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Imi Knoebel, Habe und Ehre, 1985, Foto Franz Kimmel, © VG Bild-Kunst, Bonn<br />
kulttour 25<br />
Knoebel darin seine zwischen Bild und Skulptur, Bürgermöbel und Altarbild, Ordnung und Un<strong>or</strong>dnung changierenden Werke. Offen für neue Thesen wie<br />
die Erweiterung der Kunstbegriffes entwickelte er - unabhängig von Beuys, parallel zu den amerikanischen Vertretern der Minimal Art und gemeinsam mit<br />
seinen MitstudentInnen Imi Giese, Blinky Palermo und Katharina Sieverding - eine minimalistische bzw. konzeptuelle F<strong>or</strong>mensprache.<br />
In den 70er Jahren begleitete Heiner Friedrich in jährlichen Ausstellungen seiner Galerien in München und Köln Imi Knoebels Weg zur Farbe. Hier<br />
zeigte Knoebel 1977 erstmals seine geschnittenen, sich teils überlagernden freien Sperrholzf<strong>or</strong>men in „24 Farben – für Blinky“. Wie seine Messerschnitt-<br />
Collagen leiten sie jenen farbigen und expressiven Part des Œuvres ein, der 2011 für die Kathedrale von Reims entw<strong>or</strong>fenen Ch<strong>or</strong>kapellenfenster<br />
v<strong>or</strong>bildgebend werden sollte. 1978 erfolgte parallel dazu die<br />
Konzentration auf die Grundfarben Rot, Gelb und Blau in zunächst<br />
strenger Rechteckf<strong>or</strong>m. Auch begann Knoebel schon<br />
in den 70er Jahren Metall in seine Arbeiten einzubeziehen. Ab<br />
1991 mündete das in Bildwerke auf Aluminium wie die aktuellen<br />
Serien „Fishing“, „Ort“ und „Ich nicht“, letztere eine Antw<strong>or</strong>t<br />
auf Barnett Newmans Farbfeldbilder „Who‘s Afraid of Red, Yellow<br />
and Blue“, mit denen Newman 1969-70 dem streng konstruktivistischen<br />
Grundfarbenakk<strong>or</strong>d zu neuem Leben verholfen<br />
hatte.<br />
Auch diese späten Arbeiten zeigen Knoebel in seiner ganzen<br />
Freiheit zwischen Malerei und Plastik, Geometrie und Expression,<br />
Bildfläche und Farbraum, den Grundfarben und ihrer<br />
Nuancierung, der Perfektion monochromer Farbschichten und<br />
einem sichtbar gebliebenen Pinselduktus. Insbesondere das<br />
in der Farbwahl und Plastizität intendierte Spiel mit dem Licht<br />
macht die Serie „Fishing“ im wechselnden Tageslicht des Museums<br />
zu einem Ort lebendigster Kunstgegenwart.<br />
Von der internationalen Bedeutung und Anerkennung Imi<br />
Knoebels zeugen auch die von ihm entw<strong>or</strong>fenen und 2011 eingeweihten<br />
Glasfenster für die gotische Kathedrale Notre-Dame<br />
in Reims anlässlich des 800. Jahrestages der Krönungskathedrale.<br />
Sechs Fenster mit einer Gesamtfläche von 128 Quadratmetern<br />
hat Knoebel mit rotem, gelbem und blauem Bleiglas<br />
versehen. <strong>Das</strong>s ein deutscher Künstler an dem „Nationalheiligtum<br />
Frankreichs“, das 1914 von wilhelminischen Truppen<br />
bombardiert wurde, mitwirken darf ist nicht selbstverständlich.<br />
„Imi Knoebels Fenster für Reims zeigen, was nach Versöhnung<br />
schreit“, schreibt die FAZ. „Wissen um die Geschichte und um<br />
die Verantw<strong>or</strong>tung für die Geschichte, das ist wohl der erste,<br />
starke Eindruck, den Knoebels Werk herv<strong>or</strong>zurufen vermag“,<br />
trifft die FAZ in ihrem Feuilleton den Nagel auf den Kopf. Nun<br />
bringt sein Werk die Sonne Frankreichs zum Leuchten.<br />
Sommeröffnungszeiten DASMAXIMUM (bis 27. Oktober):<br />
Samstag und Sonntag 12.00 - 18.00 | www.dasmaximum.com<br />
Was ändert sich, wenn Bilder geschichtet werden oder wenn man<br />
ihnen die dritte Dimension gibt? Wie ist dann die Beziehung zum<br />
Bild, das altmodisch an der Wand hängt? Inwieweit ist die Rede<br />
von Ordnung, Schein oder eben nicht?<br />
Alexander van Grevenstein in<br />
Imi Knoebel | Ausstellungsinstallationen 1968-1988<br />
Foto oben: Imi Knoebel, Fishing Blue 1, 2008, Acryl / Aluminium<br />
Foto unten: Imi Knoebel, Fishing Yellow 1, 2008, Acryl / Aluminium<br />
Fotos Franz Kimmel, © VG Bild-Kunst, Bonn