Das Karlshospital in Kassel - Christian Presche
Das Karlshospital in Kassel - Christian Presche
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wodurch zugleich die Nachträglichkeit der Baumaßnahme ablesbar wäre. Auch e<strong>in</strong>e Ausbildung<br />
als Loggien auf der Flußseite wäre denkbar. – <strong>Das</strong> hohe Mansarddach ist auch für e<strong>in</strong>e<br />
Zweigeschossigkeit geeignet, u.U. mit versetzten Ebenen; bei möglichen Dachflächenfenstern<br />
(oberhalb des Mansardgeschosses) ist für die Gestaltung ebenfalls die Gesamtwirkung<br />
zu berücksichtigen.<br />
E<strong>in</strong> Problem stellen die nachträglichen Fenstere<strong>in</strong>brüche dar: Auf der Flußseite respektieren<br />
sie immerh<strong>in</strong> noch die Axialität und bee<strong>in</strong>trächtigen nicht die Fernwirkung – welche hier <strong>in</strong><br />
erster L<strong>in</strong>ie wichtig ist. Wenn aus Kosten- und Nutzungsgründen nicht auf die gekoppelten<br />
Fenster verzichtet werden soll, sollten sie zum<strong>in</strong>dest durch Verzicht auf den sonst obligatorischen<br />
Anstrich der Gewände als nachträgliche Maßnahme erkennbar gemacht werden.<br />
Auf der Stadtseite wäre m<strong>in</strong>destens im Erdgeschoß e<strong>in</strong>e vollständige Wiederherstellung des<br />
alten Rhythmus anzustreben, was durch e<strong>in</strong>fache Vermauerung der zusätzlichen Öffnungen<br />
leichter zu erreichen ist als auf der Flußseite. Wünschenswert wäre dies auf jeden Fall auch<br />
im Obergeschoß, und nur gewichtige Nutzungsaspekte sollten dagegen geltend gemacht<br />
werden können. Bei e<strong>in</strong>er Wiederherstellung des Zwerchhauses sollten im Obergeschoß aber<br />
zum<strong>in</strong>dest die beiden Fenster neben der Mittelachse zur Disposition gestellt werden, außerdem<br />
das zusätzliche Fenster <strong>in</strong> der rechten Gebäudehälfte. – Zu berücksichtigen ist, daß die<br />
zusätzlichen Fenster 1927/28 wohl hauptsächlich wegen e<strong>in</strong>er neuen, kle<strong>in</strong>teiligeren Innenaufteilung<br />
erforderlich geworden waren, um ke<strong>in</strong>e fensterlosen Räume entstehen zu lassen.<br />
Da bei e<strong>in</strong>em künftigen Ausbau aber die ursprünglichen großen Hallen grundsätzlich beibehalten<br />
werden sollten, entfällt dieser Nutzungszwang.<br />
Angemerkt sei auch, daß sich e<strong>in</strong>e zu starke Durchfensterung von Ost- und Westseiten häufig sogar als<br />
nachteilig erweist; Blendwirkungen und starke Aufheizung durch die Wärmeenergie der Sonnene<strong>in</strong>strahlung<br />
müssen meist durch Sonnenschutz oder sogar Klimatisierung wieder aufgefangen werden, was<br />
mit der Klimaerwärmung und dem wachsenden Zwang zur Energiee<strong>in</strong>sparung e<strong>in</strong> zunehmendes Problem<br />
darstellen wird. Gerade vor diesem H<strong>in</strong>tergrund sollte hier langfristig gedacht werden. - Dies betrifft nicht<br />
nur die beiden Massivgeschosse, sondern auch die Dachgeschosse.<br />
Für die Wirkung des Gebäudes auf der Stadtseite ist es wichtig, den Betrachter wieder<br />
möglichst dicht an die Fassade heranzuführen und den freien Blick weitgehend zu nehmen;<br />
am besten wäre e<strong>in</strong>e Bebauung zwischen Weserstraße und <strong>Karlshospital</strong>, welche das<br />
Gebäude zugleich von der verkehrsreichen Bundesstraße abschirmen und e<strong>in</strong>e reizvolle Hofsituation<br />
erzeugen kann. E<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Möglichkeit wäre auch die Pflanzung von Bäumen.<br />
(Der Dachfirst wird erst ab e<strong>in</strong>er Entfernung von ca. 15m zur Fassade sichtbar; dies sollte der<br />
maximale Abstand se<strong>in</strong>, von dem man das Gebäude überblicken kann.)<br />
Im Inneren ist der orig<strong>in</strong>ale Bestand ohneh<strong>in</strong> weitgehend erhalten. Besonders bedeutend s<strong>in</strong>d<br />
hier die Architekturformen <strong>in</strong> den beiden großen Hallen und dem barocken Haupttreppenhaus,<br />
welche für den <strong>Kassel</strong>er Barock beispielhaft s<strong>in</strong>d; der erhaltene Putz dürfte auch noch<br />
Aussagen zur ursprünglichen Farbfassung im Treppenhaus und an den Stirnseiten der Halle<br />
zulassen. Ohne Bedeutung ist allerd<strong>in</strong>gs die architektonisch ungeschickte Treppe <strong>in</strong> das<br />
Dachgeschoß, die am besten durch neue Treppenläufe im ursprünglichen S<strong>in</strong>ne zu ersetzen<br />
wäre 165 , unter Entfernung der E<strong>in</strong>bauten aus dem späten 19. Jh.<br />
Bedauerlich ist <strong>in</strong> den großen Hallen der Verlust der Bogenreihen, über deren architektonische<br />
Gestaltung nichts überliefert ist. Besonderer Quellenwert kommt dabei den erhaltenen<br />
Trümmern dieser Bogenreihen zu. Für die Proportion der weitläufigen Hallen wäre es<br />
165 Es wäre zu untersuchen, ob <strong>in</strong> den Außenmauern des Treppenhauses noch Befunde zur konstruktiven Bauart<br />
der ursprünglichen Treppenläufe zwischen OG und Mansardgeschoß möglich s<strong>in</strong>d. Vermutlich handelte es sich<br />
um Holztreppen, die auf der Unterseite mit e<strong>in</strong>er Verschalung versehen waren, wohl mit Stufen aus Tritt- und<br />
Setzholz; unklar ist allerd<strong>in</strong>gs, ob es sich z.B. um e<strong>in</strong>e aufgesattelte Konstruktion zwischen zwei Wangen handelte.<br />
Die Stufen entsprachen <strong>in</strong> ihren Abmessungen sicherlich den Ste<strong>in</strong>stufen zwischen EG und OG.<br />
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