Das Karlshospital in Kassel - Christian Presche

Die einzelnen Gebäude wurden unterirdisch miteinander verbunden, so daß man vom alten
Hauptgebäude bis in den Bunker gelangen konnte 146 . Die Schutzhaftabteilung bestand weiter
fort, und in den unterirdischen Geschossen des Bunkers sollen sich Folterkeller befunden
haben, welche noch bis zum Abbruch 2006/07 von ihrer früheren Nutzung zeugten.
7.) Zerstörung und Nachkriegszeit
Beim Großangriff am 22./23. Oktober 1943 brannten alle Gebäude aus. Beim Neuaufbau der
Stadt wurde die Weserstraße bis zum Altmarkt verlängert, das gesamte Gelände bis zur Höhe
des früheren Walles aufgeschüttet und planiert. Alle Gebäudereste wurden mit Ausnahme der
Ruine des Hauptgebäudes abgebrochen.
1964 gab es erste Konzepte der Stadt für einen Wiederaufbau für die Kfz-Zulassungsstelle
und weitere Dienststellen der Polizei 147 . Diese Planungen zerschlugen sich allerdings, und in
der Folgezeit brach man aus Sicherheitsgründen der Südgiebel aus dem späten 19. Jh. ab.
1978 plante die Stadt dann die Einrichtung städtischer Verwaltungen mit starkem Publikumsverkehr;
hierzu wurde ein Antrag auf ein Landesdarlehen zur Finanzierung gestellt. Wegen
der großen Raumhöhen nahm man hiervon jedoch wieder Abstand 148 . 1,5 Millionen DM, die
aus einem „Investitionsfonds zur Ankurbelung der Konjunktion“ aus einem Titel für historisch
wertvolle, erhaltenswerte Bauten zur Verfügung gestellt worden waren, hatte die Stadt
kurzerhand umgewidmet, um damit die Stadthalle zur Bundesgartenschau auf Hochglanz zu
bringen 149 .
1979 wurden Planungen für einen Wiederaufbau als Stadtmuseum vorgestellt 150 ; die Stadt
stellte hierfür 500.000 DM im Haushalt bereit und erhoffte Zuschüsse von Bund und Land.
Geplant war eine Rekonstruktion des ursprünglichen Zustands von 1720/21, die bereits mit
dem Landeskonservator abgesprochen war. 1982 fehlten hierfür allerdings noch immer die
erforderlichen Finanzmittel 151 .
1984 spendete die Stadtsparkasse Kassel 200.000 DM für Aufräumungsarbeiten und ein Notdach,
um den Ausbau als Stadtmuseum vorzubereiten 152 . Es wurde nochmals die Absicht
bestätigt, den historischen Eindruck des stadtbildbestimmenden Gebäudes wiederherzustellen
153 . Die erforderlichen Finanzhilfen des Landes wurden allerdings nicht zur Verfügung gestellt,
das Projekt scheiterte 154 .
146 Der Beginn eines Kriechgangs ist im Keller des Hauptgebäudes noch erhalten; er führte in die Leichenhalle,
wo der deutlich höhere und bequemere Ausgang bei der Grabung Anfang 2007 entdeckt wurde. Der Hintergrund
einzelner Funde (u.a. ein Backenzahn) auf einem Mauerabsatz im Raum neben der Leichenhalle ist nicht klar.
147 Artikel Die im Krieg zerstörte Ruine des Karlshospitals an der Weserstraße, Kasseler Post vom 7. April 1964.
148 Artikel Wird das Karlshospital wieder aufgebaut?, HA vom 22. März 1978; Artikel Wiederaufbau-Pläne für
Karlshospital fertig, HA vom 5. Dez. 1978; Artikel Karlshospital: Ab ´80 Wiederaufbau für die documenta. Ziel:
Ab 1984 dann Stadtmuseum, HA vom 30. Nov. 1979.
149 Artikel Stadt hofft auf weitere Gelder, HA vom 30. Nov. 1979.
150 Vgl. u.a. Artikel Karlshospital: Ab ´80 Wiederaufbau für die documenta. Ziel: Ab 1984 dann Stadtmuseum;
Artikel Stadt hofft auf weitere Gelder, jeweils HA vom 30. Nov. 1979.
151 Artikel Stadt startet neuen Anlauf für Wiederaufbau von Karlshospital. Millionenprojekt liegt seit zwei
Jahren auf Eis – Kann Land helfen?, HA vom 25. Mai 1982.
152 Artikel 200 000 Mark: Karlshospital wird zur Baustelle, HA vom 30. Mai 1984; Artikel Neues Leben in
Ruinen, Hausputz im Karlshospital, HA vom 26. Juni 1984; Artikel Karlshospital. Verfall stärker als erwartet,
HA vom 6. Aug. 1984.
153 Zitat des Stadtrates Ludolf Wurbs, im Artikel Karlshospital. Verfall stärker als erwartet, HA vom 6. Aug.
1984; Wurbs unterstrich: Trotz des schlechten baulichen Zustandes der Ruine sollte nichts unversucht gelassen
werden, diesen Barockbau wiederherzustellen.
154 Artikel Um eine Hoffnung ärmer, Stadtanzeiger vom 28. Mai 1987.
50