WIR SIND PROFIFAMILIE - Kinder- und Jugendhilfe Backhaus
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Die GfS-Bremen besteht mit dem Pädagogischen<br />
Zentrum Bremen in der vorderen Neustadt seit September<br />
2000. 27 <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche leben in<br />
Bremen <strong>und</strong> im Bremer Umland in Profifamilien ® .<br />
Die Begleitung <strong>und</strong> Fachberatung der Profifamilien ®<br />
GfS Bremen<br />
erfolgen durch die Erziehungsleitungen Helga Ache,<br />
Ute Pügner-Selke <strong>und</strong> Christian Struck.<br />
Neben dem Pädagogisches Zentrum in Bremen gibt<br />
es neu in diesem Jahr <strong>Backhaus</strong> Vollersode im<br />
Landkreis Osterholz-Scharmbeck bei Bremen. Hier<br />
befinden sich eine Heimgruppe <strong>und</strong> ein Pädagogisches<br />
Zentrum unter einem Dach. In die Heimgruppe<br />
integriert sind zwei Krisenplätze für <strong>Kinder</strong> aus<br />
Profifamilien ® .<br />
Helga Ache, Ute Pügner-Selke <strong>und</strong> Christian Struck<br />
Ein Blick zurück auf das Leben in der Profifamilie ®<br />
Zwei junge Menschen, ehemals GfS Bremen, berichten<br />
10 Jahre Profifamilien ® in Bremen - das ist eine<br />
recht lange Zeit, um Erfahrungen zu sammeln. Und<br />
auch schon lang genug, dass die ersten <strong>Kinder</strong>, die<br />
in einer Erziehungsstelle gelebt haben <strong>und</strong> inzwischen<br />
volljährig sind, ihre Profifamilien ® verlassen<br />
<strong>und</strong> ein eigenständiges Leben angefangen haben.<br />
Nicht alle <strong>Kinder</strong>, die wir in den Profifamilien ® betreuen,<br />
bleiben bis zur Volljährigkeit. Manche Jugendliche<br />
haben in der Pubertät solche heftigen<br />
Konflikte, dass diese in einer Familie nicht mehr<br />
aufzufangen sind. Vor allem Übertragungen, die sich<br />
nicht auflösen lassen, sind oft ein großes Problem.<br />
Wenn die ganze Wut, die sich über Jahre gegen die<br />
leiblichen Eltern angestaut hat, in der Pubertät plötzlich<br />
ausbricht, wird sie oft nicht gegen die leiblichen<br />
Eltern gerichtet. Hier ist die Gefahr für die Jugendlichen<br />
zu groß, die Eltern endgültig zu verlieren, wenn<br />
man gegen sie agiert. Also wird die Wut gegen die<br />
Profieltern gerichtet, die in den Fällen, in denen die<br />
Wut in offene Gewalt übergeht, überfordert sind. Vor<br />
allem, wenn noch weitere <strong>Kinder</strong> in der Familie leben,<br />
ist diese Situation nicht zu tragen.<br />
Im Folgenden soll es um diejenigen jungen Menschen<br />
gehen, die ihre meist schwierige Pubertät in<br />
der Profifamilie ® durchlebt haben <strong>und</strong> nach Beendigung<br />
der Schulzeit, i.d.R. mit 18 Jahren, ausgezogen<br />
sind. Für die Profieltern ist dieses meist eine<br />
sehr ambivalente Sache. Einerseits spüren sie, dass<br />
sie dem jungen Menschen nun nicht mehr das geben<br />
können, was er braucht, andererseits sind sie<br />
sehr in Sorge, ob „ihr“ Kind das Leben allein schon<br />
Melanie<br />
„…2007 war ein schweres Jahr. Ich war insgesamt<br />
7,5 Monate in der Klinik; das heißt ich war mehr in<br />
der Klinik als zu Hause (in der Profifamilie ®). Das<br />
fing an mit der Gerichtsverhandlung. Kurz davor<br />
hatte ich meinen ersten Suizidversuch gemacht. In<br />
bewältigen kann. Die Sorge ist meist groß, dass der<br />
junge Mensch, der seine Entwicklungsverzögerung<br />
noch nicht ganz aufgeholt hat, der trotz Therapie<br />
<strong>und</strong> Elternarbeit nicht immer seine schwierige Geschichte<br />
bis zur Volljährigkeit aufarbeiten konnte,<br />
noch nicht stark genug ist, die Krisen, die das Leben<br />
bereit hält, zu meistern. Umso größer ist die Erleichterung,<br />
wenn sie, wie bisher in allen Fällen geschehen,<br />
den jungen Menschen in eine Einrichtung abgeben<br />
konnten, wo er in einem noch immer geschützten<br />
Raum seine Ausbildung machen <strong>und</strong> noch<br />
nachreifen konnte, ohne schon voll allein für sich<br />
verantwortlich zu sein.<br />
Wir haben zwei junge Menschen, Melanie <strong>und</strong> Erhard,<br />
nach ihrem Blick zurück auf das Leben in der<br />
Profifamilie ® gefragt. Wir fragten die Beiden nach<br />
ihrer Erinnerung an die Zeit in der Profifamilie ® , was<br />
sie dort gelernt haben <strong>und</strong> welche Bedeutung die<br />
Familie heute noch für sie hat. Ihr Erzähltes geben<br />
wir nahezu im Wortlaut weiter.<br />
Melanie, jetzt 22 Jahre alt, hat 6 Jahre, im Alter zwischen<br />
14 <strong>und</strong> 19, in einer Profifamilie ® gelebt. Sie<br />
öffnete bald nach dem Einzug in der Profifamilie ®<br />
ihre traumatischen Gewalterfahrungen in der Herkunftsfamilie<br />
<strong>und</strong> zeigte den Vater, der alles abstritt,<br />
schließlich an. Bis heute „krankt“ Melanie daran <strong>und</strong><br />
lebt in einer Einrichtung für junge Menschen.<br />
Erhard, heute 19 Jahre alt, war 10, als er in seine<br />
Profifamilie ® kam <strong>und</strong> zog nach seinem Schulabschluss<br />
mit 17 in eine Wohngruppe in Meppen, um<br />
seine Ausbildung in der GfS Meppen zu machen.<br />
der Klinik haben sie dann eine Borderline-Diagnose<br />
gestellt. Ohne Ines (die Profimutter) wäre ich untergegangen.<br />
Wenn sie mich nicht unterstützt hätte<br />
<strong>und</strong> für mich da gewesen wäre, hätte ich das nicht<br />
durchgestanden. Ines ist immer in die Klinik gekommen,<br />
obwohl es ihr nicht leicht fiel. Anfangs<br />
Ausgabe 80 13 KiM ®