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SARAH JANE MORRIS<br />
lespress ❘ oktober 2005<br />
ALEXANDRA<br />
IN CONCERT<br />
in-akustik/SWR DVD<br />
Eigentlich wollte Sarah Jane Morris bei der Schauspielerei bleiben, aber dann kam es auf Umwegen zu einem Zu-<br />
sammentreffen mit den Communards, mit denen Sie das Remake des Donna-Summer-Hits „Don’t Leave Me This<br />
Way“ aufnahm. Ihre leicht rauchige, dunkle Stimme passte einfach wunderbar zu Jimmy Summervilles Falsett-<br />
Stimmchen. Und so wurde „Don’t Leave Me This Way“ 1986 nicht nur zu einem Megahit, sondern auch zu einem<br />
Meilenstein in ihrer Karriere als Sängerin. Mitte der Achtziger war es längst noch nicht schick, schwul zu sein und<br />
fast schon gefährlich für die Karriere, sich gemeinsam mit einem Schwulen auf die Bühne zu stellen, aber Sarah Ja-<br />
ne Morris hatte damit keine Probleme - im Gegenteil: Sie setzte noch eins drauf, indem sie ihre Version von „Me<br />
And Ms Jones“ herausbrachte. Der Song wurde prompt von den britischen Radiosendern boykottiert und mit umso<br />
mehr Interesse von Lesben gehört...<br />
Die in diesem Jahr erschienene DVD ist ein Mitschnitt der „Ohne-Filter“-Sendungen des SWR von 1990 und ent-<br />
hält auch den legendären Titel „Ms-Jones“-Song sowie eine harsche Abrechnung mit der damaligen<br />
Regierungschefin Maggie Thatcher, die von Sarah Jane Morris in ihrer Ankündigung als „Diktatorin“ bezeichnet<br />
wird. Nun sind die Songs eben schon so alt wie sie sind, nämlich mindestens 15 Jahre, und ein wenig altbacken<br />
kommt auch der Mitschnitt daher, aber those were the days. Dennoch: eine hübsche Zeitreise ins vorige Jahrzehnt<br />
- die Extras sind allerdings nur etwas für Freaks und fast schon eine Lachnummer.<br />
❤❤❤❤❤❤<br />
DIE LEGENDE EINER SÄNGERIN<br />
Film von Marc Boettcher (ARD Video), DVD<br />
„Mein Freund der Baum ist tot, er fiel im frühen Morgenrot“ - das ist eine der Zeilen eines Liedchens, das viele Kin-<br />
der einer gewissen Generation geprägt hat. Eigentlich hat Alexandra mit diesem wie auch anderen „kritischen“<br />
Songs im Schlagerkontext der Sechziger und Siebziger einen großen Anteil an der späteren grünen Bewegung - rich-<br />
tig zugeben will es natürlich keine(r). Und ganz so richtig ist diese Behauptung auch nicht, denn die Sängerin selbst<br />
hat sich (außer in ein, zwei Songs) zu Lebzeiten kaum zu gesellschaftspolitischen Themen geäußert, sondern eher<br />
ganz brav versucht, als „besondere“ Künstlerin ihren Weg durch die Hitparaden zu machen. Das ist ihr wohl gelun-<br />
gen, der Preis allerdings war hoch: ihr Privatleben ging schlichtweg dabei drauf. Alexandras mysteriöser Tod, der<br />
bis heute nicht geklärt ist, markiert den Schlusspunkt einer Karriere, die gerade erst begonnen hatte. Die „Legende<br />
einer Sängerin“ ist eine eher brave Dokumentation, die wenig überraschende Neuigkeiten bietet, aber immerhin ein<br />
interessanter Spiegel jener Jahre ist.<br />
❤❤❤❤ ❤ ❤<br />
ufa<br />
ufa<br />
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