Die Vision von DIGITALEUROPE
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Energie<br />
Bedeutung für Europa: Über die offensichtliche Bedeutung<br />
sicherer und erschwinglicher Energie für alle Bereiche<br />
<strong>von</strong> Wirtschaft und Gesellschaft hinaus stellt der<br />
europäische Energiesektor auch selbst eine wichtige<br />
Komponente unserer industriellen Basis dar. Nach den<br />
jüngsten Eurostat-Zahlen beschäftigt der aus etwa 22 000<br />
Unternehmen gebildete Energie-Sektor der 27 EU-Mitgliedsstaaten<br />
mehr als 1,2 Millionen Personen und damit<br />
rund 3 % der gesamten Industriearbeitskräfte und erzielte<br />
eine Wertschöpfung <strong>von</strong> 180 Milliarden Euro – 9 % der gesamten<br />
Industrieleistung. 64 Überdies ist der europäische<br />
Energiesektor eine Quelle starken Wachstums und wettbewerbsfähiger<br />
Leistung: Zwischen 2000 und 2006 stieg<br />
die Arbeitsproduktivität um 57 % (die damit heute den<br />
entsprechenden Wert der europäischen Gesamtindustrie<br />
übertrifft), während zugleich die Gesamtzahl an Energieversorgungsunternehmen<br />
um 52 % anwuchs.<br />
<strong>Die</strong> Zukunft der europäischen Energie: <strong>Die</strong> drei strategischen<br />
Ziele der langfristigen europäischen Energiepolitik<br />
sind klar: 1) geringere Abhängigkeit <strong>von</strong> einzelnen<br />
Energieträgern, 2) verringerte Treibhausgasemissionen<br />
sowie 3) ein wettbewerbsfähiger, sich über den gesamten<br />
Kontinent erstreckender Binnenmarkt. <strong>Die</strong>ses Szenario<br />
bringt für europäische Energieunternehmen große Herausforderungen<br />
unter Aspekten des Wandels mit sich.<br />
An erster Stelle steht dabei, wie auch Präsident Barroso<br />
in seiner <strong>Vision</strong> für das Jahr 2020 anerkennt, dass alle<br />
drei genannten Punkte eine vorrangig betriebene Umwandlung<br />
der bestehenden europäischen Strom- und<br />
Gas¬versorgungsnetze in sich über den gesamten Kontinent<br />
erstreckende intelligente Netze voraussetzen. Der<br />
Umwandlung des Stromnetzes kommt dabei entscheidende<br />
Bedeutung zu. 65 Nur mit einem stärker dezentralisierten<br />
intelligenten Stromnetz lassen sich 1) vor Ort vorhandene<br />
erneuerbare Energien aus dezentralen Erzeugungsstandorten<br />
einbinden und deren unregelmäßige Verfügbarkeit<br />
beherrschen, sind 2) Verbraucher in der Lage, ihren Verbrauch<br />
mitzugestalten und am Ende selbst zu Energieerzeugern<br />
zu werden, und lässt sich 3) ein über den gesamten<br />
Kontinent gespanntes Netz überhaupt verwalten.<br />
Bedeutung <strong>von</strong> IKT: Auch hier wiederum ist die strategische<br />
<strong>Vision</strong> für Europa unmittelbar abhängig vom Potential<br />
der Digital-Technologien, den Wandel zu befördern –<br />
<strong>von</strong> unseren Netzinfrastrukturen bis hin zur Kontrolle des<br />
Endabnehmers über dessen Verbrauch. Wie das folgende<br />
Fallbeispiel illustriert, finden Projekte einer Implementierung<br />
intelligenter Stromnetze, die Fernleitungsnetzbetreiber,<br />
Kraftwerksindustrie, Verbraucher und IKT-Akteure an<br />
einen Tisch führen, in Europa bereits zunehmende Verbreitung.<br />
• MeRegio (Minimum Emissions Region) ist ein Projekt<br />
eines intelligenten Netzes zur Senkung des Energieverbrauchs<br />
und zur Minimierung der CO2-Emissionen<br />
durch die Zusammenführung aller Glieder eines Energieversorgungsnetzsystems<br />
– Erzeugung, Verteilung<br />
64 http://epp.eurostat.ec.europa.eu/cache/ITY_OFFPUB/KS-SF-09-072/EN/KS-SF-09-072-EN.PDF | 65 Eines der nächsten großen europäischen Projekte ist die Schaffung eines Supernetzes für Strom und Gas, Barroso, a. a. O.<br />
P 40<br />
und Verbrauch – in einem einzelnen, interaktiven Echtzeitnetzwerk.<br />
Im Rahmen des Projekts wird derzeit eine<br />
Pilotanlage im Raum Karlsruhe-Stuttgart entwickelt, einer<br />
der am dichtesten besiedelten Regionen Deutschlands,<br />
die zugleich als der größte Produktions- und<br />
High-Tech-Ballungsraum Europas gilt.<br />
Das mit dem Projekt verfolgte Ziel besteht im Aufbau<br />
eines optimierten und nachhaltigen Spannungsversorgungsnetzes,<br />
das den Umfang der CO2-Emissionen so<br />
weit wie technisch irgend machbar an Null heranführt –<br />
und auf diesem Wege eine sogenannte Minimum Emissions<br />
Region (MeRegio)schafft.<br />
<strong>Die</strong> Lösung wird <strong>von</strong> Solarzellen, Windturbinen, Brennstoffzellen<br />
und weiteren Formen dezentraler Erzeugung<br />
generierte saubere Energie bereitstellen und den Leitungsnetzbetreiber<br />
mit Echtzeitinformationen über das<br />
gesamte Stromnetz zu Lieferangebot und Kundennachfrage<br />
versorgen. Der Betreiber ist dadurch in der Lage,<br />
den Energiefluss vorherzusagen, sich rasch an neue<br />
Gegebenheiten anzupassen, Preissignale an den Kunden<br />
zu senden, um zur Nachfrage oder auch – bei einem<br />
drohenden Versorgungsengpass – zur Zurückhaltung<br />
zu animieren, und einen regionalen Energiemarkt<br />
zu schaffen, der den Endverbraucher mit einbezieht.<br />
<strong>Die</strong> Verbraucher wiederum erhalten die Möglichkeit,<br />
ihren individuellen Stromverbrauch und CO2-Ausstoß<br />
stets im Auge zu behalten, auf Preissignale zu reagieren,<br />
ihren Verbrauch je nach Preis und Verfügbarkeit anzupassen<br />
und überschüssige Energie aus ihren eigenen<br />
Generatoren dann in das Netz einzuspeisen, wenn die<br />
Preiskonditionen besonders günstig sind.<br />
Erfolgsfaktoren für Europa: Vielversprechende Projekte<br />
wie MeRegio führen das enorme IKT-eigene Potential vor<br />
Augen, den Wandel im Energiesektor zu befördern. Der<br />
Übergang hin zu weiträumigen intelligenten Netzen und<br />
die flächendeckende Einführung intelligenter Strommessgeräte<br />
stellen freilich eine erhebliche Herausforderung<br />
dar. Angesichts einer fehlenden europäischen Umsetzung<br />
weltweiter Standards zeigen Versorgungsunternehmen,<br />
IKT-Branche und Nutzer bislang wenig Bereitschaft, in<br />
entsprechende Hardware und <strong>Die</strong>nste zu investieren.<br />
Den Fernleitungsnetzbetreibern fehlen oftmals Anreize,<br />
ihre IT-Aufwendungen zur Entwicklung intelligenter Netze<br />
deutlich zu erhöhen. Gleichzeitig machen sich viele Endverbraucher<br />
einfach nicht bewusst, in welchem Ausmaß<br />
moderne Technologien ihre Energiekosten zu reduzieren<br />
vermögen.<br />
Anderseits hat Europa alle Chancen, bei der Entwicklung<br />
solcher intelligenter Netze die weltweite Führungsposition<br />
zu übernehmen. Wie Business Week unlängst berichtete,<br />
ist Italien in weniger als einem Jahrzehnt „der überraschende<br />
Weltmarktführer bei der Entwicklung eines<br />
intelligenteren Stromnetzes geworden. Rund 85 % der<br />
italienischen Haushalte sind mittlerweile mit intelligenten<br />
Strommessgeräten ausgestattet – das ist nicht nur der