11.01.2013 Aufrufe

Fremde Haut - Lespress

Fremde Haut - Lespress

Fremde Haut - Lespress

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

schwarz auf weiß<br />

stand der Organisation von €rztinnen<br />

…sterreichs auf und wirkte zeitweilig<br />

an der 1954 gegrŸndeten šsterreichischen<br />

Gesellschaft fŸr Sexualforschung<br />

mit.<br />

Selbst heterosexuell, billigte Helene<br />

Stourzh-Anderle Lesben und Schwulen<br />

eine vergleichbare GefŸhlsfŠhigkeit<br />

wie Heterosexuellen zu - nicht ohne<br />

aber zu betonen, dass nur das eine<br />

ãnaturgewolltÕÒ sei und HomosexualitŠt<br />

hormonell bedingt.<br />

Helene Stourzh-Anderle war und<br />

blieb Zeit ihres Lebens eine biologistische<br />

Denkerin: Auch der diesbezŸglich<br />

gleichheitsorientierte FlŸgel der<br />

Alten Frauenbewegung scheint sie<br />

nicht beeindruckt zu haben. Trotzdem<br />

favorisierte sie eine Vorstellung von<br />

Gleichberechtigung und Gleichrangigkeit<br />

von Frauen und MŠnnern. Sexuell<br />

Monika Richrath:<br />

Das kleine Singlewohlfühlbuch<br />

für<br />

Frauen<br />

mvg Verlag,<br />

Die langjŠhrige Mit-lespress-Herausgeberin<br />

Monika Richrath hat sich mit<br />

dem ãKleinen SinglewohlfŸhlbuchÒ<br />

auf das Gebiet der Ratgeber-ÒLiteraturÒ<br />

gewagt. Unter dem Motto ãLernen<br />

Sie Ihr Leben zu genie§en - auch<br />

allein!Ò nimmt sie frische und auch<br />

langjŠhrige ãSolistinnenÒ an die Hand,<br />

sah sie durchaus unterschiedliche Rollen:<br />

ãBeim Verkehre fŠllt dem Mann<br />

der tŠtige und daher komplizierte Teil<br />

zu, wŠhrend die Frau nur eine untŠtige<br />

Haltung einzunehmen hat.Ò Kein<br />

Wunder also, dass auch die Neue<br />

Frauenbewegung in ihr keine VerbŸndete<br />

sah und nicht fŸr postume Rezeption<br />

sorgte...<br />

Kritisch zu werten sind Ÿberdies ihre<br />

AusfŸhrungen Ÿber Kšrperbaulehren<br />

und rassenhygienische †berlegungen.<br />

Die Arbeiten Helene Stourzh-Anderles<br />

wurden zwar recht breit rezipiert<br />

- was nicht eben viele Autorinnen<br />

von sich sagen konnten - aber dennoch<br />

konnte sie keine ãbreitere Wirkung auf<br />

Forschung und LehreÒ erzielen.<br />

Eingangs geht Florian Mildenberger<br />

zu hart mit der bisherigen Forschung<br />

Ÿber Frauenbiographien ins<br />

um ihnen<br />

die mannigfaltigenMšglichkeitenaufzuzeigen,<br />

kreativ mit<br />

der Einsamkeitumzugehen.<br />

Der neu<br />

zu entdeckende<br />

Freundeskreis, SpaziergŠnge<br />

mit viel Zeit zum Nachsinnen oder der<br />

klassische Wellness-Abend mit Ba-<br />

Gericht: Diese folge den ãeingefahrenen<br />

Routen der GeschichtsschreibungÒ<br />

(was allerdings nicht weiter<br />

ausgefŸhrt wird) und au§erdem seien<br />

ãentweder herausragende und schon<br />

halbwegs bekannte Persšnlichkeiten<br />

biographisch untersucht worden oder<br />

aber ganze Teile der Emanzipationsbewegung<br />

ohne RŸcksicht auf Individualbiographien<br />

beleuchtetÒ worden.<br />

WŠhrend der letzten Kritik uneingeschrŠnkt<br />

zuzustimmen ist, ist die andere<br />

doch mit Blick auf den Forschungsstand<br />

zu relativieren: Es liegen nach<br />

wie vor vergleichsweise wenige Biographien<br />

von Frauen speziell aus feministischen<br />

Bewegungskontexten vor,<br />

systematischen Analyse sind weiterhin<br />

notwendig. Kritischer und spannender<br />

wŠre es gewesen, sich etwa archivund<br />

quellenkritisch mit den vielfŠlti-<br />

dewanne und gutem Buch - Alleinsein<br />

kann eben doch schšn sein.<br />

Praktisch wird es dann in den Kapiteln<br />

ãSei freundlich zu Deinem LeibÒ<br />

und ãDinner for oneÒ: es wird viel<br />

Sport empfohlen (gut fŸr den Marktwert<br />

und den Geist) und der gepflegte<br />

Umgang mit den dem Kšrper zwangslŠufig<br />

zuzufŸhrenden Nahrungsmitteln<br />

(kein einsames Fast Food vor dem<br />

Fernseher). Auch Tipps fŸr den ãBloody<br />

SundayÒ-Blues gibt Richrath: Einfach<br />

die Lieblingsmusik auflegen und<br />

dazu tanzen. Oder puzzeln. Und falls<br />

das nicht hilft: Im Kapitel ãWas Sie<br />

schon immer Ÿber Sex wissen woll-<br />

gen Problemen biographischen Arbeitens<br />

auseinanderzusetzen - und zum<br />

Beispiel aufzuzeigen, das die Rekonstruktion<br />

von Lebensgeschichten von<br />

Frauen, die keine bŸrgerliche Herkunft<br />

hatten und gar nicht oder wenig publizierten,<br />

so gut wie unmšglich ist.<br />

Nichtsdestoweniger: Die werk-biographische<br />

Analyse von Florian Mildenberger<br />

liest sich von wenigen fachwortlastigen<br />

Passagen abgesehen gut,<br />

kontextualisiert Leben und Werk der<br />

€rztin politisch-historisch mit interessanten<br />

Querverbindungen und eršffnet<br />

eine interessante sexualwissenschaftliche,<br />

medizinhistorische, speziell gynŠkologiegeschichtliche<br />

Welt und deren<br />

frauenorientierte Kritik ˆ la Helene<br />

Stourzh-Anderle aus bŸrgerlich liberal-reformerischer<br />

Sicht.<br />

Christiane Leidinger<br />

tenÒ wird Ÿber die Freuden der Selbstbefriedigung<br />

mit und ohne Hilfsmitteln<br />

aufgeklŠrt. Leider kommt das<br />

ãSinglewohlfŸhlbuchÒ nicht ohne den<br />

obligatorischen Teil Ÿber das Wieschalte-ich-das-Single-sein-wiederab?<br />

aus. Da scheint es mit dem WohlfŸhlen<br />

also doch recht schwierig zu<br />

sein ...<br />

Alles in allem hat Monika Richrath<br />

mit ihrem Ratgeber jedoch ein feines,<br />

kleines BŸchlein mit der richtigen<br />

Prise Humor geschaffen, das mindestens<br />

einen Badewannen-Abend zu einem<br />

Genuss werden lŠsst.<br />

Sabine König

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!