Kurt Wolff Stiftung
Kurt Wolff Stiftung
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Ve r l a g<br />
K l a u s<br />
Wa g e n b a c h<br />
Der Verlag wurde 1964 von Klaus Wagenbach gegründet und wird seit 2002 von Susanne Schüssler geleitet.<br />
Warum ›so‹ verlegen?<br />
Davide Longo<br />
Der Steingänger<br />
Roman<br />
Aus dem Italienischen von Suse Vetterlein<br />
176 S.<br />
geb. mit Schutzumschlag<br />
ISBN 978-3-8031-3208-6<br />
17,50 Euro<br />
90<br />
(Website) www.wagenbach.de<br />
(E-Mail) mail@wagenbach.de<br />
(Anschrift) Verlag Klaus Wagenbach GmbH<br />
Emser Straße 40/41<br />
D - 10719 Berlin<br />
Der Verlag ist unabhängig und macht davon Gebrauch, seine Meinungen vertritt er auf<br />
eigene Kosten. Er ist nicht groß, aber erkennbar. Seine Arbeit dient nicht dem Profit, son-<br />
dern folgt inhaltlichen Absichten. Wir veröffentlichen, nach dem schönen Wort von <strong>Kurt</strong><br />
<strong>Wolff</strong>, nur Bücher, von denen wir meinen, dass sie gelesen werden sollen. Ungewohnte,<br />
neue, nicht mehrheitsfähige Bücher. Literatur, Kulturgeschichte, Politik. Aus den uns ge-<br />
läufigen Sprachen: Italienisch, Spanisch, Englisch, Französisch und natürlich Deutsch.<br />
Und unsere Bücher sollen schön sein, aus Zuneigung zum Leser und als Zeichen gegen<br />
die Wegwerfmentalität.<br />
In einem piemontesischen Tal wird ein Mann umgebracht. Cesare findet<br />
seinen ermordeten Patensohn Fausto, doch ein ganzes Dorf schweigt ver-<br />
stockt. Was steckt hinter der Tat? Cesare und der Tote führten als Schleu-<br />
ser jahrelang Flüchtlinge von Italien über die Berge nach Frankreich. Ein<br />
gefährliches Leben, mit Widersachern, Konkurrenten, Verfolgern. Es ist<br />
schließlich eine Frau, die das Schweigen bricht und dem Geschehen eine<br />
überraschende Wendung gibt. In einer dichten, kargen Sprache, mit ein-<br />
zelnen Sätzen schneidend wie Felskanten, nimmt diese außergewöhnliche<br />
Geschichte ihren Lauf. Unabänderlich wie der Zyklus der Jahreszeiten<br />
scheint auch das Schicksal der Menschen.<br />
(Telefon) 030 / 23 51 51-0<br />
(Telefax)<br />
030 / 211 61 40<br />
A. L. Kennedy<br />
Day<br />
Roman<br />
Aus dem Englischen von Ingo Herzke<br />
352 S.<br />
geb. mit Schutzumschlag<br />
ISBN 978-3-8031-3214-7<br />
22,90 Euro<br />
Leseprobe aus ›Day‹ von A. L. Kennedy:<br />
Er war erst fünfzehn, als der Krieg ausbrach, und er hätte auch zu schnell<br />
vorbei sein können, dann hätte er ihn verpasst. Es hätte ein weiteres Ab-<br />
kommen wie das von München geben können, oder es hätte bei Drohge-<br />
bärden bleiben können, die wieder abebbten; zu Anfang ließ sich das<br />
nicht sagen. Also betete er, dass es ernst werde: ein guter, langer Krieg.<br />
Jener Sonntagmorgen im September, als das Wetter so gut war, alles auf<br />
Altweibersommer hindeutete, die Glocken läuteten, und dahinter wuchs<br />
eine ganz bewusste Stille, ein schmerzlich süßer Tag – keine Sekunde<br />
davon würde er vergessen. Er hatte mit Ma in der Küche gesessen – sie<br />
sollte wegen ihrer Beinschmerzen nicht zum Gottesdienst gehen, und<br />
das war nicht gut, riss eine vertraute Wunde im Hintergrund seines Bewusstseins<br />
auf, aber Alfred und seine Ma blieben fröhlich. Es ging ihnen<br />
gut. Sie hatten es gemütlich miteinander, hatten ihre Würstchen mit<br />
Rührei und Schinken gegessen, redeten nicht viel, weil es nicht not tat,<br />
weil heute alles seinen gemächlichen Gang gehen konnte – heute konnten<br />
sie es sich leisten -, und sie aßen noch einen Extratoast – damals<br />
wusste er noch nicht, dass sie das beste Brot backte, das er je kosten<br />
sollte –, und das Haus würde noch mindestens zwei Stunden Ruhe haben.<br />
Die Hintertür stand offen, der Duft ihrer letzten Rosen wehte herein,<br />
in die Diele fiel ein Keil Sonnenlicht, in dem der Kater lag und schnurrte,<br />
Weitere Autoren im Verlag Klaus Wagenbach. Eine Auswahl.<br />
A B A D, Héctor B A R N E S, Djuna B A S S A N I, Giorgio B E N N E T T, Alan B E N N I, Stefano<br />
B E R G E R, John B E R G G R U E N, Heinz B O B B I O, Noberto B O B R O W S K I, Johannes B R E D E K A M P, Horst<br />
B U Ñ U E L, Luis B U R K E, Peter C A M I L L E R I, Andrea C A V A Z Z O N I, Ermanno C E L A T I, Gianni<br />
C I P O L L A, Carlo M. C O Z A R I N S K Y, Edgardo E D W A R D S, Jorge F L O R E S D’ A R C A I S, Paolo F R I E D, Erich<br />
G A D D A, Carlo Emilio G A M B O A, Santiago G I N Z B U R G, Carlo G I N Z B U R G, Natalia H A U S M A N N, Friederike<br />
H E R M L I N, Stephan J A N D L, Ernst K A F K A, Franz M c A D A M, Colin M A L E R B A, Luigi<br />
M A N G A N E L L I, Giorgio M E I N H O F, Ulrike M O R A N T E, Elsa M O R A V I A, Alberto P A G E, Martin<br />
P A R I S E, Goffredo P A S O L I N I, Pier Paolo P I T O L, Sergio P R E U S S, Ulrich K. S C A R P A, Tiziano<br />
S C I A S C I A, Leonardo S O L D A T I, Mario T A B O R I, George T O M E O, Javier U L L R I C H, Wolfgang<br />
U N G E R , Roberto Mangabeira V A S A R I, Giorgio V Á Z Q U E Z M O N T A L B À N, Manuel V I A N, Boris V O L L E N W E I D E R, Alice<br />
W A L L E R S T E I N, Immanuel WO L F F, <strong>Kurt</strong> Z E M O N D A V I S, Natalie<br />
Alfred Day kam der Krieg sehr gelegen. Auf der Suche nach Lebenssinn<br />
und Erfüllung fand er hier seine große Aufgabe, echte Freunde und die<br />
große Liebe. Sein Leben begann und endete mit dem Zweiten Weltkrieg.<br />
In der Air Force ist er zum Mann gereift, als Heckschütze fand er seine<br />
Bestimmung, in der Crew seine Familie und in Joyce seine große Liebe.<br />
Worauf er nicht vorbereitet war, ist die Zeit danach, die Kriegsgefangen-<br />
schaft und die Leere, die sich mit dem Frieden einstellt. Seine Crew ist tot,<br />
und Joyce hat er offenbar verloren. ›Day‹ ist ein großer Roman über den<br />
Krieg und seine Schrecken, über Freundschaft im Angesicht ständiger To-<br />
desgefahr und eine bewegende Erforschung der Unwägbarkeiten und<br />
Verwicklungen der Liebe. Erstaunlich leicht und ungezwungen erzählt A. L.<br />
Kennedy von der Last der Geschichte und von denen, die sie überlebten.<br />
das sah man schon an seiner Kopfhaltung, auch ohne ihn zu hören. Dann<br />
kommt Chamberlain aus dem Empfänger, Alfred hatte ihn nie gemocht,<br />
sich nie an seinen Ton gewöhnen können – er wirkte immer wie ein dünner,<br />
grauer Verwandter, neben dem man nicht sitzen wollte, seine Sätze<br />
verklangen im Nichts, wenn er die Stimme senkte, brach sie, für ihn<br />
schien alles so schwer und traurig, obwohl es andere Menschen auf der<br />
Welt gab, die ihr Leben auch nicht gerade genießen konnten. Die Tschechen<br />
zum Beispiel. Oder die Polen. Man konnte drauf wetten, dass die<br />
nicht glücklich waren. Aber hier sprach nun Chamberlain aus dem Kabinettsaal<br />
– den Alfred sich wie eine Art Salon vorstellte: dunkle Politur<br />
und Porzellanhunde - und sagte mit seinem gepflegten Akzent, er habe<br />
einen herben Schlag erlitten und es gebe keine Wahl, als nun in den<br />
Krieg zu ziehen. Die Deutschen hätten bis elf Uhr antworten sollen, und<br />
jetzt war elf Uhr vorbei. Was Alfred gut in den Kram passte, vielen herzlichen<br />
Dank. Am Tag zuvor war die allgemeine Wehrpflicht eingeführt worden,<br />
wovon Alfreds Vater schlechte Laune bekommen hatte. Nicht seiner<br />
selbst wegen: Er war so alt, dass niemand ihn mehr einziehen wollte:<br />
Aber er hatte sich ausgerechnet, dass sie es bald auf Alfred absehen<br />
würden. Alfred hatte auch schlechte Laune bekommen, weil er erst fünfzehn<br />
und gerade mal sechs Monate war, und das hieß, er würde zu lange<br />
warten müssen. Aber sobald er konnte, wollte er sich freiwillig melden.<br />
Hatte er beschlossen. Dann würde er nicht bis ans Ende seiner Tage in<br />
Fischgedärm müssen: Alfred würde sich die Waffengattung aussuchen,<br />
er hoffte jedenfalls, dass es so lief. Hoch oben in der sauberen Luft, frei<br />
im weiten Blau, da wollte er sein.<br />
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