Military Aviation Helicopter Civil Aviation General Aviation - Cockpit
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<strong>Civil</strong> <strong>Aviation</strong><br />
Im Imperial War Museum zu Duxford/Cambridgeshire<br />
wurde über<br />
viele Jahre eine Avro York aufwendig<br />
restauriert. Aus dem Lancaster-Bomber<br />
entstanden – und<br />
mit ihrem plumpen, kastenförmigen<br />
Rumpf keine Schönheit – ist<br />
die viermotorige Maschine dennoch<br />
wichtiger Teil der britischen<br />
Nachkriegsluftfahrt und wird folglich<br />
einen gebührenden Platz<br />
in der neuen AirSpace-Ausstellungshalle<br />
erhalten.<br />
Schon während der Kriegsjahre<br />
hatte der Avro-Aircraft-Designer<br />
Roy Chadwick die Idee, aus<br />
dem gute Flugeigenschaften<br />
und enorme Reichweite aufweisenden<br />
Lancaster-Bomber ein robustes Fracht-<br />
und Passagierfl ugzeug abzuleiten. Bereits<br />
fünf Monate nach Übergabe detaillierter<br />
Konstruktionspläne an die<br />
Entwicklungsabteilung in Chadderton<br />
machte der Prototyp LV 626 am 5. Juli<br />
1942 seinen Erstfl ug vom Werkfl ugplatz<br />
Manchester/Ringway aus. Aufgrund einer<br />
Abmachung mit den Amerikanern,<br />
wonach diese während der Kriegsjahre<br />
allein für die Entwicklung von Transportfl<br />
ugzeugen zuständig sein sollten,<br />
wurde dem Hersteller zunächst nicht<br />
erlaubt, Arbeitskräfte und Material für<br />
weitere Maschinen abzuzweigen. Vorrang<br />
hatte die kriegswichtige, vielleicht<br />
sogar kriegsentscheidende Produktion<br />
des Lancaster-Bombers, von dem – auch<br />
mit Hilfe von Subunternehmen – 7374<br />
Stück die Werkshallen verliessen.<br />
Die Flugerprobung der York verlief indes<br />
derart erfolgreich, dass die Verantwortlichen<br />
des britischen Luftfahrtministeriums<br />
mit Avro einen Vertrag über drei<br />
weitere Prototypen abschloss und daran<br />
anknüpfend die Produktion einer begrenzten<br />
Anzahl von York C Mark 1 für<br />
die Royal Air Force in Aussicht stellte.<br />
Handelte es sich bei dem ersten Prototyp<br />
um eine Frachtmaschine ohne Innenausstattung,<br />
war der zweite als Passagierversion<br />
mit kompletter Bestuhlung<br />
ausgeführt. Der dritte Prototyp hatte<br />
quadratische, statt der sonst vorgesehenen<br />
kreisrunden Fenster und wurde<br />
vom britischen Premier Winston Churchill<br />
lange Zeit unter der Bezeichnung<br />
LV 633 Ascalon als «Fliegender Konferenzraum»<br />
benutzt. Die vierte York<br />
diente der Erprobung von Fallschirmabsprüngen<br />
über Luken im Kabinenboden<br />
– dieses Verfahren bewährte sich jedoch<br />
22<br />
2/2010<br />
Vom Bomber zum Airliner<br />
Avro 685 York<br />
nicht. 1946 wurde die Regierungsmaschine<br />
durch die MW 295 Ascalon II ersetzt,<br />
welche noch 1957 auf Staatsvisite<br />
in Neuseeland weilte und als dienstälteste,<br />
von der RAF betriebene York galt.<br />
Designmerkmale<br />
Der erste Prototyp war – wie die Lancaster<br />
– noch mit einem Zweifachleitwerk<br />
ausgestattet. Ab der zweiten Maschine<br />
erhielt die York über dem Rumpfende<br />
eine dritte Flosse – dies aufgrund des<br />
massiven Fracht- und Passagierraums,<br />
der besonders bei Seitenwind die Richtungsstabilität<br />
stark beeinfl usste. Das<br />
Flugzeug war als Hochdecker ausgelegt<br />
und wurde der Lancaster entsprechend<br />
von vier leistungsstarken und zuverlässigen<br />
Rolls Royce Merlin Motoren<br />
angetrieben. Interessant war der nach<br />
unten gewölbte Rumpfverlauf der Maschine.<br />
Auch die lange Fensterreihe und<br />
sogar der Kabinenboden folgte diesem<br />
Schwung, so dass bei Benutzung des<br />
Ganges immer etwas Neigung oder Steigung<br />
zu überwinden war. Nur eine ein-<br />
zige, in Kanada hergestellte York hatte<br />
eine ebene Kabine mit entsprechend angeordneten<br />
Fenstern.<br />
Wurden im Jahre 1943 nur drei Maschinen<br />
hergestellt, steigerte sich dies<br />
1944 auf drei pro Monat. Nach Kriegsende<br />
konnte die Produktionsrate erheblich<br />
erhöht werden. Bis April 1948 wurden<br />
insgesamt 257 Exemplare (andere<br />
Ascalon Anekdote<br />
Ausgerechnet bei der York-Staatsmaschine für Winston Churchill gab es ein kleines technisches<br />
Problem. Hatte sich der Premier die Hände gewaschen und den Stöpsel des Beckens gezogen, lief<br />
das Wasser zunächst ab. Aber statt über einen Stutzen an der Aussenhaut des Flugzeuges gänzlich<br />
entsorgt zu werden, kam es als munter sprühende Fontäne ins Badezimmer zurück.<br />
Das «Aeroplane and Arnament Experimental Establishment» verwendete seine ganze Erfahrung<br />
auf die Lösung des Problems. Nach längeren Überlegungen schnitt man schliesslich das Ende des<br />
Ablaufrohres in einem Winkel von 45 Grad ab, wodurch ein Unterdruck entstand, der das Wasser<br />
ins Freie saugte. High Tech in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts! BK<br />
Foto: Bert Keim<br />
Beide Fotos: Sammlung Keith Hiscock