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Erlebnisgastronomie 300 m untertage - RDB eV

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Der aus der Zeitschrift „Gezähekiste“<br />

übernommene Artikel ist dort vor<br />

etwa 1 Jahr (Heft 7, Ausgabe 01) erschienen.<br />

In der Zwischenzeit haben<br />

neuere Entwicklungen zum Problem<br />

Endlager eine Aktualisierung des<br />

Beitrags erforderlich gemacht:<br />

Etwa zeitgleich mit der Erstpublikation des<br />

Textes in der „Gezähekiste“ wurde der Bundesumweltminister<br />

Röttgen mit folgendem Satz<br />

vor dem Kreistag Lüchow-Dannenberg zitiert:<br />

„Gorleben wird weiter erkundet, ich hafte<br />

für die Ergebnisoffenheit“ (FAZ, 14.02.2011).<br />

Heute hat sich die Endlagersuche für HAW-Abfälle<br />

völlig verändert. Es ist ein Endlagersuchgesetz<br />

in Vorbereitung, das im Sommer 2012<br />

verabschiedet werden soll. Mit ihm soll nach<br />

Auslaufen des gültigen Hauptbetriebsplans für<br />

die Arbeiten in Gorleben im September 2012<br />

jegliche weitere Erkundung des Salzstockes<br />

Gorleben ausgesetzt werden. Die Streckenauffahrungen<br />

im Bereich 3 des Grubenfeldes<br />

Gorleben sind durch ministeriellen Beschluss<br />

bereits seit dem 18.02.2012 „zurückgestellt“.<br />

Das Endlagersuchgesetz ist Ausfluss jahrelanger<br />

Proteste der Anti-Atomkraft-Bewegung<br />

gegen die weitere Erkundung des Salzstockes<br />

Gorleben. Es wurde wohl angestoßen durch die<br />

Bereitschaft mehrerer Ministerpräsidenten von<br />

Bundesländern, die sich für die Ausdehnung<br />

der Suche nach Endlagerstandorten auch in<br />

Ton- und Granitgesteinen ihrer Länder bereit<br />

erklärt haben. Ob die Standortsuche dort mit<br />

weniger Problemen behaftet ist als in Gorleben,<br />

bleibt abzuwarten.<br />

Jedenfalls ist auf einer Konferenz der Umweltminister<br />

des Bundes und der Länder am<br />

11.11.2011, bei dem der BMU-Minister Röttgen<br />

für einen nationalen Konsens geworben hatte,<br />

beschlossen worden, dass bis Sommer diesen<br />

Jahres ein Endlagersuchgesetz verabschiedet<br />

werden soll.<br />

Mit diesem Gesetz soll die Grundlage geschaffen<br />

werden für die Gründung eines Bundesinstitutes<br />

für Endlagerung, das dem BMU<br />

unterstellt wird und das dann ein Verfahren für<br />

die Suche und den Bau eines Endlagers einleitet,<br />

wofür mindestens 4 Jahrzehnte anzusetzen<br />

sind. An dessen Ende soll ein betriebsbereites<br />

HAW-Endlager für radioaktive Abfälle stehen.<br />

Von dem Gesetzentwurf sind bisher folgende<br />

Eckpunkte bekannt geworden (FAZ vom<br />

07.02.2012 und 24.03.2012 sowie BrZ vom<br />

23.02.2012 und 24.03.2012):<br />

1. Das neu zu schaffende Bundesinstitut für<br />

Endlagerung ermittelt bis etwa 2021 die 2 besten<br />

Standorte für HAW-Endlager in Deutschland.<br />

Andere Fachleute, z.B. M. Sailer, Leiter<br />

der Entsorgungskommission ESK(= höchstes<br />

Fachgremium des Bundes für Endlager) for-<br />

Nachtrag zu Asse/Gorleben<br />

dern eine Vorauswahl von 4 bis 5 geeigneten<br />

Standorten. Zu diesen 2 bzw. 4 bis 5 Standorten<br />

zählt auf jeden Fall auch Gorleben für<br />

den Fall, dass Salzgestein überhaupt als<br />

Wirtsgestein ausgewählt wird. Bei den Auswahlverfahren<br />

ist Bürgerbeteiligung sicherzustellen,<br />

die auch die freie Gutachterauswahl<br />

beinhaltet. Bis es soweit ist, soll allerdings<br />

die Erkundung des Salzstockes Gorleben<br />

storniert werden<br />

2. Eingeschlossen in diese Standortvorschläge<br />

ist die Entscheidung, ob die Einlagerung<br />

der Abfälle rückholbar oder nicht rückholbar<br />

zu erfolgen hat. Eine Reihe von Politikern,<br />

z.B. Professor Töpfer, der Vorsitzende der<br />

Ethik-Kommission, und der niedersächsische<br />

Umweltminister Birkner, ist für die rückholbare<br />

Einlagerung. M. Sailer, Leiter der ESK, sagt dagegen:<br />

„Ein HAW-Endlager, das über Jahrhunderte<br />

offen bleiben soll, ist nicht sicher. Sicherer<br />

ist es, auf eine geologisch-technische Lösung<br />

zu vertrauen, bei der keine Wartung und Bewachung<br />

mehr nötig ist“ (HAZ, 14.07.2011)<br />

3. Eingeschlossen in diese Standortvorschläge<br />

ist auch die Entscheidung, ob die Endlagerung<br />

der Abfälle oberirdisch (in Bunkern<br />

ähnlichen Räumlichkeiten) oder unter Tage in<br />

Strecken oder Bohrlöchern erfolgen soll. Neuerdings<br />

gibt es unter Politikern Befürworter der<br />

übertägigen Endlagerung<br />

4. Im Jahrzehnt zwischen 2021 und 2030<br />

sieht das Endlagersuchgesetz die Entscheidungsfindung<br />

des endgültigen Endlagerstandortes<br />

vor. In diesem Jahrzehnt würde auch der<br />

Standort Gorleben, sollte er in die Endauswahl<br />

kommen, weiter erkundet. An anderen potentiellen<br />

Standorten sollen Untersuchungen über<br />

Schächte, Strecken und Bohrungen vorgenommen<br />

werden<br />

5. In den 2 Jahrzehnten von 2031 bis 2050<br />

soll schließlich das endgültige Endlager für<br />

HAW-Abfälle errichtet werden, so dass ab der<br />

2. Hälfte unseres Jahrhunderts mit der Einlagerung<br />

begonnen werden könnte.<br />

Dazu die Kommentare<br />

Minister Röttgen: „Das Ergebnis wird die<br />

Betroffenen nicht erfreuen“. Ministerpräsident<br />

McAllister: „Die Geologie, nicht die Geographie<br />

oder Ideologie sollen entscheiden“.<br />

War das bisher nicht so ?<br />

Auch Vorschläge der SPD (FAZ vom<br />

04.01.2012) landen letztlich bei einer Inbetriebnahme<br />

des Endlagers nach 2050.<br />

Auch wenn diese Eckpunkte bisher nur Leitlinien<br />

darstellen, drängen sich 3 Kritikpunkte auf:<br />

1. Wenn in Deutschland etwa 2020 das letzte<br />

Kernkraftwerk stillgelegt wird, liegt anschließend<br />

für 30 Jahre – und davor von 2000 bis 2020 (bis<br />

2000 erfolgte Wiederaufarbeitung von abgebrannten<br />

Brennstäben) schon weitere 2 Jahrzehnte<br />

sämtlicher HAW-Abfall über Tage in<br />

Zwischenlagern mit allen hinlänglich diskutier-<br />

Entsorgungsbergbau<br />

ten und eventuell neu hinzu kommenden Risiken.<br />

Ist das verantwortbar? Fachleute sagen,<br />

dass das Endlager Gorleben in 5 bis 10 Jahren<br />

in Betrieb gehen könnte, also etwa 30 Jahre vor<br />

2050.<br />

2. Die Ergebnisse weltweiter Forschung und<br />

Suche nach geeigneten unterirdischen Endlagermöglichkeiten<br />

(Formationen und Lagerstätten),<br />

bei der deutsche Geo- und Montanwissenschaftler<br />

führend waren bzw. sind (BGR,<br />

TU Clausthal, TU Hannover, TU Freiberg, TU<br />

Braunschweig, Uni Göttingen), werden bei den<br />

neuen Plänen und Absichten z.T. sträflich unbeachtet<br />

gelassen. Gleiches gilt für die Forschungen<br />

und Untersuchungen vor Ort (Gorleben,<br />

Asse, Konrad, Morsleben). Soll dieser Aufwand<br />

an wissenschaftlicher Leistung, Kosten, Zeit<br />

umsonst gewesen sein?<br />

3. Es drängt sich – leider – der Eindruck auf,<br />

dass die politische Führungsschicht Deutschlands<br />

in der Sache Endlagerung von HAW-<br />

Abfällen nicht nach sachlichen Argumenten<br />

– und dazu gehören auch die Faktoren Zeit<br />

und Kosten – entscheidet, sondern die Verantwortung<br />

vor sich her in eine unsichere Zukunft<br />

schiebt und damit von sich weg an zukünftige<br />

Generationen und mit allen Risiken und Folgen.<br />

Wie anders soll man Pläne interpretieren, die<br />

Fragen neu aufwerfen und neu bewerten sollen,<br />

die von der Forschung längst beantwortet<br />

sind, wie z.B. die Eigenschaften des Wirtsgesteins<br />

Steinsalz im Vergleich zu Tonschichten<br />

oder Granitmassiven, so dass selbst Herr Trittin<br />

als Umweltminister vor 12 Jahren bekennen<br />

musste: „Somit stehen die bisher gewonnenen<br />

geologischen Befunde einer Eignungshöffigkeit<br />

des Salzstockes Gorleben nichts im Wege“.<br />

Dieser Salzstock war schon in den 70er Jahren<br />

des vorigen Jahrhunderts aus den weit über<br />

200 deutschen Salzstöcken als einer der am<br />

besten geeigneten von den Fachleuten ausgewählt<br />

worden. Warum soll nun gerade hier<br />

mit der erfahrenen Mannschaft und dem bisher<br />

erworbenen Wissen eine zweite zehnjährige<br />

teure und schädliche Unterbrechung eingelegt<br />

werden?<br />

Bereits Anfang der 60er Jahre des vergangenen<br />

Jahrhunderts hat die Bundesregierung<br />

die Forderung aufgestellt, dass ein Endlager für<br />

die radioaktiven Abfälle aus Kernkraftwerken zu<br />

erstellen ist. 50 Jahre sind bisher vergangen,<br />

ohne dass auch nur ansatzweise eine solche<br />

Anlage zu sehen ist. Es fällt schwer, daran zu<br />

glauben, dass nach einer nun erst beginnenden<br />

Suche in nur 40 a eine Anlage betriebsbereit<br />

sein soll.<br />

Dr.-Ing. Rudolf Kokorsch<br />

Dipl.-Ing. Norbert Deisenroth<br />

bergbau 5/2012 223

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