Military Aviation Helicopter Civil Aviation General Aviation - Cockpit
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<strong>General</strong> <strong>Aviation</strong><br />
Ganz oben: Original und Nachbau. So<br />
entsteht zurzeit in der legendären Holzwerkstatt<br />
Reinickendorf (ehem. ARGUS<br />
Motorenwerk) wieder eine Pfalz D.VIII<br />
von 1918. Zwei ständige Mitarbeiter und<br />
einige Volontäre sind damit für mindestens<br />
ein Jahr beschäftigt.<br />
Oben: Das älteste Flugzeug im Neubau<br />
in der Trebbiner Strasse ist zugleich leider<br />
das einzige Original der alten Sammlung<br />
aus Krakau. Die «Stahltaube» von<br />
Jeannin vom Beginn des Ersten Weltkriegs<br />
basiert auf dem österreichischen<br />
Entwurf von Igo Ettrich, verbessert durch<br />
einen Metallrahmen.<br />
Rechts unten: Resultat erster internationaler<br />
Restaurierungsschritte: Ein Halberstadt<br />
CL.IV Schlacht- und Erdkampffl ugzeug<br />
von 1918, im neuen Smithsonian<br />
(NASM) beim Dulles-Flughafen in<br />
Washington DC.<br />
die Sammlung aufgeteilt und eingelagert<br />
wurde. Das klang dann etwa so: in<br />
die Ziegelei «Sowieso» fünf Flugzeuge,<br />
in die Seilerei «Sowieso» drei.<br />
Das liegt ja heute in Polen?<br />
Genau. Wir haben in Polen in den Achtzigerjahren<br />
Recherchen gemacht und<br />
in ein paar Fällen konnten wir wirlich<br />
nachvollziehen, was wohin gekommen<br />
war. Aber es ist schwierig – vergessen<br />
wir nicht, dass in Pommern ein völliger<br />
Bevölkerungsaustausch vonstatten ging.<br />
Die Deutschen mussten Polen verlassen<br />
und aus dem Osten kamen polnische<br />
Ansiedler herein. Man fi ndet in diesen<br />
Ortschaften kaum Leute die wissen, was<br />
1943/44 geschah.<br />
40<br />
2/2010<br />
Stellten Sie fest, dass die<br />
Flugzeuge zerstört wurden?<br />
Leider, überwiegend. Im<br />
Februar/März 1945 tobten<br />
dort heftigste Kämpfe<br />
zwischen der vordringenden<br />
russischen Armee<br />
und der Wehrmacht.<br />
Am Ende war meist alles<br />
in Schutt und Asche oder<br />
wenn man die Flugzeuge<br />
fand, wurde eine Benzinfl asche reingeworfen,<br />
da es sich ja um feindliche Maschinen<br />
handelte.<br />
Foto: Georg Mader<br />
Was blieb übrig? Und was geschah damit?<br />
Man muss den Polen generell zubilligen,<br />
dass sie die verbliebenen Flugzeuge und<br />
Teile nicht im wörtlichen Sinne verheizt<br />
haben, sondern sie aufhoben. Ganze 24<br />
Flugzeuge überstanden so den Krieg.<br />
Diese wurden sogar notdürftig repariert,<br />
man brachte sie zum Beispiel zur<br />
technischen Hochschule nach Breslau.<br />
Später, ab den Sechzigerjahren, kamen<br />
sie ins polnische Luftfahrtmuseum nach<br />
Krakau. Mit Hilfe von polnischen Freunden<br />
und Mittelsmännern – die Objekte<br />
waren ja in Depots und nicht zugänglich<br />
– konnten wir die Typen identifi zieren.<br />
Ich habe 1986 ein Buch dazu herausgegeben,<br />
«Phönix aus der Asche». In der<br />
Folge konnten wir mit den Polen auch<br />
offi zielle Kontakte pfl egen.<br />
Hat das Buch etwas bewirkt?<br />
(Lacht): Höchstens indirekt. Der Direktor<br />
hier im Berliner Museum meinte zu mir,<br />
wenn ich schon für «uns» Flugzeuge suchen<br />
würde, dann könne ich doch auch<br />
eine Anstellung im Museum annehmen<br />
und Leiter der Abteilung Luftfahrt werden.<br />
Aber was sollte ich in Berlin? Die<br />
Stadt war damals «alliierte Stadt»; mit<br />
deutschen Militärfl ugzeugen war dort<br />
schon gar nichts zu machen. Ich sagte<br />
mir, falls sich beim Thema Polen etwas<br />
bewegen würde, dann wäre ich bereit<br />
dazu. Zu meinem Erstaunen war schon<br />
drei Monate später ein Vertrag mit Po-<br />
Collage: Georg Mader<br />
len unterschriftsreif, und so habe ich im<br />
heutigen DTMB unterschrieben. Zuerst<br />
kamen zwei Flugzeuge hierher, begleitet<br />
von zwei polnischen Restauratoren.<br />
Wir haben die beiden Flugzeuge restauriert;<br />
das waren die so genannte Jeannin-<br />
«Stahltaube» von 1914 (Anmerkung: mit<br />
Metallrahmen, ältestes Motorfl ugzeug<br />
des DTMB) und ein Albatross. Letzterer<br />
steht heute wieder im Museum Krakau.<br />
Wie haben sich die Umbrüche in Osteuropa<br />
nach 1989 auf das Kernprojekt in<br />
Polen ausgewirkt?<br />
Dramatisch. Im Rahmen der Veränderungen<br />
in Osteuropa mussten ja die bisherigen<br />
Regierungen ihren Platz räumen,<br />
ebenso verlor Berlin den Status als<br />
«alliierte Stadt». Die Polen wussten nicht<br />
mehr, wie alles weitergehen würde und<br />
stoppten alle weiteren Pläne. Eigentlich<br />
– so hatten wirs unterschrieben – hätten<br />
alle 24 Flugzeuge restauriert werden<br />
sollen. Aber dann kamen neue Minister<br />
und viel «Hin und Her» und so ist<br />
dieses Projekt ins Stocken geraten. Seitdem<br />
bewegt sich eigentlich auch fast gar<br />
nichts mehr…<br />
Das neue «gemeinsame Europa» hat also<br />
nichts geholfen in der Sache?<br />
Wenig. Die Rechtsposition der Polen akzeptiert<br />
die Güter zwar als deutsches Kulturgut,<br />
aber der Staat betrachtet sie als<br />
ihr Eigentum. Der Kommunismus hat den<br />
Eigentumsbegriff ganz anders gesehen,<br />
mehr geografi sch. Hilfreich wäre, wenn<br />
man in Polen die Europä ische Kulturgüter-Charta<br />
unterschreiben würde, wie das<br />
viele westeuropäische Länder taten. Wir<br />
kriegen zum Beispiel aus Frankreich laufend<br />
Sachen zurück, welche 1945 nach<br />
Frankreich verbracht wurden, so etwa<br />
Teile für das Zeppelin-Luftschiffmuseum<br />
am Bodensee. Als in Friedrichshafen was<br />
fehlte, fand man in einem Depot in Frankreich<br />
ein paar Kisten mit dem Namen von<br />
Graf Zeppelin darauf. Diese wurden sofort<br />
retourniert, eben im Sinne der Kulturgüter-Charta.<br />
Interview: Georg Mader<br />
(Fortsetzung in der März-Ausgabe)<br />
Foto: Georg Mader