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Zur Medizingeschichte der Votivtafeln in der Kirche auf dem ...

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Auch die neueren Votivbil<strong>der</strong> enthalten nicht immer alle Signifikanten, vielmehr treten<br />

alle nur möglichen Komb<strong>in</strong>ationen dieser Bildbestandteile <strong>auf</strong>. Je vollständiger aber die<br />

Form e<strong>in</strong>gehalten wird, um so genauer kann <strong>der</strong> komplizierten Struktur und Form e<strong>in</strong>er<br />

Votation entsprochen werden. Die Signifikante, d. h. die Bildunterschrift, tritt <strong>in</strong> den<br />

unterschiedlichsten Formen <strong>auf</strong>. Beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> neueren Bil<strong>der</strong>n beschränkt man sich <strong>auf</strong><br />

e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>fachen Verlobungsspruch, wie „EX VOTO" o<strong>der</strong> „Maria hat geholfen" und<br />

e<strong>in</strong>e Jahreszahl, um sich nicht mehr so stark an die Öffentlichkeit wenden zu müssen.<br />

Aber es gibt auch Votivtafelunterschriften, die e<strong>in</strong>e ausführliche, ja ausschweifende Beschreibung<br />

<strong>der</strong> Geschichte liefern, die zu <strong>der</strong> Votation geführt hat: Datum und Ort des<br />

Geschehens, genaue Schil<strong>der</strong>ung des Ereignisses, die Anheimstellung an den angerufenen<br />

Heiligen und die Anheimstellung des Votanten. Die Elemente b und c können für<br />

sich alle<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Konkretion e<strong>in</strong>es Votationaktes darstellen, meist handelt es sich hierbei<br />

jedoch um dreidimensionale Votive.<br />

Vergleicht man die Unterschriften <strong>der</strong> <strong>Votivtafeln</strong> mit den dazugehörenden E<strong>in</strong>tragungen<br />

<strong>in</strong> den Mirakelbüchern, so lassen sich die gleichen Bestandteile wie<strong>der</strong>f<strong>in</strong>den. Abgesehen<br />

von örtlichen Unterschieden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gewichtung, läßt sich folgendes Schema erstellen:<br />

— die Darstellung <strong>der</strong> leidvollen Situation des Votanten;<br />

— die Beschreibung <strong>der</strong> Versuche, die Notlage mit allen möglichen Mitteln dieser irdischen<br />

Welt zu bewältigen;<br />

— die Beschreibung, wie <strong>der</strong> Votant die Gnadenstätte um Hilfe angerufen hat;<br />

— die Beschreibung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>lösung des Gelübdes: sakrale Begehung, Darbr<strong>in</strong>gung materieller<br />

Gaben, Darbr<strong>in</strong>gung von Zeichen.<br />

Betrachtet man e<strong>in</strong>e Votivtafel, so wird man immer die Teilung <strong>in</strong> zwei verschiedene<br />

Sphären f<strong>in</strong>den: den himmlischen und den irdischen Bezirk, die Trennung zwischen<br />

„oben" und „unten". Wenden wir uns zuerst <strong>dem</strong> „Unten", <strong>der</strong> Darstellung des Diesseits<br />

zu, wo die beiden Bildsignifikanten b und c anzutreffen s<strong>in</strong>d. Beson<strong>der</strong>s herausgehoben<br />

wird durch die Bildkomposition <strong>der</strong> Stifter, <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> typischen Adorantenhaltung<br />

dargestellt wird. Er kniet <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em besten Sonntagsstaat vor <strong>der</strong> angerufenen<br />

himmlischen Macht. H<strong>in</strong>ter o<strong>der</strong> neben ihm öffnet sich <strong>der</strong> Raum. Meist ist e<strong>in</strong>e Szene<br />

zu sehen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>der</strong> Maler versucht, den Grund <strong>der</strong> Votation genau darzustellen. Dabei<br />

ist es möglich, daß verschiedene Ereignisse <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zigen Bild verarbeitet werden.<br />

Der Maler versucht, durch verschiedene Moment<strong>auf</strong>nahmen e<strong>in</strong>e Bil<strong>der</strong>geschichte zu<br />

entwickeln. Wird die Darstellung <strong>der</strong> Handlung von <strong>der</strong> Darstellung des Oranten nicht<br />

getrennt, so kommt es manchmal zu komisch wirkenden Bildkompositionen. Die simultanen<br />

Darstellungen von Unglück und Errettung s<strong>in</strong>d nicht selten. In diesen Fällen<br />

wird die Grundlage <strong>der</strong> realistischen Darstellung verlassen. Die isolierte Darstellung<br />

von Körperteilen, wie etwa von e<strong>in</strong>zelnen Augen, Füßen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Gliedmaßen ist<br />

e<strong>in</strong>e altbekannte Darstellungsweise, die bei den antiken Weihegaben ebenso <strong>auf</strong>tritt wie<br />

bei den späten <strong>Votivtafeln</strong> 41 .<br />

Diese eben geschil<strong>der</strong>te irdische Welt wird nun deutlich von den himmlischen Bezirken,<br />

<strong>der</strong> Darstellung des Jenseits, abgetrennt, wobei <strong>der</strong> Maler feststehenden theologischen<br />

Vorschriften entsprechen muß 42 . Die gebräuchlichste Art, die Zugehörigkeit zu den<br />

verschiedenen Welten zu veranschaulichen, war die Darstellung <strong>der</strong> Personen und Heiligen<br />

<strong>in</strong> verschiedenen Größen. Die Abstufungen erfolgten zunächst zwischen Himmel<br />

und Erde und dann nach <strong>der</strong> Wichtigkeit <strong>der</strong> Personen <strong>der</strong> Handlung. Dieses Komposi-<br />

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