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Interview Christiane Stute<br />
IM INTERVIEW: Dr. med Till Schrag, Facharzt für Pneumologie,<br />
Allergologie und Innere Medizin aus Bad Reichenhall<br />
POLLENALARM - LEIDENSZEIT FÜR ALLERGIKER<br />
Jedes Jahr im Frühling das gleiche Bild: Menschen mit triefender<br />
Nase, tränenden Augen und Reizhusten, trotz warmer Temperaturen<br />
und Sonnenschein. Die Heuschnupfen-Saison hat begonnen<br />
und für viele unter uns herrscht wieder akuter Pollenalarm! Allein<br />
in Deutschland sind mittlerweile bis zu 14 Millionen Menschen von<br />
einer Pollenallergie, dem Heuschnupfen betroffen, und die Tendenz<br />
ist weiter steigend. Meist handelt es sich dabei um eine allergische<br />
Reaktion auf Blütenpollen von Bäumen, Sträuchern und Gräsern.<br />
Die Ursache einer solchen Pollenallergie liegt in der Überempfindlichkeit<br />
des Immunsystems auf an sich harmlose Stoffe. Werden die<br />
Auslöser jedoch früh erkannt und behandelt, besteht die Chance<br />
auf ein Leben ohne gesundheitliche Einschränkungen.<br />
Was passiert eigentlich, wenn das Immunsystem überreagiert, welche<br />
Symptome treten auf und v<strong>or</strong> allem, welche Behandlungsmöglichkeiten<br />
bietet die moderne Medizin. Dr. med Till Schrag, Facharzt<br />
für Pneumologie und Allergologie, sowie Innere Medizin aus Bad<br />
Reichenhall, hat uns die Antw<strong>or</strong>ten gegeben.<br />
Herr Dr. Schrag, wie kommt es zu so einer Überreaktion des Immunsystems<br />
und was geschieht dabei in unserem Körper?<br />
Es handelt sich um eine Art Fehlprogrammierung der Abwehrzellen, die<br />
Eiweißbestandteile z.B. von Pflanzenpollen als potentielle Feinde betrachten<br />
und diese zunächst am „Angriffs<strong>or</strong>t“ Nase, Augen und Bronchialsystem<br />
abzuwehren versuchen. Vermutet wird, dass das Immunsystem<br />
sich in Ermangelung schwerwiegender Krankheiten wie z. B. der Pest im<br />
Mittelalter zunehmend „neue“ Aufgaben sucht…<br />
Welche sind die klassischen Symptome, einer Gräser- und Pollenallergie?<br />
Die klassischen Symptome sind: verstopfte oder laufende Nase, starkes<br />
Jucken und Zuschwellen der Augen, bei Befall der Bronchien auch Husten,<br />
Engegefühl in der Brust, Atemnot bis hin zum Asthmaanfall. Der<br />
„erfahrene“ Allergiker kann ein Lied hiervon singen.<br />
Welche diagnostischen Möglichkeiten gibt es heute, die allergischen<br />
Reaktionen eines Patienten genauer zu definieren?<br />
Standardverfahren ist der Hauttest, der allerdings nur eine immunolo-<br />
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gische Auseinandersetzung des Körpers mit dem Allergen belegt. Ob<br />
diese krank macht, muss anhand der Symptome im zeitlichen Zusammenhang<br />
mit der Allergenbelastung beurteilt werden. Ergänzend können<br />
Blutuntersuchungen oder Provokationstests z. B. an der Nasenschleimhaut<br />
durchgeführt werden.<br />
Wie kann man verhindern, dass sich die Erkrankung auf die unteren<br />
Atemwege ausbreitet, also ein so genannter „Etagenwechsel“ erfolgt?<br />
Die Ursachen für den unterschiedlichen Befall der Organe und den sog.<br />
„Etagenwechsel“ sind nicht vollständig geklärt. Offensichtlich „lernt“ der<br />
Körper, allergisch zu werden. Durch eine frühzeitige „Impfung“ des Körpers<br />
gegen relevante Allergene (bei Kindern meist die Hausstaubmilbe)<br />
kann eine Ausbreitung der Allergien verhindert werden. Die sog. Hyposensibilisierung<br />
kann aber auch im Erwachsenenalter noch eine erhebliche<br />
Linderung der Symptome bewirken.<br />
Nun gibt es heute eine Vielzahl an entzündungshemmenden Medikamenten,<br />
wie Nasensprays und Augentropfen und v<strong>or</strong> allem auch so<br />
genannte Antihistaminika, was können diese überhaupt bewirken, im<br />
Vergleich zu einer spezifischen Immuntherapie ?<br />
Diese Medikamente lindern die Symptome, in dem sie entweder die allergische<br />
Reaktion abschwächen (Antihistaminika) oder die allergische<br />
Entzündung unterdrücken (K<strong>or</strong>tisonpräparate). Sie verhindern die Immunreaktion<br />
selbst aber nicht. Viele Patienten berichten auch über eine<br />
Linderung der Beschwerden durch regelmäßige Nasenspülungen z. B.<br />
mit Sole – die Pollen werden aus der Nase einfach hinausgespült.<br />
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Was geschieht bei einer klassischen Hypo- oder Desensibilisierung<br />
und wie lange dauert in der Regel eine solche Behandlung ?<br />
Die Zufuhr eines Allergens durch Spritzen unter die Haut, Tropfen unter<br />
die Zunge oder eine Tablette führt zu einer Art „Impfung“: der Körper<br />
bildet Antikörper gegen die IgE-Antikörper, die die allergische Reaktion<br />
auslösen. Einzig hierdurch wird die Ursache der allergischen Reaktion<br />
bekämpft. Die Therapie dauert 3 bis 5 Jahre, in der Regel 1 Jahr über