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Fremde Haut - Lespress

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daheim<br />

Die Geister, die ich rief ...<br />

„Tante Bella?“, fragte das zarte<br />

Stimmchen meiner Nichte Marie auf<br />

mein unhöflich ins Telefon gebellte<br />

„Hallo?“. Aus dem Stand mutierte ich<br />

zur lieben und lustigen Tante. „Ja<br />

Marie, was rufst Du mich denn an?“,<br />

fragte ich ziemlich dämlich. „Tante<br />

Bella, die Magdalena und ich, wir wollen<br />

Dich nächsten Freitag besuchen.<br />

Und mit Dir zum Oktoberfest gehen.<br />

Du hast mir doch zur Taufe einen<br />

Gutschein fürs Oktoberfest<br />

geschenkt.“. Ich konnte mich nicht<br />

recht erinnern, schließlich war das 10<br />

Jahre her. Solche Gutscheine kommen<br />

wie Bumerangs immer wieder zurück.<br />

Der ganze Besuchsplan war auf dem Mist meines<br />

Bruders, seines Zeichens Vater der MŠdchen, gewachsen.<br />

Er war auch fŸr die Anrede ãTante BellaÒ<br />

verantwortlich, weil er, fŸnf Jahre jŸnger als ich, als<br />

Kind meinen Vornamen nie hatte aussprechen kšnnen<br />

und einfach ãBellaÒ zu mir gesagt hatte. Mein Bruder wollte sich<br />

mit seiner Frau ein schšnes Wochenende im Voralpenland machen, zu<br />

diesem Behufe seinen JŸngsten, Markus, bei dessen Taufpaten abgeben<br />

und die beiden MŠdchen, Magdalena und Marie, Ÿbers Wochenende zu<br />

uns bringen. Da kam ihm der alte Gutschein zum Oktoberfestbesuch<br />

gerade recht. Als gute Tante und bewŠhrte ãgro§e SchwesterÒ zeigte ich<br />

mich zŠhneknirschend mit allem einverstanden.<br />

Meine Frau gab die BedenkentrŠgerin: ãDie sind doch alle furchtbar<br />

katholisch - wundern die MŠdchen sich nicht, dass wir beide in einem<br />

Bett schlafen? Am Ende mŸssen wir mit denen in die Kirche, ich wei§<br />

gar nicht, ob in der kleinen Kirche am Friedhof Ÿberhaupt AuffŸhrungen<br />

sind ...Ò. ãDas hei§t Gottesdienst oder Messe, das wei§t du genau!Ò,<br />

tadelte ich meine ungetaufte Frau. ã†brigens: meine Nichten<br />

wissen doch, dass wir Lesben sind.Ò ãMit allen Konsequenzen?Ò, fragte<br />

meine Frau. ãKonsequenzen? Maries Definition geht so: ÔLesben<br />

sind Frauen, die keine MŠnner brauchen.ÕÒ. ãDann sind aber viele<br />

Frauen Lesben.Ò, murmelte meine Frau.<br />

Ein bisschen enttŠuscht waren Magdalena und Marie schon, als wir<br />

Freitagabend ãwegen der LichterÒ nur einmal mit dem Auto um das<br />

24 lespress ❘ oktober 2005

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