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Zur Medizingeschichte der Votivtafeln in der Kirche auf dem ...

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Aspekte wirkten hier mit hydrotherapeutischen Maßnahmen zusammen. Diese Therapieform,<br />

Grundlage auch <strong>der</strong> heutigen Kurbehandlung, kann also <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>e alte Tradition<br />

zurückblicken.<br />

Das berühmteste Asklepios-Heiligtum befand sich allerd<strong>in</strong>gs nicht <strong>in</strong> Kor<strong>in</strong>th, son<strong>der</strong>n<br />

war nur 20 Kilometer davon entfernt <strong>in</strong> Epidauros zu f<strong>in</strong>den. Der gesamte Kult aber<br />

gründet sich <strong>auf</strong> Asklepios, <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> griechischen Mythologie als <strong>der</strong> Sohn des Sonnen-<br />

und Heilgottes Apollo und <strong>der</strong> thessalischen Königstochter Koronis gilt 3 . Asklepios<br />

wurde des weiteren vom dephischen Orakel als Halbgott bestätigt und von den<br />

Griechen mit <strong>dem</strong> Be<strong>in</strong>amen „Soter" (Heiland, Heilen<strong>der</strong>) ausgezeichnet. Als Attribut<br />

wurden ihm Schlange und Stab beigegeben.<br />

Durch die große Zahl <strong>der</strong> verschiedenen Heilstätten entstand e<strong>in</strong> gewisser Existenzkampf<br />

zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Heiligtümern. Die Wun<strong>der</strong>heilungen wurden deshalb<br />

<strong>auf</strong> Betreiben <strong>der</strong> Ärzte und Priester <strong>in</strong> Form von Votivgaben o<strong>der</strong> Stelen, wie <strong>in</strong> Epidauros,<br />

bekannt gemacht. Diese Ste<strong>in</strong>male wurden dabei so <strong>auf</strong>gestellt, daß die Pilger<br />

sie gut e<strong>in</strong>sehen konnten und ihre Hoffnung <strong>auf</strong> Heilung damit unterstützt wurde; zu<strong>dem</strong><br />

dienten die Stelen zur Verbreitung <strong>der</strong> Wun<strong>der</strong>berichte und damit zugleich zu<br />

Werbezwecken. Dieser Sachverhalt f<strong>in</strong>det sich bei christlichen Wallfahrten im Mittelalter<br />

und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Neuzeit wie<strong>der</strong>.<br />

Die Fallbeschreibung wurde kurz gefaßt und beschrieb im wesentlichen Ankunft, Inkubation<br />

(= Heilschlaf), Traumerlebnisse und Kommunikation mit <strong>dem</strong> Gott o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Schlange, die abschließende Heilung o<strong>der</strong> auch nur die Besserung.<br />

Die Votivgaben, die <strong>in</strong> Epidauros von den Pilgern dargebracht wurden, waren je nach<br />

Besitzstand <strong>der</strong> Pilger von unterschiedlichster Art. Das eigentliche Kulttier des Heiligtums<br />

war <strong>der</strong> Hahn, den sich auch <strong>der</strong> sterbende Sokrates (399 v. Chr.) von se<strong>in</strong>en<br />

Schülern als Opfer für Asklepios erbat. Aber auch Feldfrüchte, Gold, Silber, Edelste<strong>in</strong>e<br />

und an<strong>der</strong>e Stiftungen, Votivfiguren und Votivbil<strong>der</strong> wurden <strong>dem</strong> Heilgott als Dankesgaben<br />

dargebracht; „Was es auch se<strong>in</strong> mag, <strong>der</strong> Gott nimmt alles dankbar an." 4 Schon<br />

bei e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>gen Besserung brachten die Patienten <strong>dem</strong> Gott ihren Dank, und von<br />

weit kamen die Pilger her, um sich L<strong>in</strong><strong>der</strong>ung ihrer Krankheit im heiligen Bereich zu erbitten.<br />

Die bereits erwähnten Kalkste<strong>in</strong>säulen berichten <strong>in</strong> anschaulicher Weise von den Heilverfahren<br />

<strong>in</strong> Epidauros. Diese Stelen s<strong>in</strong>d mit den Mirakelzyklen <strong>der</strong> Wallfahrten zu<br />

vergleichen, die ebenfalls mit <strong>der</strong> Absicht errichtet wurden, für die heiligen Stätten zu<br />

werben. Folgen<strong>der</strong> Bericht ist dar<strong>auf</strong> unter an<strong>der</strong>em zu lesen: „Agestratos — Kopfschmerzen.<br />

Dieser litt an Schlaflosigkeit wegen e<strong>in</strong>es Kopfschmerzes. Als er im Alierheiligsten<br />

schlief, sah er e<strong>in</strong>en Traum. Es schien ihm, als ob <strong>der</strong> Gott se<strong>in</strong>en Kopfschmerz<br />

heile, ihn dann <strong>auf</strong>recht nackt h<strong>in</strong>stelle und ihm die Auslage im Pankration zeige.<br />

Als es Tag geworden, g<strong>in</strong>g er geheilt von dannen und trug bald dar<strong>auf</strong> am Feste <strong>der</strong><br />

Neeren e<strong>in</strong>en Sieg im Pankration davon." 5 Bei <strong>der</strong> Heilung wurde die Inkubation, <strong>der</strong><br />

Heilschlaf, e<strong>in</strong>gesetzt, <strong>der</strong> im Tempel des Asklepios als therapeutisches Mittel verwandt<br />

wurde. Die Patienten wurden e<strong>in</strong>geschläfert, während dieser Zeit wurden die Perationen<br />

und sonstigen Heilbehandlungen vorgenommen. Dies geschah wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

durch das Verbrennen narkotischer Substanzen, die den Kranken schmerzunempf<strong>in</strong>dlich<br />

und für mystische Handlungen beson<strong>der</strong>s empfänglich machen sollten. Der Gott<br />

sah es nicht gern, wenn man sich um das Honorar drücken wollte, welches man für die<br />

Bemühungen zahlen sollte. Auch die mittelalterlichen Wallfahrtsverwaltungen drohten<br />

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