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Fremde Haut - Lespress

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liebender Mensch, fŸhlt sie sich in der engen schwŠbischen Welt eingesperrt,<br />

kontrolliert und in Zaum gehalten von ihren Freunden, einer<br />

angepassten Frau und zwei horizontbeschrŠnkten MŠnnern.<br />

Irgendwie hat es Angelina Maccerone drauf,<br />

die Enge von Provinzen Ÿberzeugend darzustellen, ohne ins †bertriebene<br />

abzugleiten. Die einschnŸrende Enge der Provinz mit ihren toleranzarmen<br />

Bewohnern hat sie schon mit ihrer ersten Arbeit ãKommt<br />

Mausi rausÒ beschrieben, als die gerade geoutete Kati in ihr kleines<br />

Dorf zurŸckkehrt. Das €ngstliche allem <strong>Fremde</strong>n gegenŸber, das<br />

Kleinkarierte, die Bewahrung des dšrflichen Status quo und der Ausbruch<br />

einzelner aus dieser Enge sind ihre Themen - neben dem gro§en<br />

Thema weibliche HomosexualitŠt, das sie auch in ã<strong>Fremde</strong> <strong>Haut</strong>Ò<br />

ebenso wie in den Fernsehproduktionen ãKommt Mausi rausÒ und<br />

ãAlles wird gutÒ unverkrampft behandelt. NatŸrlich gibt es in ihren<br />

Filmen auch immer die, die HomosexualitŠt absto§end finden - aber<br />

das ist leider unsere RealitŠt. Aber da gibt es auch immer die anderen,<br />

die sie als so selbstverstŠndlich wahrnehmen, dass sie nicht thematisiert<br />

werden muss. So lŠsst Anne sich auf Siamak bzw. Fariba ein, ohne<br />

auch nur einmal ãOh Gott, du bist eine FrauÒ oder ãHilfe bin ich jetzt<br />

lesbisch?Ò Ÿber ihre Lippen kommen zu lassen. Sie hat sich verliebt, in<br />

etwas ihr fremdes, das hat sie irritiert - aber, dass das <strong>Fremde</strong> in Gestalt<br />

einer Frau daher kommt, ist ihr vollkommen unwichtig. Ein schšner<br />

Zug in dem Film.<br />

Das Drehbuch hat Angelina Maccerone zusammen<br />

mit Kamerafrau Judith Kaufmann geschrieben, mit der<br />

sie auch schon in ihren TV-Produktionen zusammenarbeitete. Die<br />

Bilder von Judith Kaufmann zeigen wirklichkeitsnahe Aufnahmen aus<br />

dem FlŸchtlingslager, dem Wohnheim, der falschen Dorfidylle. Zeigen<br />

Aufnahmen vom Wunsch nach der gro§en Freiheit in Form von VogelschwŠrmen,<br />

die Angst vor Abschiebung in Form von ins Nirgendwo<br />

startenden Flugzeugen. Die Cutterin Bettina Bšhler, deren Arbeit gerade<br />

bei Christian Petzolds ãGespensterÒ zu sehen ist, arrangiert Handlung<br />

und Bilder zu einem ruhigen ErzŠhlfluss - die Bilder gewinnen<br />

nur an Fahrt, als Anne und Siamak ihren ersten gemeinsamen Ausflug<br />

auf Annes alter Vespa unternehmen.<br />

Doch die Zukunft, der sie hier entgegenfahren kšnnten, erweist<br />

sich als Trugschluss.<br />

Angelina Maccerone erzŠhlt die Geschichte mit einem dramatischen<br />

Einbruch zu Ende. Das GlŸck war fŸr den Moment und ein Happy-End<br />

gibt es schon gar nicht. Aber das ist leider durchaus realistisch.<br />

Angelina Maccerone sagt dazu in einem Interview, dass sie es vorgezogen<br />

habe zu zeigen, dass unser System unerbittlich zugreife, bei auch<br />

nur dem kleinsten Fehler. Und sie zeigt, dass ein Happy-End nicht unbedingt<br />

ein gutes Filmende ausmacht. Der Anblick einer kŠmpferischen<br />

Frau, die nicht aufgeben wird, ist eines der schšnsten Enden in<br />

einem der erwachsensten Filme von Angelina Maccerone.<br />

Dagmar Trüpschuch<br />

<strong>Fremde</strong> <strong>Haut</strong><br />

Von Angelina Maccarone<br />

Mit Jasmin Tabatabai und Anneke Kim Sarnau<br />

BRD, 2005<br />

Deutsch/Farsi mit Untertiteln<br />

Filmstart 20.10.05<br />

Queerfestivals:<br />

Esslingen: Mo. 3.10. 05 um 19 Uhr und Fr. 7.10.05 um 17 Uhr<br />

Hannover: Sa. 29.10.05 um 19 Uhr mit Angelina Maccerone<br />

lespress ❘ oktober 2005<br />

Fariba und Anne<br />

Fariba vor einer Bäckerei<br />

Fariba in der Sauerkrautfabrik<br />

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