STEINZEUG Information 2006 - Fachverband Steinzeugindustrie eV
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Strategie mit konkreten Zieldefinitionen, welcher Zustand im Kanal zu welchem<br />
Zeitpunkt zu erreichen ist. Von einer solchen Strategie wird darüber<br />
hinaus eine wirtschaftliche und langfristige Perspektive für das vorhandene<br />
Anlagevermögen des Kanalnetzes erwartet, die über eine bloße Aufrechterhaltung<br />
des Kanalbetriebes hinausgeht.<br />
Damit die finanzielle Belastung der Bürger stets in Grenzen gehalten wird,<br />
gilt es, Strategien zu entwickeln, die bei einer zumutbaren Bürgerbelastung<br />
(Herstellungs- und Ergänzungsbeiträge, Abwassergebühren) stets die o.a.<br />
Ziele erreichen sowie gesetzliche Vorgaben erfüllen. Der historisch durch Ausbauschübe<br />
geprägte Netzaufbau mit Perioden unterschiedlicher Verlegeund<br />
Materialqualität lässt in der Zukunft starke Schwankungen des erforderlichen<br />
Reinvestitionsbedarfs erwarten, wenn diese nicht durch vorausschauende<br />
Planung verstetigt werden [9].<br />
Wird der Substanzwert auf der Grundlage einer „Generellen Sanierungsplanung“<br />
(GSP) ermittelt, können neben Aussagen zum materiellen Wert des<br />
Kanalnetzes, die Prognose der zukünftigen Entwicklung und damit die<br />
kurz-, mittel- und langfristigen Auswirkungen unterschiedlicher Steuerungs-<br />
Parameter untersucht und Vorgaben zur strategischen Umsetzung der Maßnahmen<br />
erarbeitet werden. Die geplanten oder vorhandenen Strategien<br />
(Sanierungsumfang, Zeitplan, Verfahren zur Wahl der Sanierungsart) können<br />
mittels entsprechender Berechnungen auf nachhaltige Substanzwertentwicklung<br />
überprüft werden, um frühzeitig Defizite identifizieren und ggf. die<br />
Kriterien zur Strategiesteuerung anpassen zu können.<br />
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass eine sinnvolle Sanierungsstrategie<br />
nur eine Kombination von Reparatur-, Renovierungs- und Erneuerungsmaßnahmen<br />
sein kann, die mittel- bis langfristig einen Werterhalt des Kanalnetzes<br />
bei mäßiger Gebührenentwicklung gewährleistet.<br />
Nachdem die Abwasserentsorgung als eine kostenrechnende Einrichtung zu<br />
führen ist, muss sich bei uns die Erkenntnis verbreiten, dass wir als Bürger,<br />
Anschlussnehmer und Nutznießer dafür einzustehen haben und nicht von<br />
einem unbekannten „Dritten“ diese Leistung erwarten können. Die aktuelle<br />
finanzielle Belastung ist angesichts der gesellschaftlichen Bedeutung einer<br />
ordnungsgemäßen, auf Dauer sicher zu betreibenden Abwasserentsorgung<br />
keinesfalls hoch. Wir müssen allerdings erst erfahren, wie wichtig diese Aufgabe<br />
ist, um die Bereitschaft aufzubringen, auch die Kosten dafür tragen zu<br />
wollen. Dann werden wir es auch tun. So lange jedoch versucht wird, diese<br />
Aufgabe als wenig wichtig und vor allem als eine Selbstverständlichkeit abzutun,<br />
werden wir Gefahr laufen, wie häufig in der Geschichte, uns erst dann<br />
eines Besseren zu besinnen, wenn es zu spät ist. Je früher es uns gelingt, den<br />
gegenwärtigen Trend umzukehren,<br />
desto eher werden wir auch die<br />
Chance haben, unseren Nachfahren<br />
so intakte Abwasseranlagen zu übergeben,<br />
wie wir sie von unseren Vorfahren<br />
übernommen haben.<br />
Kontakt<br />
Dipl.-Ing. Nikola Milojevic<br />
Dr.-Ing. Pecher und Partner<br />
GmbH<br />
Ginsterweg 10 a<br />
81377 München<br />
E-Mail:<br />
nikola.milojevic@pecher.de<br />
Forschung + Technik<br />
Literaturverzeichnis<br />
[1] BERGER, C. & LOHAUS, J. (2005):<br />
Zustand der Kanalisation in Deutschland<br />
– Ergebnisse der DWA-Umfrage 2004,<br />
Korrespondenz Abwasser (52) Nr. 5, S.<br />
528–539<br />
[2] BGW/DWA: <strong>Information</strong>sbroschüre:<br />
Marktdaten Abwasser 2002, Ergebnisse<br />
der gemeinsamen Umfrage zur Abwasserentsorgung<br />
[3] DIN EN 752-2 (1996): Entwässerungssysteme<br />
außerhalb von Gebäuden,<br />
Teil 2: Anforderungen<br />
[4] DIN EN 752-5 (1997): Entwässerungssysteme<br />
außerhalb von Gebäuden,<br />
Teil 5: Sanierung<br />
[5] Länderarbeitsgemeinschaft Wasser<br />
(LAWA) (2005): Leitlinien zur Durchführung<br />
dynamischer Kostenvergleichsrechnungen,<br />
6. Auflage, Kulturbuchverlag,<br />
Berlin<br />
[6] Bundesministerium für Verkehr,<br />
Bau- und Wohnungswesen (2002):<br />
Wertermittlungsrichtlinie WertR 2002 –<br />
Richtlinien für die Ermittlung der Verkehrswerte<br />
(Marktwerte) von Grundstücken<br />
[7] Pecher und Partner (2005): Entwicklung<br />
einer ganzheitlichen Kanalsanierungsstrategie<br />
für Entwässerungsnetze<br />
Deutschlands (KANSAS), Abschlussbericht<br />
[8] WOLF, M., SYMPHER, K.-J. & MI-<br />
LOJEVIC, N. (2005): Nachhaltige Kanalsanierung<br />
– Auswirkungen unterschiedlicher<br />
Strategien auf Substanzwert und<br />
Abwassergebühr, Sanierungsstrategie,<br />
Schriftenreihe aus dem Institut für Rohrleitungsbau<br />
an der FH Oldenburg (29),<br />
S. 514–529<br />
[9] DWA-M 143 Teil 14 (2005): Sanierung<br />
von Entwässerungssystemen außerhalb<br />
von Gebäuden, Teil 14: Sanierungsstrategien<br />
[10] BELLEFONTAINE, K. (<strong>2006</strong>): Substanzerhalt<br />
der Kanalisation, Vortrag 3.<br />
Kanalbautage 3./4. Mai <strong>2006</strong>, Berlin<br />
<strong>STEINZEUG</strong>-<strong>Information</strong> <strong>2006</strong><br />
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