden.<br />

Eine solche Sicht spiegelt sich besonders deutlich in den Empfehlungen der ingenieurwissenschaftlich<br />

geprägten Organisationslehre angelsächsischer Provenienz1<br />

wie auch in der Organisationsform Bürokratie. Die in den sechziger Jahren<br />

einsetzende sozialwissenschaftliche Orientierung gab die Vision der optimalen<br />

Organisation nicht auf, allein der methodische Ansatz war modifiziert. So sollten<br />

- vereinfacht dargestellt - die Ziele des Unternehmens wie auch die der Unternehmensangehörigen<br />

empirisch ermittelt werden. Eine optimale Koordination wird<br />

danach durch die Einführung von Anreizsystemen erreicht, die dafür sorgen, daß<br />

das Individuum durch Verfolgung seiner Ziele in bestmöglicher Weise zur Erreichung<br />

des Unternehmensziels beiträgt. 2<br />

Es ist oben bereits skizziert worden, warum die neuere Organisationstheorie die<br />

Leitvorstellung von der durch die Gestaltung formaler Regelungen optimierbare<br />

Organisation aufgegeben hat und statt dessen die Bedeutung informaler, mehrdeutiger<br />

Orientierungen betont: Eine zu starke Formalisierung schränkt die Flexibilität<br />

von Unternehmen ein. Vor dem Hintergrund des hier vertretenen Integrationsbegriffs<br />

scheint daraus zu folgen, daß eine maximale Integration für Organisationen<br />

dysfunktional ist. Denn die Formalisierung von Begriffen, die der Koordinierung<br />

dienen, führt zu einer Beseitigung von Mehrdeutigkeiten und damit -<br />

ceteris paribus - zu einer semantischen Anreicherung. Diese Interpretation greift<br />

allerdings zu kurz. Sie übersieht, daß Formalisierung nicht nur eine Auflösung<br />

von Mehrdeutigkeiten mit sich bringt, sondern auch die völlige Ausgrenzung<br />

mehrdeutiger Sachverhalte - und damit die Reduktion von Semantik. Sobald man<br />

aber die integrierenden Konstrukte informaler Organisation berücksichtigt, ist<br />

der Semantikgehalt solcher Konstrukte als Maß für das Integrationsniveau nur<br />

noch eingeschränkt brauchbar. Das liegt daran, daß die für Informationssysteme<br />

vorgeschlagene Definition von Semantik (vgl. II.1.2.2) an extensionaler Semantik<br />

orientiert ist. Im Unterschied dazu sind die Begriffe, Symbole und Metaphern<br />

informaler Organisation auch durch intensionale Semantik 3 gekennzeichnet.<br />

1. Hier ist vor allem an die Strömung des sogenannten "Scientific Management" zu<br />

denken, die durch die Arbeiten von Taylor und Fayol begründet ist.<br />

2. Diese Vorstellung geht zurück auf die von Barnard (1938) und Simon (1949) geprägte<br />

"Anreiz/Beitrags-Theorie" und die "Koalitionstheorie" von Cyert/March<br />

(1963).<br />

3. In der Betonung intensionaler Semantik (auch als Gegenstand wissenschaftlicher<br />

Theorien) artikuliert sich die Überzeugung, daß es kommunizierbare Sachverhalte<br />

gibt, deren Sinngehalte nicht vollständig extensional, also durch Verweis auf eine<br />

enummerative Liste überprüfbarer Eigenschaften, darstellbar sind. "Die intensionale<br />

Beziehung von Gedanken und Erlebnissen auf ihren Gegenstand ist dadurch charakterisiert,<br />

daß das worauf diese sich richten, ihnen in gewisser Weise innewohnt - inexistiert."<br />

(Habermas 1984, Bd. 1, S. 311). Zum Begriff der Intensionalität vgl. auch<br />

von Wright (1974, S. 20) und Searle (1980).<br />

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