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Zur Medizingeschichte der Votivtafeln in der Kirche auf dem ...

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Nicht nur <strong>in</strong> Griechenland lassen sich Votivgaben und Dankgeschenke an die Götter<br />

f<strong>in</strong>den. Auch <strong>in</strong> Italien f<strong>in</strong>den sich Beweise, die <strong>auf</strong> Votivbrauchtümer schließen lassen.<br />

E<strong>in</strong> ohrenkranker Mann aus Gallien wandte sich an e<strong>in</strong>en Heilgott, um von ihm L<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

se<strong>in</strong>er Leiden zu erlangen. Dabei opferte er e<strong>in</strong> hölzernes Votivohr, <strong>in</strong> das er <strong>in</strong><br />

eleganter Form folgenden Text e<strong>in</strong>gravieren ließ: „Der Gallier Cutius gelobte e<strong>in</strong>st<br />

diese Ohren Dir Phöbussproß und weihte sie jetzt, geheilt an ihnen." 9<br />

Später wurden Berichte bekannt, die sich <strong>der</strong> Bitte <strong>der</strong> Votation er<strong>in</strong>nern und dabei <strong>auf</strong><br />

größere Zentren des Glaubens und Heilens verweisen. Teodoret von Kyrrhos (gestorben<br />

vermutlich 458 n. Chr.) weiß von den heiligen Stätten Syriens folgendes zu berichten,<br />

dabei bezieht er sich nicht <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>e Wallfahrt, son<strong>der</strong>n ganz allgeme<strong>in</strong> <strong>auf</strong> <strong>Kirche</strong>n<br />

und Heiligtümer von Märtyrern: „Zu den Märtyrern kommen die Christen, <strong>in</strong><strong>dem</strong> sie<br />

sie anflehen, ihre Fürbitter zu se<strong>in</strong>. Daß sie aber erlangten, worum sie vertrauensvoll<br />

gebetet, das beweisen deutlich ihre Votivgeschenke, die die Heilung kundtun. Die e<strong>in</strong>en<br />

br<strong>in</strong>gen Bil<strong>der</strong> <strong>der</strong> Augen, an<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Füße, an<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Hände, die zuweilen aus<br />

Gold, zuweilen aus Holz gefertigt s<strong>in</strong>d ... Es offenbaren diese Gaben die Heilung<br />

von den Leiden, weswegen sie von den Gesundgewordenen gebracht wurden, und sie<br />

zeugen die Macht <strong>der</strong>er, die hier ruhen, und diese Macht erweist ihren Gott als den<br />

wahren Gott." 10<br />

Die weitere Entwicklung und vor allem das erneute Auftreten <strong>der</strong> Votivgaben wurde<br />

erst zu Ende des Mittelalters beson<strong>der</strong>s deutlich. In den Jahrhun<strong>der</strong>ten dazwischen lassen<br />

sich jedoch immer Votivgaben f<strong>in</strong>den. Es waren weniger die Bil<strong>der</strong>, wie sie <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Hochblüte des Wallfahrtswesens dargebracht wurden, vielmehr waren es dreidimensionale<br />

Darstellungen von Votivgaben, wie sie auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Antike üblich waren, mit denen<br />

man se<strong>in</strong>e Dankbarkeit Gott gegenüber kundtun wollte, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en aus schweren<br />

Schmerzen und Nöten befreit hatte.<br />

3. Die Entwicklung des Wallfahrtswesens<br />

Nicht alle<strong>in</strong> die christliche Religionsgeme<strong>in</strong>schaft trat das Erbe alter Traditionen an, <strong>in</strong><br />

an<strong>der</strong>en Religionen ist diese Form des Glaubens ebenso zu f<strong>in</strong>den. So pilgern die Gläubigen<br />

des Islam nach Mekka, um Pflichten ihres Glaubens zu erfüllen, die H<strong>in</strong>dus ziehen<br />

zum Ganges, um sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Fluten zu waschen, und die Juden pilgern nach Jerusalem<br />

u . Der Glaube zieht die Menschen zu ihren Heiligtümern, und es wird von<br />

hier auch immer wie<strong>der</strong> von wun<strong>der</strong>samen Ereignissen berichtet. Aber nicht nur Religionsgeme<strong>in</strong>schaften<br />

haben ihre Wallfahrten, auch die „atheistischen" kommunistischen<br />

Staaten besitzen ihre „Heiligtümer" <strong>in</strong> den Mausoleen <strong>der</strong> verstorbenen Staatsgrün<strong>der</strong>,<br />

wie Len<strong>in</strong>, Mao o<strong>der</strong> Tito, und zu diesen Orten ziehen Tausende und aber<br />

Tausende von Menschen, um ihre „Heiligen" zu verehren. Auch <strong>der</strong> Brauch des Darbr<strong>in</strong>gens<br />

von Votivgaben kann <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>e mehr als 3000jährige Geschichte zurückblicken,<br />

die wohl von <strong>der</strong> Geschichte des Wallfahrtswesens noch bei weitem übertroffen wird.<br />

Um die meisten <strong>der</strong> heute bekannten und alten Wallfahrtsorte haben sich alte Legenden,<br />

Geschichten o<strong>der</strong> uralte Bräuche gerankt. Die wirklichen Ursprungsverläufe <strong>der</strong><br />

Entstehung e<strong>in</strong>er Wallfahrt s<strong>in</strong>d meist nicht mehr <strong>auf</strong>zuhellen. Es ist vielmehr sehr <strong>in</strong>teressant,<br />

welchen Ursprung die Legenden <strong>der</strong> verschiedenen Wallfahrtsorte genommen<br />

haben. E<strong>in</strong> häufiger Grundstock von Wallfahrten ist die Legende <strong>der</strong> Unversehrtheit<br />

<strong>der</strong> jeweiligen Gnadenbil<strong>der</strong>.<br />

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