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Bewältigung von Personalentlassungen durch Gestaltung ... - EconBiz

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i.d.R. klargemacht werden kann, daß die Alternative - nämlich eine fortschreitende<br />

soziale Zerrüttung - kaum jemanden diente (vgl. Seckauer 1997, S. 94). Dieses tripartistische<br />

Arrangement , so Seckauer, wurde <strong>durch</strong> einen Kunstgriff, nämlich <strong>durch</strong> die<br />

in der Arbeitsstiftung erfolgte Verknüpfung <strong>von</strong> Sozialplan und arbeitsmarktpolitischen<br />

Maßnahmen, möglich (vgl. Seckauer 1997, S. 94).<br />

Definition und Absicht beim Einsatz des Instrumentes<br />

Das österreichische Förderinstrument wird wie folgt definiert: „Arbeitsstiftungen sind<br />

Einrichtungen, <strong>durch</strong> die bei einem größeren Personalabbau die erfolgreichsten arbeitsmarktaktivierenden<br />

Maßnahmen gebündelt, problemadäquat und vor Ort eingesetzt<br />

werden können“ (ÖSB o.J.b, o.S.).<br />

Aus der einschlägigen Literatur können insgesamt vier Ziele <strong>von</strong> Arbeitsstiftungen ausfindig<br />

gemacht werden:<br />

Arbeitnehmer der verstaatlichten Industrie sind in „Hochlohnoasen“ mit garantierter<br />

Arbeitsplatzsicherheit aufgewachsen (vgl. Lichtenberger 1997, S. 275 und siehe Abschnitt<br />

2.3.1, S. 16). Als es Mitte der 80er Jahre zur Redimensionierung der verstaatlichten<br />

Industrie kommen sollte, hätten dies die Arbeitnehmer ohne die attraktiven<br />

Angebote der Arbeitsstiftungen sicherlich nicht so friedlich hingenommen. Dies bestätigt<br />

auch ein Unternehmensvertreter der verstaatlichten Industrie: „Die Überwindung dieses<br />

Tabubereiches [Entlassungen <strong>durch</strong>zuführen] wäre nur mit schwerwiegenden sozialen<br />

Erschütterungen und unkalkulierbaren Folgen möglich gewesen, hätten wir nicht das<br />

Instrumentarium unserer Stiftung zum Einsatz gebracht“ (Dipplinger 1991, S. 81).<br />

Arbeitsstiftungen hatten während der Krise in der verstaatlichten Industrie Mitte der 80er<br />

Jahre also eine Pazifizierungsfunktion (vgl. Seckauer 1997, 92f.). Dies geht auch aus den<br />

Experteninterviews hervor, die Seckauer geführt hat und in seiner Studie dokumentierte<br />

(vgl. Seckauer 1997, S. 53f.). Außerdem war es den Verantwortlichen der Redimensionierung<br />

der verstaatlichten Industrie auch klar, daß es den meisten Arbeitnehmern, die<br />

<strong>durch</strong> die paternalistisch geführten verstaatlichten Betriebe sehr stark geprägt worden<br />

sind, äußerst schwer fallen würde, sich auf dem offenen Arbeitsmarkt adäquat bewegen<br />

zu können.<br />

Arbeitsstiftungen werden in Österreich seit Mitte der 80er Jahre zur sozialen Abfederung<br />

<strong>von</strong> Massenentlassungen eingesetzt. Die erste Arbeitsstiftung, die im Oktober 1987 bei<br />

der Voest-Alpine gegründet wurde, hatte - wie alle nachfolgenden Arbeitsstiftungen auch<br />

- das Ziel, den Gekündigten bei einer geeigneten Anschlußperspektive behilflich zu sein.<br />

Die „Pionierstiftung“ Voest-Alpine, der weitere Arbeitsstiftungen in ganz Österreich<br />

folgten, wurde konzeptionell wesentlich <strong>von</strong> der saarländischen Stahlstiftung (vgl. hierzu<br />

Bosch 1990) geprägt, die ihrerseits auf einem schwedischen Modell beruht 61 (vgl.<br />

AMS/ÖSB 1994/95, o.S.).<br />

Eng zusammen mit der Absicht den Gekündigten bei einer geeigneten Anschlußperspektive<br />

behilflich zu sein hing das Ziel, mit der Redimensionierung der<br />

verstaatlichten Industrie entstehende Arbeitslosigkeit innerhalb <strong>von</strong> „Kerngruppen“ des<br />

Arbeitsmarktes zu vermeiden (vgl. ÖSB o.J.a, S. 4). D.h. ursprünglich wurde es als<br />

61 Arbeitsstiftungsähnliche Einrichtungen wurden in Schweden bereits 1964 nach einer Krise bei Volvo<br />

und anderen Staatsbetrieben eingesetzt (vgl. AMS/ÖSB 1994/95, o.S.).<br />

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