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WIR SIND PROFIFAMILIE - Kinder- und Jugendhilfe Backhaus

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primär der Entlastung der Profifamilie ® <strong>und</strong> wird im<br />

Rahmen der Vorbereitung ausführlich verdeutlicht.<br />

Zusätzlich bereiten wir darauf vor, wie sich der Alltag<br />

im Zusammenleben mit einem aufgenommenen Kind<br />

gestalten kann: da gibt es unterschiedliche Phasen,<br />

die das Kind durchlaufen wird, wenn es eine Bindung<br />

mit den Profieltern eingehen möchte. Da setzt das<br />

aufgenommene Kind all die Verhaltensmuster wieder<br />

ein, die ihm in seinem Herkunftssystem das Überleben<br />

gesichert haben. Oder es wiederholt erlebte seelische<br />

Verletzungen, indem es seine negativen Erfahrungen<br />

auf die Profifamilie ® projiziert.<br />

Hier gilt es, dem Kind neue Erfahrungen anzubieten<br />

<strong>und</strong> positive Verhaltensweisen zu entwickeln, die<br />

bald seine alten Verhaltensmuster überflüssig machen<br />

könnten. Auch gehört dazu, dass Profieltern<br />

bereit sind, sich bewusst als Reibungsfläche anzubieten,<br />

indem sie Präsenz zeigen, Zeit haben <strong>und</strong><br />

Konflikte aushalten. Immer wieder stehen sie vor der<br />

Herausforderung, die Signale des Kindes richtig zu<br />

interpretieren <strong>und</strong> empathisch zu reagieren. In der<br />

Vorbereitungszeit werden deshalb eigene Stärken<br />

<strong>und</strong> Ressourcen neu entdeckt, unter anderem durch<br />

die individuelle Auseinandersetzung mit der eigenen<br />

Biographie. Auch können die Profieltern auf die beratende<br />

Unterstützung der Erziehungsleiter <strong>und</strong><br />

eines eng vertrauten Kollegenkreises (regelmäßige<br />

Erziehungskonferenzen) zählen.<br />

Voraussetzung für die Arbeit als Profifamilie ® ist<br />

jedoch zunächst eine Ausbildung entsprechend dem<br />

Fachkräftegebot des jeweiligen Landesamtes: zum<br />

Erzieher oder Sozialpädagogen, in einigen B<strong>und</strong>esländern<br />

auch zum Heilpädagogen, Heilerziehungspfleger,<br />

Diplom-Pädagogen. Hinzu kommt unbedingt<br />

eine positive Gr<strong>und</strong>haltung zum Leben sowie Kraft<br />

<strong>und</strong> Leidenschaft im Alltag. Auch auf die positive<br />

Zusammenarbeit mit den leiblichen Eltern des Kindes<br />

<strong>und</strong> seinem ganzen Herkunftssystem (z.B. in<br />

Form von Besuchskontakten in angemessenen zeitlichen<br />

Abständen) werden die Teilnehmer während<br />

der Vorbereitungszeit eingestimmt, damit später der<br />

Kontakt zur Ursprungsfamilie entsprechend dem<br />

Kindeswohl gepflegt werden kann.<br />

Auch die rechtliche Situation einer Profifamilie ® ist<br />

ein spannender Teil der Vorbereitung: einerseits<br />

Bindung anzubieten wie eine Pflegefamilie <strong>und</strong> von<br />

daher nicht wie eine Wohngruppe oder eine Heimgruppe<br />

mit den <strong>Kinder</strong>n lebend, andererseits aber<br />

dennoch als Elternteil angestellt zu sein <strong>und</strong> für den<br />

professionellen Part der Tätigkeit „entlohnt“ zu werden.<br />

Es wäre müßig, die Arbeit, die tatsächlich mit<br />

der Aufnahme eines Kindes in das eigene familiäre<br />

System verb<strong>und</strong>en ist, ausreichend finanziell zu<br />

vergüten. Ein Gehalt erhält der angestellte Profielternteil<br />

dennoch, damit er nicht noch außerhalb der<br />

Familie eine volle Stelle suchen muss, sich aber<br />

eine Halbtagsstelle durchaus suchen darf.<br />

Ein Kind in seiner Lebensgemeinschaft zu beheimaten,<br />

bedeutet heutzutage eine mutige <strong>und</strong> spannende<br />

Herausforderung, auf die sich jeder Interessierte<br />

intensiv vorbereiten sollte.<br />

Und sich dieser Herausforderung<br />

trotz anfänglicher Unsicherheiten<br />

zu stellen - darin liegt zugleich<br />

eine große Bereicherung.<br />

Christa Lüken<br />

Erziehungsleitung<br />

GfS Emsland-Lingen<br />

Wie gestaltet sich der Weg zum Kind<br />

Ein spannender Prozess beginnt, wenn die Erziehungsleitung<br />

nach guter Prüfung der potenziellen<br />

Profifamilie ® das Kind vorstellt, Informationen gibt,<br />

u.a. über seine Stärken <strong>und</strong> Schwächen, seine Vorgeschichte<br />

<strong>und</strong> das, was das Kind benötigt, Informationen,<br />

die der zuständige Kollege im Jugendamt<br />

gab, die aus vorliegenden Gutachten stammen können<br />

etc.<br />

Nach gründlicher Auseinandersetzung hiermit entscheidet<br />

sich die Profifamilie ® vielleicht dazu, mehr<br />

über das Kind zu erfahren.<br />

Erste Gespräche mit allen Beteiligten, die das Kind<br />

kennen, helfen bei der weiteren Entscheidungsfindung.<br />

Sind sowohl die Mitarbeiter des Jugendamtes als<br />

auch die Profifamilie ® mit der Erziehungsleitung<br />

Anbahnung<br />

davon überzeugt, dass das vorgestelltes Kind gut in<br />

diese Profifamilie ® passt <strong>und</strong> hier eine Zukunft finden<br />

könnte, findet der nächste Schritt im Anbahnungsprozess<br />

statt.<br />

Ein anonymer Sichtkontakt - möglichst unter Bedingungen,<br />

unter denen sich das Kind sicher <strong>und</strong> wohl<br />

fühlt - wird gemeinsam organisiert. Hierbei wird<br />

deutlich, ob der „Funke“, der bei der Auseinandersetzung<br />

mit den Informationen häufig schon von der<br />

Erziehungsleitung gespürt werden kann, auch überspringt,<br />

ob „die Chemie“ stimmt. Dies ist unverzichtbar,<br />

leben doch zukünftig Profifamilie ® <strong>und</strong> anvertrautes<br />

Kind sehr nah miteinander.<br />

Gefühle am Anfang dieses Prozesses müssen sehr<br />

intensiv wahr- <strong>und</strong> ernstgenommen werden. Kann<br />

sich eine Profifamilie ® ein zukünftiges Leben mit<br />

Ausgabe 80 17 KiM ®

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