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Die Darstellung zeigt e<strong>in</strong>en Raum, <strong>in</strong> <strong>dem</strong> e<strong>in</strong> Himmelbett steht. An <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>seite ist e<strong>in</strong> Nachtkästchen zu sehen, <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> e<strong>in</strong> Teller und e<strong>in</strong>e Dose liegen. In diesem Bett liegt e<strong>in</strong> Mann, wohl <strong>der</strong> Votant, hoch <strong>auf</strong>gerichtet, durch drei Kissen unterstützt, die Hände zum Gebet gefaltet, e<strong>in</strong>en schwarzen Rosenkranz zwischen den F<strong>in</strong>gern. Im Raum bef<strong>in</strong>det sich ke<strong>in</strong> weiteres Möbelstück, es ist nur e<strong>in</strong>e Balkendecke und das Muster e<strong>in</strong>es Holzbodens zu erkennen. Die perspektivische Darstellung ist <strong>dem</strong> Maler dieses Bildes nicht gelungen. Über diese Szene schwebt die Gottesmutter, <strong>auf</strong> den Kranken deutend und <strong>auf</strong> das Jesusk<strong>in</strong>d blickend, das erhöht über Maria dargestellt ist. Vor allem die h<strong>in</strong>weisende Gebärde Mariens und ihre räumliche Stellung gegenüber Jesus, zu <strong>dem</strong> sie <strong>auf</strong>blickt, lassen hier den Versuch erkennen, die Votation im richtigen theologischen Licht ersche<strong>in</strong>en zu lassen. Es ist Jesus, <strong>der</strong> die Heilung des Votanten gewährt, <strong>auf</strong> den er durch die Fürsprache Mariens <strong>auf</strong>merksam gemacht wird. Vom Krankenzimmer werden die heiligen Personen durch e<strong>in</strong>en dunklen Wolkenr<strong>in</strong>g abgetrennt. Der himmlische Raum ist golden dargestellt. Diese Tafel ist deshalb so <strong>in</strong>teressant, weil <strong>der</strong> Patient se<strong>in</strong>e Heilung <strong>auf</strong> e<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis zurückführt, den er im Traum vom Himmel erhalten zu haben glaubt. Derartige H<strong>in</strong>weise <strong>auf</strong> e<strong>in</strong> himmlisches E<strong>in</strong>greifen lassen sich bis <strong>in</strong> die Antike zurückverfolgen, wie etwa bei Aeskulap <strong>in</strong> Epidauros 102 . Die Entwicklung, die zur selbstverständlichen Darstellung <strong>der</strong> Heiligen und <strong>der</strong>en manifesten E<strong>in</strong>greifens <strong>in</strong> irdische Angelegenheiten führte, vollzog sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er langen Zeitspanne etwa im 14. und 15. Jahrhun<strong>der</strong>t 103 . Direkte Traumheilungen, <strong>in</strong> denen <strong>der</strong> Heilige durch e<strong>in</strong>e Tat <strong>in</strong> das irdische Geschehen e<strong>in</strong>greift, f<strong>in</strong>den sich im christlichen Votivbrauchtum relativ selten, wenn doch, dann vor allem bei Unfällen. Viel häufiger s<strong>in</strong>d Zeichen und Anweisungen, die <strong>dem</strong> Kranken im Traum durch himmlische Mächte geoffenbart werden, wie es bei diesem Kranken auch <strong>der</strong> Fall gewesen ist. Sie führen häufig auch zur Heilung. Trotz dieser und ähnlicher Motive, wie sie sich öfter f<strong>in</strong>den lassen, konnte sich diese Darstellungsform, das Wun<strong>der</strong> bildlich zu manifestieren, nicht durchsetzen. Es gelang den kirchlichen Amtsträgern, <strong>auf</strong> die Vorstellungsweise des Volkes dah<strong>in</strong>gehend E<strong>in</strong>fluß zu nehmen, „so daß die gewissermaßen kanonische Gestaltung — <strong>der</strong> Heilige o<strong>der</strong> das Gnadenbild <strong>in</strong> hierarchischer Abgeschlossenheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Himmelslücke o<strong>der</strong> <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Wolke — allgeme<strong>in</strong> brauchtümlich Geltung erlangte" 104 . Die Darstellung, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>der</strong> Heilige aus <strong>dem</strong> Jenseits tatkräftig <strong>dem</strong> Kranken zur Seite steht, entstammt eigentlich nicht <strong>dem</strong> Votivbrauchtum, son<strong>der</strong>n <strong>dem</strong> spätmittelalterlichen Mirakelbild, das vor allem <strong>in</strong> Italien zu sehen ist. Die eigentliche Veranlassung, e<strong>in</strong> Votivbild zu stiften, war bei diesem Votanten die Ersche<strong>in</strong>ung Mariens im Traum, die von Jesus die Bestätigung <strong>der</strong> Heilung erhält. E<strong>in</strong>e genauere Angabe <strong>der</strong> Krankheit des Votanten Petre Turnner wird nicht gegeben. Vielmehr stellt <strong>der</strong> Maler den Votanten als krank dar, <strong>in</strong><strong>dem</strong> er ihn als bettlägerig ausweist. Neben <strong>dem</strong> Bett ist e<strong>in</strong> Schränkchen dargestellt, <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teller und e<strong>in</strong>e Schachtel liegen, wohl Pillendose und Eßteller, Zeichen <strong>der</strong> Krankheit. Der Kranke war daher wahrsche<strong>in</strong>lich so krank, daß er se<strong>in</strong> Lager hat nicht mehr verlassen können. Außer<strong>dem</strong> ersche<strong>in</strong>t se<strong>in</strong> Gesicht <strong>auf</strong> <strong>der</strong> Tafel ziemlich blaß und ausgezehrt, e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis, <strong>der</strong> wohl die Schwere <strong>der</strong> Krankheit andeuten soll. Über die eigentliche Ursache <strong>der</strong> Krankheit ist bei dieser Darstellungsform jedoch noch nichts gesagt. E<strong>in</strong>e spezifische Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Hautfarbe, wie sie bei bestimmten Symptomen wie Ikterus typisch s<strong>in</strong>d, f<strong>in</strong>det sich bei diesem Kranken nicht. E<strong>in</strong> gewisser E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Lebensverhält- 85