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Die Vision von DIGITALEUROPE

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KAPITEL 2 DIGITALE TECHNOLOGIEN ALS TRIEBKRÄFTE DES WANDELS: BRANCHEN- UND FALLBEISPIELE<br />

<strong>Die</strong> Zukunft des europäischen produzierenden Gewerbes:<br />

Im Jahr 2004 hat eine Gruppe <strong>von</strong> Interessenvertretern<br />

dargelegt, wie sie sich die Umwandlung der europäischen<br />

Fertigung <strong>von</strong> einem ressourcenintensiven in einen<br />

innovativen, wissensintensiven Sektor vorstellen: 51<br />

„Zur Vermeidung eines Wettbewerbs, in dem allein die<br />

Produktionskosten zählen, muss sich die europäische<br />

Industrie verstärkt auf Produkte und Technologien mit<br />

hoher Wertschöpfung konzentrieren – mit einem erweiterten<br />

Serviceangebot, das den Ansprüchen der Kunden<br />

weltweit in Bezug auf die Produktqualität wie auch<br />

die ökologischen und sozialen Rahmenbedingungen<br />

gerecht wird. Eine Stärkung der Rolle des Wissens bei<br />

der Fertigung wird mit einem wirtschaftlicheren Einsatz<br />

<strong>von</strong> Werkstoffen und Energie einhergehen.<br />

Der Ausdruck „produzierendes Gewerbe“ wird künftig<br />

ein integriertes System bezeichnen, das den gesamten<br />

Zyklus aus Entwicklung, Produktion, Vertrieb und Entsorgung<br />

umfasst – und damit ein System kunden- und<br />

nutzerorientierter Innovation. An die Stelle des aktuellen<br />

in der Regel linearen Konzepts bei Forschung, Entwicklung,<br />

Entwurf, Konstruktion und Montage werden in<br />

allen Bereichen simultane Tätigkeiten treten im Bestreben,<br />

der weltweiten Nachfrage gerecht zu werden und<br />

die Produkteinführungszeit zu verkürzen.“<br />

<strong>Die</strong> Bedeutung <strong>von</strong> IKT: <strong>Die</strong> Autoren eint die Überzeugung,<br />

dass die <strong>von</strong> den Kunden geforderte Innovation<br />

– auf der Grundlage nachhaltiger Ressourcennutzung<br />

und integrierter Fertigungszyklen – in allen Produktionsbereichen<br />

<strong>von</strong> einer flächendeckenden Durchdringung<br />

und Nutzung digitaler Technologien abhängt, denen dabei<br />

nicht nur eine Schlüsselrolle bei der Verringerung der<br />

Kosten zukommt, sondern die mehr noch als Werkzeug<br />

dienen, um aktuelle Trends wie die dezentrale Fertigung<br />

oder die Just-in-Time-Produktion in weltweitem Maßstab<br />

wirkungsvoll zu implementieren.<br />

Tatsächlich ist es eben diese Aussicht einer stetig wachsenden<br />

Kapazität und Bedeutung digitaler Technologien,<br />

die – explizit oder implizit – dieser <strong>Vision</strong> zugrunde liegt,<br />

wie aktuelle Projekte im europäischen Automobilsektor<br />

vor Augen führen: 52<br />

• Auftragsfertigung: Ein europäisches Projektkonsortium<br />

aus Automobilherstellern und Zulieferern hat in den zurückliegenden<br />

fünf Jahren ein Zukunftsszenario für die<br />

Branche ausgearbeitet und diesem dabei die folgende<br />

Prämisse zugrunde gelegt: „Wollen Unternehmen, Einrichtungen<br />

und Arbeitnehmer in der europäischen Automobilindustrie<br />

wirtschaftlich überleben, müssen sie auf<br />

lange Sicht dem Wettbewerbsdruck durch Niedriglohnländer<br />

entgehen.“ 53<br />

Hier<strong>von</strong> ausgehend wandte sich das Konsortium den<br />

konzeptionellen und praktischen Aspekten der Bereitstellung<br />

eines Produkts an den Kunden innerhalb <strong>von</strong><br />

fünf Tagen nach Auftragserteilung zu, was einen radikalen<br />

Bruch mit dem „Lagerabverkaufs-“ und Massenproduktionsdenken<br />

des 20. Jahrhunderts und die Umstellung<br />

auf eine Auftragsfertigung (Build-to-Order, BTO)<br />

bedeutete, die ohne Lagerhaltung auskommt. <strong>Die</strong>s<br />

machte die Neuerfindung des vollständigen automobilen<br />

Warenstroms <strong>von</strong> den Materialherstellern bis zu den<br />

Endabnehmern <strong>von</strong> Fahrzeugen unter Einsatz eines<br />

kostenoptimierten Systems erforderlich, das unverzüglich<br />

bereitstellt, was der Kunde wirklich will.<br />

Im Mittelpunkt des Projekts standen Zukunftsszenarien<br />

für neue flexible Planungs- und Ausführungsprozesse,<br />

neue Strukturen der Organisation des Versorgungsnetzes<br />

sowie neue unterstützende Technologien für<br />

das Jahr 2015 im Bestreben, das Fünftagesziel zu erreichen.<br />

In einem unabhängigen Artikel zur Beurteilung<br />

des Fortschritts, der auf dem Weg zur Umsetzung der<br />

BTO-<strong>Vision</strong> erreicht wurde, schätzen drei Hochschulexperten<br />

dessen digitale Dimension folgendermaßen<br />

ein: 54<br />

„Der Schwerpunkt künftiger Entwicklungen innerhalb der<br />

IKT-Systeme der Automobilindustrie wird in Zusammenarbeit,<br />

lückenlosem Informationsfluss und Überwachung<br />

liegen. Neue [IKT]-Technologien werden [BTO]-Prozessen<br />

zum Durchbruch verhelfen. [Das Projektkonsortium]<br />

erkennt in IKT einen wichtigen Wegbereiter für neue<br />

Logistikkonzepte im Rahmen eines flexiblen Produktionsnetzes.<br />

<strong>Die</strong>s geht Hand in Hand mit neuen Formen<br />

funktionierender Zusammenarbeit zwischen den an der<br />

Wertschöpfungskette beteiligten Unternehmen. <strong>Die</strong> in<br />

Logistiknetzen erforderliche Flexibilität lässt sich nur<br />

[durch] eine neue Qualität der Zusammenarbeit innerhalb<br />

dieser Netze erzielen.“<br />

51 ManuFuture A <strong>Vision</strong> for 2020, Report of the High Level Group, November 2004. http://www.manufuture.org/documents/manufuture_vision_en[1].pdf | 52 Über 2,2 Millionen Menschen sind unmittelbar in der Herstellung <strong>von</strong> Kraftfahrzeugen<br />

und Komponenten hierfür beschäftigt; dies entspricht nahezu 7 % der Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe und 1 % der Gesamtbeschäftigung in den 27 EU-Staaten. Unmittelbar und mittelbar hängen über 12 Millionen europäische Jobs vom<br />

Automobilsektor ab. http://www.acea.be/index.php/news/news_detail/economic_turmoil_hits_vehicle_makers_hard/ | 53 http://www.ilipt.org/public/index.html/document_view | 54 Gareth Stone et al. Transformation of the European auto industry:<br />

the future of lean, Stone, Parry, Graves; The Capco Institute Journal of Financial Transformation. http://www.capco.com/files/pdf/66/02_FACTORY/01_Transformation%20of%20the%20European%20auto%20industry%20the%20future%20of%20<br />

Lean%20(Opinion).pdf<br />

P 35

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