Das Karlshospital in Kassel - Christian Presche
Das Karlshospital in Kassel - Christian Presche
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5.) Brand und Wiederaufbau 1889<br />
Am 8. März 1889 zerstörte die Brandstiftung e<strong>in</strong>es Insassen das Dach; zwei Gefangene kamen<br />
ums Leben, 140 wurden gerettet und nach Wehlheiden und Ziegenha<strong>in</strong> überführt 89 .<br />
Beim Wiederaufbau oder <strong>in</strong> der Folgezeit (vor 1909) erfolgten erneut Veränderungen:<br />
- Auf dem alten Packhofgelände ersetzte 1892 e<strong>in</strong> neues Arbeitshaus den bisherigen<br />
Arbeitssaal im Mansardgeschoß. Außerdem wurde bei weiteren Umbauten der Mittelteil<br />
des Packhofgebäudes abgebrochen; der südliche Teil wurde zum Beamtenwohnhaus umgebaut,<br />
der nördliche zum Verwaltungs- und Magaz<strong>in</strong>gebäude; <strong>in</strong> der Lücke entstand e<strong>in</strong><br />
Stall. Der Hof neben dem Altbau diente als Gefängnishof, die angrenzende flußseitige<br />
Fläche als Garten des Vorstehers 90 .<br />
Lageplan des Zuchthauses 1909: a = altes Hauptgebäude, b-f und h = ehem. Packhof;<br />
das Arbeitsgebäude (b) wurde erst nach 1889 errichtet.<br />
(aus: KROHNE / UBER, Blatt 15)<br />
89 Nach e<strong>in</strong>em Augenzeugenbericht, der zeitweise auf der Internetseite der <strong>Kassel</strong>er Berufsfeuerwehr veröffentlicht<br />
war; vgl. a. LUDEWIG, Damals, S. 15f. Brandstifter war der 23jährige Krüger, gen. der Silberdieb, der zu<br />
e<strong>in</strong>er 12jährigen Zuchthausstrafe verurteilt war (Quelle: Feuerwehr), von der er bereits 10 oder 11 Jahre verbüßt<br />
hatte (LUDEWIG). In e<strong>in</strong>em Wutanfall hatte er im Arbeitssaal e<strong>in</strong>e Petroleumlampe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Kiste mit Hobelspänen<br />
geworfen (L, F), konnte von anderen Häftl<strong>in</strong>gen aber überwältigt werden (F); das Feuer verbreitete sich allerd<strong>in</strong>gs<br />
über den ganzen Dachstuhl, und gegen 1 Uhr (F) bzw. vor 2 Uhr (L) mittags gab der Türmer der Mart<strong>in</strong>skirche<br />
Feueralarm. <strong>Das</strong> Gebiet war bis zum Altmarkt von Soldaten und Polizei abgeriegelt (L); die Gefangenen<br />
wurden von Infanterie, Artillerie und Husaren abgeführt (F, L) und hatten wegen der großen Kälte notdürftig<br />
Bettücher umgeschlagen (F). <strong>Das</strong> Feuer, das auf die dichte Nachbarbebauung überzugreifen drohte, wurde von<br />
den umliegenden Häusern und über Steigleitern bekämpft. Bildhauer Brandt, der als Feuerwehrhauptmann im<br />
E<strong>in</strong>satz war, hörte Klopfzeichen, brachte unter E<strong>in</strong>satz se<strong>in</strong>es Lebens e<strong>in</strong>e Wand zum E<strong>in</strong>sturz und rettete vier<br />
Häftl<strong>in</strong>ge, die vom Feuer e<strong>in</strong>geschlossen waren; kurz darauf brach der Dachstuhl zusammen (F). Zwei Gefangene<br />
kamen bei dem Brand ums Leben (L, F). Die Feuerwehr stellte noch tagelang e<strong>in</strong>e Brandwache (F). Die<br />
Feuerwehrleute Wilhelm Feyll und Hunste<strong>in</strong> wurden für ihren E<strong>in</strong>satz bei der Rettung der Sträfl<strong>in</strong>ge von der<br />
Regierung mit e<strong>in</strong>em Geldbetrag ausgezeichnet, den sie der Armenkasse stifteten (SCHAEFER, Feuerwehr, S. 46).<br />
90 HOLTMEYER, Cassel-Stadt, S. 428, S. 577; vgl. den Lageplan bei KROHNE / UBER von 1909 (Blatt 15, s.u.).<br />
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